Deutsche Tagespost, August 1920 (Jahrgang 13, nr. 166-190)

1920-08-05 / nr. 169

\ E hi -- k­­ s N Ne . L IEI Engzieeennng ’«s.s,.:sEAX-«.. III-VI THIS-Js-s««7:---«7«-«--s-·.s·«.--.-·«;:I-.-s.s--»)7:»«»«-,-.«-·---·-·-««-«-.«-:« REFUND-II seingspreiieg wsusellnn s vduwerimb mountlichRI­·-(8el.lsssll),viertels.KIO-—(Lei45s—),Wi.11 Ar. 169. ers T. Procuratura de Statului Schewisgasse, Essig Justizpalais Hermaunkadt, Donnerdtag Ben 5. Anguit 19390, —7-:-«.-«««-:1.2»-s.: Türe a ER, Berwaltung: Wintergasse Ar. ERTL 9% 80 ° (Lei 90), ganzl. B60— (Lei 180 °), für Gessmnmkadt oma Buftellung monatlich K 27 °, viertelj. K 80 °, Halbl. K 160 °­, gan. K B20—., Einzelnummer 7k(lLe-e). ZUEL Sahrgang. Hieder­ mit der geistigen Sindade! (F. K.) Brief, Rettungsgensur und Be­­lagerungszustand wurden in ganz Rumänien aufgehoben. Allmählich treffen die bezüglichen Verordnungen auch in der Provinz ein. 68 kann doch vielleicht gehofft werden, bes etwa 1­2 Monate nach verfolgten Ministerrat be­­schluß die Verfügung auf dem ganzen Staat d­­iete buch­geführt sein wird. Der unbefangene­eobachter muß feststellen, daß sich in der öffentlichen Ordnung gegen früher gar nichts geändert hat. Die Sezung geht ihrer Urbeit oder ihrem "Vergnügen nach, wie früher. € 3 ist wie mit der Demobilisierung. ALS vor Monaten von einsichtiger Seite die Forderung erhoben wurde, dem Ele late Leben die durch den Militärdienst so lange entgegene­ Kräfte zurückzugeben und damit gleichzeitig die ortenden Staatsausgaben um sehr beträchtliche­ummen zu vermindern, erhob sich dagegen leidenschaftlicher Widerstand. Die Erinnerung daran ist noch sehr lebhaft, dak von gewissen Kreisen sogar das Gespenst eines tuffischen Einfalles in Bessarabien an die Wand gemalt und dur­ die Preife in möglichst Dunklen Farben gezeichnet konnbe, nur bringen. Sperrung weiter Das selbstverständliche Verantwortlich­keitsgefüßt darf das Mare und notwendig fort­­schrittliche Urteil nicht erdrääcken. Ein anderer schwerer Diuc lastet noch auf dem Lande. Wir Nicht so sehr die fehlende Freizügigkeit, hängt. Reifen kommen für die große Mehrzahl der Bevölkerung heute aus materiellen Gründen nicht in vage. Aber die Unmöglichkeit, die Beitungen und Zeitschriften des mittels und westeuropäischen Kulturkreises zu erhalten, ein selbständiges Wicklung der Welt, sei einfach um eben. Hude hermetische At­­Vestens, die mit zusam­men­­fi­ Ente e8 auf politischem, wirt­­schaftlichem oder künstlerischem Gebiete aus uns mittelbarer Lek­üre zu bilden, ist nun schon eine faft unerträgliche Teufel. Der­­ Büchermarkt des N­eckig Auslandes ist uns noch immunter vollk­om­mnen­te Wenn zu der­en als der Sommarismus in Ungarn tobte, unsere Heimat mit Recht als eine ruhige Insel inmitten der stürmischen Brandung vernichtender und zer­geßender Stedmungen bezeichnet wurde, so fant das Bild, ohne natürlich etwa nur Ungarn im Auge zu haben, sehht dahin variiert werden, daß unsere Heimat auch Heute eine Insel bildet, aber eine Insel, die von der westlichen Zivilisa­­tion Durch undurchdringliche Schranken abge­­schlossen ist © Die elek des Landes erhält ihre­­ Orientierung­ über Die Weltereignisse ausschließ­­li aus den dürftigen Berichten der Lyoner amtlichen Funfenstation. Ganz abgesehen davon, daß Diese selbstverständlich eine vollkommen einseitige Darstellung geben, ist auch der Um­­fang ihrer Berichterstattung durchaus unge« un are &3 N vollkommen ausgeschlossen, ein ladenloses und sostematisches Bild der poli­­tischen und wirtschaftlichen Entwicklung zu ge­winnen. Die französischen und englischen Blätter, die auf dem Seewege mit furchtbarer Ver­­spätung in Rumänien eintreffen, bieten ja nun wünschenswerte Ergänzung, aber eben so spät, daß sie meist nicht einmal von den­en Blättern, wohl auch aus Raumgründen, aufge­arbeitet werden. Von einem methodischen Bord geben dann seine Rede fein, da in der Postzu­­stellung jede Beständigkeit fehlt. Nach Sieben­­bürgen gelangen Diese Blätter jecht sogujagen überhaupt nicht. Wie außerordentlich weit unsere Oeffentlichkeit davon entfernt ist, gunt unter­richtet zu sein, kommt einem so recht zum Bemubicih, ion mal alle acht Tage einmal e8 westeuropäisches Blatt in Die Hand | En Sand, gegen d­ie als "Ein Saal | hältwismäßig mehr Tageszeitungen erscheinen, als in welcher anderen europäischen Großstadt Ingwer, weiß von dem Weltgeschehen so fnrchibay wenig, daß ein müheholles Studium notwendig ist, um in einzelnen Fragen überhaupt festzu­­stellen, was sich erteignet hat. Y­ür den rumänischen Staat haben gegen­­wärtig zwei Probleme die größte Wichtigkeit: Die Huffii­e Frage und die Gesamtheit der eng 83 ist hier nicht der Dirt, näher auf die Materie einzugehen, soviel muß aber gesagt werden, daß das Fehlen einer fajchen und objektiven Orientierung über den Stand sowohl der internationalen Politik gegen­­über Ausland als auch der zwischenstaatlichen Wirtschaftspolitik, den­ Lande schweren Schaden­s gefügt. Was die russische Entwicklung anbe­­angt, die ERORTR­ERTge Verhandlungen, das Friedensangebot Rußlands an Rumänien und den polnische ruffischen Waffenstillstand, gibt ein Bukarester Blatt ,der Ueberzeugung Ausdruck, daß der Minister des Renkern die betreffenden ‚Rachrichten absichtlich unterdrücken sowie weil er un in der Konzeption der alten diplomatischen Ahnle Iche. Wir können Die Nichtigkeit dieser Behauptung nicht untersuchen. ' Wenn sie wahr wäre, müßte im Parlamente mit aller Schärfe dagegen Berwehrung eingelegt werden. Diese Bellen sind­ vorüber. Ueber die Absperrung­ unseren Landes vom Büchermarkte des Westens ist nicht viel zu sagen. Auf die Dauer muß der Zustand als ganz un­­haltbar bezeichnet werden, daß wir einfach nicht in der Lage sind, die greingsten Bildungsbedürf­­nisse zu befriedigen. Ein Land, da vor dem Kriege ausländische Beitschriften und Bücher in Tausenden von Exemplaren benötigte, kann sie auf Sabre Hinaus nun nicht mehr entbehren. Weder der schöngeistig oder woissenschaftlich interessierte Kulturmensch, noch der Woh­tifer oder Bollawirt. Wird Leine age gescheaffen,­­ muß sich das früher oder später auch im adtligen Leben in betrübender Weise zeigen. Darüber wird sich wohl niemand einer Täuschung hingeben, daß das geistige Leben sämtlicher hier wohnender Nationen bei aller selbstverständlichen nationalen Eigenart doch nicht mehr als ein Ableger der westlichen Kultur ist. Die Se­xopromen liegen auf der Hand. Die Regierung ist verpflichtet, im In­­texeffe­nd Landes biete Angelegenheit e­rnft zu prüfen, und alles, was in ihren Sträften hebt, zu tunn, damit die unwürdige und unerträgliche geistige Blockade endlich aufpdre. Die chinesische Mauer, die ung von dem Westen trennt, muß fallen. Die Staatsgewalt hat geneigende Mittel, um gefährliche Tendenzen zu unterdrüc­hen. Durch die Absperrung vom Ausland, wie sie jegt ge­­handhabt wird, wird des Gegenteil erreicht. Wenn der rumänische Staat Geld genug hat, um 18 Minister zu bezahlen und jeden zweiten Tag neue, reich dotierte Öffentliche Aemter zu schaffen, so wird vielleicht auch die Summe aufgebracht werden können, um eine berüünftige Organisation des auswärtigen Nachrichtendienst­s durchzuführen. Wie wenig angenehm ed vielleicht an manchen Kreisen sein mag, «8 müßte anders doch der Glaube entstehen, daß erst eine deutsche Agentur in der zum. Hauptstadt gegrüindet werden müßte, um diesem vormärzlichen Zustand ein Ende zu bereiten. Napoleon A gesagt, dab Gedanken stärker als Kanonen sind. Keine Macht der Welt ist imstande, die Gedanken, die jenseits unserer Grenzpfähle geboren werden und ich aus der Notwendigkeit der Zeit ‚heraus durchlegen, von diesen Gefilden ode­r 3 ist unvernünftig und ein vergebliches Bem­ühen, sich gegen diese Wahrheit aufzulehnen, für die sich geschichtlich Beispiele in größter Rapl er­­bringen lassen. Man wird uns Deutschen nicht übelnehmen, wenn wir Diese Forderung erheben. Wir Gängen gewiß mit allen Fofern umseren Wesend an der geistigen Kultur des großen deutschen Volkes. Aber wir sprechen nicht nur für uns. Dieses ganze Land muß sich in geistigeer und kulturelleer Beziehung westlich orientieren, wenn es gedeihen sol. Es gibt nur weierlei: Ballonisieru­ng oder Europäisierung. Jeder mit der geistigen Blocade! den von meinen Urteil bie dem Sultnrleben Verkehrs­ und Rapihilanen des Die Ab­­t über die ‚neiftige ; na Deren m mem nn , In den 964 Millionen, die die Oberste Staats­­verwaltung in Anspruch nimmt, fielen 305 Millionen für Invalidenpensionen. Der Neft des Budgets verteilt A mit 709 Millionen auf die Syriangverwaltung, mit 121 Millionen auf Rost- und Telegraphenwesen, mit 106 Millionen auf Wälder und Bergwirken, mit 105 Millionen auf Bauten, mit 74 Millionen auf Soziale politif, mit 69 Millionen auf Öffentliche Ge­­sundheitspflege, mit 44 Millionen auf Agrar­reform, mit 39 Millionen auf Inneres und mit 12 Millionen auf Kultus. Die Einnahmen beziffern sich auf 3884 Millionen Dinar, so daß ein Fehl­betrag von 110 Millionen bliebe. Aber da vorläufig in den ehemals serbischen und den ehemals österreichische ungarischen Ge­­bieten Südslawiens verschiedene Steuern bes­­tehen und der­­ Budgetentwurf mit Einnahme­quellen rechnet, die wie die Kriegsgewinnsteuer und die Umfaßsteuer exist zu erschließen sind, erscheint zum min­­esten Dieser Teil des Haus­­haltsplanes sehr problematisch. Die Finanzlage Jugoslawiens, Griechen­­­­lands und Bulgarien. Anläßlich der bevorstehenden Budgetdebatte im Bularester Parlament Halten wir die­olgenden Mitteilungen über die Staatsfinanzen er drei Ballonmächte für sehr interessant. Derjemoslawi ist Staats­­­haushalt. Obwohl das neue Rechnungsjahr Ion am 1. Jni­ begonnen hat, ist der vorläufigen Rollevertretung erst vor kurzem der Budget­­entwurf für 192021 zugegangen, eigent­­lich des ersteren­ Gründung des serbisch-kroatisch-slomwenischen Königs­reichs. Denn die Aufstellung der Ausgaben und Einnahmen im sebten Jahr er­­fuhr nie parlamentarische Behandlung und er­langte nie Geießeskraft. Sie war­­ völlig auf Land gebaut, denn während sie 1558 Millionen Dinar Ausgaben und 715 Millionen Einnahmen, also einen Wehlbetrag von 843 Millionen vorgah, fliegen die Ausgaben auf 2­, Milliarden, die Einnahmen blieben hinter den Erwartungen zurück und der Fehlbetrag belief sich am Ende auf 1­2 Milliarden. Der Budgetentk­urf für das laufende Rechnungsjahr schlägt die An­­gaben auf 3994 Millionen Dinar an; auf jeden der sind 12 Millionen Betwohner des jüdlewhsschen Staates fommten­­ also 332 Dinar, während in Serbien 1914 auf den Kopf nur 47 Dinar kamen.­­ Von dieser Summe verschlingt die Heeres­­verwaltung, der allerdings die Aufstellung einer starren Sicherheitstruppe und einer angesichts der Ausdehnung der Grenzen nicht kleinen Finanz und Rollwache obliegt, fast ein Drittel, 1121 Millionen Dinar, während sich die Unterrichts­­verwaltung eines Landes, das fast 75 Prozent Aralphabeten zählt, mit 159 Millionen recht timmerlich bescheiden muß. Auch sind bei dem bedenklichen Austausch der Verkehrsverhältnisse 324 Millionen für Die Pe­ren nur ein paar Tropfen auf einen heißen Stein. Die Finanz- und Wirtschaftsr­lage Griechenlands. Nach einem Bericht des englischen Handels­­sek­etärs in Athen über die industrielle und kommerzielle Tage Griechenlands im Jahre 1919 befindet sich dieses Land, obwohl es 8 von 1911 bis 1919 im Kriege war, in einem reichlich günstigen Zustand. Vermehrte Arbeitskräfte und Rohstoffe aus anderen Ländern haben eine be­­merkenswerte Besseiung der­­­ei­n Lage hervorgerufen. Nach­ dem Waffenstillstand waren die Vereinigten Staaten zuerst mit­ndustrie­erzeugnissen auf den griechischen Märkten ver­treten, dann aber übernahmen englische Erzeug­­nisse die Führung. In den ersten 4 Monaten­­ betrug die Einfuhr aus England 97 Millionen Bra, während sich die Ausfuhr dorthin auf 475 Millionen res. belief. Die Bereinigten Staaten sandten für 775 Millionen Fre3­ Waren und empfingen für 265 Millionen Fre. Am 31. März stand die griechische Nationalschuld auf 2428 Millionen Drachmen; Ende Des­­­zember war sie­ auf 2944 Millionen Drachmen angewachsen. Das Budget 1919/20 weist­en Einnahmen 11475 Millionen Drachmen, an Ausgaben 1542 Millionen Drachmen auf, also einen Lehrbetrag von 3945 Millionen Drachmen. Von den Ein­­künften entfallen 345 Millionen Drachmen auf ordentliche, 61 Millionen Drachmen auf außer­ordentliche und 74125 Millionen Drachmen auf Anleihen. Von den Gesamtausgaben erscheinen 961 Millionen Drachmen als Kriegslasten. Die­ Einkünfte für den von der internationalen ge verwalteten Zinsendienst sind außerordentlich reichlich und genügen für meh­­rere zurücklegende Jahre. Die Einnahmen aus den verpfändeten Staatseinkünften, betrugen. Le re Die drei Anderthalben. E83 gab Bon Hans Lienert, eine große Aufregung im Dorf, als bekannt wurde, daß Peter Stivner sie mit Anna Klein versprochen habe. Vielen war es klar, daß diese Ehe nicht zustande kommen dürfe und leicht verhindert werden künne. Das Paar war zu ungleich,­­ und den Besseren be­ommen, wenn sie die Augen offen hätte. Aber so ist fiel immer ein wenig extra, links vorbei, lacht aus dem falschen Winter und gudt eins über Achtel Wort mit ihr reden will. — der hätte sie einige Wederlegung un ernste Hin­weise mußten eigentlich genügen, a verirrten Schicsal wieder auf den rechten Weg zu helfen. Man denke! Anna Klein "gehört Doch zu im Dorf, das heißt: zu Denen, die durch ihren Besis viele andere ihrer Nach­­barn gut überragen. Sie könnte schon Deshalb einen ganz die andern Burschen zum Manne an, wenn man ein ernstes Ihr Deater ist tot, mit dem rechten Mann zus­­ammengespannt; ihre Mutter muß schmweigen und sie gewähren lassen. Was soll sie anders mit dem hochnäsigen Pfefferfarn ?. Muß sie fadenwegs ins Elend laufen lassen, wenn an« I ehrliche Leute sie nicht noch abreden. Aber alles, was recht ist! Der Peter ist ja sonst nicht grade zu verachten: Hug, aufrecht, Flint und freundlich, — das ist nicht zu leugnen, Aber, aber, er gehört zu den Drei Andert­halben und das ist nun leider ein Unglück. Sie wohnen ja nur im Bohlenhäuschen am Ende des Dorfes, in der „Villa“ mit den zwei Stüben und den drei Heinen Fensterchen, an denen abwechselnd­­ d­ie alte Stirnerin auf­­ Schwiegertöchter oder sonst etwas Bedeutendes wartet. Der Grundbesiß der drei Brüder ist so Hein, daß sie ihn fast umspannen können, wenn sie einander die Hände reichen; und wenn sie fest zugreifen, können sie das Haus samt allem beweglichen Gut auf einen Hub faslen und forttragen. Wenn der Martin und der Johann halb­ weg? dem Peter glichen, da wären sie noch er­trägliche Hausgenossen. Aber man sehe sie nur recht an! Da ist der Martin mit dem alten Kopf, der Büffelstirn, dem Stiernaden, den feinen Augen und dem Hängeschnurrbart ; dann ein kurzer Oberleib, feine endlosen Beine und ie Sabe, durch deren Länge er Die Kugelform der Erde fühlt; feine Arme, die fast bis an die Snnee reichen, weil es so krumm geht, und die Hände, mit denen er eine Brunnensäule umgreift, — endlich fein furzer Hahnenschritt und sein hölzernes Gellapper, wenn er redet! &3 ist ganz natürlich, daß den seine gebraucht hat und daß er mit sechsunddreißig Jahren noch ledig herumläuft. Und nidgt minder vatürlich is e8 beim Schenn. Wenn der wenigstend noch gutmütig Wäre, wie der Martin. Aber nicht nur, Daß man auch aus ihm gut andershalben ordentlichen Menschen schnigen Ihnnte, — er hat dazu einen schlechten Mimd und ist falsch und zänflich und hält immerfort das Haus in Atem. Er ist meist die Ursache, wenn die Kleinen Stuben vom Getrie ber „Niefenschlachten“ erfüllt werden, die sich von Zeit zu Zeit noch immer wiederholen. Brüder zwieträchtig beieinander wohnen! Denn hat das Sornwort: jung gewohnt, alt getan, auch forst oft genug eine peinliche­ Richtigkeit, so ist es im Falle dieser beiden Brüder ganz besonders schlimm. Sie haben als Finder Die ich blau au­fschlagen, ohne das die Mutter sie hindern konnte, nun ist ihnen das an­­scheinend zum Bedürfnis oder umentbehrlichen Lebensgern geworden, und wie der Martin sich von dem weit jüngeren, nur zweiunddreißig- jührigen Sohann nichts bieten läßt, so ist diesem binwieder auch seines Bruders Endel noch nicht ‚zu alt für die gewohnte Last einer ergeb­enden Liebe, wie unfein und unlieblich ist: e8, wenn in angenommen, sich gelegentlich gründ« Tracht Prügel. Peter, der jüngste ist es dann meist, der mit einigen wohlabgemessenen Hieben nach beiden Seiten hin die Wagschale ausgleicht und das verloren gegangene Gleichgewicht her­­sellt. Und sie, die arme, alte Stienerin, kann nur die Hände ringen und zu der sonst fast wortlos grimmen Schlacht, iwie in­ früheren Jahren, in höchsten Tönen die Begleitung schrillen. Doch Gewohnheit flumpft ab und läßt Furchtbares ertragen, darum wird sie samt ihrem Geh­eild­e nicht weiter beachtet. Aber wenn eine Schwiegertochter und Dans Tüte, welch ein Entgegen müßte das geben! Würde sie, so fragt man besorgt, ohne Schaden zu nehmen, den Um­blic ertragen? Würde sie sich nicht unter bestimmten Umständen so arg­an x versehn, laß daraus ein bdjes Erbteil für Inder und Enfel­emähle? Mindestens weifelhaft, wenn man einmal den Anblick der Alten alles die stechenden Augen, die scharfe Rate, den weitaufgerissenen, zahnlosen, scharf­­jängigen Mund, — alles, umrahmt von einem grauen Haariwaft, denn ein alter Kamm höchstens am­ Sonntagmorgen zu glätten versucht; und des Ganze, Herumgetragen von einem kleinen verhugelten Körperchen! Welche Aussicht auf eine Schwiegermutter Und biese Anssicht hatte Anna Stein. Man werrte dies von allen Seiten. Ihre Kat went und zwiet ab. Aber Anna wollte un­­meh­rin Weter und blieb fest. Sie hie it Born von ihrer Mutter und wohnte­n als richtige Ehefrau Betere in der Billa. Es gie merkwürdige Dinge z­wischen Himmel und Ehe, Wihrr Erwarten und Bor« ausfaygen wer ans mers ® geworden, als wie es Hätte Inıyının wären. Die Schwieger­­mutter war gar’ nicht­­ äwierig, sondern freund­­ch und Hilfähexzelt, nie mehr hörte man ihr Keifen, denn run wer das Hänschen fand er biß in den legten Winkel; ui. Schiegertochter versah ihre Stelle gut beim Herd, um Haid» und Bad, trog, bei der newen Nähmaschine, in gi und Feld, — mit einem Wort: die junge Ehe ver­­lief friedlich und glücklic und Anna war der Bol im Haus, um den sich alles in ungeführter Drdnung drehte. Und in diese Drdnung hatten sich an Martin und Johann trefflich eingefügt;­­ sie hatten mit verstohlenen Blicden ihre Freude an der mitunteren jungen Frau und taten ihr alles gerne zu Gefallen, was sie ihr an den Augen ablasen. Da gabs nie mehr Mangel an gespaltenem Holz, da fehlte niemals frisches Wasser in den Sanner, da gabs nie mehr ans Leichtsinn beschmugte und zerrissene Kleider, — und die Niefenschlachten waren in diesem frieden völlig verlunden. Peter hatte Zeit, in Seelen­­rube die durch Annas Befig vermehrte Wirt­schaft zu leiten und zu bestellen. Dann brach auch Über das Süd dieses Häuschen das Unmwetter des großen Krieges herein. Martin und Johann ‚blieben als Heer­dienst»untauglich daheim, Beter zog hinaus in die Trostlosigkeit der geligiichen Herbstschlachten. Er nehm mnwunden Herzen? Abschied von seiner ungen ran und dem jungen Cheglüd. Seine Mahnung an die Brüder, die Wirtschaft in Ordnung und Auswand zu führen, bis er wieder­­lomme, wurde den beiden mit einem bedeutungs­­vollen Händebund und einem beruhigenden Seitenblid auf die weinende Schwägerin ent­­gegengenommmen. Mehr als bisher lebten nun die beiden Daheimgebliebenen der Wirtschaft, die vorher Be geleitet hatte. Jeder gab sich Mühe, die Pfriedenheit der jungen Stau zu erlangen; jeder wollte sich vor dem andern als der bessere, Plagere,­­fleißigere Gervorimn. Sie arbeiteten rostlos und so, wie wenn sie für sich selbst tätig wären. Hob einer den schiweren Tflug auf den Wagen, so tog der andere schon die Enge herbei. Brachte einer das Joch, so trieb der andere fon die Ochsen aus dem Stall, E8 wer so natür­­lich, daß Annas Befig mitgeadert, neeggt, gesät würde, beb Pe gar nit davon zu reden brauchten. Alles ging den besten Gang und Anna konnte an ihren Mann ins Feld nur Gutes schreiben. Und da sie ihre beiden Schwäger loben mußte, achtete sie wohl, daß sie dabei seinen vorzog oder Bint anfegte. Denn sie merkte allmählich mehr und mehr, wie beider Herzen in Flammen standen. Welche Gint brannte in den Augen der Brüder, wenn sie, ihrer Meinung nach unbeobachtet, einen Blick nach Anna warfen) Wie loderte Sehnsucht und männliches Verlangen auf, die bisher stets dur­ Spott und Abweisung der Mädchen und Frauen unterbract werden mußten! Es war offenbar, daß Martin aufrechter einherschritt, Haare und Schnurrbart pflegte, sich ordentlicher ” und vor allem viel gewählter zu pen­ch bemühte. Johann verlor seine Heftigkeit, hielt seine Zunge im Baum, befleißigte sich überall eines gemessenen Wesens. In all dem so merk­­würdig veränderten Tun der Brüder lag offen­­bar der Wunsch auf der Lauer, sich der jungen u zu nähern, sie zu berühren, zu streicheln, e etwas fühlen zu lassen von der Glut jahres­lang unter drücter Leidenschaft. Das alles blieb Anna nicht verborgen. Sie zitterte manchmal im Gedanken an die Möglichkeiten, die darau­ entspringen konnten. Doch fand sie ihre Festigkeit stei­ wieder, wenn sie beobachtete, wie beide einander mit glühender Eifersucht wortlos bewachten. Es konnte gewiß nicht Zufall sein, daß sie niemals für Längere Zeit mit einem der Brüder allein blich. Wie die Brüder nur zusammen aufs Feld fuhren,­­ kamen sie nur gleichzeitig heim. Treat Martin und Zimmer, um Wasser zu trinken, so hatte Sohann den Taleat vergessen und holte ihn. Bor Iohenn eines Tages Trans und mochte nicht aufs­­ seld fahren, so hatte sich Martin an derselben Speise den Magen verdorben und blieb daheim. Und, so giegs fort, Die ver­­schiedensten Möglichkeiten des Angriffes und der Abwehr wurden verfacht und vereitelt. Anna stand mitten drin und­ hielt Ordnung­ und Bucht.

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