Deutsche Tagespost, August 1920 (Jahrgang 13, nr. 166-190)
1920-08-05 / nr. 169
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Der unbefangeneeobachter muß feststellen, daß sich in der öffentlichen Ordnung gegen früher gar nichts geändert hat. Die Sezung geht ihrer Urbeit oder ihrem "Vergnügen nach, wie früher. € 3 ist wie mit der Demobilisierung. ALS vor Monaten von einsichtiger Seite die Forderung erhoben wurde, dem Ele late Leben die durch den Militärdienst so lange entgegene Kräfte zurückzugeben und damit gleichzeitig die ortenden Staatsausgaben um sehr beträchtlicheummen zu vermindern, erhob sich dagegen leidenschaftlicher Widerstand. Die Erinnerung daran ist noch sehr lebhaft, dak von gewissen Kreisen sogar das Gespenst eines tuffischen Einfalles in Bessarabien an die Wand gemalt und dur die Preife in möglichst Dunklen Farben gezeichnet konnbe, nur bringen. Sperrung weiter Das selbstverständliche Verantwortlichkeitsgefüßt darf das Mare und notwendig fortschrittliche Urteil nicht erdrääcken. Ein anderer schwerer Diuc lastet noch auf dem Lande. Wir Nicht so sehr die fehlende Freizügigkeit, hängt. Reifen kommen für die große Mehrzahl der Bevölkerung heute aus materiellen Gründen nicht in vage. Aber die Unmöglichkeit, die Beitungen und Zeitschriften des mittels und westeuropäischen Kulturkreises zu erhalten, ein selbständiges Wicklung der Welt, sei einfach um eben. Hude hermetische AtVestens, die mit zusammenfi Ente e8 auf politischem, wirtschaftlichem oder künstlerischem Gebiete aus uns mittelbarer Leküre zu bilden, ist nun schon eine faft unerträgliche Teufel. Der Büchermarkt des Neckig Auslandes ist uns noch immunter vollkommnente Wenn zu deren als der Sommarismus in Ungarn tobte, unsere Heimat mit Recht als eine ruhige Insel inmitten der stürmischen Brandung vernichtender und zergeßender Stedmungen bezeichnet wurde, so fant das Bild, ohne natürlich etwa nur Ungarn im Auge zu haben, sehht dahin variiert werden, daß unsere Heimat auch Heute eine Insel bildet, aber eine Insel, die von der westlichen Zivilisation Durch undurchdringliche Schranken abgeschlossen ist © Die elek des Landes erhält ihre Orientierung über Die Weltereignisse ausschließli aus den dürftigen Berichten der Lyoner amtlichen Funfenstation. Ganz abgesehen davon, daß Diese selbstverständlich eine vollkommen einseitige Darstellung geben, ist auch der Umfang ihrer Berichterstattung durchaus unge« un are &3 N vollkommen ausgeschlossen, ein ladenloses und sostematisches Bild der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung zu gewinnen. Die französischen und englischen Blätter, die auf dem Seewege mit furchtbarer Verspätung in Rumänien eintreffen, bieten ja nun wünschenswerte Ergänzung, aber eben so spät, daß sie meist nicht einmal von denen Blättern, wohl auch aus Raumgründen, aufgearbeitet werden. Von einem methodischen Bord geben dann seine Rede fein, da in der Postzustellung jede Beständigkeit fehlt. Nach Siebenbürgen gelangen Diese Blätter jecht sogujagen überhaupt nicht. Wie außerordentlich weit unsere Oeffentlichkeit davon entfernt ist, gunt unterrichtet zu sein, kommt einem so recht zum Bemubicih, ion mal alle acht Tage einmal e8 westeuropäisches Blatt in Die Hand | En Sand, gegen die als "Ein Saal | hältwismäßig mehr Tageszeitungen erscheinen, als in welcher anderen europäischen Großstadt Ingwer, weiß von dem Weltgeschehen so fnrchibay wenig, daß ein müheholles Studium notwendig ist, um in einzelnen Fragen überhaupt festzustellen, was sich erteignet hat. Yür den rumänischen Staat haben gegenwärtig zwei Probleme die größte Wichtigkeit: Die Huffiie Frage und die Gesamtheit der eng 83 ist hier nicht der Dirt, näher auf die Materie einzugehen, soviel muß aber gesagt werden, daß das Fehlen einer fajchen und objektiven Orientierung über den Stand sowohl der internationalen Politik gegenüber Ausland als auch der zwischenstaatlichen Wirtschaftspolitik, den Lande schweren Schadens gefügt. Was die russische Entwicklung anbeangt, die ERORTRERTge Verhandlungen, das Friedensangebot Rußlands an Rumänien und den polnische ruffischen Waffenstillstand, gibt ein Bukarester Blatt ,der Ueberzeugung Ausdruck, daß der Minister des Renkern die betreffenden ‚Rachrichten absichtlich unterdrücken sowie weil er un in der Konzeption der alten diplomatischen Ahnle Iche. Wir können Die Nichtigkeit dieser Behauptung nicht untersuchen. ' Wenn sie wahr wäre, müßte im Parlamente mit aller Schärfe dagegen Berwehrung eingelegt werden. Diese Bellen sind vorüber. Ueber die Absperrung unseren Landes vom Büchermarkte des Westens ist nicht viel zu sagen. Auf die Dauer muß der Zustand als ganz unhaltbar bezeichnet werden, daß wir einfach nicht in der Lage sind, die greingsten Bildungsbedürfnisse zu befriedigen. Ein Land, da vor dem Kriege ausländische Beitschriften und Bücher in Tausenden von Exemplaren benötigte, kann sie auf Sabre Hinaus nun nicht mehr entbehren. Weder der schöngeistig oder woissenschaftlich interessierte Kulturmensch, noch der Wohtifer oder Bollawirt. Wird Leine age gescheaffen, muß sich das früher oder später auch im adtligen Leben in betrübender Weise zeigen. Darüber wird sich wohl niemand einer Täuschung hingeben, daß das geistige Leben sämtlicher hier wohnender Nationen bei aller selbstverständlichen nationalen Eigenart doch nicht mehr als ein Ableger der westlichen Kultur ist. Die Sexopromen liegen auf der Hand. Die Regierung ist verpflichtet, im Intexeffend Landes biete Angelegenheit ernft zu prüfen, und alles, was in ihren Sträften hebt, zu tunn, damit die unwürdige und unerträgliche geistige Blockade endlich aufpdre. Die chinesische Mauer, die ung von dem Westen trennt, muß fallen. Die Staatsgewalt hat geneigende Mittel, um gefährliche Tendenzen zu unterdrüchen. Durch die Absperrung vom Ausland, wie sie jegt gehandhabt wird, wird des Gegenteil erreicht. Wenn der rumänische Staat Geld genug hat, um 18 Minister zu bezahlen und jeden zweiten Tag neue, reich dotierte Öffentliche Aemter zu schaffen, so wird vielleicht auch die Summe aufgebracht werden können, um eine berüünftige Organisation des auswärtigen Nachrichtendiensts durchzuführen. Wie wenig angenehm ed vielleicht an manchen Kreisen sein mag, «8 müßte anders doch der Glaube entstehen, daß erst eine deutsche Agentur in der zum. Hauptstadt gegrüindet werden müßte, um diesem vormärzlichen Zustand ein Ende zu bereiten. Napoleon A gesagt, dab Gedanken stärker als Kanonen sind. Keine Macht der Welt ist imstande, die Gedanken, die jenseits unserer Grenzpfähle geboren werden und ich aus der Notwendigkeit der Zeit ‚heraus durchlegen, von diesen Gefilden oder 3 ist unvernünftig und ein vergebliches Bemühen, sich gegen diese Wahrheit aufzulehnen, für die sich geschichtlich Beispiele in größter Rapl erbringen lassen. Man wird uns Deutschen nicht übelnehmen, wenn wir Diese Forderung erheben. Wir Gängen gewiß mit allen Fofern umseren Wesend an der geistigen Kultur des großen deutschen Volkes. Aber wir sprechen nicht nur für uns. Dieses ganze Land muß sich in geistigeer und kulturelleer Beziehung westlich orientieren, wenn es gedeihen sol. Es gibt nur weierlei: Ballonisierung oder Europäisierung. Jeder mit der geistigen Blocade! den von meinen Urteil bie dem Sultnrleben Verkehrs und Rapihilanen des Die Abt über die ‚neiftige ; na Deren m mem nn , In den 964 Millionen, die die Oberste Staatsverwaltung in Anspruch nimmt, fielen 305 Millionen für Invalidenpensionen. Der Neft des Budgets verteilt A mit 709 Millionen auf die Syriangverwaltung, mit 121 Millionen auf Rost- und Telegraphenwesen, mit 106 Millionen auf Wälder und Bergwirken, mit 105 Millionen auf Bauten, mit 74 Millionen auf Soziale politif, mit 69 Millionen auf Öffentliche Gesundheitspflege, mit 44 Millionen auf Agrarreform, mit 39 Millionen auf Inneres und mit 12 Millionen auf Kultus. Die Einnahmen beziffern sich auf 3884 Millionen Dinar, so daß ein Fehlbetrag von 110 Millionen bliebe. Aber da vorläufig in den ehemals serbischen und den ehemals österreichische ungarischen Gebieten Südslawiens verschiedene Steuern bestehen und der Budgetentwurf mit Einnahmequellen rechnet, die wie die Kriegsgewinnsteuer und die Umfaßsteuer exist zu erschließen sind, erscheint zum minesten Dieser Teil des Haushaltsplanes sehr problematisch. Die Finanzlage Jugoslawiens, Griechenlands und Bulgarien. Anläßlich der bevorstehenden Budgetdebatte im Bularester Parlament Halten wir dieolgenden Mitteilungen über die Staatsfinanzen er drei Ballonmächte für sehr interessant. Derjemoslawi ist Staatshaushalt. Obwohl das neue Rechnungsjahr Ion am 1. Jni begonnen hat, ist der vorläufigen Rollevertretung erst vor kurzem der Budgetentwurf für 192021 zugegangen, eigentlich des ersteren Gründung des serbisch-kroatisch-slomwenischen Königsreichs. Denn die Aufstellung der Ausgaben und Einnahmen im sebten Jahr erfuhr nie parlamentarische Behandlung und erlangte nie Geießeskraft. Sie war völlig auf Land gebaut, denn während sie 1558 Millionen Dinar Ausgaben und 715 Millionen Einnahmen, also einen Wehlbetrag von 843 Millionen vorgah, fliegen die Ausgaben auf 2, Milliarden, die Einnahmen blieben hinter den Erwartungen zurück und der Fehlbetrag belief sich am Ende auf 12 Milliarden. Der Budgetentkurf für das laufende Rechnungsjahr schlägt die Angaben auf 3994 Millionen Dinar an; auf jeden der sind 12 Millionen Betwohner des jüdlewhsschen Staates fommten also 332 Dinar, während in Serbien 1914 auf den Kopf nur 47 Dinar kamen. Von dieser Summe verschlingt die Heeresverwaltung, der allerdings die Aufstellung einer starren Sicherheitstruppe und einer angesichts der Ausdehnung der Grenzen nicht kleinen Finanz und Rollwache obliegt, fast ein Drittel, 1121 Millionen Dinar, während sich die Unterrichtsverwaltung eines Landes, das fast 75 Prozent Aralphabeten zählt, mit 159 Millionen recht timmerlich bescheiden muß. Auch sind bei dem bedenklichen Austausch der Verkehrsverhältnisse 324 Millionen für Die Peren nur ein paar Tropfen auf einen heißen Stein. Die Finanz- und Wirtschaftsrlage Griechenlands. Nach einem Bericht des englischen Handelsseketärs in Athen über die industrielle und kommerzielle Tage Griechenlands im Jahre 1919 befindet sich dieses Land, obwohl es 8 von 1911 bis 1919 im Kriege war, in einem reichlich günstigen Zustand. Vermehrte Arbeitskräfte und Rohstoffe aus anderen Ländern haben eine bemerkenswerte Besseiung derein Lage hervorgerufen. Nach dem Waffenstillstand waren die Vereinigten Staaten zuerst mitndustrieerzeugnissen auf den griechischen Märkten vertreten, dann aber übernahmen englische Erzeugnisse die Führung. In den ersten 4 Monaten betrug die Einfuhr aus England 97 Millionen Bra, während sich die Ausfuhr dorthin auf 475 Millionen res. belief. Die Bereinigten Staaten sandten für 775 Millionen Fre3 Waren und empfingen für 265 Millionen Fre. Am 31. März stand die griechische Nationalschuld auf 2428 Millionen Drachmen; Ende Deszember war sie auf 2944 Millionen Drachmen angewachsen. Das Budget 1919/20 weisten Einnahmen 11475 Millionen Drachmen, an Ausgaben 1542 Millionen Drachmen auf, also einen Lehrbetrag von 3945 Millionen Drachmen. Von den Einkünften entfallen 345 Millionen Drachmen auf ordentliche, 61 Millionen Drachmen auf außerordentliche und 74125 Millionen Drachmen auf Anleihen. Von den Gesamtausgaben erscheinen 961 Millionen Drachmen als Kriegslasten. Die Einkünfte für den von der internationalen ge verwalteten Zinsendienst sind außerordentlich reichlich und genügen für mehrere zurücklegende Jahre. Die Einnahmen aus den verpfändeten Staatseinkünften, betrugen. Le re Die drei Anderthalben. E83 gab Bon Hans Lienert, eine große Aufregung im Dorf, als bekannt wurde, daß Peter Stivner sie mit Anna Klein versprochen habe. Vielen war es klar, daß diese Ehe nicht zustande kommen dürfe und leicht verhindert werden künne. Das Paar war zu ungleich, und den Besseren beommen, wenn sie die Augen offen hätte. Aber so ist fiel immer ein wenig extra, links vorbei, lacht aus dem falschen Winter und gudt eins über Achtel Wort mit ihr reden will. — der hätte sie einige Wederlegung un ernste Hinweise mußten eigentlich genügen, a verirrten Schicsal wieder auf den rechten Weg zu helfen. Man denke! Anna Klein "gehört Doch zu im Dorf, das heißt: zu Denen, die durch ihren Besis viele andere ihrer Nachbarn gut überragen. Sie könnte schon Deshalb einen ganz die andern Burschen zum Manne an, wenn man ein ernstes Ihr Deater ist tot, mit dem rechten Mann zusammengespannt; ihre Mutter muß schmweigen und sie gewähren lassen. Was soll sie anders mit dem hochnäsigen Pfefferfarn ?. Muß sie fadenwegs ins Elend laufen lassen, wenn an« I ehrliche Leute sie nicht noch abreden. Aber alles, was recht ist! Der Peter ist ja sonst nicht grade zu verachten: Hug, aufrecht, Flint und freundlich, — das ist nicht zu leugnen, Aber, aber, er gehört zu den Drei Anderthalben und das ist nun leider ein Unglück. Sie wohnen ja nur im Bohlenhäuschen am Ende des Dorfes, in der „Villa“ mit den zwei Stüben und den drei Heinen Fensterchen, an denen abwechselnd die alte Stirnerin auf Schwiegertöchter oder sonst etwas Bedeutendes wartet. Der Grundbesiß der drei Brüder ist so Hein, daß sie ihn fast umspannen können, wenn sie einander die Hände reichen; und wenn sie fest zugreifen, können sie das Haus samt allem beweglichen Gut auf einen Hub faslen und forttragen. Wenn der Martin und der Johann halb weg? dem Peter glichen, da wären sie noch erträgliche Hausgenossen. Aber man sehe sie nur recht an! Da ist der Martin mit dem alten Kopf, der Büffelstirn, dem Stiernaden, den feinen Augen und dem Hängeschnurrbart ; dann ein kurzer Oberleib, feine endlosen Beine und ie Sabe, durch deren Länge er Die Kugelform der Erde fühlt; feine Arme, die fast bis an die Snnee reichen, weil es so krumm geht, und die Hände, mit denen er eine Brunnensäule umgreift, — endlich fein furzer Hahnenschritt und sein hölzernes Gellapper, wenn er redet! &3 ist ganz natürlich, daß den seine gebraucht hat und daß er mit sechsunddreißig Jahren noch ledig herumläuft. Und nidgt minder vatürlich is e8 beim Schenn. Wenn der wenigstend noch gutmütig Wäre, wie der Martin. Aber nicht nur, Daß man auch aus ihm gut andershalben ordentlichen Menschen schnigen Ihnnte, — er hat dazu einen schlechten Mimd und ist falsch und zänflich und hält immerfort das Haus in Atem. Er ist meist die Ursache, wenn die Kleinen Stuben vom Getrie ber „Niefenschlachten“ erfüllt werden, die sich von Zeit zu Zeit noch immer wiederholen. Brüder zwieträchtig beieinander wohnen! Denn hat das Sornwort: jung gewohnt, alt getan, auch forst oft genug eine peinliche Richtigkeit, so ist es im Falle dieser beiden Brüder ganz besonders schlimm. Sie haben als Finder Die ich blau aufschlagen, ohne das die Mutter sie hindern konnte, nun ist ihnen das anscheinend zum Bedürfnis oder umentbehrlichen Lebensgern geworden, und wie der Martin sich von dem weit jüngeren, nur zweiunddreißig- jührigen Sohann nichts bieten läßt, so ist diesem binwieder auch seines Bruders Endel noch nicht ‚zu alt für die gewohnte Last einer ergebenden Liebe, wie unfein und unlieblich ist: e8, wenn in angenommen, sich gelegentlich gründ« Tracht Prügel. Peter, der jüngste ist es dann meist, der mit einigen wohlabgemessenen Hieben nach beiden Seiten hin die Wagschale ausgleicht und das verloren gegangene Gleichgewicht hersellt. Und sie, die arme, alte Stienerin, kann nur die Hände ringen und zu der sonst fast wortlos grimmen Schlacht, iwie in früheren Jahren, in höchsten Tönen die Begleitung schrillen. Doch Gewohnheit flumpft ab und läßt Furchtbares ertragen, darum wird sie samt ihrem Geheilde nicht weiter beachtet. Aber wenn eine Schwiegertochter und Dans Tüte, welch ein Entgegen müßte das geben! Würde sie, so fragt man besorgt, ohne Schaden zu nehmen, den Umblic ertragen? Würde sie sich nicht unter bestimmten Umständen so argan x versehn, laß daraus ein bdjes Erbteil für Inder und Enfelemähle? Mindestens weifelhaft, wenn man einmal den Anblick der Alten alles die stechenden Augen, die scharfe Rate, den weitaufgerissenen, zahnlosen, scharfjängigen Mund, — alles, umrahmt von einem grauen Haariwaft, denn ein alter Kamm höchstens am Sonntagmorgen zu glätten versucht; und des Ganze, Herumgetragen von einem kleinen verhugelten Körperchen! Welche Aussicht auf eine Schwiegermutter Und biese Anssicht hatte Anna Stein. Man werrte dies von allen Seiten. Ihre Kat went und zwiet ab. Aber Anna wollte unmehrin Weter und blieb fest. Sie hie it Born von ihrer Mutter und wohnten als richtige Ehefrau Betere in der Billa. Es gie merkwürdige Dinge zwischen Himmel und Ehe, Wihrr Erwarten und Bor« ausfaygen wer ans mers ® geworden, als wie es Hätte Inıyının wären. Die Schwiegermutter war gar’ nicht äwierig, sondern freundch und Hilfähexzelt, nie mehr hörte man ihr Keifen, denn run wer das Hänschen fand er biß in den legten Winkel; ui. Schiegertochter versah ihre Stelle gut beim Herd, um Haid» und Bad, trog, bei der newen Nähmaschine, in gi und Feld, — mit einem Wort: die junge Ehe verlief friedlich und glücklic und Anna war der Bol im Haus, um den sich alles in ungeführter Drdnung drehte. Und in diese Drdnung hatten sich an Martin und Johann trefflich eingefügt; sie hatten mit verstohlenen Blicden ihre Freude an der mitunteren jungen Frau und taten ihr alles gerne zu Gefallen, was sie ihr an den Augen ablasen. Da gabs nie mehr Mangel an gespaltenem Holz, da fehlte niemals frisches Wasser in den Sanner, da gabs nie mehr ans Leichtsinn beschmugte und zerrissene Kleider, — und die Niefenschlachten waren in diesem frieden völlig verlunden. Peter hatte Zeit, in Seelenrube die durch Annas Befig vermehrte Wirtschaft zu leiten und zu bestellen. Dann brach auch Über das Süd dieses Häuschen das Unmwetter des großen Krieges herein. Martin und Johann ‚blieben als Heerdienst»untauglich daheim, Beter zog hinaus in die Trostlosigkeit der geligiichen Herbstschlachten. Er nehm mnwunden Herzen? Abschied von seiner ungen ran und dem jungen Cheglüd. Seine Mahnung an die Brüder, die Wirtschaft in Ordnung und Auswand zu führen, bis er wiederlomme, wurde den beiden mit einem bedeutungsvollen Händebund und einem beruhigenden Seitenblid auf die weinende Schwägerin entgegengenommmen. Mehr als bisher lebten nun die beiden Daheimgebliebenen der Wirtschaft, die vorher Be geleitet hatte. Jeder gab sich Mühe, die Pfriedenheit der jungen Stau zu erlangen; jeder wollte sich vor dem andern als der bessere, Plagere,fleißigere Gervorimn. Sie arbeiteten rostlos und so, wie wenn sie für sich selbst tätig wären. Hob einer den schiweren Tflug auf den Wagen, so tog der andere schon die Enge herbei. Brachte einer das Joch, so trieb der andere fon die Ochsen aus dem Stall, E8 wer so natürlich, daß Annas Befig mitgeadert, neeggt, gesät würde, beb Pe gar nit davon zu reden brauchten. Alles ging den besten Gang und Anna konnte an ihren Mann ins Feld nur Gutes schreiben. Und da sie ihre beiden Schwäger loben mußte, achtete sie wohl, daß sie dabei seinen vorzog oder Bint anfegte. Denn sie merkte allmählich mehr und mehr, wie beider Herzen in Flammen standen. Welche Gint brannte in den Augen der Brüder, wenn sie, ihrer Meinung nach unbeobachtet, einen Blick nach Anna warfen) Wie loderte Sehnsucht und männliches Verlangen auf, die bisher stets dur Spott und Abweisung der Mädchen und Frauen unterbract werden mußten! Es war offenbar, daß Martin aufrechter einherschritt, Haare und Schnurrbart pflegte, sich ordentlicher ” und vor allem viel gewählter zu pench bemühte. Johann verlor seine Heftigkeit, hielt seine Zunge im Baum, befleißigte sich überall eines gemessenen Wesens. In all dem so merkwürdig veränderten Tun der Brüder lag offenbar der Wunsch auf der Lauer, sich der jungen u zu nähern, sie zu berühren, zu streicheln, e etwas fühlen zu lassen von der Glut jahreslang unter drücter Leidenschaft. Das alles blieb Anna nicht verborgen. Sie zitterte manchmal im Gedanken an die Möglichkeiten, die darau entspringen konnten. Doch fand sie ihre Festigkeit stei wieder, wenn sie beobachtete, wie beide einander mit glühender Eifersucht wortlos bewachten. Es konnte gewiß nicht Zufall sein, daß sie niemals für Längere Zeit mit einem der Brüder allein blich. Wie die Brüder nur zusammen aufs Feld fuhren, kamen sie nur gleichzeitig heim. Treat Martin und Zimmer, um Wasser zu trinken, so hatte Sohann den Taleat vergessen und holte ihn. Bor Iohenn eines Tages Trans und mochte nicht aufs seld fahren, so hatte sich Martin an derselben Speise den Magen verdorben und blieb daheim. Und, so giegs fort, Die verschiedensten Möglichkeiten des Angriffes und der Abwehr wurden verfacht und vereitelt. Anna stand mitten drin und hielt Ordnung und Bucht.