Deutsche Tageszeitung, März 1935 (Jahrgang 2, nr. 124-150)
1935-03-01 / nr. 124
N Onor. Asociatiunea pentru Culturä „Astra“ Deutsche Säriftleitung: Sibin-Hermannstanz ack Nr. 12, Jahrgang Breitag, 1. März 1935 Folge 124 Gola Nr. 97 / Fernsprecher Nr. 298 Bezugspreise: Am Erscheinungsort ohne Buftellung Lei 50 °—, mit Buftellung Lei 60—. Auswärts: Lei 60 °—. Verwaltung : Sibius Hermannsiabi Metropolregasse 12 Borlad Nr. 97 / Fernspreifer Nr. 293 " Britischer Dampfer gelangen Berlin, 28. Februar. Ein britischer Stadtdampfer geriet im Atlantischen Ozean an derselben Stelle in Seenot, an der im Dezember die Mannschaft des deutschen Dampfers „Newyork“ die 14 köpfige Beladung des norwegischen Fischdampfers „Stito“ unter schwersten Umständen rettete. Die gestern dem britischen Srachtdampfer zu Hilfe eilenden Schiffe, unter ihnen der deutsche Lloydschnelldampfer „Europa“, fanden das Schiff nicht mehr auf und mußten die Suche nach dem wahrssheinlich gesunkenen Srachtdampfer aufgeben. Zuversicht in Italien Sensationeller Austritt aus der nationalzaranistischen Partei — Heftige Szenen bei der Untersuchung des Marseiller Mordes — Reichs: Sommilar Bürdel zur Nachgliederung der Saar Niefenexplosion in Nudland Moskau, 28. Februar. In der Brafitabteilung der Bleistiftwerke Kraffin brach infolge der Explosion eines Hochdruckkompressors ein Feuer aus, das alle drei Stockwerke der Abteilung erfaßte. Durch das Feuer wurden nach den bisherigen Untersuchungen, etwa 33 Arbeiter getötet und etwa 300 mehr oder weniger schwer verlegt. An den Löscharbeiten, die drei Stunden dauierten, beteiligten sich sämtliche Moskauer Feuerwehren. Die Brandursache it auf die Unvorsichtigkeit eines Wachbeamten zurückzuführen. Die Polizei hat acht Beamte der Werfe verhaften lassen. Rom, 28. Februar. Zu der vorgeffrigen amtlichen Verlautbarung über die Truppenbeförderungen betont „Messagero“ die besondere Bedeutung dieser Berlautbarung. Sie sei geeignet, “die Ruhe im Lande zu verstärken. Auf italienischer Seite bestehen keine Angriffsabsichten, sondern nur der feste Wille, die Belange Italiens in vollem Umfang zu schüßen. Neben der Kolonialfrage bestehe die besonders heikle Lage in Europa. Die Stellung Italiens dazu könne nicht klarer wiedergegen werden, als in der Verlautbarung. Nichts berechtige zu der Annahme von Konflikten. Da aber in zwischentaatlichen Fragen nichts vollendet sei, solange nicht alles nach den festgelegten Plänen und berechtigten Erwartungen durchgeführt sei, bleibe die Notwendigkeit zur Bereitschaft in jedem einzelnen Fall bestehen und aus diesem Grunde stelle die amtlliche Verlautbarung fest, daß die Truppenverschiffungen in keiner Weise die volle Schlagkraft Italiens beeinträchige. Mit der Bildung der beiden Erstdivisionen und der Auffüllung der Materialbestände werde Italien jene Stellung erhalten, die ihm seine Geschichte, die Pflicht der Gegenwart und seine S Zukunftsmöglichkeiten zuweisen. Wichtige Fragen, deren Lösung auf lange Zeit hinaus maßgebend sein können, stehen zur Erörterung und zum ersten Male stehe man seit vor dem Krieg vor einer entscheidenden Kraftanstrengung, um zu jenem Mindestmaß von Solidarität zu gelangen, das Mussolini immer als die conditio fine qua Bukarest, 28. Februar (fernmünd.). Wie bereits gestern berichtet, führte Manolescu-Strunga mit den Vertretern der Betrofeumgesellschaften "Altra Romana" und „Romana Americana“ Verhandlungen um ein Abkommen zur Lieferung der notwendigen Devisen für die heute an England fällige Schuldenrate von 400.000 non für Frieden und S Zusammenarbeit hingestellt habe. Niedergeschlagenheit in Abessinien ? London, 28. Februar. „Daily Expreß“ meldet aus Addis:IAUAbeba, Sailor Haile Selaffie habe ss in seine Provinzresidenz zurückgezogen, um zwei Tage in völliger Einsamkeit über die Gefahr nachzusinden, die sein Land bedroht, da der geringste Irrtum des Kaisers Mabefsinien ins Unglück stürzen kann. Abesfinien habe alle seine Hoffnungen auf den Völkerbund gelegt. In Addis Abeba sei alles fill. Es sei keine Spur von einer Mobilisierung. Im Falle einer Mobilisierung müsse der Kaiser ein wahres feudales System in Bewegung fehen, da das Militär von Fürsten und Stammeshäuptlingen gestellt werde. Die Verfassung Abelsiniens entspreche der, wie sie in Europa vor lausend Jahren heriichte. Der Kaiser ernennt die Könige. Der Mobilisierungsbefehl würde durch Rundfunk an die Könige und von Dielen der Boten an die Stammeshäuptlinge weitergeleitet werden. Nach „Daily Telegraf“ hoffe man in Italien auf friedliche Betliegung der Gegensäße. Der abessinnische Geschäftsträger in Rom habe mit der Regierung neuerdingserhandlungen gepflogen. Das Organ der ita Itentischen Regierung erklärt, daß im Falle des Scheiterns der unmittelbaren Verhandlungen ein Bergleihspverfahren, im Falle des Sceiterns auch dieses Verfahrens ein Schiedsgerichtsverfahren folgen werde. Italien betont Notwendigkeit zur Bereitschaft Die Besichiffung von Truppen beeinträchtigt seine Schlagkraft nit Einleitung neuer Verhandlungen Eine sonderbare Verfügung Bukarest, 28. Februar (fernmündt.). Das Handels und Industrieministerium bringt allen Unternehmungen, die im Artikel 1 des Gewebes über Verwendung rumänischen Personals in Unternehmungen vorgesehen sind, zur Kenntnis, daß die von diesen Unternehmungen eingereichten Aufstellungen den Gesegesbestimmungen nicht entsprechen (?) Da die Ausführung dieser Aufstellungen gejeglich vorgeschrieben ist und die Nichtbeachtung dieser Borschrift eine Uebertreffung dieser Verfügung bedeutet, wird das Ministerium die im Artikel 8 vorgesehenen Strafen zur Anwendung bringen. Das Ministerium verpflichtet hiemit alle Unternehmungen, neue Aufstellungen einzusenden, ohne, daß die bereits eingereihten rückerstattet werden. | u a — Englische Schuldenrate gesichert Pfund Sterling.Gemernnachmittag um Zum wurden diese Verhandlungen in vollkommener Einstimmigeit abgeschlossen.Ums Uhr wurde der Vertrag unterfertigt und der Zahlungsauftrag erteilt.Bei dieser Gelegenheit wurde gleichzeitig der Gesetzsentwurf über den Verkauf der Anteilscheine an der Petroleumstaatsanleihe an die beiden Gesellsshaften geprüft. ‚Der Kampf um die Bundespräsidentschaft (von unserem Wiener Mitarbeiter) (A. B.) Seitdem die österreichische Regierung autoritär geführt wird und das Volk von den Staatsgeschäften ausgeschlossen wird, ist es dem normalen österreichischen Staatsbürger unmöglich, nur aus den Berichten der scharf kontrollierten Presse oder den offiziellen Außerungen der Regierungsfunktionäre, deren Wiedergabe in der Presse ebenfalls zensuriert wird, sich ein Bild über die wahren Pläne im Scope des Regierungslagers zu machen. Auch die Beratungen in den Vertretungskörpern sind rag ag die die Oeffentlichkeit nur auf geradezu üppig gedeihen, angewiesen it, oder völliger Interesselosigkeit am Staatsgetriebe anheim fällt. Selbst die Regierung tif fi deisen bewußt und weiß, daß irgendein Ventil geschaffen werden muß, soll fi nicht der ganze Staatsapparat im luftleeren Raum totlaufen. So wenigstens äußerte si) unlängst der Erminister Mataja, wobei er allerdings auch den Direktiven folgte, die die Vertreter der demokratischen Westmächte zur Verbesserung des Empfanges des österreichischen Bundesskanzlers in Paris und London ausgegeben haben. Die wichtigste Frage, über die heute nirgends offen gesprochen werden darf und die doc das größte Interesse der Regierung beansprucht, ist die Bestellung des neuen Bundespräsisdenten. Zwar wäre die Entscheidung noch nicht spruchreif, aber Miklas selbst wünscht seinen Posten zu verlassen, um so der Verantwortung für eine Entwicklung, die er nicht hindern konnte oder wollte, ledig zu werden. Dazu kommt das Bestreben, durch Neubestellung dieses wichtigsten repräsentativen Postens den autoritären Kurs, der bisher nur an die Person des Bundeskanzlers geknüpft war, auch an der Spite des Staates durchzuseßen. Damit soll aber auch ein unerschütterliches Zentrum für die Neuordnung Oesterreichs geschaffen werden, das die Bestrebungen der Dopposition nach einer demokratischen Auflockerung der öiterreichischen Politik wirksamer als die Verfassung verhindern soll, da dieser ohne den Hintergrund einer wirkten,Persönlichkeit roter Buchstabe leibt. Zwei Strömungen ringen, nur mühsam, der das einigende Band der Baterländischen Front zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengebracht, um die Führung im Staate und um die Stelle des Bundespräsidenten. So klar die Front zwischen Klerikalismus und dem Heimwehrfaschismus zu liegen scheint, in dieser Frage überschneiden sie sich. Denn hier ist nicht allein die Weltanschauung ausschlaggebend, sondern auch die Ein» stellung zu Persönlichkeiten, also ins« besonders zu Fürst Starhemberg, dem geheim, oda Jelent _ |