Deutsche Tageszeitung, Juni 1935 (Jahrgang 2, nr. 196-217)

1935-06-01 / nr. 196

W IIIW us Mutriustkftftengsxktt 2.Jahrgaug Sonnabend,1..Juni1935 ,Foige196 Irrtum-I- W «etvilsq· Maskr.bs,LernsprecherN­.209 Bezugspreise monatlich x Inland Leisoleusland Lei 100«——. In Hermannstadt ohne Zustellung Lei 50 — Rostfad Nr. 97 / Lernsprecher Nr. 208 A „Adeverul“ hett gegen den Arbeitsdienst Bukarest, 31. Mai (fernmünd­l.). Das neue Bündnis zwischen. Marshall Bukarest, 31. Mai (fernmündl.). Das Sudenblatt „Adenerul“ veröffentlicht neuerlich eine Ezernowißer Mel­dung über die Konstituierende Sikung des deutschen Volksrates im Buchenland. Das Blatt bringt ausführlich das Pro­­gramm des neuen Volksratvorsizenden Millanich und bemerkt hinzu, daß es hoffe, die Regierung werde unbedingt die geplante Einführung der Arbeits­­­dienstpflicht für die Buchenländer deuts­chen Volksgenossen verbieten (I), da man schon wisse, was si dahinter vers­­tecke (99). Das erste Opfer der Tyrantenfreie Finanzminister Germain-Martin zurückgetreten — Zusammenschluk der — Wird iplandin Tich Halten? Linksparteien sun: Milliarden Gold wandern nach London London, 31. Mai. Die Entwicklung der Frankenkrise und der dadurch versuchten politischen Schwierig­keiten in Frankreich wird hier mit foigender Besorgnis verfolgt. Die politischen Kreise äußern Zweifel an der Fähigkeit der Flandin-Regie­rung, sich zu halten und einige Blätter sprechen bereits von­­ dem bevorste­­henden Sturz und der Bildung einer extremen Regierung. Die größte Gefahr, schreiben die „Times“, bestehe darin, daß der unwirtschaftliche Druck die Ber­völkerung ins extreme Lager bringe. Inzwischen geht die Flucht des Franken in das Pfund weiter obwohl der englische Mährungsausgleichfond Franken auf­genommen hat, während die eng­­lischen Banken auf Weisung der Bank von England Bailje-Spekulationen in Franken nach Möglichkeit ver­mieden haben. Dienstag sind insgesamt über fünf Tonnen franz­öflisches Gold auf dem Luftwege in England eingetroffen. Außerdem sind erhebliche Krankenbeträge auf den verschiedensten Wegen nach London gelangt. Die Blätter berichten, daß zahlreiche Frans aosen mit Goldstücken und ganzen Goldbarren nach London kommen, um hier Pfunde zu kaufen. „paris Midi“ meldet, daß der Goldabflug der Bank von Frankreich Mittwoch etwa anderthalb Mil­­liarden Fransen betragen habe. In etwa sechs Tagen habe die Bank von Stanfreih fünf Milliarden Gold abgegeben. (Weitere Nachrichten über die französische Krise Seite 2). Bukarest, 31. Mai (fernmündtl.). Die hauptstädtische Breite bekämpft, mit Aus­nahme der rechtsgerichteten na­­tionalen Blätter, auf das heftigste den Abschluß des Zahlungsab­­kommens mit Deutschland und bes fürchtet ein „gefäh­rliches Ueber wiegen des deutschen Einflus­ses nicht nur auf wirtschaftlichem, sondern auch auf politischem Ge­biet. Auch die Auslandsmeldungen die­ser Leitungen miüssen zur Verfehlung dieser Ansicht herhalten und werden mit entsprechend diken Schlagzeilen versehen. Der gestrige „Eurentul“ über­­schreibt einen größeren Leitauflag: „Das Abkommen mit Deutschland bedeutet die wirtschaftliche Störigkeit Rumäniens“. Das Blatt weist darauf hin, das Rus­mänien wohl Waren ausführen werde, jedoch dafür kein Geld (!) und keine starke Baluten (!) erhalten werde. Hin­­gegen werde Deutschland nur außen (9) aus dem Abkommen ziehen. Durch das Abkommen, schreibt das Blatt weiter, sei Rumänien auch bereits in innen, und außenpolitische Schwierigkeiten (9) hineingeraten. Das Blatt will Deutsche­land nachjagen, daß das ganze Ab­­kommen eine Intrigue von jeiten Deutschlands darstelle, welches eine Auflokerung des kleinen Ver­bandes verfolge. Weiters bringen die Blätter vor allem Meldungen über das angebliche große Interesse, das Deutschland den rumänischen Kupfer- und Baurit­­vorkommen entgegenbringe, zwei Mineralien, deren Ausbeutung in Rus mänien bisher außerordentlich vernach­lässigt wurde. AuH in dieser Hinsicht wollen die Blätter bei Deutschland Hin­­tergedanken zum Schaden Rumäniens entdecken. Die jüdische „Quota“ be­­hauptet, daß das deutsche Zahlungsab­­kommen bereits sehr in Gefahr sei. Man erwarte nur die Rückkehr­ Titulescus, um zu einem endgülti­­gen Bejdluk zu kommen. Tatsache ist, daß die rumänische Re­­gierung sich in den leßten drei Tagen außerordentlich viel mit den Wirt­­schaftsfragen befaßt hat. Mitte woch vors und nachmittag, sowie geffern vormittag sagte der Wirtschaftsrat der Regierung, es fanden zahlreiche Ministerbesprechungen beim Finanzmini­­ster und beim Handelsminister statt,­­an denen auch hervorragende Fachleute teilnahmen, und ebenso auch Besprechun­­gen bei der Nationalbank. Amtlich wird mitgeteilt, daß es sich bei diesen Bespre­­chungen in erster Linie um die Reue­gestaltung der rumänischen Außenhandelsordnung handele, die in der jebigen Gestalt für Rumänien nicht mehr tragbar sei. Es müsste ein Ausweg gefunden werden. Bei diesen Verhandlungen dürfte auch das mit Deutschland abgeschlossene Abkommen wiederholt zur Sprache gebracht worden sein. Der Leiter der deutschen Wirts­cchaftsabordnung, Ministerialrat B­o­h [­­tat, der das Zahlungsabkommen unter­­zeichnete, hat infolge dieser Besprechun­­gen innerhalb der Regierung seinen Aufenthalt in Bukarest verlängert, während die übrigen Mitglieder der deutschen Abordnung bereits abgereist sind. Für Freitag wurde ein Minister­­rat einberufen, der in dieser Hinsicht wichtige Beichlüffe fallen soll. Allerdings sind die Absichten der Regierung über die Neugestaltung der Außenhandels­­­rdnung bis feßt in tiefstes Dunkel gehofft und es laufen die widersprechend­­­en Ansichten um. — Schulchnige macht fi­­ächerlich „B­irtschaftliche Hörigkeit­umäniens“ Weiteres Sturmlaufen der Sarindar:Preise gegen Das Deutsch­­rumänische Zahlungsabkommen — Vorbildliche Haltung Der Nechtepresie Erste Bersammlung der V­erfassungsfront Aperescu und Georg Bratianu beginnt bereits tätig in Erscheinung zu treten. Für Sonntag, den 2. Juni, wurde in der Gemeinde Neteresti im Bezirk Sifov eine große Versammlung der beiden Parteien unter der gemein­­samen Bezeichnung "Verfassungs­front" einberufen. Sowohl Marschall Averescu als an Georg Brab­anu werden bei dieser Gelegenheit Reden halten. Samsonovici in Maris Bukarest, 31. Mai (fernmün­dl.). Ge­neralinspektor Samsonovich, der Chef des großen Generalstabes, ist ges­­tern ü­ber Einladung der französischen Regierung nach Paris abgereist. Er wird an den Manövern des französischen Heeres teilnehmen. sfragen in und num Defferreich — I — Es ist einer der zahlreichen politischen Irrtümer und vorgefaßten Meinungen, wenn man glaubt, daß es ein „Deffer­­reichproblem“ mit allen seinen schwer­­wiegenden Auswirkungen auf den Donau­ raum und die gesamteuropäische Lage etwa erst seit der Schaffung des Dritten Reiches in Deutschland gäbe. Eine der­­artige Auffassung ist nicht allein irrig, sondern sie ist bedenklich und gefährlich, weil sie den natürlichen Entwicklungs­­verlauf der österreichischen Frage an« dauernd hemmt und zur Ursache einer unausgejeßten Behinderung des gerech­­ten Bersstehens um diese Angelegenheit wird. Denn die österreichische Frage als Begriff der selbstständigen Lebensmög­­lichkeit dieses ae­ift keineswegs fiengebiet irgend eines Nachbarstaates, sie ist vielmehr die ur- eigenste Angelegenheit des Deut­­schen in Oesterreich und sie besteht von dem Tage an, an welchem Die Schaffung dieses Staates unter Bedin­­gungen erfolgt ist, welche dem österreichi­­schen Bolke das primitivste Recht der Selbstbestimmung Über sein Schickt­sal einfach unmöglich machte. Wenn man heute soviel von einem Schub gegen Nichteinmischung in die österreichischen Angelegenheiten pricht, so möge man einmal ernstlich, daran den­­ken, diesen Begriff leidenschaftslos nur im Sinne des österreichischen Volkes­­ und seines Eigenrechtes selbst einer peinl­ich genauen P­rüfung zu unterziehen. Man überlege einmal mit allem Ernste, wie sich­ irgend ein anderes Volk, irgend ein anderer souveräner Staat zu der Absicht verhalten würde, in seinem eigenen Bande eine zeitlich gebundene Regierung oder Regierungsform unter das Schußdiktat eines oder mehre­­rer Nachbarstaaten stellen zu wollen ! Man wird dann einsehen müssen, daß eine derartige Auffassung vom Eigen­­recht eines Volkes eine ganz verzweif­­elte Uehnlichkeit mit einem Kolonial­mandat über halb- oder gänzlich un­zivilisierte Völkerst­ämme besißt, denen man mit mehr oder weniger klarem Recht, die Fähigkeit einer Eigenverwalt­­ung absprechen zu müssen glaubt, 6 wiß, man wird dieser Ansicht ent­gegenhalten, daß ja die heutige österr­­eichische Regierungsform und Regierung ohnehin dem Mehrheitswillen des österr­­eichischen Volkes entspräche, und dag e3 Sich somit nur um den gerechten Schub dieser „volfsgewollten“ Staats­­form Handle, deren friedliche Entwick­­lung und Ausgestaltung „durch stän­­dige Einflüsse von außen gestört werde.“ So wenigstens liegt der Grundton der unablässigen Erklärungen der österrei­­chischen Propagandaleitung. Ist D diese Auffassung­ richtig, so muß sie zumindest einmal seitens der Österreichischen Mer­kierung selbst unter Beweis gestellt­­ werden, um ihr äußeres Sat b­­bedürfnis zu begründen Muß vor allen Dingen über die gerade Zeit irgend ein Intere _ _

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