Deutsche Tageszeitung, Juli 1936 (Jahrgang 3, nr. 519-545)

1936-07-01 / nr. 519

. 1. Juli 1936 Zu den Olympischen Spielen in Berlin Wie wir erfahren, wird Die Kron­­städterin Frl. Gerda Ganz von der rumänischen Fechtförderation als Ver­­treterin Rumäniens zu den Olympischen Spielen nac Berlin entsendet. Frl. Ganz wird im italienischen Florettfech­­ten antreten und ist der einzige weib­­liche Teilnehmer von rumänischer Seite an den Spielen. Berurteilte Sittlichkeitsverbrecher Die Koblenzer Sonderstrafkammer hat in dem bekannten Sittlichfeiigprozeß weitere drei angekragte Franziskaner­­brüder zu Gefängnisstrafen von 4 bis 6 Monaten verurteilt. MWifsen Sie schon ? ... daß die jüdische Vresse, allen voran , Adeverus" und „Dimineaga“ schon seit Wochen eine noch nie dage­­wesene Hete gegen Deutschland be­treibt ? So schreibt beispielswweise der „Adeverul“ vom 12. Juni, daß Deutsch­­land der ewige Feind Rumäniens­­ sei und schärfst eng besümpft werden müsse. Die Deutschen befänden sich in einem Delirium der Hochmut und Welterheb­­lichkeit und jene Rumänen, die eine Verständigung mit Deutschland anstre­­ben, seien Berbreiger und Verräter. Die französischen Freunde Rumäniens wür­den ihre Haltung revidieren, wenn in Rumänien die „sc­hwarze deutschfreund­­­liche Diktatur“ aufgerichtet wird und nicht mehr sie, sondern Krupp (!) die Aufträge für Waffen und Munitions­­lieferungen erhält. Der Verrat stehe heute im Lager der rumänischen Rechten ! EEE BEE Heriische Tageszeitung Die Kampfstätte der Olympia Bon unserem Berliner Berichterstatter (3. B.) S Hunderttausende von Ber­­uchern haben in den letten Wochen das Olympische Dorf, das der Unterbringung der aktiven Sportler dienen wird, ber­­ihligt. Seine Pforten sind feßt geschlos­­­en worden, da schon Ende dieses Mor­tails die ersten Gäste, Teilnehmer der Berliner Olympiade, erwartet werden. Inzwischen gehen auch die Bauanlagen des Reichssportfeldes, der eigentlichen K­ampfstädte der Olympiade, ihrer Voll­­endung entgegen. Die großzügigen Anlagen des Olym­­pischen Sportfeldes haben am Westrand der Reichshauptstadt dort ihren Plan gefunden, wo sich bisher die Rennbahn Grunewald und das alte, 1912 errichtete, Berliner Stadion befanden. Mehr als 200 Arbeiter haben nahezu ein Jahr lang teilweise in drei Schiehlen, ein­ig ge­arbeitet, um rechtzeitig diese Kampfstätte für die Berliner Olympiade fertigzu­stellen. Im Beisein Adolf Hitlers, des Staatsoberhauptes des gastgebenden Landes, wird das Olympia-Stadion 1936 am 1. August feierlich eröffnet werden. Nach dem Programm wird der Schlubläufer der 3000 Kilometer Staffel Olympia-Berlin pünklich zur Stunde der Eröffnung vor der Ehrentribüne eintreffen. Er wird die Fackel Überbrin­­gen, deren Feuer 12 Tage vorher von der Sonne Griechenlands an der Ber­burtsstädte der Olympischen Spiele durch ein Brennglas entzündet worden ist. Ueber eine Fläche von mehr als 130 ha, mit vollendeter Sarmonie in die charak­­teristische, märktische Landschaft einger­bettet, doch überragt von dem „Blocken­­turm“ und den Umfassungsmauern der K­ampfbahn erstrecken si­cie Anlagen dieses mit unerhörter Großzügigkeit ge­­bauten Sportfeldes. . Auf dem Freige­­lände zwischen „Glockenturm“ und Kampfbahn ist für mehr als­ 400.000 Menschen eine Aufmarschmöglichkeit ges­chaffen worden. In der Kampfbahn­elbst können rund 100.000 Zuschauer Bla; nehmen. In 71 Reihen sind allein 87.000 Sihpläße eingebaut, hinzu kom­men noch mehrere Tausend Stehpläne. Der untere Tribünenring ist merkwür­­digerweise 10 Meter tof in die Erde eingebettet, ein gelungener bautechnischer Trick, dür den das Fassungsvermö­gen des Stadions nicht unwesentlich erwei­­tert werden konnte. Der Ring der oberen Tribünen ragt, auf 136 Betonpfeiler gestüßt, bis zu einer Höhe von 14 Met­­ern empor. Das rasenbedeckte Sport­­feld inmitten dieses Stadions ist 70 Meter breit und 105 Meter lang. Es wird von einer 10 Meter breiten Taufe­bahn umschlossen. An den nördlichen Rand der Kampfbahn schhießt sich, durch einen Tunnel mit dem Sauptstadion ver­­bunden das Schwimm-Stadion an. Es ist 50 Meter lang und 30 Meter breit, bis zu einer Höhe von 11 einhalb Me­­tern und bei einer Länge von 86­ Metern wird es beiderseits von den Zus­chauertribünen flankiert, auf denen nahe­­zu 20.000 Zuschauer Bla; nehmen kön­nen. Das Sprungbeben des Stadions hat eine Wassertiefe von mehr als 4 ein­­halb Meter und wird von dem Eisen­­betonbau des 10 Meter hohen Sprung­­turmes eindrucksvoll beherrscht. Der Stil der Kampfbahn im ganzen erinnert an den des alt-römischen Co­­losseum. Nur, daß dessen Weite und Höhe noch bedeutend Übertroffen wird. Charakteristisch für diese gewaltige Sport­anlage auf deutsicher Erde sind die mas­­siven und viereckigen Formen des „Glockenturms“ und der beiden großen Tore, des Marathon-Tores am westli­chen Zugang und des Haupteinganges auf der Ostseite. Arbeitsdienst in der Kampfzeit von Ofto Schwarz Der Aufbruch in die Arbeitslager ber deutete im Grunde nichts anderes, als eine Kampfanlage, bedeutete die Auflehnung der Jugend gegen alle Bei­fallserscheinungen der Vergangenheit und der Gegenwart. Das­ ruhebedürf­­tige Bürgertum fühlte sich von dieser Bewegung fichlich unangenehm be­rührt und lehnte sie dementsprechend ab. Diese Gegnerschaft wuchs sich bei un­serem politischen Bürgertum, als es er­­kannte, daß der AW Arbeitslagergedanke íroh allem sieghaft vorwärts seritt, zur Feindseligkeit aus, so doch selbst Fabrittius schreiben mußte, Hans Otto Roth habe die Arbeits­lager sabotiert. So war die Lage damals, und ähnlich ist sie heute mit dem bloßen Unterschied, daß sich heute noch eine Gruppe von Schlawinern zu dieser Reaktion gesellt hat und ihr die an der Bewegung zur Verfügung eilte. Bei jener Sabotage 1934 entstand aus der Notlage heraus der Randdienst unseres Arbeitsdienstes, jene Form, mit Hilfe deren der neue Geist weiter in un­sere Jugend und ins Volk drang. Es waren neue Formen zum Diens­t am Bolk — und in Siebenbürgen auch an der Kirche — gefunden worden. Da­­mals spielte sich der Sounddienst von Keblang ab, wo durch den freiwilligen Einfall von 15 S Jugendlichen die bis dahin abtrünnige größere Hälfte einer Gemeinde in die ev. Kirche zurück­ und etwa 20 Kinder aus der nichtdeutschen Schule herausgebracht wurden. Solches aber nahm schon damals die hochobe­ste Kirchenleitung Raum zur Kennt­nis. Statt desfett aber bringt sie es fertig, kaum ein Jahr später genau dieselbe Jugend mit dem freundlichen Prädikat „kirchenfeindlich“ zu belegen. Für diese Beschuldigung liegen keine ande­ren „Beweise“ vor, als die daß die Fugen FRMMESEEKESE aus Ernst und Besorgnis um "ihr Werk für einige der S Kirchenleute scharfe Worte der Kritik gefunden hat. Zugleich aber hat sie aus Gemeinschaftstüchtigkeit ungezählte Einfäße der Arbeit und des Dienstes an dieser Kirche geleistet. Die zahllosen Gemeinschaftsarbeiten sind allerdings eine zu offene Widerlegung der verlogenen Beschuldigung der­­ Kirchenfeindlichkeit, darum müüslen sie verschwinden! Darum gibt die Kirchenleitung die Anordnung heraus, daß man zur Arbeit auf Kirchengrund erst eine ausdrükliche Genehmi­­gung verschiedener Stellen einholen müsse. Wem die fortan gegeben wird, als ziemlich klar. Ganz gleich zu werten ist das neueste Rundschreiben des Landeskonsistoriums, wonach auch Ar­­beitslager auf Kirchengrund nur mit Genehmigung des Landeskonsi­­soriums abgehalten werden könn­­ten. Der Landeskirchenkurator wird wahrscheinlich seine Zustimmung nicht denjenigen erteilen, gegen die er schon 1934 auftrat. Das heißt wieder einmal, daß die Kirche nur noch für einen Teil der Jugend da sein soll. Während also eine Jugend, die ihre Arbeitstüchtigkeit unter Beweis gestellt hat, mit allen Mitten geknebelt wird, darf der Knecht der Reaktion, darf 50kl sich alles erlauben, er kann sogar uns widerrufen Schäferarbeitslager anjagen usw. « Diese Kirchenleitung nimmt»uv5«g«egens über die feindseligste saltang ein und wir merken uns das. Alle. Machernchaften erschweren uns gewiß unsere Arbeit, erschweren sie doppelt, da es außerdem bis heute nicht möglich war, von­ zuständiger staatlicher Stelle ein großes offenes Arbeitslager genehmigt zu erhalten. Wir können uns nichts anderes denken, als das auch dort gegen uns „bewährte“ Kräfte am Werk sind, die ihre Tüchtigkeit bereits unter Ber­weis gestellt haben. Was tut nun die Jugend Alfred Bonferts? Kapitulieren? Das hat sie noch nie getan! Wenn sie es heute täte, wäre sie nicht wert, sich zur harten Erneuerungsbewegung bekennen zu dürs­ten. Wir müssen unseren Feinden eigentl­ich für alle Erschwerungen und Nöte dankbar sein. Not lehrt auch uns nicht nur beten, sondern noch ganz andere Dinge. Diese Schule wird in mancher Hinsicht nüklich sein. Wenn uns heute große Lager verwehrt werden, wird der Arbeitsdienst eben in anderen Formen geleistet, die Formen aber sind sehr viel­­fällig und die Möglichkeiten groß. Wir erinnern uns heute wieder jener Zeit, wo in den Anfängen einer Epoche die beste Jugend des W­utterlandes zum Artamanendienst auf deutlicher Scholle antrat. Diese Gruppe fessele einzeln und in Gruppen in Dörfern und auf deutschen Gütern Arbeit am Boden, was jene Kameraden konnten, in Deutschlands dunkelster Seit, das wollen wir auch können! Auch wir wollen uns auf dem Letmatboden anießen, auf Höfen und Gütern nach Artamanenart Dienst leisten und durch diesen Einfaß nicht nur uns selbst ertüc­htigen, sondern auch den Boden freihalten von über­ flüssigen Sandlangern! Wir haben die Bereitschaft,selbst Handlanger am Heimat­­boden zu sein, denn wir missen, dieser Dienst adelt seine Träger ! Darum auf zum Arbeitsdienst ! Seraus, Ihr Kameraden, seid mit uns Hüter der Scholle! Mögen sie tun, was silh wollen: Wir sind das Augst vor einem Roman! Vor 10 Jahren wurde das deutsche Schrifttum durch ein Werk bereichert, das sofort nach seinem Erscheinen den Weg in alle volksgebundenen Kreise Deutsch­­lands fand und dort wertlose und begeisterte Zustimmung auslöste. Es war das später weltberühmt gewordene Schieffallbuch von Hans Grimm: Rolst ohne Raum, das auch Heute noch mit derselben Eindringlichkeit zum deutschen Leser spricht, wie vor einem Jahrzehnt. Die Auflagenhöhe dieses tiefen Gleichnisses der deutschen Nation erreichte im vergangenen Monat rund 330.000 und stetig wächst das Verbreitungsgebiet dieses Werkes, das heute für jeden Deutschen eine höhere Bedeutung als je besigt. Kein wahrhaft Deutscher wird an dem seltenen Wert des " „intelleftuellen” Kreijen das im Novemberdeutschland von gewissen einmütig abgelehnt und al „unseriös“ bezeichnet wurde. Besonderes Interesse wird unter solchen Umständen die Besprechung eines „Führen­­den Literaturblattes” finden, das gerade vor zehn Jahren sein Werturteil über den Roman abzugeben beliebte und das folgendermaßen lautete : NRomaned von Grimm Zweifel hegen, Gesonnte Barbarei Die umfangreiche Erzählung: „Volt ohne Raum“ von Hans Grimme, die ei selbst eine politische nennt, ist formal reif, gekonnt, aber äußerst unangenehm, gefährlich... Das älteste Ladenhüter­­zeug völkischer Geschichtsklitterung wird mit Jubrunst vertreten und mit „Fake­ten" illustriert, gegen Internationalis­­mus, Freisinn, Pazifismus, Völkerm­sis darität, Sozialdemokratie, Parlamenta­­rismus in der üblichen Weise gewettert. In der Doppelfrontigen Haltung der sogenannten nationalsozialistischen Neber­­zeugung: Fürstendienst wird getadelt, aber Zucht und Unterordnung gefeiert, das Großkapital angegriffen, aber auch die angebliche „Verehrlichkeit und Ehr­­furchtlosigkeit der Massen“... Schlagworte wie „leichtfertige Erz­bergerei* und , Bersailles Schande“ wer­­den geprägt, Schlageter und die Hitler­­putschisten verklärt. Aus dem ganzen Ton seiner Aus­führungen ist zu spüren, daß alle diese­drrtümer und Verdrehtheiten sein ehr­­licher Glaube sind. Er­st einer von jenen vielen, die aus ihrer D­eutschen Hant nicht herauskam­en und nun aus der Not eine Tugend machen, das heißt aus ihrer Kant gar nicht heraus wol­­­­len. . . und insofern ist sein Buch als kompattes Dokument ihrer schädlichen Auffassung sehr reich..... es steht dahin­­ter oder besser davor und haftet mit dem Einja der eigenen Tat dafür jener herbe, verbissene arbeits- und orönungswütige Schlag Ddeutschen Mit­­telstandes . . . Dieser Typ ist auf seine Fasion wahr... Die Menschen, die ihn darstellen, sind auf ihre Weise Außenseiter und Duertöpfe, sie nehmen es mit den Frauen unndtig schwer, die Suden können sie nicht riechen... Schreiben, gestalten faun Grimm . . 63 wäre dringend zu wünschen, daß Dichter freierer, Humanerer Gesinnung und weiteren Blids ebenso kraftvolle Romane schrieben, in denen die Gegen­­wartsprobleme vom völkerversühnenden Standpunkte aus behandelt werden. Aber außer Heinrich­ Manns „Unter­tan“ und „Kopf“ tenne ich leider Feine Werke, die man Grimms gesonnter Barbarei als wirksame, überlegene Tat­­sachenspiegel entgegenhalten konnte. Bis­­her schiefte die Reaktion nur Schreib­­linge ins Treffen; mit einem Manne von der künstlerischen Dualität Grimms wird der Kampf erst richtig ermithert und die deutschen Zolas und Mira­­beaus sollten sich beeilen | Seite 3 An den Rand geschrieben: Unsern „Bürgern“ ins Stammbuch Zwei Begriffe Sich Händig michtrauen, doch friedliebend schauen, heimlich sich schmähen, Verdächtigung fäen, der anderen Schwächen als Vorteil betrachten, alles versprechen und wenig beachten, für sich viel begehren, es anderen wehren, das nennen sie wie? — „Diplomatie !* ! Nicht „Gutem“* nicht „Schlechtem“, alleine Gerechten­ mit friedlichen Mienen in Ehrlichkeit dienen, wo Küchen noch klaffen nach Ausgleichen fliehen, dab fiolz sich die Waffen der Arbeit erheben, Im freudigen Walten die Zukunft gestalten, dem Leben zum Sieg, : das is­t Politik! Willi Baetich EE ESEN EZ SEN] : -

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