Deutsche Tageszeitung, August 1936 (Jahrgang 3, nr. 546-571)
1936-08-01 / nr. 546
w— ar i 1 ! aan OR r. ·. Äsoclaklun eap „Astra ru Culty rä \ un UA TITAN WAHL 2387 EH ) C - Ausgabe ÉLT JET Berlag Schriftleitung und Beimwaltung Gibin-Hermannstadt, Rosmaringafie No. I Bernipredger 299 — Postfach 97 Boftscjedt.: Rumänien 62 181, Deutschland: Berlin 175029 3. Jahrgang Solge 546 — Sonnabend 1. August 1936 (Cibinium) Bezugspreise monatlich: ohne Yukeilung 60 Lei mit Häftschung 79 Zei Unzeigenpreise : Die 65 mm breite Millimeterzeile im Unzeigenteil £ ei 3’— General Mola meldet: 4 Die besseren Nerven entscheiden! Eine Entscheidung in Spanien Durch Kampfhandlungen unmöglich — Wer länger durchhält, bleibt Sieger — Wachsende Besorgnis in England über die Entwicklung in Spanien Eintreifung Madrids vollzogen TR Weitere Fortschritte der Militärgruppe Madrid, 31. Juli. Nach einer Mitteilung des Generals Mola ist die Einkreisung Madrids nunmehr durchgeführt. Alle Verbindungen der spanischen Hauptstadt nach den noch in den Händen der Regierung befindlichen Städten seien zerstört. Der Sender Sevilla meldet die Einnahme der Stadt Bajamonte durch Streitkräfte der Militärgruppe. Die Vertreter der ausländischen Mächte in Tana sind übereingekommen, die im Hafen liegenden Schiffe der spanischen Regierung aufzufordern, Tana sofort zu verlassen. Falls diese Aufforderung nicht beachtet wird, würden die Schiffe der Regierung beschlagnahmt werden. Mola greift Madrid allein an Madrid, 31. S3ult. Die Regierungspartei und die Nationalisten haben bereits erkannt, daß im Feld eine Entscheidung so bald nicht mehr herbeigeführt werden kann und daß es sich um eine gegenseitige Nervenprobe handelt. Die Militärgruppe hat aus Sevilla vier dreimotorige Flugzeuge und damit eine wesentliche Verstärkung ihrer Huftewaffe erhalten. Eine hier eingetroffene Meldung bef jagt, daß General Mola nunmehr die Absicht habe, Madrid mit der ihm zur Verfügung sehenden Armee allein anzugreifen, ohne die Beendigung der militärischen Vorbereitung des Generals Franco zum Borma und auf Madrid abzuwarten. General Mola habe seine Vorbereitungen bisher soweit gedeihen lassen, da er glaube, den von ihm besabsichtigten Großangriff auf die spanische Hauptstadt durchführen zu können. Der Grund dafür, daß er nun allein, gegen seine bisherige Absicht, die spanische Hauptstadt angreifen will, liegt darin, daß er es nicht mehr mitansehen könne, wie das spanische Blut noch weiter in solchen Mengen fließe. Paris, 31. Juli. „CEho de Paris“ meldet aus London, daß dort prößlic der portugiesische Außenminister eingetroffen sei, um der engliichen Regierung klarzumachen, daß es im Interesse Portugals und Englands sei, in Spanien keine kommunistische Regierung ans QAuder kommen zu lassen. Meiter weiß das Pariser Blatt zu melden, daß die Haltung der französischen Regierung gegenüber den Ereignissen in Spanien in London als zweiedeutig angesehen werden. Man glaubt, daß sie nicht den Regeln der Neutralität entpreche. Man macht in London vor allem darauf aufmerksam, daß der Abgesandte der Somjets, Malro, an Bord eines französischen Flugzeuges nach Madrid befördert wurde und ein Vertreter der spanischen Linksregierung mit 150.000 Francs in Paris eingetroffen sei, um neue Rüstungsbestellungen zu tätigen. Schließlich berrehe in London Verärgerung über die Verhinderung des Weiterflugs von vier in Bordeaux gelandeten englischen Fliegern. „Admiral Scheer“ in Barcelona Berlin, 31. Juli. Das deutsche Panzerschiff „Admiral Scheer“, it zum Schuß der deutschen Reichsbürger in Spanien am Dienstagnachmittag in Barcelona eingetroffen. Zur Zeit befindet sih das Panzerschiff „Deutschland“ in spanischen Gewässern, und zwar in San G Sebastian. Außerdem ist der Kreuzer „Köln“ und eine Torpedobootflotille nach den spanischen Gewässern unterwegs. England über Frankreich verärgert d Bedauerliche Vorfälle in Wien: politische Kundgebungen beim Olympiafadellauf Amnestie aufgehoben Wien, 31. Juli. In Wien kam es anläßlich des Eintreffens der D Olympischen Fackel zu Ereignissen, die politische Entscheidungen der Bundesregierung zur Folge gehabt haben. Eine amtliche Mitteilung besagt hierüber: Anläslich der Olympischen Festlichkeiten versuchten gewissenlofe Elemente die Beier zu politischen Demonstrationen zu mißbrauchen. Trupps von Demonstranten versuchten mit Sprechhören und Geschrei in die Feiern Unruhe zu bringen. Troß der Störungen wurde das vorgesehene Programm reiflos durchgeführt. Es handelt sich in diesen Fällen um unverantwortliche Elemente. Das Berreiungswerk der österreichischen Bundessregierung is durch solche Demonstrationen gehemmt, wenn nicht gefährdet. Die Bundesregierung wird froh ihres Befriedungswillens keinesfalls dort Milde walten lassen, wo dies unangebracht ist. Infolge der Vorfälle wurde die administrative Amnestie aufgehoben. Wien, 31. Juli. In Ergänzung der amtlichen Mitteilung über die Aufshebung der Amnestie als Folge der politischen Demonstrationen beim Olympiafadellauf teilt die „politische Korrespondenz“ mit: Was die schon Durch» geführte gerichtliche Amnestie anbeslangt, die bekamtlich nur bedingten Charakter hat, wird es Aufgabe der Gerichtsbehörde ein, fetzustellen, inwieweit diese rückgängig gemacht werden muß. Diejenigen Amnestierten, die sich einer neuen Straftat schuldig gemacht haben, werden selbstverständlich der Wirkung des Gnadenastes verlustig gehen. Sentschland bedauert! Berlin, 31. Juli. Die deutschen Blätter bedauern es, daß die Olympische Feier in Wien zu politischen Kundgebungen bewugt wurden, s sei sehr schmerzlich, daß diese Zwischenfälle um Unschuldige bütten sollen. England zwischen Deutschland und Frankreich sind sie nur parüber (KAHTH) Politik ist nicht nur zeitgebunden, sondern in weitaus stärkerem Maße von dem Raum abhängig, von dem aus sie geführt wird. De Seiten aber Ändern sich. Und es Ändern sich damit auch die Faktoren, die jeweilig die Politik der einzelnen Länder beeinflußen. Geiftige, weltanschauliche und religiöse Strömungen kommen und gehen wieder. Sie, üben ihren Einfluß auf das politische Geschehen aus, und klingen dann nach Erreichung ihres Höhepunktes langsam wieder ab. Vielleicht bleibt noch ein Reff defsen, was unter ihrem Einfluß geschaffen worden ist, beftehen, — in ihrer Länze” jedoch gehbender Malur. Der Raum aber bleibt. Und die Ständigkeit und Unausschaltbarkeit seines Einflusses ist es, die in hauptsächlichstem Maße die große politische Linie eines Landes bestimmt. Dafür it nicht zulebt die Geschichte Englands der schlagendste Beweis. Außer ihm besißen vielleicht nur noch Deutschland und Rumänien eine ähnliche, hauptsächli vom Raum abhängige Lage. Deutschland ist das Land der europäischen Mitte, Rumäsnien aber das Bindeglied und Ausgleichsventil zwischen der großen russischen Ebene und den balkanischen Ländern stamt dem östlichen Mittelmeerraum. Deutschland und Rumäsnien jedoch sind durch ihre Lage raumgefährdet, während England durch seine Insellage raumgeschüßt ist, und zwar auch heute noch im Zeitalter des Flugzeuges, wie wir später sehen werden. Diese raumgeschüßte Lage Englands und die Bestrebungen zu ihrer Aufrechterhaltung bestimmen die Politik Englands seit Jahrhunderten. Und das Berehältnis der britischen Inseln zu ihren Barfeldern im Nordwesten Europas ist der Schlüssel zur „britischen Politik. Merclelse verstehen will, muß den Raum zu ihrer Deutung heranziehen. Er darf aber auch nicht von heute auf morgen denken. Denn dem britischen politischen Denken in großen Räumen entspricht das Denken in großen Leitabschnitten. England ist schon seit Beginn des 18. Jahrhunderts die Weltmacht schlechts bin. Es erwarb sich den Anspruch auf diesen Titel, als im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts Ludwig XIV., der Sonnenkönig des französischen Volkes, nach einem an unerblichen Siegen und diplomatischen Erfolgen, aber auch an Niederlagen reichen geben im Grunde genommen doch ohne den ersehnten ganz großen Erfolg starb. Greiber hat nur noch der große forte England seine Stellung als Weltmacht streitig zu machen versucht. Auch ihm aber ist sein Vorhaben nicht gelungen, wenn er auc