Deutscher Kalender, 1993

An meine Muttersprache Durch dich verlor ich einst mein Vaterhaus. Erniedrigt mußt ’ ich in die Welt hinaus... Doch deiner Lieder traute Melodie ließ leise ich in meine Seele ziehen. Als deinetwegen ich im Staube lag, warst du es doch, die neue Kraft mir gab. Und wenn man deinetwegen mich verhöhnt, hab’ ich mit meiner Liebe dich gekrönt. Wo man verächtlich dreimal dich verflucht, hab’ ich dein Wort, dein zärtlich Wort gesucht. Und wenn kein Freund mehr klopfte an die Tür, warst du mein Trost - ich flüchtete zu dir. Im tiefsten Elend und im größten Schmerz gehörte dir mein schuldlos schuldig Herz. Ein Tränenmeer hat meinen Blick getrübt, wenn Freveltaten man an dir geübt. Auch hier warst du und sagtest: „Weine nicht! Die Wahrheit siegt, wirft über mich ihr Licht. Still deine Träne, denn der Tag ist nah, wo du erfährst, wie Unrecht mir geschah. “ Ich glaubte dir und jubelte dir zu und fand durch dich auch die ersehnte Ruh. Aus deinen Quellen schöpfte ich den Saft, der mich gesund und glaubensfroh gemacht. Wenn ich im Staub auch deinetwegen lag, bliebst du die Kraft, die neue Hoffnung gab. Wenn ich auch tausendmal durch dich verlor: EIN HOCH DEM GLÜCK, DAS ICH DURCH DICH ERKOR! Erna Hummel

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