Die neue Zeitung, Juli-September 1930 (Jahrgang 1, nr. 6-31)

1930-07-02 / nr. 6

s Nr. 6 Beftehung und Profektion. (H) In Kriegszeiten traf ic) einmal einen polnischen Mittelsschulprofessor aus Rublin in Rusji­hpolen. Er war Österreichischer Staatsbürger und österreichischer Offizier. Man hat oft vergleichen können, was drüben ges­­chieht und was in der Monarchie. Da sind aus zwei Ländern zwei Welten geworden, die sie nicht finden konnten. Beide Zeile waren so fest verankert in ihren Überlieferungen, daß ein Korrigieren der eigenen Meinung ganz unmöglich war. Einmal sagte er: Mir öffnen uns die Türen durch Beziehung, Ihr durch Protektion. Was ist nun die größere Korruption? Mas­st für das Bolk die angenehmere Rast? Wenn einer bei uns offene Türen braucht: die wenigen Rubel, die dazu nötig sind, kann jeder ji auftreiben, so daß beide Teile zufrieden sind. Doch wehe einem von euch, wenn er Protektion braucht und keine hat! Damals haben wir ihn ausgelacht.Wir träumten ja von unserer Tüchsigkeit, von der Arbeit, von der Be­­rechtigkeit, und von anderm dergleichen. Wie sich die Zeiten ändern, Heute sind wir glück­­lich in Verhältnissen gelandet, wo beide Korruptionsarten friedlich neben­einander wirtschaften. Und ich muß an­gehabt ! . D­er. Mer nur ein wenig Beobachtungsgabe hat, wird bald darauf kommen, das Beziehung fast gar Reine Korruption ist, im Vergleich zur Protektion. Und diese ist der Amt sichimmer unseres eignen Bolkes! Es ist fast bewundernswert mit welcher kühnen Kraft die stolze Burg gebaut wurde, die man Klick heißt. Da laufen alle Fäden zusammen, um in sicheren Händen festgehalten zu werden. Und nun wird regiert, vielleicht zum eignen Wohle, aber sicher ohne Verständnis für das Bolk. Das Bolk will Führer haben, weil es sie braucht. Aber unsere Führer von heute haben vergessen, daß das Volk auch leben will, mit kleinem zufrieden sind. Aber ein Mensc ist jeder, er sind gutmütige Leute,die« Und jeder will sein kleines Stückchen Welthab 211,in1 dem er fein geben ausleben kann. Wird es nicht gut sein alle Arten von Gewaltakten ein wenig abzubauen, bevor es zu spät ist? » | Rh | Li unparteiisches Blatt für die freie Meinung der deutschen Bevölkerung Rumäniens Schriftleitung und Verwaltung: Gen. Mosd­ugafje (RI. Erde) Nr. 4 Fernsprecher Nr. 7 / E­rscheint zweimal wöchentlic­h Bezugspreis für ein viertel Jahr 70 Lei, Einzelnummer 3 Lei sermannstabhittwoch den 2.Juli 1980 1.«Jah­rgang Der Leiermann. Ic drehe mein Werfel tagaus, tagein, Ich kenn’ meine Weise schon ganz genau — Kommt näher nur, schöne, junge Frau, Kommt näher, holdsel’ge Mägdelein — Woll Ihr mir nicht auch einen Kreuzer geben ? 39 beid­e ja nicht — ich sing’ Euch mein Lied, Das Lied von einem Frühling, der schied, Das Lied von einem zermürbten Leben . Auch ich war wie Ihr — und sprang doch die Welt Und wollte die füßesten Lieder singen — — Da mußt’ ich der Mutter die Kreuzer bringen, Denn Hunger tut weh, und Brot fottet Geld. — — Nun bin ich grau — mein Auge ist blind — Und stets noch spiel ich die Melodie: Das Lied von den Vielen, Vielen, die Am Leben­ Müfffen gestorben sind. Sri Bergenthal »Politische Kurzpof Abgeordneter Kräuter verlangte in der K­ammerfigung vom 28. Juni Berück­­sichtigung der Sachsen und Schwaben bei Festlegung des Kolonisierungsgefeges. Er protestierte dagegen, daß in landwirtschaftlic hochstehenden Gebieten, wie das Banat und Siebenbürgen es sind, Nichtlandwirte 10 bis 15 Hektar Boden erhalten, während die landwirtschaftlich tüchtigen Bodenan­wärter dieser Gebiete abwandern würjen. Im Verlaufe­ der diesem Antrag folgender Debatte machten Manu und Bopa die geistreiche Bemerkung, daß für die Bodenanwärter landwirtschaftliche Kenntnisse gar nicht wichtig seien. Sie haben recht, denn die Bodenreform hat ja nicht den Zweck auch dem Besiglosen Aderland zu geben, sondern es dem Besigenden — unnatürlich nur wenn er Sache oder Schwabe­n­ — zu nehmen. G Sonst aber meint man es gut mit uns! Die ungarische Königsfrage wird in der Auslandspresse noch immer vielfach erörtert. Da ja­au anglien iR die Rückkehr der Habsburger eingefegt hat, tt Die Ard­ar der König von Ungarn nur noch eine Frage von Wochen. Die Räumung der dritten Zone des befegten Gebietes wurde am 30. Juni vollzogen. Nach dem gestrigen Nachobericht hielt der oberkommandierende General der französischen Bejagungsarmee, Guillaumat, noch einmal die Parade ü­ber die französischen Truppen in Mainz ab, worauf die Truppen zum Bahnhof mar­­schierten. Um 12 Uhr mittags wurde die legte französische Trikolore, das Zeichen der 12jährigen Bewegung, vom Hotel „Bilhelma”, wo die interallierte Rheinlandkommillion unter­­gebracht war, niedergeholt. Die internationale Arbeitskonferenz die in Genf tagt, nahm mit 78 gegen 12 Stimmen in vorläufiger Abstimmung das Abkommen an, das die Be­­seitigung der Zwangsarbeit in den Kolonien bezweckt. In Stettin kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten, bei welchem der Nationalsozialist Engel duch einen Kopfschub getötet wurde. Diplomatische Verhandlungen zwischen Griechenland und Belgien, haben in diesen Tagen in Brüssel stattgefunden, in deren Verlauf unter anderem auf die Frage der Neutralität des griechischen Staates im Falle eines Krieges zwischen Frankreich und Italien erörtert wurde. Der griechische Außenminister Michalo­ Eopulos, dem zu Ehren im Ministerium des Aeußern ein feierliches Bankett stattfand, soll bedeutsame Erklärungen abgegeben haben. Die Seine Entente und die Friedensverträge. Am 26. Juni fanden in Girbsfe Plefo Beratungen der drei Außenminister der einen Entente statt. Die Minister tauschten ihre Ansichten über die Denk­­schrift des Ministers Briand aus und prüften deren Prin­­zipien, die darin enthaltenen fünfreien Vorschläge und die Arten ihrer Applikation. Es wurde konitatiert, daß Die Initiative des Herrn Briand dem auf die vollkommenere internationale Organisation im Interesse der Aufrechter­­haltung des Friedens und der friedlichen Entwicklung der gesamten Menschheit abzielenden allgemeinen Wunsche entspreche. Diese Initative stehe in vollem Einklang mit welche die Politäk der Staaten der Kleinen je drei Außenminister einigten sich fonfreien Anregungen der Denkschrift des Herrn Briand und über die Vorschläge, die sie in dieser Angelegenheit auf der Genfer Konferenz, wo das Problem eingehend besprochen werden wird, machen werden. Hierauf wurde das Verhältnis unter den einzelnen Staaten Mitteleuropas geprüft, wie es sich infolge der im Haag und in Paris getroffenen Abmachungen darstellt. Es wurde konstatiert, daß nunmehr eine Besseiung dieses B Verhält­­nisses ermöglicht ist, weil eine Anzahl dieser schwierigen Lagen erledigt it. Die Minister beschlossen, in jedem Fall darauf zu beharren, daß die üibernommenen inter­­nationalen Verpflichtungen respektiert werden. 500 Millionen Militärkredit für Italien. Der italienische Ministerrat hat in seiner Gegung vom 28. Juni beschloffen, der Landesverteidigung in­­ diesem Jahre den Betrag von 500 Millionen Lire zuzusenden. Anscheinend sind den Italienern die 12 Jahre Frieden­­ den Sielen, Entente verfolgt,­­grundmäßlich über Lebzensunruh. Bei Beginn meines wüsten Lebens, als ich meine Verzweiflung mit den alltäglichen Betäubungen überbrücen wollte, wußte ich nicht, daß Giddis junger Gatte eine zerfallende Ruine war. 34 hatte nur mit Entgegen den Tag an mir vorbei­­ziehen gefühlt, an welchem der blonde, bleiche Jüngling meine Giddi mitnahm. · Wie Mädchen sind,dachte ich erst,leicht.Sie nehmen jeden,wenn er jung,und reich,und reich ist. ch trauf mir meinen ersten Raufch an. Ich lachte. 30 fdrie . . .­­ » Dann kamen andere Tage. — Es war etwas Fremdes in mich gekommen, das diese graue Beere nicht ausfüllen konnte, die in mir war. Giddi, Giddi, was hast Du getan! 34 hab Dir immer sagen wollen, warte auf mich. Hast Du mich denn nicht verstanden, auch ohne meine Worte ? — Und dann ging es bergab mit mir, bis Giddis Freundin mir leise halt gebot. Sie war eines jener Mädchen, die an Lenzesabenden ganz Lieblichkeit sind. 39 bate noch einmal daran , ein anständiger Mensch zu werden. Es kamen dann Wochen, die den warmen Duft einer leisen Mädchenseele in mein zerfahrenes Dasein senkten. Und als ich verheiratet war, begann ein schuld­­loses, glückliches Bürgerleben Und es hätte so bleiben müssen, wenn nicht eines Zages meine kleine Hausfrau bitterlich geweint hätte bei den Worten: arme, arme Giddi: — — — ihre Mann tt gestorben. Da stürzte ich auf meine Frau zu. Ich Schloß sie in meine Arme. 39 faßte ihr Haar und ihren Mund, Und ich sagte immer wieder: Ich hab Dich lieb. Ich will Dir gut sein, immer, immer. Du, halt mich fest! Laß mich nit von Dir, Du, ich hab dich lieb. Die Heine Frau war erst ganz fassungslos.. Dann aber gab sie sich diesem süßen Gefühl meiner Lieblosungen hin. Und endlich wußte sie nichts zu sagen, als den weitern Inhalt von Sioldis Brief: liebe, gute, bitte erlaube mir, daß ich mich bei Eudy von meinem Schmerz erhole, daß ich bei Euch meine Ruhe wieder finde. Sie hatte die Worte ganz einfach vor sich hingesügt. Sie konnte seine Erklärung dafür finden, warum ich sie pröglich frei ließ, warum ic) mic) schwer in den Lessel fallen ließ, warum ic) mit der Hand immer wieder etwas von meinem Antliß wehrte... . Es ist wahr, daß Giddi keine Falten um die Mund­­winkel hat. Auch ihr Lachen klingt nicht mehr so froh und frei. Es ist wahr, daß sie müde zu sein scheint, wenn sie langsam den Arm hebt, um ihr Antlit vor den Sonnen­­strahlen zu jhngen. Und auch ihre Seele scheint müde zu sein, denn sie sagt manchmal so seltsam traurig: Ja, ja , aber... . Meine Frau ist leblicher, freier, lebendiger und menschlicher. Aber schöner ist sie nicht. Nein, nein Giddi. Ein fremder Schauer ging dar; meine Geele: ich weiß Siddi ( ic) war es, der dich betrogen hat. Sch 34 habe die ganze Gehnsucht meiner Geele schweigen heißen, trog dem mein Herz schrie, bleib, bleib, Du. Wir haben uns ja gefunden, um ganz einander zu sein. Und nun stehe ich da, wie ein s­chlechter Gärtner. Ich habe meine [chönste Blume vergehen lassen, auf fremdem Boden . .. . Da drängte st in mein Denken die rosenduftende Gestalt meiner Frau. Ich muße mir leise an sie schmiegen und ihr dankbar sein, ihr, die das Entgegen vor der Gegenwart von mir ge­­nommen hatte. · — Ich fü­hlte bei jedem Zusammentreffen mit Siddi immer mehr, daß der Traum meiner Jugend grau wurde. Und ich konnte die seltsamen Blumengärten nit mehr finden... Wilhelm v. Hannenheim habe dich gehen laffer. —

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