Die neue Zeitung, Oktober-Dezember 1930 (Jahrgang 1, nr. 32-58)

1930-10-01 / nr. 32

2 erstklassig nach Sporergasse 15 r Herrenschneiderei Fi wiex Hindenburg gegen die Butschgerüchte. Reichspräsident Hindenburg hat auf die zahlreichen An­­fragen Amerikanische Journalisten über die Butschgerüchte, die im Auslande im Umlaufe sind, geantwortet. Seiner Gewohn­­heit nach gab er seine direkte Antwort, sondern drücke in einem Gespräch mit den Neichstanzler Brüning seine feste Über­­zeugung aus, daß keine Putschgefahr bestehe und daß die Staatlichen Organe in der Lage wären, einen Putsch­­versuch in der kürzesten Zeit niederzudrücken. Beschärfte Wirtschaftslage in Deutschland. Neidskanzler Dr. Brüning hat einen Ministerrat ein­­berufen, um die schwierige Wirtschaftslage des Reiches zu beraten. Die Steuereinnahmen sind in den legten Wochen weit hinter den Baranschlägen zurücgeblieben, die Arbeits­­losigkeit stieg wesentlich, so daß die Wirtschaftslage Deutsch­­­lands wieder zu starren Besorgnissen Anlaß gibt. Die heutigen Heeresausgaben Frankreichs — 80 Milliarden. Der Kostenvoranschlag für das Jahr 1931 weist ein Gesamterfordernis von 50 Milliarden grants (330 Milli­arden Lei) auf. Von dieser Summe sind 12 Milliarden grants (80 Milliarden Lei) zur Deckung der Heeresaus­­gaben erforderlich. — Frankreich rüstet wie niemals zuvor. Möbelhalle Alb­ koldstein, Sagg. 3. DSomjelgetreide auf der Donau. Dem „Temesvarer Volksblatt” entnehmen wir noch: ‚stehenden, bemerkenswerten Artikel: Der Saal der Temesvarer Börse it beinahe leer. Einige Habitues erscheinen zwar dort, aber der große Saal hat eher das Gepräge eines Kaffeehauses, Wie werden erzählt, über die schlechten Zeiten wird geklagt. Alles ist da, was zur Börse gehört, Präsident und Aus­­schuß, Syndikus und behördlic erkannte offizielle Makler, nur eins fehlt: der Umtag. Der Landwirt will sein Ge­treide verkaufen, aber jeden Tag erhält er weniger, Käufer sind feine vorhanden. Unter Weizen ist im Auslande nicht konfurrenzfähig, heißt die offizielle Begründung. Dabei aber zahlt der Landwirt effektiv bei jedem Verlauf darauf, denn die Gestehungskosten sind höher als der Preis, den er im besten Fall erhält und verdienen, verdient eigentlich nur der Gyndifus, der für beinahe nichts 25.000 Lei erhält und der Staat, der von der Armut einer Produzenten noch eine Exportgebühr abim­pft. Eine andere Nachricht. Unterhalb von Gulina ist eine große Konzentration von Schleppern. Die DDSG und wie die anderen Schiffahrtsgesellschaften heißen mögen, haben den Auftrag erhalten, Schiffe an der Mündung der Donau zur Verfügung zu halten. Denn der große Herr, Se. Majestät das Sowjetgetreide ist im Annahen. Die Frachtfäge werden bar bezahlt, die staatliche Protestion für die Ausfuhr ist in nicht geahntem Maße vorhanden, der Sowjetstaat versucht mit allen Mitteln, seine je größere Getreideausfuhr durchzusorzieren. Während also unsere Landwirte nit wisfen, wenn sie ihre Getreide verkaufen können, wird das Sowjet­­getreide auf Kapitalistenschiffen seinen Siegeszug auf der Donau antreten. Ford, Me.­Cormid und die anderen großen ameri­­kanischen Maschinenfabrikanten verkaufen den Sowjets Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen auf dreis­jährigen Kredit. Kommissionen suchen die endlosen fibi­­tischen Gruppen auf und in den jungfräulichen Humus derjenigen Gebiete, die für den Getreidebau geeignet be­­funden wurden, schneiden von Kapitalisten hergegebene Maschinen tiefe Furchen. Canada verkauft das Saatgut auf drei Jahre Ziel, Petroleum und Benzin werden von Balu Hin dirigiert, zur selben Zeit, wo bei uns, in dem Betreleumland, diese Betriebsmateriale 4 mal so teuer sind als z. B. in Stanfreld) und auf diese Weise hat Sowjetruß­­land Getreide zur Verfügung, welches, da noch dazu feine Bodenrente einkalkuliert werden muß, da der Boden nichts gerottet hat, zu welch’ billigem Preise immer verkauft wer­­den kann. Jahr für Jahr wird von einem gigantischen Willen und einer rücksichtslosen Organisation eine immer größere Menge von Getreide aus dem Boden heraus­­gepeitscht, eine mächtige Organisation erobert immer neue Märkte und unsere­­ europäischen Landwirte können mit verhaltenem Atem und geballter Faust zusehen, daß der Preis ihrer Produktion von Jahr zu Jahr in ersrhrechendem Maße sinkt. Zu gleicher Zeit aber werden hier die Steuern stets größer, der Staat, welcher in Rußland die Produktion fördert, wenn er auch frühere Existenzen rücksichtslos zu­­grunde richtet, hindert jede neue Entfaltung des Fleißes und der Unternehmungsluft durch neue Hemmungen, durc­ neue fleinliche Verordnungen. Und das große Kapital von Amerika, von Canada, die Schiffahrtsgesellschaften streichen schmunzelnd den Gewinn ein, den ihnen das rufsische Geschäft bringt. Denn business is business. Es hat gewisse Perioden der Weltgeschichte gegeben, von welchen wir, die tausende oder hunderte Jahre später leben und ohne Voreingenommen­heit urteilen­ können, be­­haupten, daß Bölfer ihr eigenes Grab geschaufelt haben. Der Kapitalismus it auf Geschäfte aufgebaut, mit dem größten Kapitalisten, mit Sowjetrußland zu arbeiten ist heute allem Anschein nach eines der größten Geschäfte 3 Spiegel» und Glasschleiferei Harfl Schwimmschulgasse 4, . Die neue Zeitung Mittwoch, 1. Oktober 1930 — Wr. = 69­0 ANZEIGE! Die Möbelniederlage Szekely u. Reti A. G. übersiedelt Königl. Rumänische Hoflieferanten Königin Mariastrasse 57 INN 1111) und vor lauter großen Geschäften bereitet der Kapitalismus einen wirtschaftlichen Gelbstmord vor, wie ihn die Welt­­geschichte noch nie sah. Bei jedem Gelbstmord versuc­­ht ein Augenblid da, wo man zurüdkedreht. Wird der Kapitalismus diesen Au­­genblid noch im legten Moment wahrnehmen ? Tagesneuigkeiten. Überfall auf einen Gutshof. Der seit Jahren ge­­suchte Bandit Polesiuk unternahm mit drei andern Räubern, alle mit Gewehren und Sandgranaten bewaffnet, einen Überfall auf die in Oknipa (im Bessarabien unweit der Bukomwiner Grenze) gelegene Gutsverwaltung des Guts­­besißers Gruban, der in Grernowiß wohnt. Unter der Drohung der Waffen gaben die Gutsbeamten die Schlüssel zur Kalle heraus, aus der die Banditen 121.000 el Bargeld raubten. Sie warteten dann noch einige Zeit auf die Ankunft des Herrn Gruban, der in der Nähe weilte und bei dem sie mehr Bargeld vermuteten. Die Brief­­taschen­ der Gutsbeamten ließen sie unberührt, weil sie ihnen zu wenig Geld enthielten. Da Herr Gruban nicht kam, verschwanden sie schließlich. Königlicher Kommissär — ein Erpresser? Eine G Sentationsaffäre in Bukarest. Aus Bukarest wird be­­richtet: Der in der Hauptstadt wohnhafte Ingenieur Micu­lescu erstattete beim Kriegsministerium die Anzeige, daß er das Opfer einer Erpressung geworden sei. Er wurde vor­­ einiger Zeit dank einer Intrigue wegen Militär­­spionage vor das Kriegsgericht gestellt. Ein Schwager des Ersten Königlichen Kommissärs Oberst Carapancea, der im K­riegsgericht die Rolle des Generalstaatsanwaltes spielt, sei zu ihm gekommen und überredete ihn, dem Oberst Carapancea ein Haus zu verkaufen, als Gegendienst für die Zreisprechung. Niculescu, der sich fürchtete, wegen Militärspionage fünf Jabre­ zu bekommen, willigte in den Aauf ein und Carapancea übersiedelte in das Haus. Nun hat Niculescu die Anzeige wegen Erpressung ein er Mit den Erhebungen wurde der General Tenescu erraubt.­­ Ein Wal­o verdirbt sie den Magen. Durch die Unvernunft eines Tierfreundes hat es im Zoologischen Garten von Lissabon um ein Haar Malheur gegeben. Der Tierfreund, der von Tieren selbstverständlich keine Ahnung hatte, brachte seinem Lieblings-Walroß ein Dußend Apfel= finen mit und schüttelte sie idbm an den Rand des ver­­gitterten­ Teiches. " Das Tier, nicht klüger als der Mensch, verschlang der Reihe nach die gelben Früchte. Apfelfinnen mögen bekömmlich sein, soviel sie wollen, dem Walroß bekamen sie nicht. Als es die elfte eingenommen hatte, legte es sich platt auf den Rücken und bekam Krämpfe. Nach einer Weile, als vom Tierfreund nichts mehr zu erblicken war, sah der Wärter die Bescherung. Aus dem Borbandenfein der legten Apfelline zog er gleich die richtigen Schlüße und alarmierte den Tierarzt. Der 300- doktor brachte gleich zwei Assistenten mit. Da man aber ein Walroß schwimmend nicht behandeln kann, wurde zus­erst der Teich vom Wasser entblößt. Nun hatte man das Tier auf dem Trockenen und legte ihm, obwohl es ih sehr dagegen wehrte, Yesseln an. Sieben Menschen bändigten die zwanzig Zentner schwere Masse. Und der Arzt wartete mit einer Halbenliterflasche auf den Augenblick, wo daß Malroß das Maul aufriß, um Sich über diese Vergewaltigung zu beschweren. Das Walroß, dumm wie es war, riß natür­­lic das Maul sofort auf. Gleich kippte man ihm die ganze Ladung eines sehr probaten Mittels in den Rachen. Eines Mittels, das auch beim Menschen seine Wirkung nie verfehlt. Dieser halbe Riter Rizinusd! tat prompt seine Schuldig­­keit. Über die Soodirektion hat alle Tierfreunde ersucht, derartige Diätverstöße zu unterlassen. Franz Geisberger Damenschuhe Eine Erpresserbande mit einer Höllenmaschine. Nach einer Hamburger Meldung der Bessischen Zeitung wurden wegen eines Sprengstoffverbrechens und eines Mordversuchs die Kriminalpolizei von Altona und die Polizei von Hamburg zur Villa des Großfaufmanns Ernst Schliemann, eines mehrfachen Millionärs, gerufen. Am Morgen hatten Hausangestellte an den Fensterläden einen Draht entdeck, der zu einen kleinen, in der Nähe des Fensters aufgestellten Melkschemel führte. Auf diesem Schmel befand sich eine Höllenmaschine mit starrem Ax­­plosivstoff.­ Von der Höllenmaschine führte eine Zünd- Schnur zu dem in der Nähe gelegenen Haufe. Als die Polizei am Tatort erschien, war die Zündschnur, die die Höllenmaschine zur Ex­plosion bringen sollte, offenbar noch nicht angebracht. Und während nun Frau Schliemann mit dem Kriminalbeamten durch den Garten ging, um­ das Gelände genauer durchzusuchen, ertönte plößlich eine fürchter­­liche Detonation, und Frau Schliemann fand schwer­­verlegt zu Boden. Die Verbrecher hatten, unter den Zwei­­gen versteht, durch den Garten eine Zündschnur gespannt, die mit einem Gelbstschuß in Verbindung stand. Als nun Frau Schliemann sich bühte, um die Zweige zu entfernen, wer sie auf die Vorrchtung getreten und hatte sich am Arm schwer verlegt. In ihrer Hand wurden 33 Körner des Erprosivstoffes gefunden. Da es sie um eine Sprengstoff­­angelegenheit handelt, vermutete die Polizei im ersten Augenblick politische Hintergründe der Tat. Der Polizei­­präsident von Altona war deshalb mit einem Vertreter der­­etatsanwaltschaft nach dem Tatort geeilt. Die Er­­mittlungen hatten aber ein überraschendes Ergebnis. Es stellte sich heraus, daß bei der Hamburger Kriminalpolizei schon seit einigen Tagen eine mysteriöse Erpresserangelegen­­heit bearbeitet wurde. Der Großlaufmann Schliemann hatte einen Brief bekommen, in dem er aufgefordert wurde, 25.000 Mark an einer bestimmten Stelle zu hinterlegen. Zum Beweis, daß das Geschäft in Drönung sei, sollte er in einem Hamburger Blatt eine Anzeige aufgeben. Die Hamburger Kriminalpolizei hatte Schliemann nun dazu geraten, die Anzeige tatsächlich aufzugeben. Sie war im Blatt erschienen. Um so rätselhafter ist es aber, daß trotz­dem das Sprengstoffattentat­ versucht wurde,­­­­ Schneider- Werkstätte moderner Herrenbeklei­­dung. Pelikan, Rosenanger 14. Die Feme der jungen Mädchen. In einem Dorfe bei Sikufft wurde ein Verbrechen aufgedeckt, das Zöglinge einer dortigen Schule als Urheberinnen hatte. Die Schülerinnen hatten über ihren Lehrer eine Gerichtsfigung abgehalten, in der er mit Stimmenmehrheit zum Tode duch Erschießen verurteilt wurde. Dieses Urteil wurde zu vollstrect, und es war nicht das Verdienst des seltsamen Heners, daß die Kugel, die dem Lehrer zugedacht war, ihn nur schwer verwundete. Die Hintergründe dieser un­­gewöhnlichen Tat sind ebenso­ unnatürlich wie die Tat selbst. Der Lehrer übte seine Tätigkeit erst kurze Zeit aus, und er verstand es vorzüglich, so das Vertrauen und die Zu­­neigung seiner Schülerinnen zu erwerben. Er war so zu­­frieden mit seiner Stellung, daß er auch seine Frau aus Sekunft nachkommen ließ, da er beschloß, hier zu bleiben. Geit diesen Augenblick schien in seinen Beziehungen zu den Schülerinnen eine Trübung eingetreten zu sein. Er selbst blieb immer gleichmäßig, tam getreulich seiner Pflicht nach und lebte nur in seinem Amt. Eines Tages wurde auf ihn ein Anschlag verübt, als er vor dem Schreibtisc­­h saß und arbeitete. Durch das Fenster seines kleinen Zimmers wurde geschossen. Die Kugel traf ihn in den Arm im Augenblie als der Schuß ertönte, sah er durch das Fenster und es fehlen ihm, als ob auf der Straße seine Lieblings­­schülerin, die 14jährige Mara Alexandrewna, schnell vor­­überlaufe. Die Verwundung war aber schwerer, als es jetzt den Anschein hatte, und er mußte wochenlang das Krankenlager hüten. Als er wieder im Amt war, beschloß er, dem Verbrechen, das allen unerklärlich erschien, auf den Grund zu gehen. Als er den Unterricht begann, schienen die Schülerinnen befangen und bedroht zu sein. Cr ber hielt darum nach Schluß des Unterrichts seine Lieblingss­chülerin Mara zurück und fragte sie ganz unvermittelt, "was sie an dem­ Tage des Atentats vor seinem Fenster gewollt habe, worauf sie ihm ganz offen und feindselig antwortete: „Ich wollte sie erschießen!“ Nun gelang es dem Lehrer doch gütliches Zureden, die Schülerin zu­­ einem Geständnis zu bewegen. Die Schülerinnen verehrten ihn alle, weil er sie zum erstenmal in die Wunder der modernen Wissenschaft eingeführt hatte. Sie fühlten si daduch über den Alltag erhaben und sahen in dem Lehrer ihr Ideal. Als aber urprößlic­h eine­ Frau auftauchte, waren sie bitter enttäuscht. Gie­ fühlten sich betrogen und traten eines Nachts zu einem Gericht zusammen, das über ihn das Urteil fällen sollte. Die meisten stimmten für den Tod, nachdem von einer anderen Schülerin eine Auflage­ 5­einen Schneiderei, modern, solide Breite.­n H. Grün, N Reiffenfelsgasse 11. Diele " Rex à la Pi­sen, Glas 10 Lei Weine, Küche, Kegelbahn. Andr. Gehl Mehlhandlung, M­eih- und Brotbäckerei, Bahngasse , Mussolini und das Rauchen der Damen. In Italien wurde es den Frauen verboten in öffentlichen Lokalen zu rauchen. Auf Uebertreiung des Verbots stehen Polizeiifrau­fen. Die eine Frau, die die Strenge des Gesäßes zu spü­­ren bekommen hat, i­ die bekannte Mailänder Schau­­spielerin, Marie Alessandri. Sie zündete sich eine Zigar­reife in einem Restaurant an, in dem sie gefrühstückt hatte. In diesem Augenblick erschienen zwei Polizisten, und führten sie durch die ganze Stadt zur Polizeidirektion. Die Schauspielerin erhielt eine Geldstrafe von 200 8ire zudiktiert. s . .

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