Die neue Zeitung, Januar-März 1931 (Jahrgang 2, nr. 59-82)

1931-01-14 / nr. 61

5. «­­ . N­PR Se = - J.«.«.’s-»«.s»-.«".·-’- — T unparteiisches Blatt für die freie Meinung der deutschen Bevölkerung Rumäniens Schriftleitung und Verwaltung: Gen. Mospingate (AZ Erde) Nr. 4 Fernsprecher Nr. 7­ / Erscheint zweimal wöchentlig / Bezugspreis für ein viertel Jahr 70 Lei, Einzelnummer:3 bei Nr. 61 Hermannstadt, Mittwoch, den 14. Januar 1931 2. Jahrgang „Der Strom“ ignoriert die Strömung. JAK. Die Welt steht Heute im Zeichen des allgemeinen Abbaues. Alles wird hieruntergeschraubt. Warenpreise, Gehalte, Köhne und nicht zulegt die Ansprüc­he, die der einzelne Mensch an das Leben stellen darf. An und für sich ist diese Bewegung zu begrüßen, muß sie doc jchließlich dazu führen, die Spannung, die zwischen der Preisgestaltung der Erzeugnisse der“ vers­­chiedensten Wirtschaftszweige beru­ht, “auszugleichen, insbesondere das krafte Verhältnis zwischen der Bewertung der Industrieprodukte und den Produkten der Land­wirt­­­schaft. Auch eine Belebung und Hebung des Berbauches wäre zu gewähtigen, wenn eben der Abbau nicht wieder in verkehrte Bahnen geleitet würde, was aber, wie die — Ereignisse der jüngsten Vergangenheit zeigen, in den weitaus meisten Fällen tatsächlig eingetreten ist. Die­s­e Abbaubewegung und ihre Folgen trifft fast allenthalben den Kleinen Mann und damit die große Wenge der als Verbraucher in Betracht kommenden Menschen viel em­­pfindlicher als die Schichte der Großverdiener und Groß­­gehaltempfänger. Die natürliche Folge is, daß die Kauf­­kraft der Massen nicht steigt, sondern vielmehr auffällig Für die, die Preise abbauenden Industrien und Handelsunternehmungen it diese Operation natürlich mit schweren Geldverlusten verbunden, denn nur nur der Abstoß der großen Lagerstöcke zu Gestehungs- oder noch fiefern Preisen schädigt diese Geschäftszweige empfindlich, auch die Senkung des Geldumfaßes bei gleichbleibendem Warenumlag macht sich recht unangenehm bemerkbar, umfio mehr, als die gewöhnlich auf Kredit gekauften Waren bei Fälligkeit bezahlt werden müssen und hier zunächst ja keinerlei Erleichterungen der Bedingungen oder Ver­­kleinerungen der Forderungen eintreten. Vergrößert wird die Aasamität der genannten Unternehmungen noch durch den Umstand, daß der Regieabbau nicht im entferntesten gleichen Schritt hält mit den Berluffen, die aus dem selbst getroffenen Abbaumaßnahmen erwachsen. Schwer lastet, neben vielen anderen Erfordernissen, die Pot, Stromgebühren, auf den R Regie-Kontis aller Industrie- und Handelsbetriebe, aber auch die Privat­haushaltungen empfinden diese Belastung reichlich. Srüber trug und ertrug sie auch jedermann und spärlich waren die Klagen, denn es muß anerkannt werden unter 5. E.W. bemühte sich redlich, die Stromabnehmer nach Möglichkeit gut zu bedienen. Die Stromverbraucher zeigten ihrerseits auch größtes Verständnis für die Schwierigkeiten, mit denen seinerzeit das Werk zu kämpfen hatte und bes gnügten sie mit dem, was ihnen geliefert wurde, z. B. 95 statt 110 Bolt Spannung im Licht­eß, was gleichbe­­deutend ist mit c­a. 15 Normalkerzen Richtstärke statt 50. Die Kraftstromverbraucher aber stellten im vollbeschäftigten Be­­­riebe den Motor ab und machten Nachistunden, wenn in den meisten Privathäusern die Lichter bereits erloschen waren. Das ist das Bild von einst! Wie sieht die Lache recht aus? Industrielle, Kaufleute und Private sind in Notlage geraten, alle wurden von dem Gespenst „Abbau“ dem Urteilsvollstrecker der Ak­se getroffen und müssen ich das Hafersäckchen höher hängen. Was aber macht das 5. E. W., wie wird es der allgemeinen Lage ge­­recht? „Der Strom“ folgt nicht der Strömung. Die Herren und Meister, die das Monopol für diese Ware in der Hand haben, bleiben­ fest wie die R.M.S. Elek­­trischer Strom, Tabak und Zündhölzer ignorieren die Welle der Preissenkung, wollen von einem Notopfer up­ nichts willen, obwohl doch auch für diese Industrien die Herstellungkosten für die Ware sicher wesentlich geringer geworden sind. Alle technischen Betriebsartikel, deren ein Elektrizitätswerk bedarf, sind billiger geworden, vom Maschienenschmieröl über das­ Gasrohr, das Lagermetall, den Z Treibrinnen bis zum Motor, der Turbine und dem Heizmaterial. Schwerer aber, wie der unverminderte Strompreis, faltet auf den meisten mit Elektromotoren arbeitenden Werkstätten der Umstand, daß diese sich seinerzeit verpflichten mußten, ein Mindestquantum Kraftstrom zu verbrauchen, nun aber zufolge starker Betriebseinschränkungen oft nicht im Stande sind, auch nur eine annähernde Menge abzunehmen. Das 5. E. W. aber besteht in den meisten Fällen auf seinem verbrieften Recht und das durch den schlechten Geschäftsgang ohnehin fast lahmgelegte Unternehmen muß den Girom doppelt und Ddrei= fair bezahlen, der lub dieser Mindestklausel lastet auf ihm. Was würde das 5. E. W. tun, wenn aus irgend­einem Grunde der Fall eintreten würde, der es außerstande sehen würde, das Mindestquantum zu liefern? (Siehe weiter. oben, unzureichende Spannung und beschränkte Stromabgabe an die Indusrie.) Der Schreiber dieser Zeiten bringt diese Betrachtungen nicht aus eigenen theoretischen Erwägungen heraus.Er schöpft aus den reichlich überfließenden Quellen,der sich steigmehrenden Unzufriedenheit der breiten strom­­verbrauchenden Massen und bringt’die täglich·wach­ L­senden und lauter werdenden Klagen vieler schwerges­plagter Menschen vor die Oessentlichkeit,hassend,daß sie auch dort gehört werden,für deren Ohren sie in erster Linie bestimmt sind und denswed­ersüllen,den sie beabsichtigen. , Es wird dem H.E.W.«sicher nicht leicht fallen,s dem begreifliche anische seiner Kunden,die Siwms preise,abzubauen­,entgegenzukommen,denn sicher hat auch dieses große Unternehmen mit allerlei Schwierigkeiten, bedingt durch die allgemeine Ak­se, zu kämpfen und seine Reiter können nicht leichtfertig und ohne gründliche Be­ rehnungen handeln. Eines aber ist unbedingt richtig und muß von jedem rechtschaffenen Menschen als billige Forder­­ung anerkannt werden. Wenn jeder Betrieb und auch fast jeder Angestellte eines Unternehmens sein oft recht großes Notopfer bringt (der Preisabbau kostet viele Kaufleute und Erzeuger den Gewinn mehrerer Jahre), dann darf auch das 5. E. W. nicht zurü­ckbleiben. „Strom“ muß der Strömung folgen, auch auf das Ri­siko hin, daß einmal die Dividende O wird oder sogar ein Defizit ficy ergibt, daß später aufgeholt wird, sinkt, was in mehrerer Auswirkung gesteigerte ., Dr 7 \ politische Kurzpol König Karl nach Sinaia gereist. Wie aus Bukarest gemeldet wird, ist König Karl von Bukarest nach Sinaia zurückgereist. Am Bahnhofe erschienen aus diesem Anlasse Miniterpräsidentstellver­­treter Popopict und Verkehrsminister R­aducanu. Die Konzentration wieder im Bereiche der Möglichkeiten. Die Bukarester Blätter befassen fl­­iegt wieder auffal­­­lend viel mit dem Gedanken der K­onzentrationsregie­­rung, umso mehr, als Duca bei seiner Audienz erklärte, nn m nn m un m Der gehenkte Pich. Die Armeen Tily und Bappenyeim liegen vor Magde­­urg. 39 liege hinter dem Wachtmeister Arult und schente Wein ein. Mein Meister und Gebieter fitz neben der großen Trommel. Er spielt Karten. Wenn es ihm schlecht geht, schlägt er mit dem Fuß nach mir. Aber das it sein Recht ! . Schent ein Spiglich. Und wenn ich nit den Scell­­eber bekomme, wirst du aufgehängt. — Die Gefahr ist groß. In Magdeburg läuten die Gloden, Das geht uns nichts an. Denn wir sind gerade frei. Die Marketenderin will mit Spiglich sprechen, doch Rnult holt si irgendwo Glüd an ihr. Dann laden alle. Luftiges Leben, luftige Berwegenheit. Krieg ist Krieg. Und das Leben ist schön. Knull schreit: Schenf ein, du Hund! Sekt weiß ich, das er besoffen ist. Doch diesen Gedanken träumte ich exit, nachdem ich seinem Willen nac­hgekommen bin. Bei dieser Gelegenheit trinke ich auch einen Schlud. Sicher nicht aus feinem Glase. Er merkt es. Ein strafender Eli trifft mich, doch ohne Worte. Knulf­­ verliert, weil er betrunken ist. Ich will auch ein kleines Geschäft machen, ein einziges Mal habe ich den Becher auch ganz leer getrunken, weil der Wein mir geschmect hat. Und auch das hat Anulf gemerkt. Sein schwerer Schlag zwingt mich zu Boden. Dann fehreit er: An den Galgen mit dem verfluchten Dieben ! Schon stehen die Häscher neben mir. Sie ergreifen mich furchtbar. Aber Anulf lacht, weil seine Kartenpartie schlecht geendet hat. Ale Andern lachen, auch ich. Niemand glaubt an den Ernst der Lage. Aber Anuik ist betrunden. Er schreit: An den Galgen mit dem Dieben! Go ver­­nehmlich und schredlic, daß mein Rüden das graue Zittern bekommt. Auch die andern sind bleich geworden, doch sie beginnen sich zu entfernen. In ganz kurzer Zeit bin ich mit Rault und den Häfchern fast ganz allein. est ist meine Zeit gekommen. 34 stürze auf die Anie und falte betend meine Hände: Großer Meister, ich bitte um Berzeihung! ő Saft hat ein gütiges Lächeln feine Lippen umjipfelt. Dann aber fällt in seine Beh­untenheit die verlorene Karten­­partie hinein. Er verfegt mir einen Fußtritt, der mich weit von ihm wirft. Die Häfcher erfassen mich. Ich begreife. Mir wird das Sterben plößlich­ leicht. 39 denke nicht mehr an die Blumen im Mai, nicht mehr an Magdeburg. Ich sehe Anust und lüdle. Wir marschieren zum nächsten großen Baum. Der Grund fehlt nit. Und nun hänge ich im scheinbar ewigen Nichts. 39 fühle mich sehr wohl, als Toter. Meine Zunge hängt ganz wenig zum Munde heraus. Aber ich mache gute Form beim Baumeln. Rnult steht mitten unter den Andern, die wieder zurückgekommen sind. Alle sind gut aufgelegt. Sie laden über meine etwas verschobenen Körperformen. — Es kommt Bewegung unter die Leute. Tilly reitet vorbei ! Was habt ihr da getan ? Knust drängt sie vor: Er war ein gemeiner Dieb! Go reht Kameraden! Und Tilly it fort. ? Meine Mörder sind ein wenig betroffen. Der Eindruck, u m ein lebloser Körper auf sie­ macht, ist nicht mehr so eiter.­­..­. Aber sie haben wenig seit sich zu besinnen. AUS Magdeburg klingt es furchtbar zu uns.Das Bolt hat zu singen begonnen: das Lied von der großen Not! Erst sind sie stumm, wie ic. Auch Knust sőweigt. Und alle sind traurig, die mich am Galgen sehn. Das große Lied beginnt aber ihre Herzen zu erfassen. Sie fallen auf die Knie. Sie beginnen zu beten und zu weinen. Bin ich schuld daran? Oder sind wir endlich doc alle Menschen ? Einige hundert Jahre später figen einige Kameraden in einem Wirtshaus. Sie trinken manchen Liter Wein. Sie spielen Karten. Die Stimmung steigt. Dann sagt jemand: Ein schönes Leben müssen die Landsknechte gehabt haben! Und kaum sind die Worte vorbei, beginnt die Orgel in der nahen Kirche zu zittern: das Lied von der großen Not. Der Redakteur scheint weit hinauszuhorchen ins eben. Und der Kapellmeister möchte etwas sagen, doch er weiß nicht was. Es ist ganz stil geworden.­­« Aber jemand schreit verzweifelt: Warum sagt denn niemand etwas. Da hört man den Redakteur dumpf und tonlos sagen" Die Armeen Tilly und Rappenheim " liegen vor Magdeburg. . . Bei diesen Worten werden der Kapellmeister Strübe Augen plötzlich hell.Er beginnt zu weinen wie ein kleines Kind.Und dann­ schreit er laut:Knulkl Der­ Redakteur reist sich zusammen,trotzdem es ihm schwer wird.Dann fogt er leise,aber doch mit fester Stimme: Spitzlich————’aber ein wenig anständig er bin ich doc geworden, Wilhelm v. Hannenheim _

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