Die neue Zeitung, April-Juni 1931 (Jahrgang 2, nr. 83-106)

1931-04-01 / nr. 83

»z.-...­.-·.««"-"»—f—-- Nr. 83 Unpurjekisches Viajjfix-rdäefiseie Meinung der deutschen Bevölkserung Nomäniens Christleitu­ngerwaltungsGen.Mosaiugasse(Kl·Erde)Nr.4xFernsprecher Nr.71 Erscheint zweimal wöchentlichJ Bezugspreis für einvierteljahr 70Lei,AuslandsZ0LeiAnselm-mutetZLei Hermannstadt, Mittwoch, den 1. April 1931 2. Jahrgang — —­­ Den Darken gelenkt — die Zügel verhängt.... Eigentlich hatten wir es uns vorgenommen, in der Frage der Aronstädter Aufführung des Remarque-Films „Im Westen nichts Neues“, die eine peinliche Polemik zwischen der Aronstädter Zeitung und dem Siebenbürgisch- Deutschen Tageblatt auflodern ließ, die besonders von Kronstädter Seite mit einer Erbitterung geführt wird, die einem gereizten Stier in der Arena von Gevilla alle Ehre machen würde, vollkommen neutral zu bleiben. Wir begnügten uns damit, in unserer Rubrik „Freie Meinungsäußerung“ einen uns zugegangenen fachlichen Aufjaß zu veröffentlichen. Die Berbissenheit aber, oder sagen wir bes der Ber­­bohm­heit, mit der der geschäftsführende Ausschuß der Aronstädter Zeitung die Angelegenheit behandelt, und der sich neuerdings darin gefällt in dem Artikel „Noch­­mals entschiedene Abwehr“ in der Nr. 70 seines Blattes den ganzen Fall nochmals aufzurollen, nötigt uns, aufzu= borden und mun auch unsererseits unseren Standpunkt in dieser Angelegenheit einmalig festzulegen. Die Ergebnisse des Weltkrieges für Deutschland und der mit ihm verbündeten Staaten waren: Der Berlust n­­erßiger, arbeitsstarker Männer, Zerstückelung von Reihen, Schuldenlasten, von deren Ziffern man sich auch nicht einmal annähernd Begriffe machen kann und im Gefolge Elend auf allen Seiten, das sich noch heute statt in ab- in aufsteigender Kurve bewegt. Aber eines blieb jedem Deutschen doch: Das Bes wußsje in dem Vaterlande die Treue gehalten und seine Pflicht erfüllt zu haben. Und es blieb der Stolz auf die ruhmreichen Taten der verbündeten Armeen und es blieb die heilige Trauer um jene Toten, die, in Massengräbern oder im schlam­­migen Grunde tiefer Meere schlummernd, nichts mehr davon erfuhren, daß ihr glutdurchpulstes Leben umsanst geopfert ward. Und da kam, 10 Jahre nach dem Ende, ein ges­unk­ener Verlag auf den Gedanken ein Buch schreiben zu lassen,das von dem großen Krieg,der mit Deutschlands Unglück endete, berichtete. Das Buch erschien. Erschien wie auch von vorher andere Kriegsbücher erschienen waren. Diese anderen aber­ wurden kaum beachtet, weil sie nur Schilderungen der Wirklichkeit brachten, die uns doc allen noch selbst in deutlicher Erinnerung standen und die wir eher fortgescheucht haben wollten, als durch sie alte, kaum verharrlchte Wunden wieder aufreißen zu lassen. In Begleitung einer ganz unerhörten Reklame wurde „Im Westen nichts Neues“ auf den Markt geworfen und mit einemmale griff alles nach diesem Buch. Es war ein K­riegsbuch, wie viele andere auch. Aber in einer Sprache geschrieben, die die dargestellten Bilder durch Dreck und Kot zerrte und die sich darin gefiel, einen neuen Stil der Gemeinheit zu prägen. Aber es ist nicht wahr, was in diesem Buche erzählt wird. Es gab keine deutsche Frau und wäre es auch nur eine Straßenbirne gewesen, die sich im Spital vor den Augen anderer Männer in das Bett gelegt hätte, aus dem ihr ihr Gatte mit amputierten Gliedmaßen entgegen­ stöhnte, um sich von ihm umarmen zu lassen. Es gab keinen deutschen Jungen an der Front, der Nachts durch Flüsse geschwommen und dann noch in fremde Häuser gelaufen wäre, um von schwarzäugigen Französinen Gunstbezeugungen zu erbeitern. Und es gab so vieles nicht, ist Züge, was in diesem Buche geschrieben sieht und jedem ehrlich deutlch Den­­kenden einen Schlag ins Gesicht verlegen muß. Und deshalb wurde dieses Buch von Deutschland abgelehnt, weil es zur Schmach wurde am bdeutschen Gedanken. Weil alles, was Deutschland aus dem Kriege geblieben war, der Stolz auf die ruhmreichen Taten seiner Armeen und die heilige Trauer um seine Toten ausgelöscht zu werden drohte, durch dieses Buch „Im Westen nichts Neues“. Das aber durfte nicht sein und darf auch nicht sein denn aus Dielen so armselig scheinenden Überbleibsein werden doc wieder jene Qub­ereichen wachsen, aus denen sie der deutsche Gedanke die Kraft fangen wird zu neuem Sein. Als dann von geschäftstüchtigen Unternehmern aus dem Buche ein Film gedreht wurde, entbrannte der Kampf von Neuem und alles, was deutsch dachte und fühlte, lehnte das elende Machwerk ab. Mochten si die einstigen Gegner im Weltkriege an diesen Lerrbildern einer entarteten Phantasie freuen, Deutschlands große, öffentliche Meinung verwarf sie. Da kam dieser Film nach Kronstadt. Weder die Kronstädter Zeitung noch font jemand hätte es verhindern können. Aber die Kronstädter Zeitung hätte Verwahrung da­­gegen einlegen müssen. Es war gar nicht notwendig erst auch noch Kommissionen zu seiner Prüfung zu entsenden,­­ wo doch die Ablehnung von deutscher Seite schon längst eine vollendete Tatsache war. Und wenn Direktor Hermann Plattner vom Sieben­bürgisch=Deutschen Tageblatt aufstand und das Verhalten der Aronstädter Setzung­­ kritisierte, war es das Aufe zucken des verlegten deutschen Ehrempfindens, das ihn dazu veranlaßt haben mochte. Wir wollen für Direktor Plattner keine Ganze brechen. Erstens glauben wir, daß er stark genug ist, um sich selbst verteidigen zu können und zweitens haben wir mit feinem­ Blatte nicht die geringste Interessengemeinschaft. Im Gegen­teil! Was uns dazu bewegt ist der Umstand, daß wir in diesem Falle seiner Meinung sind und auch glauben annehmen zu dürfen, daß wir es nicht allein sind, sondern das jeder aufrichtig deutsch fühlende Mann hinter ihm steht. Man kann Fehler machen. In Hermannstadt auch. Aber dann soll man schön syweigen und nicht eine Polemik heraufbeschwören, die nicht nur uns, sondern wahrscheinlich auch von den Kronstädtern zum Halfe heraushängt. Ganz besonders aber uns. Wenn es um den Einfaß des deutschen Volksber­wußtseins geht, soll uns, alle nur ein Gedanke beherrschen, wie jenen Marienritter, der auf nächtlichen Ritt sein Pferd zu Tode hebte, sein eigenes Leben opferte, um die deutsche Marienburg vor feindlichem Verrat zu shnken und von dem Zeh­r Dahn so schön berichtet: Den Nacken gesenkt — die Zügel verhängt. Durch die Nacht kommt der rasende Retter gesprengt. Längst ließ er die Straße — verlor er den Pfad — Nach Süden — nach Süden nur pfeilgerad ......: 4 u Um ein Kim. Erzählung aus Siebenbürgen von Daniel Bayer. (7. Fortlegung.) Die Hännin wäre der Hebamme gern nac­hgelaufen, um alles zu erfahren, wenn diese nicht schon so weit ge­­wesen wäre. Auch hätte sie der Nachbarin noch schwer einen Besuch abgestattet, aber die saßen gewiß beim Mtadjtmahl. Eine gute Stunde später ging die Hebamme, mit dem Kinde auf dem Arm, aus dem Miüllerischen Haus. Auf die erstaunte Frage der Miüllerin, die gerade aus dem Stall gekommen war und den Eimer mit frisc gemaltener Büffelmilch auf den Tisch gestellt hatte, was die Hebamme bieher führe, hatte diese ganz unbefangen ihr Vorliegen vorgebracht. Die alte Frau sei front geworden und das Kind stehe nun ohne jede Pflege da. Ob sie den Kleinen nicht als Ziehsohn aufnehmen möchten? Es sei ja ein Knabe und sie würden damit vor Gott und den Menschen eine Wohltat begehen. Da war der Bauer eingetreten und, als er hörte, um was es sich handele, schweigend wieder hinausge­­gangen. Die Bäuerin aber nahm das Kind auf den Arm. Sie war entzübkt von ihm und hatte das kleine Wesen gleich­ liebgewonnen. Ja , dies Kind könnte neues Leben bringen in das Haus, rünnte ihr und ihrem Manne zum Inhalt ihres Lebens werden, hatte die Bäuerin gedacht. Groß und starr würde der Knabe werden und sie Vater und Mutter nennen. Und sie hätten beide das Bewußtsein, für jemanden gearbeitet zu haben ein ganzes Leben lang. Sie willige gern ein, hatte die Bäuerin gesagt, aber sie müßte die Meinung ihres Mannes hören. Wer wüßte, ob der au­­fo dachte, mir sie. Dann hatte die Bäuerin in einen Henfeltopf Mit: geschlittet für das Kind und ihn der Hebamme mitgegeben. Sie solle nur gut auf das Kind solgen, bis sie mit dem Bauern gesprochen habe. Der sei heute nicht gut zu sprechen. — Dann war die Hebamme gegangen. Als die Bäuerin ihrem Makxne am nächsten Tage von dem Kind erzählte,wollte jener nichts davon wissen. Er sei jetzt 42 Jahre alt und bis das Kind groß sei, wären sie alte Leute. Da hatte die Bäuerin, obwohl ihr die Antwort auf der Zunge lag, geschwiegen. Aber den Bauern schien der Gedanke, das Kind als Liehjsohn aufzunehmen, viel zu beschäftigen. Er war in legter Zeit sehr zerstreut, immer in tiefen Gedanken ver­­funden. Er sah das Kind im Geiste vor sich, wie es ihm mit ersten, unbeholfenen Schritten entgegengetrippelt kam und „Bater“ rief. Er sah es groß und größer werden, zum Knaben und Züngling heranwachsen — und da war plößlich der Entschluß in ihm gereift, das Kind aufzunehmen. Über die Züge der Bäuerin war es wie ein Leuchten geglitten, als der Bauer ihr seine Absicht mitgeteilt hatte. Beide fühlten sich in diesem Augenblick seelisch neu ver­­bunden, und als das Kind nach einigen Tagen, die für die Bäuerin mit allerlei Vorbereitungen erfüllt waren, im Mi­llerischen Hause Einzug hielt, schien es, als seien auch Seehfinn und Glück wieder eingeführt im Hause des Bauern ... In dem Dorfe aber gab es nun wieder eine G­entation. Im Hause des Müllers wurden Vorbereitungen getroffen für die Taufe des Kindes. Der Knabe sollte den Namen Gottfried erhalten. Und so geschah es auch. Die Frauen im Dorfe sprachen nun jedesmal von dem Kind, und bald war es eine weit und breit bekannte Tatsache, daß der kleine Gottfried das schönste Kind aus der Umgebung sei. Die alte Witwe aber, die sich von ihrer Krankheit wieder erholt hatte, war auf die Aufforderung des Bauern in das Mi­llerische Haus ü­bersiedelt. Das Kind bedurfte der Pflege und die Müllerin war viel beschäftigt. Niemand hätte sich dieser Mühe lieber unterzogen, als die alte Frau, die nun, wenigstens für den Rest ihres Lebens, aller Sorge enthoben war. — — Und wieder hielt der Sommer seinen Einzug. Der Simmelsbogen erstrahlte in seiner ganzen azurblauen Bract. Als der Bauer diesmal hinausfuhr und seine Blide über die verheißenden Felder und Fluren s­chweifen ließ, da waren Glaube und Hoffnung in das Herz eingezogen. Er war verfühnt mit den Schidfal. III. Gottfried war 5 Jahre alt. Ein blonder f8uidek­opf mit tiefblauen Augen, die luftig und munter in die Welt blidten. Es gab seinen Menschen, der ihn nicht Tieb hatte. Das Dorf besaß einen staatlichen Kindergarten, den Gottfried fleißig besuchte. Jeden Morgen holte er die kleine Minna vom Nachbarn ab. Artig fachten sie die Kinder bei der­ Hand und schritten, von den Bliden der besorgten Mutter begleitet, schön auf dem Fußweg dahin. Die " Tante", eine bejahrte, äußerst liebenswürdige und warmfühlende Frau, liebte den Kleinen ü­ber alle Maßen. Jeden Tag nahm sie ihn auf den Schoß, stedte ihm man­­chen Ledersciffen, manches Geschent zu und unterhielt sich auf das Beste mit dem Kind. (Sorlfegung folgt.) € . 2 " _

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