Die neue Zeitung, Juli-September 1931 (Jahrgang 2, nr. 107-132)

1931-07-22 / nr. 112

In dem Halterischen Blatt „Stampa“ dementiert er in seiner ruhigen, besonnenen Art die Diktaturgerüchte, die plößlich wieder aufgetaucht sind. Jedes offizielle Dementi ist eine halbe Bejahung. Und vielleicht wäre dies auch die einzige Methode, um den Luftkampf mit Geiern, siegreich zu bestehen. Die neue Zeitung Und Abends im politishe Kurzponf Serienarbeit in Sinaia. Der König hatte vor seiner Abreise nach Sinaia in Cotroceni noch eine Beratung mit den Mitgliedern der Regierung. Der König teilte mit, daß in Gin­aia unter seinem Borfige einige Ministerratfigungen stattfinden werden. Verwaltung und Politik. Das Innenministerium versandte an die einzelnen Präfekten eine Zirkularnote, in welcher angeordnet wird, jede politische Propaganda frei zu geben und nicht zu stören. Die Präfekten selbst müssen sich jeder politischen Betätigung enthalten, da sie einer unpolitischen Regierung angehören. Auch auf die Zusammenlegung der Gemeinderäte sollen die Präfekten seinen Einfluß nehmen. Ein Fön, Kurier bei Maniu. Ein fünf Kurier hat Ig­nad­ Badacsony mit einem eigenhändigen Brief des Königs zu Maniu begeben, in welchem dieser zu einer dringenden Audienz nach Ginaia gebeten wurde. Dan bringt die Berufung, die in politischen Kreisen großes Aufsehen erregt hat, mit der Audienz Vlaida-Boe­­vods in Verbindung. Auch auf das Ausscheiden Manoilescus aus der Regierung wird­­ diese Berufung mancherseits zu­­rückgeführt. Man mißt dieser Audienz übrigens große politische Bedeutung zu. Hilfe für Bessarabien. Bon Jorga, Argetoianu und General Rascanu wurde ein großzügiges Aufbauprogramm für Bessarabien ausge­­arbeitet. Dieses­­Brogramm sieht besonders die Wiederher­­stellung der Straßen sowie die Errichtung mehrerer Zugs­­verbindungen vor. Auch Maßnahmen wirtschaftlicher und kultureller Natur sollen ergriffen werden, um die Lage Bessarabiens zu verbessern. Die Entlastungen von Minderheitlern bei der Bahn. In Arad wurden 40 Eisenbahner, durchwegs Minder­­heitleer — vorwiegend Lokomotivführer, Bremser und Weichenwächter — angeblich wegen mangelnder Kenntnis der Staatssprache ohne Abfertigung und ohne Pension entlassen. Die meisten der Entlassenen haben eine Dienst­­zeit von 20 bis 25 Jahren. Zwei Lokomotivführer, na­­türlich auch Minderheitler, die bereits pensioniert waren, wurde nachträglich die Pension entzogen, angeblich weil sie seinerzeit bei der Romänischprüfung ungenügende Kennt­­nisse auf­wiesen. Es wäre interessant zu­­ wissen, ob die Eisenbahnbehörde bezüglich der technischen Kenntnisse der Eisenbahner romänischer Muttersprache mit der gleichen­­ Strenge prüft und vorgeht. Jedenfalls ein vielsagender Beitrag zum Kapitel „Gleichberechtigung der Minderheiten in Rumänien“. Die Volkszählung — eine Blamage. Die vor einem Jahr begonnene Volkszählung kann wegen Geldmangel nicht zu Ende geführt werden. Von den im Budget für die Volkszählung vorgesehenen 103 Lee emma] Dittates des öftern ungläubig den Kopf. Er war Jurist, scheinbar sehr intelligent und hatte einige Jahre bei der Bariser Polizei gedient. „In einem solchen Fall wie dieser‘, meinte er dann, „muß man immer auf das Natürliche und Wahrschein­­liche eingestellt sein, darf der Phantasie, die dem Kriminalisten gar oft böse Streiche spielt, seine allzu große Bewegungs­­freiheit einräumen. Ich bin der festen Überzeugung, daß der Tote in einem momentanen Anfall von Lebensü­ber­­druß Gelbstmord verübt hat. Sein verstörtes Aussehen beim Erscheinen in der Gesellschaft ist nur ein Beweis dafü­r, daß er den Plan, zur Ausführung dieser Tat schon gefaßt hatte. Das Auftauchen eines fremden Gesichtes zwischen dem Vorhang, sowie ihre spätere nochmalige Be­­gegnung mit demselben, ist ein bedeutungsloser Zufall, wie er sie recht häufig in unserer Praxis ereignet. Nein — nein — fuchen wir die geraden Linien des alles nicht krumm zu biegen. Übrigens werde ich nach jeder Richtung bin recherchieren. Möglich ist alles! —“ Als Lichtmann das Polizeiamt verließ, war es bereits 1 Uhr Mittag und er begab sich direkt in das Restaurant, in dem er zu speisen pflegte. Seine Gedanken weilten stetig bei dem gal Ricardo. Wie lange kannte er ihn eigentlich ? Es dürfte so an die drei Jahre her sein. Als er damals aus Deutschland herunter­kam, um die Leitung einer Stärkefabrik­ zu übernehmen und vor der gang­weile der Abende Zuflucht in einer Stammtischrunde suchte, lernte er ihn kennen. Ohne eine besondere Freundschaft für Ricardo zu empfinden, hatte er für ihn, der den Eindruck eines geistig sehr begabten Menschen erweckte, mehr übrig als für die Andern. Gein Berteler mit ihm beschränkte sich jedoch ausschließlich auf die tägliche Zu­­sammenkunft am Stammtisc. (Fortlegung folgt.) Millionen Lei sind 95 Millionen bereits ausgegeben worden oder besser gesagt, diesen Betrag blieb man den Lieferanten der Drucsorten und den Volkszählungsorganen zum großen Teil schuldig. Die nationalzaranistische Regierung hat die Mittel für die Volkszählung nicht aufbringen können. Um nun die endgültigen­­ Ergebnisse der Zählung zu willen, hat sich die „Gaffa de depuneri“ bereit erklärt, einen Kre­­dit von 46 Millionen Lei für diesen Zweck einzuräumen. Dennoch werden die Resultate erst in zwei Jahren (I!) bekannt sein, weil nur 60 Beamte an der Ausarbeitung der Ergebnisse arbeiten. Rumänien und die deutsche Krise. Der gewesene Nationalbankgouverneur Anghelescu er­­klärte Breffevertretern: Obwohl ich meine Demission ge­­geben habe, habe ich trogdem Rekurs gegen die Entschei­­dung des Verwaltungsgerichtshofes eingelegt, um die ge­rechte Sache zu verteidigen. Ueber die finanzielle Lage des Landes erklärte Anghelescu, die sei viel besser, als in den anderen Staaten, wo es Kämpfe zwischen den sozialen Klassen gibt und die Arbeitslosigkeit zugenommen hat. Die Stabilisierung sei für Rumänien gesichert. Niemand habe ein Interesse daran, fremde Baluten zu laufen, dies hätte auch seinen Sinn. Was die Lage in Deutschland betrifft, sei diese nicht so ernst, wie es anfangs den Anschein hatte. Die allgemeine Lage scheine sich dort langsam zu beruhigen. Für jeden Fall werde die Situation in Deutschland auf R Rumänien seinen Einfluß nehmen. Die deutsche Regierung hält am Handels­­übereinkommen mit Rumänien fest. Aus kompetenter Duelle wird mitgeteilt, daß die Nach­­richt romänischer Zeitungen, die deutsche Regierung habe die Absicht, vom romäniisch- deutschen Handelsübereinkommen zurüczutreten, absolut falsch sei. „Sozialistische Königspartei.“ In Berlin wurde eine neue Partei gegründet, die sie „Sozialistische Königspartei” nennt. In ihrem Programm verlangt die neue Partei die Wahl eines Königs aus den abgedantten Herrscherhäusern auf parlamentarischem Wege. Die neue Königspartei anerkennt die Weimarer Berfafsung und hat als Insignien eine rote Fahne mit einer Königs­­frone in der Mitte. Die Gründung der Partei mit obigem Programm hat in der Öffentlichkeit humoristisch gewirkt Staafreich verlangt von Deutschland die Aus­­weitung Hitlers. Bekanntlic­h hat Frankfreich als Gegenleistung für eine etwaige " Hilfe", die es Deutschland gewähren will, eine Reihe von wirtschaftlichen und politischen Forderungen gestellt, insbesondere die Einstellng des Baues des neuen Panzerkreuzers, Einschränkung der Wehrmacht auch auf anderen Gebieten, Verzicht auf die Zollunion, Abänderung des Deutsch-französischen Handelsvertrages in dem Sinne, daß er noch­ günstiger für Frankreich” wird als er ohnehin Thon­it und Anerkennung der Unabänderlichkeit der Ost­­grenzen. Während die Regierung wegen der Zollunion und des Handelsvertrages anscheinend zu Verhandlungen bereit ist, hat sie die rein politischen Berlangen Frankreichs vor­­läufig als undiskutabel bezeichnet. Aus allerbester diplomatischer Duelle erfahren wir nunmehr, daß Frankreich drei weitere Forderungen erhebt, die man aus guten Gründen vorläufig geheim hält, Frank­­reich verlangt: Auflösung des „Stahlhelm“ ; Verbot der Nationalsozialisten Partei. Ausweitung Adolf Hitlers aus dem deutschen Reichs­­gebiet ! Die Reichsregierung wird es nit wagen können, über die französischen Unverschämtheiten, die einen Schlag ins Gesicht Deutschlands bedeuten, auch nur ernsthaft nachzudenken. Spanische Freiheitsfrü­chte. Die Lage in Spanien ist wieder sehr beunruhigend. Die Arbeiter verschiedener Industrien,ebenso die Tetephons und Elekrizitätswertgarbetter sind in dlett Streik getreten.Die Streikenden propagieren­ einen Generalstreik.Die Behörden sind sehr beunruhigt,da sie den Ausbruch einer­ neuen Revolution befürchten. Bariser Alarmmache. Die „Ziberte“ verbreitet in Sperrbruch die Nachricht, daß die französische Regierung an der deutsch-französischen Grenze umfangreiche Schugmaßnahmen getroffen habe, um im Falle von Unruhen in Deutschland auf alles vor­­bereitet zu sein. Das Blatt fügt dieser Meldung hinzu: „Die französische Regierung handelt sehr vorsichtig, indem sie alle Vor­­beugungsmaßnahmen ergreift, um zu verhindern, daß die Handlungen einiger überhigter Gemüter den Weltfrieden in Gefahr bringen könnten.” An französischer zuständiger Stelle erklärt man, hierzu seine Auskunft geben zu können. Chinesischer Boykott für japanische Waren. Als Antwort auf die Bewegung in Korea gegen die Chinesen wurde in Shanghai der Boykott gegen alle japanischen Waren erklärt. Der antijapanische Verein verlangt, daß die Kaufleute Strenge darauf achten, daß ja seinerlei japanische Waren nach dem 14. Juli eingefü­hrt werden. Dieser Ver­band regt sich aus Handels-, Industrie- und Zivilkreisen zusammen und untersteht der Zentrale der chinesischen Handelskammern, goldenen Hirschen — Dienstag, 21. Juli 1931. — Az. 112 Zu unserer heutigen Beilage: Einige Gedanken über­­ unsere Bautätigkeit von Argiteit Julius A. Fabritins 4. Zur Einleitung. Es ist sehr zu begrüßen, daß „Die neue Zeitung“ es sich zur Aufgabe machen will, mit Hilfe einer perio­­disch erscheinenden Sonderbeilage die Bedingungen zum Aufblühen unserer hiesigen Bautätigkeit einer breiteren Oeffentlichkeit vor Augen zu führen. Die Erörterungen über Architektur im weiteren Sinne und über praktisches Bauen spielen sich überhaupt nur in der Fachpresse und in Sachkreisen ab. Nur hie und da bringt eine illustrierte Seitschrist Abbildungen über irgend­einen Monum­ental­­bau, der für die Oeffentlichkeit ohnehin keinen anderen Wert hat, als die Tatsache zur Kenntnis zu nehmen und bestenfalls einige Sekunden darüber zu flaunen. Ueber­­aus selten trifft man fachliche Abhandlungen an, die sich mit den das Publikum am meisten angehenden prak­­tischen Baufragen befassen. In der Wirtschaft aller Zeiten spielt die Bautätigkeit eine ganz hervorragende Rolle und heute, in unserer jenigen bedrängten Lage, könnte sie zu einem befruchtenden Wirtschaftsfaktor aller erster Ordnung anwachsen. Es erscheint aber unbe­­dingt notwendig, ein Mittel zu finden, das Interesse des Publikums in vernünftiger Weise zu steigern. Wir können uns Reine „Bauausstellung“ leisten, die wohl das ideale Mittel dazu wäre. . Aber wir können einmal davon ab­­gehen, gewisse Dinge immer und immer wieder lediglich vor den Fachgenossen zu erörtern, wenn wir wünschen, daß sie die Öffentlichkeit interessieren sollen. Der Weg zur Öffentlichkeit ist aber nur der der allgemeinen Breise und der allgemeinen Zeitschriften. Es ist natürlich ganz klar, daß in einer Reihe an dieser Stelle wiederkehrender Artikel nicht etwa das ganze Baumesen erschöpfend behandelt werden kann und soll. Der Zweck­ dieser Abhandlungen ist vielmehr der, eine Reihe von Baufragen, über die erfahrungsgemäß, meist keine Klarheit herrscht, zu eröbern und in allgemein ver­­ständlicher Weise in ihre einzelnen Bestandteile­ zu zer­legen. Um nicht mißverstanden zu werden, will ich gleich­ hinzufügen, daß nur solche Fragen angeschnitten werden sollen, die geeignet sind, zur Förderung der Bautätigkeit beizutragen, einen Kompromis: zwischen dem Produzenten (also dem Lieferanten der Baumaterialien, dem Archi­­tekten als dem Planfertiger und Bauleiter, dem Bau­meister (Bauunternehmer) als dem Bauausführenden einerseits und dem Konsumenten (also dem Bauauftrag­­gebenden, dem Bauherrn) andererseits herzustellen. Außer­­dem sollen­ ihrer Aktualität wegen auch alle Hauptfragen im Zusammenhang mit dem Stadtbebauungsplan besz­sprochen werden, da hierbei die verworrensten Ansichten zu Tage treten, denen weder von der Gladiverwaltung noch von privater Seite her aufklärende Worte in leicht faßlicher Weise entgegengeseßt worden sind. Hiezu möchte ich von vornherein bemerken, daß es sich nicht um die­­ üblichen Streitfragen von V­erkehrswegen, Zufahrtsfraßen usw. handeln wird, über die es ewig soviel „richtige“ Lösungen geben wird, als Meinungen und Ansichten von Sachleuten darüber geäußert werden. Es­ sollen nur Fragen erörtert werden, die aufzeigen, welchen Vorteil der einzelne Baulustige aus dem allgemeinen Stadtbe­­bauungsplan vernünftigerweise zu ziehen tmffande­n­ und­ welchen Bedingungen sein Sauverhaben seitens des­ Stadtbauamtes unterworfen is. Selbstverständlich kann es nicht Aufgabe dieser Ar­­tikel sein, irgendwelche Wege zur Baugeld-Beschaffung­ zu weisen. Hierin dürfte von der „Selbsthilfe“ oder un­­seren Kredit-Instituten die Aufklärung einzuholen sein. . Um aber auch diese Frage zu streifen, sei erwähnt, daß­ es in der Absicht gelegen ist, ein Streiflicht auf die Bau­­materialpreise zu werfen, die oft in ungerechtfertigter Art unnötig hoch gehalten werden, wie dies z. B. beim Zement der Fall is. In fast allen­­ Bränchen ist ein erheblicher Preisrückgang feststellbar, warum nicht auch in demselben Make in der Baubranche? Allerdings gibt es für manchen Posten eine unterste Kalkulationsgrenze, deren weiteres Herabfeßen oder Unterbieten eine solide Ausführungsart einfach in Frage stellt. Im Laufe einer Reihe von Auffüßen sollen nun an dieser Stelle folgende ragen behandelt werden: 1. Die lebten zehn Jahre der Hermannstädter Bau­­fi­tätigkeit und ihre Zeitlungen. Wie konnte die Peripherie der Stadt so grauenhaft verbaut werden? Was für­­ Schlüfle sind daraus zu ziehen ? 2. Etwas über Bausysteme, Bautypen, Kolonien, Siedlungen und Bau-Wirtschaftsgemeinschaften. Gegen­überstellung von Einfamilienhaus, Doppelhaus, Reihen= haus und Sinshaus. Die Möglichkeit der Kombination von „Billa* und Sinshauswohnung. 3. Was bietet der Stadtbebauungsplan dem einzel­­nen Bausuffigen für Vorteile? Welches sind seine eins i­hränkenden Bedingungen in Bezug auf die Realisierung eines Bauvorhabens? Die notwendige Folge davon, 4. Die wirtschaftliche Notwendigkeit, die brachliegenden Freiflächen im Stadtinnern zu bebauen. Die wirtschaft­­liche Notwendigkeit, die Käufer und Wohnungen im Stadtzentrum zu adaptieren. Etwas über den Nußentgang eines alten, unmodernen Hauses, feine Steuerlast, Uns­vermietbarkeit und die oft leichte Möglichkeit, durch zweck-­­­mäßige Adaptierung seinen Ertrag sehr wesentlich zu steigern, seine Raumverhältnisse besser auszumaßen und den Wert des Objektes dadurch zu erhöhen. 5. Wirtschaftliche Maßnahmen zur Berbilligung des Hausbaues. Der Architekt und seine Obliegenheiten. Der Baumeister (Bauunternehmer) und seine Einflußnahme * vég _ —­­

Next