Die neue Zeitung, Oktober-Dezember 1931 (Jahrgang 2, nr. 133-171)

1931-10-01 / nr. 133

I Zir.133 Unparteisifches Blatt für die freie Meinung der deutschen Bevölkerung Rumäniens Schriftleitungsverwaltung:Hermannstadt,Sen.Mosciugasse(Kleine Erd­e)121.4Xfemipkecher Dr.7-Stich eint jeden zweiten cagX Bezugspreis für ein monatzscei,Einzelnummerscei, Bezugspreis fü­r SHuSland 70Lei monatlich. Politchekkonti: Leipzig 8937, Wien 93133, Prag 79629, Anzeigen übernehmen unsere Verschleißstellen und alle Anzeigenagenturen des In- und Auslandes, für bestimmte Plätze und Termine kann keine Verantwortung übernommen werden. 2. Jahrgang Hermannstadt, Donnerstag den 1. Oktober 1931 "die Knier Weg. Mit heutigem Tag macht unser Blatt in der Ge­­schichte seiner Entwickklung einen Sprung nach vorwärts. Ab heute erscheint die neue Zeitung dreimal in der Woche und zwar Dienstag,Donnerstag und Sonnabend. Man hat uns unseren bisherigen Weg nicht leicht gemacht. Als wir zum erstenmal erschienen, nahm man uns lächelnd zur Kenntnis und prophezeite uns ein baldiges Ende. „Was wollen denn die“, hörte man nörgeln, „ein neues Blatt auf eigene Zunft und aus eigenen Mitteln, wozu eine derartige Begeisterung ?“ „Na, sechs bis acht Wochen geben wir ihnen“, prophezeiten die ganz Gescheiten und jene, die uns ein bißchen wohl wollten, gaben uns ebenso viele Monate. Aber längeres Leben wollten uns auch die besten Freunde nicht gönnen. In drei Monaten treten wir in das dritte Jahr unseres Bestandes und freuen uns, daß es uns nun ge­­lungen ist, uns um einige Ellenbogenlängen weiter nach vorne s­chieben zu > . tr. Damit glauben wir in vollkommen einwandfreier­ Weile nir nur unsere Eriftenzmöglichkeit, sondern auch unsere Eriftenzberechtigung bewiesen zu haben. Wir haben also den Beweis erbracht, daß es zweifel­­­­los" eine bdeutsche Leitung in Rumänien gebraucht hat, in ihrer Berichterstattung auf niemanden Rücksicht nehmen muß, die keiner Partei angehört, jeder Partei objektiv gegenübersteht und die auch schließlich den Mut aufbringt, zu allen Seiten und unter allen Umständen die Wahrheit zu jagen. Alle unsere in Rumänien erscheinen­­den deutschen Blätter sind Parteiblätter, vertreten in ihren Spalten unbedingt eine Parteirichtung, oder sind zumin­­dest Sprachrohre für gewisse Interessentengruppen. Jedes Parteiblatt muß NRücsicht auf die ihr vorge­­schriebene Marschroute nehmen und die Redaktion kann unter keinen Umständen so arbeiten, wie es das Interesse des Publikums erfordert. Mir dagegen sind vollkommen frei und unabhängig. Wir können so schreiben, wie es uns unsere Objektivität vorschreibt. Unser Blatt sieht jedem zur Verfügung der etwas zu jagen hat und wir fragen nicht, ob er dieser oder jener Partei, dieser oder jener Gruppe angehört. Selbstverständlich müssen alle Beiträge eine gewiisse Form wahren und der Berfafler muß für das, was er vor die Öffentlichkeit bringt, auch mit seinem Namen einsiehen, was merkwürdigerweise vielen, die gerne mit­­sprechen, sich aber nicht zu erkennen geben wollen, nicht einleuc­hten will. Schließlich verfolgen wir mit unserem Blatt auch die Absicht, jenen Schichten der Bevölkerung, denen eine täg­­lich erscheinende Geilung zu teuer ist, um billiges Geld einen vollwertigen Erlaß dafür zu bieten. Wir werden in knapper, jedoch übersichtlicher Form alles Wesentliche bringen, was in der Politik des In- und Auslandes und sonst in der Welt draußen vorgeht und werden auf unsere Sermannstädter Rubrik so ausgehtalten, das un­­seren Lesern nichts davon entgeht, was in unserer Stadt geschieht. Durch unser wöchentlich­ dreimaliges Erscheinen, kann unsere Leitung jedes andere, teuerere Blatt entbehrlich machen. Leitungen sind keine Volksangelegenheiten, sondern Kaufmännische Unternehmungen. Ebenso wenig, wie beispielsweise in der Gemischtwaren­­branche, gibt es im­­ Geltungswesen Ausnahme- oder Monovpolstellungen. Es ist vollkommen unrichtig, Geltungen und Volks­­vermögen in einem Atem zu nennen. Im Kaufmannsstande gilt der freie Wettbewerb und in der Leitungsbranche gilt er erst recht. Es wird niemand gezwungen zum kaufen. Wer aber kauft soll zufrieden sein. Freie Bahn dem Tüchligen. Wir haben bis zum heutigen Tag den Weg began­­gen, den wir mit der ersten Nummer unseres Blattes ein­­geschlagen haben. Mir wollen damit nicht sagen, daß uns Reine Fehler unterlaufen sind. Irren if menschlich! Aber wir sind bemüht es immer besser zu machen. Im Großen und Ganzen glauben wir bis jet doc das gewesen zu sein, was wir auf dem Schild unserer Firma stehen haben: „Unparteiliches Blatt für die freie Meinung der deutschen Bevölkerung Rumäniens“. Und so wollen wir den Weg, auf den wir bisher geschritten sind, auch weiter verfolgen und richten an die Freunde und Xefer unseres Blattes die herzliche Bitte, uns auch weiterhin treue Gefolgschaft zu leisten. T. können, AA . O « SOOSOOSSISSIITEISIITITIT ©) 0) Gratis Bücher! " jeder Abonnent der neuen Zeitung, der für ein halbes Jahr im Voraus bezahlt (Lei 210.—) erhält Um ein Kind von Daniel Bayer, bei 3­. Jahr (Lei 315.—) OIIOTOTOLOTOIOTEIELE) DieFlammeim Osten von Anton Maly bei einem Jahr (Lei 420.—) beide Bücer oratis und franko. G DO), © ©) o oO) OOO a © ( ©) Yoch­ächesurzpost Titulescu und der nationalzaranistische Parteivorsitz. Den letzten Versuch eines Mitgliedes der nationals zaranistischen Partei,die Bereitwilligkeit Titulescus zur Übernahme des Parteivorsitzes zu erreichen,soll der Londoner Gesandte,wie der»Curentul«meldet,folgendermaßen bei antwortet haben: Ich bin nicht gegen die Übernahme der Zeitung einer Partei, die im politischen Leben Rumäniens insbesondere die aktive Teilnahme der neuen Provinzen bedeutet. 34 möchte die Führung einer Partei aber nicht übernehmen, wenn diese nicht einstimmig von der Partei gewünscht wird. Die Siebenbürger bleiben Maniu Tech treu. Ich fenne die Gründe ni­, die Maniu veranlaßt haben, den Parteivorfig niederzulegen. Die Tatsache, daß die Mehrheit der Partei den Borfig Manius wünsch, Der geheimnisvolle Konak von Daniel Bayer Man hatte am Stammtisch oft von dem einsamen Konak gesprochen, wo ein Gespenst sein Unwesen trieb, und wenn die andern auch felsenfest davon überzeugt waren, daß es wahr sei, was der alte Gärtner immer­­ wieder erzählte, wenn man ihm eine Zigarette schenkte — Geiler konnte der Erzählung niemals rechten Glauben schenken. Und weil er — während die andern ein gelin­­des Grauen überkam — schließlich in offene Ver­öhnung überging, entschied Alexander, ein früherer Siguranga=-Be­­amter, der der Sache offenbar das größte Interesse ent­­gegenbrachte. „Übermorgen fahren wir an Ort und Stelle, Neam­­zule, da wird es sich ja zeigen, was an der Geschichte wahr­st!“ Die Anwesenden stimmten begeistert zu, aber schon am nächsten Abend wurden, unter wiederholten Beteuerun­­gen, wie leid es jedem säte, Zahnschmerzen, dringende Geschäfte oder zu erwartende Besuche vorgeschüßt, die die Sahrt natürlich unmöglich machten — und da war die Saht der Abenteuerlustigen wider Erwarten auf zwei Personen zusammengeschrumpft: Auf den Sigurangabe­­. amien und den Deutschen. Es war ein schwüler Sommertag, als die Beiden nach der mehrere Stunden weit entfernten Stadt fuhren. Eine gewisse Spannung hatte sich ihrer bemächtigt, als sie im Eisenbahnzug­­ saßen — eine Spannung, die die beiden Männer irgendwie zu verbergen suchten. Alexander late dem Deutschen zuweilen schadenfroh ins Gesicht, als wolle er damit sagen: „Ma warte, fort !" In der Stadt nahmen sie einen Tarameter und nach­dem sie sich hinsichtlich des Fahrpreises mit dem Chauf­­feur geeinigt hatten, fuhren sie in das nächstgelegene Dor. Bifsige Röter kamen dem Wagen entgegen — nackte Kinder gleßten ihn an. Endlich humpelte ein altes Weib über den Weg: „Wo ist der Konak ?“ Als die Alte das Wort hörte, bekreuzigte sie sich. Ob sie den Konak des Bojaren Radulescu fuchlen ? Der Konak läge 6 Kilometer weit von hier, gleich rechts an der Straße, bekamen die Männer zur Antwort. Sie sollten nur immer geradeaus fahren. Und sie fuhren los. Der Konak, ein typisches Bojarenhaus, erregte schon beim ersten Anblick durch seine eigenartige Rage das In­­teresse der Männer. Er war rings von hohen Akazien­­bäumen umgeben und ein dichter Eichenwald, der sich auf einer leichten Anhöhe dahinzog, bildete den Hintergrund. Rechts und links lagen die Ackerfelder, vornehmlich mit Metzen und Mais bebaut. Die Beiden verließen den Wagen und der Chauffeur stellte die Maschine in den Schatten mächtiger Eichenbäume. Die Männer besahen si das Gebäude, so gut es eben eing, mißtraulich von allen Seiten, als ihnen auch ihn eine Gestalt mit einem wallenden, weißen Bart entgegen­ kam. „Wie in einem Kriminalfilm!“ versuchte Geiler zu scherzen. Alexander war es, der dem Alten entgegentrat. „Höre, Alter“, sagte er, „ist dies der Konak, wo es am hellen Tag Gespenster gibt?“ Der Greis verneigte sich und indem er eine einla­­dende, theatralische Gebärde machte, erwiderte er: „Sie sind am rechten Ort. Seien Sie willkommen­­, Alexander tauschte mit Geiler einen Blick, dann folgten sie dem Alten, der sie durch den reizenden Blumen­garten auf eine Art Veranda und von da aus in ein Barzimmer führte. Hier ließen si die Gäste nieder. Sie konnten, Iroß aller Anstrengung, nirgends etwas finden, was auf überirdische Geschehnisse schließen ließ. Der Alte brachte bald eine Kanne Wein, der — wie sie die Männer überzeugten — hervorragend war, und da sie der Durft plagte, sprachen sie dem kühlen Trunk eifrig zu. a Alter, wie verhält sie das mit dem Srein­­„Wir haben viel davon sprechen gehört und wollen uns selber überzeugen, ob das alles wahr ist." „Daran fun­kie gut", erwiderte der Alte, sich leicht verneigend. „Man spricht im ganzen Land davon und es kommen täglich Scharen von Neugierigen bieher.“ „Eigentlich wundere ih mig“, warf Geiler trocken ein, „daß uns der Steinregen noch nicht erschlagen hat. Der Geilt, der da herumspuckt, muß von gutmütiger Ratur sein.“ Der Alte maß den Deutschen mit einem lauernden Blick: »Spotten Sie nicht,­öehr!Gottes Wege sind wunder­­­bar, und unerforschlich. Und was Gott tut, das ist wohl­­getan !“­­ „Und du lebst hier ganz allein auf dem fionak, Alter? Bringst allein den Mut auf?" „So iut es! 34 bin immer allein. Aus dem Dorf getraut sich niemand, den Konak zu betreten.“ „Ich meine, du könntest uns näheres erzählen. Der Konak muß doch eine Geschichte haben! Wer war sein Erbauer — wem gehört er heute?“ (Fortlegung folgt.) regen eigentlich ?* fragte Alexander.

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