Die neue Zeitung, Januar-März 1932 (Jahrgang 3, nr. 172-207)

1932-01-14 / nr. 176

I v .» k- . u —_ N RER En AA FEINE­NZ TEEN Unparteiliches Blatt für die freie Meinung der deutschen Bevölkerung Rumäniens Schriftleitung u. Verwaltung : Bermannstadt, Gen. Mosd­ugafie (Kleine Erde) Nr. 4 / Fernsprecher Nr. 7 / Grscheint jeden zweiten Tag / Bezugspreis für ein Monat 35 Lei, Einzelnummer 3 Lei, Bezugspreis fürs Ausland 70 Lei monatlich. Mr. 176 | Polithekkonti: Leipzig 8937, Wien 93133, Prag 79629, Anzeigen übernehmen unsere Verschleißstellen und alle Anzeigenagenturen des In- und Auslandes, für bestimmte Plätze, und Termine kann keine Verantwortung übernommen werden. Sermannstadt, Donnerstag den 14. Januar 1932 3. Jahrgang Die Entscheidungsstunde naht. Dr. F. Ueber Deutschland ist der Bann gebrochen. Der Kanzler Brüning hat das erlösende Wort gesprochen : „Wir können und mögen keine Tribute mehr zahlen.“ Die Welt horcht auf, Frankreich­ schäumt vor Wut. Was soll nun werden? Stünden die Verhältnisse wie im Jahre 1914, so würde Frankreich keinen Augenblick zögern, seine Truppen in deutsches Gebiet einmarschieren zu lassen. Heute aber wird es einen solchen Schritt reiflich über­­legen. Seine früheren Verbündeten haben es satt, sich für französische Wahngelüste und imperialistische Träume herzugeben. Italien spürt es allzu deutlic, daß Frankreich seinen Lebensraum empfindlich einengt und ist sich dessen bewußt, daß ein größeres Imperium Romanum nur über die Niederlage Frankreichs geht. England darf einen zweiten Krieg nicht leichtsi­nnig wagen, da es Befahr läuft, seiner gesamten Kolonien verlustig zu geben. Amerika wird sich hüten, die Kaffanien für Frankreich noch­­mals aus dem Feuer zu holen, nach­dem es in das wahre Gesicht der Madame Francaise geblickt hat. Was Frankreichy vor allem in die Magidale werfen kann, ist Rüfftung — Dinge. - ..«-"—.,».«s«ign-SUJ- nur mit der Rechtswaffe verteidigen Die Gewalt ist ihm genom­men,«s·eit es einieilig abtüsten mußte.Aber diese Waffe ist schatf,·sie lautet:Ein Volk vonW Millionen hat einen Anspruch,leben zu wollen.Dieses Volk hat »geleistet was es nur leisten konnte.Es hat——nach einem verlorenen Kriege—seine festen Gebiete abtreten müssen, seine gesamte militärische Kriegsrüstung zerstört,Festungen geschleift,seine Kriegs-und Handekalokte wurden ihm weggenommen,seine Kolonien geraubt,das Privat­­eigentum­ seiner Bürger im Ausland beschlagnahmt, es hat langesahr ehhkn durch ungeheuere Sum­men an Tributext bezahlt,die Kosten für die Besatzungsarmee aufgebracht usw.usw.und nun kann es nicht mehr. Ueber 5 Millionen Arbeitstose müssen erhalten werden, das sind bei vier Köpfen pro Familie 20 Millionen Menschen, die einem ungeriehsten 2oje entgegengeben. Was verlangt man denn noch von einem solchen Volke, das Irok seiner Not und seines Elendes das Bollwerk gegen den Bolschewismus bdarstellt und die europäische Kultur vor ihrem Untergange rettet? Geld, Geld! Wie der Shyloc fitt man ihm mit dem Messer an der Gurgel, um ihm den­­ Todesfloß zu verabreichen. Arbeiten wollte Deutschland (an jeßt, man soll ihm doch seine fünf Mil­­lionen arbeitswilliger Arbeitslosen abnehmen und durch ihrer Hände Fleiß sich bezahlt machen), seine Tribute mit Warem­ bezahlen. Man brauchte diese aber nicht. Eine mächtige Welle der Sollerhöhungen hat sich über die Welt ergoffen, jeder Staat will sich isolieren ( und dennoc), Deutschland soll zahlen, als ob es aus dem Blute seiner Bürger Gold­ machen könne. Das Unheil aus den Tributen hat sich über die ganze Welt ergoffen. Wir stehen heute nicht mehr im grauen Mittelalter, wo ein Staat ohne den anderen auskommen kann. Daher überall Alte, Zusammenbruch, Arbeitslosig­­keit, Elend. Deutschland hat endlich den Mut gefunden, mit der „Erfüllungspolitik“ vollkommen zu brechen. Ueber diesen bedeutsamen Schritt lautet die amtliche Mitteilung: „­Reichskanzler Brüning ließ gestern nachmittag den ‚brit­iischen B­otschafter zu sich bitten und ersuchte ihn offi­­zell, seiner Regierung in­ Xongon seine ihm mündlich gegebenen Erklärungen über Deutschlands Unver­­mögen, weitere Reparationen zu zahlen, amtlich zu übermitteln Der Astastanator erklärte... die­ Reichsregierung hätte festgestellt, daß das Deut­sche Rei weder in der age sei, Reparationen zahlen zu können, noch werde es in Zukunft Reparationszahlungen leisten. Daher wäre es das beste, wenn Deutschland sofort seinen Gläubigern eine dementsprechende Mitteilung macht und diese Frage damit endgültig aus der Welt schafft.* Männliche Worte! Aus denen die Entschlossenheit spricht, nicht mehr Sünden=­bock und Opferlamm sein zu wollen. Der Ruf­ , Deutsch­­land erwache­n, den Hitter ins Land getragen hat, scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben. Ein Hoffnungs= ich immer erhabener Zukunft macht die Herzen aller Deut­­schen höher schlagen und neuer Mut erfüllt ein Bolk, das nicht mehr gewillt ist, Schmad) und Schande zu er­­tragen. Mag nun kommen was da will! Der Deutsche hat sie wieder gefunden und fürchtet sie nicht vor der Stunde der Entscheidung. Sein Reichtum und seine militärische in Altamga wicht auf-ric I f £ Pe % x » WYolffilde Kurzpost Die innenpolitische Lage. Maniu it unerwartet in der Hauptstadt eingetroffen, um, wie er angibt, aus den dortigen Bibliotheken einiges Material für eine aufgegriffene Arbeit zu entnehmen. Tat­­sächlich dürfte die unerledigte Parteivorsißfrage mit den Grund für seine Reife abgegeben haben. Es scheint, als ob Zăitulescu bis noch wenig Neigung hat, Präsident der Nationalzaranisten zu werden. Er hält sich in Reserve für ein Kabinett der nationalen Einheit, das eventuell berufen it, die Regierungsnachtfolge zu übernehmen. Für Siebenbürgen ist an die Stelle des Ministers Bop Eortolan Täal­aru zum Unterstaatssekretär ernannt worden. ( Argetviany fährt am 17. d. M. docy) nach London, von wo er den 25. oder 26. Januar heimkehrt. Die rumänischeruflishen Nichtangriffsver­­handlungen ziehen sich Hin. Aus Moskau is noch keine endgültige Antwort auf den romäntischen Baktvorschlag eingelaufen. Rußland scheint die Formel, wonach die gegenseit­igen Grenzen garantiert werden, nicht ohne weiteres zu akzeptieren, wie­ überhaupt der gesamte Vertragsabschluß in Frage gestellt .­ Wichtig t­ in diesem Zusammenhange die Erklärung des polnischen Außenministers Salesky, daß Polen ohne er mit Rußland keinen Nichtangriffspakt schließen werde. a Ghica üt in Butarejt € ingetroffen. Außenminister Ghica ist aus Warschau in der Haupt­­stadt eingetroffen und­­ muß das Bett hüten. Morgen macht er der Bresse Mitteilungen über seine polnischen Erfolge. Am 19. Januar führt Ghica nach Prag, wo der Termin für die Konferenz der Kleinen Entente — wahr­­scheinlich 31. Januar — bestimmt wird,­ und dann sett er seine Reise nach Paris fort, um zeitgerecht in Lausann zu sein. Ausdehnung des Belagerungszustandes in Bessarabien. In dem bessarabischen Städtchen Soroca sind sechs junge Leute bei dem Uebergang über den Dnjester von der romänischen Grenzwache erschossen worden.Der Fall ist nicht«geklärt.Einerseits hört man,daß die Grenze ents­t«ang bolschewistische Propagandazentern sich befänden,an­­dererseits wird die Beschuldigung laut,es handele sich um einen ins Auge gefaßten Vorfall,um das Regiment in Bessarabien zu verschärfen.Tatsächlich besteht die Absicht ’ ,·---O.p-Z,.«. .«.-e—-:..»)-.««...." - + Der berline, Andreas Aus dem Rominierten Hate von Carol Drimer 2. Fortlegung. Zehn Jahre Gefängnis­ lautete der feierliche Sprucy der ersten, wie zu einem Leichenbegängnis schwarzges­kleideten Richter. Nun klappten die Frauen und Fräulein ihre Lorgnons zu, glätteten die Falten ihrer Kleider, lächelten rechts und links einen Abschiedsgruß und gingen fort zufrieden, einige interessante Stunden verbracht zu haben; id) jedoch­ kehrte, den Tod im Herzen, für zehn Jahre zu den Mauern zurück, welche mir die menschliche Gerechtigkeit als Wohnung angewiesen hatten. Mie viel der Strafe ich wohl dort verbüßt habe, weiß ich nicht, da ich mir keine Mühe gab, die Tage zu egen Abend, kam jedoch der Be­fängniswächter zu mir “und sagte: „Seine Hoheit, der Fürst hat geruht, dir anläßlich des morgigen Neujahr­­‘tages den Rest der Strafe zu erlassen.* — Neujahr!... Seine Hoheit hat geruht, mich zu begnadigen!... Eigentümlich, diese Nachricht machte gar keinen Eindruck auf mich. Da ich jedoch sah, daß man mir die Gefängnistüre öffnete, ging ich hinaus, ohne­­ zu willen wohin. Ich befand mich auf der Straße. Die hohen Häuser mit eisernen Balkons, die Equipagen, welche an mir verüberch­ten, erinnerten mich daran, dab auch ich einst ein solches Haus und solche Equipagen bes felen hatte. Ob sie heute wohl noch mein sind? dachte ich bei mir. Doch in dem Zustande, in dem ich mich be­­fand, war es mir unmöglich diese Frage zu lösen. Eine große Menschenmenge wagte in den Giraßen, denn das Neujahr kündigte sich, an mit Glockengeläute, Rufen und Schreien,­ Schellengeklingel, Bettichenknallen und dem Gesange von hunderten von Zeuten, welche mit dem Pfluge in den Christenhäusern herumzogen: A ho! a ho! Der Pflug mit zwölf Ochsen Mit Bändern im Schweife Den Ring auf der Stirne Das Eisen im Horn, . Zieht weiter! Hüh,! Hüh! Und wenn die Umziehenden ein reichliches Trink­­geld erhielten, so fügten sie noch hinzu: ‚Es gebe Eudy Gott So viel Dukaten im Hause Als Stroh auf dem­ Dach­; So viel kräftige Kinder Als Kohlen im Herd; So viel Kühe mit Kälbern Als Wolle im Kleid, Steht weiter! Hüh! Hüh! 3ch mischte mich auch unter eine Schar junger Beute und zog mit ihnen von Haus zu Haus. Etwas anderes halte ich doch nicht zu tun Da fand ich uner­­warteterweise unter den Umherziehenden meinen Diener Son, mit einem Schellengeläute in der Hand, klingend Ei aus vollem Halse schreiend: Sieht weiter! Huh! Er war dick und fest und sah aus wie ein Mensch, der noch vor meinem Richter gestanden hat. Ich blickte ihm Scharf in die Augen, er erkannte mich jedoch nicht, kurz geschoren, rasiert und schlecht gekleidet, wie ich war. „Man sieht, daß es dir gut geht“, sagte ich ihm, indem ich meine Stimme verstellte. »Wieso?«s »Du mußt seinen guten Herrn haben.« »Ich habe keinen.Getrn mehr.« „Was is denn aus ihm geworden ?* Son Braßie sich hinter den Ohren, huftete, feufzte, wie immer, wenn er etwas trauriges zu jagen hatte, dann näherte er sich mir und sagte: „Willst du jet gleich willen ?* »Es wäre mic lieb,habe ich doch schon vieles gehört!« »Nun,er ist gestorben«.« , Birklich 9" „Wie ich dir sage. Er wollte nit auf mich hören und ist am Abend vor dem hl. Andreastage zu dem Randgute Neagus gefahren, wohin ihn die G­ehnsucht zu einem Fräulein Elena trieb. Bei der Windmühle, du weißt, dort, wo es nicht geheuer ist, ging das Pferd durch; ihn aber trugen die Erlen in die Luft und ließen ihn vor dem Hause Neagus fallen, so daß er zerschmettert an dessen Tore liegen blieb.* „Gott hab’ ihn selig!" erwiderte ich mit erheucheltem Bedauern. , Aber was würdest du­ sagen,­­wenn du ihn jecht jähest ?* „Eher stürzt der Simmel ein, als daß si so etwas ereignen könnte; es sei denn, daß der Gott sei bei uns seine Gestalt annehme. Nur ich weiß, wie sehr, ich bei seinem Begräbnisse geweint habe. War er doc ein so guter Herr, der Arme!“ ,,Der Arme!««wiederholte auch ich etwa g spöttisch.·­­,,Aber was jit denn mit Fräulein Elena geschehen.«« »Fräulein Elena hat nicht lange gek­auert,denn sie verheiratete sich mit einem hohen,"hageren spindeldürren jungen Mann«e.Ich«weiß nicht,wasjcheingefallen ist, so eine Bohnenstange zum Mann zu nehmen««. (Fortse­tzung«folgt.) s­­+ zählen­ eines Tages 1 - « s «

Next