Die neue Zeitung, April-Juni 1932 (Jahrgang 3, nr. 208-252)

1932-06-11 / nr. 237

zir. 237 schriftleitung und­ verwaltung:Hermannstadt,Gemmosciugalie Weine Gräe)l­r.4-fernsprecher Nr.7-Srich einträglich Bezugspreis für einmonat 4scei,Einzelnummer zwei,Bezugspreis fürs Ausland­ goceimonatlich Bermannstadt, Gen. Mosciugalie (Kleine Erde) Nr. 4 Schriftleitung und Verwaltung, und Termine kann keine Verantwortung übernommen werden, werden auf keinen fall zurückgesch­ickt. Unverlangte Manuskripte 3. Jahrgang Sermannstadt, Sonnabend, den 11. Juni 1932 Unparteiisches Tageblatt für die freie Meinung der deutschen Bevölkerung Rumäniens v Pollichel­leonthl.’eipzz.igs937,Wien93133,l­ ssag79629,J­·anzeigen übernehmen unsere verschleißstellen und alle Anzeigenagenturen desIns und HuSlandeS.für bestim­mte plätze Dot braucht Eisen! In der „Selbsthilfe“ vom 7. Mai wurde eine Dop­­pelwährung vorgeschlagen, bestehend aus 6 Staatsnoten mit geringerer Deckung für den Geldverkehr im Inlande und Beibehaltung der heutigen Banknoten — haupt­­fälig­ für die Deckung der Verbindlichkeiten des Staa­­tes im Auslande — um unserem geldentblößten Lande die zu seiner Wirtschaft unbedingt nötigen Geldmittel zu verschaffen, deren Mangel heute bereits das ganze Wirt­­schaftsleben lähmt. Diese Doppelwährung wäre eine großzügige befrie­­digende Lösung. In kleinen Verhältnissen hat es ähnli­­ches schon oft gegeben. Daran erinnert das Notgeld verschiedener Städte und auch ein großes Beispiel: die Staatsnoten Desterreich-Ungarns im vorigen Jahrhundert. Auch die Not der Gegenwart veranlaßte mehrere Städte unseres Landes Notgeld verschiedener Art herauszugeben. Die Bodenkreditanstalt in Hermannstadt hatte vor eini­­gen Jahren mit sehr gutem Erfolge davon Gebrauch ges­macht, als zu wenig Kleingeld vorhanden war — bis ihr dies, wie auch den übrigen Städten jeßt — durch Einsprucg der Nationalbank, unmöglich gemacht wurde. Jede Reichsbank hat in erster Linie sinngemäß den Swek, dem ganzen Geldverkehr eines Landes sichere Geldmittel zu geben. Die Dividenden, die sie ihren Aktio­­nären auszahlt, haben für das Allgemeinwohl kein In­­teresse und dürfen nie richtunggebend sein. Erfüllt eine Notenbank aus irgend­einem Grunde ihren Zweck nicht oder nur ganz — so hat sie kein moralisches Acht mehr, der G Selbsthilfe — des Staates, der Städte hin­­dernd im Wege zu stehen und damit ij vom Stand­­punkte des Staates und der Bewohner der Fall gegeben, hindernde Gefege abzuändern — also auch das Mono­­pol der Notenbank. Die Notenbank ist kein Selbstzweck, sondern nur ein Mittel und verkörpert keineswegs das Wohl und Wehe des Staates und seiner Bewohner. Wo die Unzulänglichkeit der Notenbank beginnt, da beginnt auch die moralische Berechtigung zur Selbsthilfe beim Staat und wenn auch dieser verjagt, bei den Städten. Ganz dürfen und können die Interessen des Staates der Bevölkerung und der Notenbank nie auseinander­­gehen, denn sie sind alle schließlich auf­einander ange­­riesen und dürfen daher niemals einander ganz ablehnend gegenüber stehen, sonst ist weder ein geordnetes ruhiges Wirtschaftsleben, noch ein Staat auf die Dauer möglich und denkbar. Sobald alles gelähmt ist, gibt es keine Arbeit mehr, sondern nur Untätigkeit, Beifall und Absterben. Daher müssen wir arbeiten und um arbeiten zu können müssen die nötigen Geldmittel beschafft werden und für den Ab­­fal der Arbeitsprodukte muß gesorgt werden. Es wäre aber sehr kurzsichtig und schädigend dabei nur die In­­teressen eines Standes allein und nicht die Belange aller zu berücksichtigen, denn dies wäre nichts anders, als den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben. Diese Richtung is zwar seßt sehr modern — aber man bedenkt dabei nit, daß ji die Sünder der Väter an den Kindern rächen. H­21 fraut man sich aber nicht die Doppelwährung groß­zügig in jenem Umfange einzuführen, daß sofort alle ins neren Verbindlichkeiten des Staates gedeckt werden kön­nen, nun so versuche man es eben baldigjt­ratenweise und beobachte die Wirkung abschnittsweise, dann wird man bald erkennen, wie weit man dabei geben kann. Kaltes Blut, ruhige Nerven und genügende Ausdauer, werden bald über kritische Anzeichen­ der Uebergangs­­krise hinweghelfen. Ohne akute Krise ist eine Heilung einer chronischen Krankheit Raum möglich. Unsere Geld­­not is­t hon arg chronisch. 3 Jedenfalls muß rasch und überlegt gehandelt wer­­den, fatalistisches Zuwarten und Anwendung kleinlicher Plalltativmittel sind heute nicht mehr anwendbar. Auch hier gilt ein militärischer Erfahrungsfaß: „Saudern und Unterlassen schadet mehr — als die Ausführung eines selbst weniger vorteilhaften Entschlusses.* — Zusammenfassend kann gesagt werden: Die hier vorgeschlagene Doppelwährung — nicht im bisherigen metallisfischen Sinne verstanden, sondern Staatsnoten neben Banknoten — erscheint als die der­­zeit noch zweckmäßigste und ungefährlichste Kösung zur gründlichen Behebung der Geldnot und kräftigen Anre­­gung der Wirtschaft. Ste­if durchaus kein „Sprung ins Dunkle“, sondern ruht auf äjterer geschichtlicher Erfahrung und hat sich bereits bewährt. Sie ist ihrem Wesen nach weder ein brutaler, daß allgemeine Rechtsempfinden, und Vertrauen verleßender Gewaltakt, der nur die Belange eines Teiles auf Kräften anderer fördert, sondern sie hilft dem Staate und der Allgemeinheit , der gegenüber der Staat seit Monaten wie ein armer, hilfloser Schuldner darleht, dem niemand mehr vertraut und etwas leihen will. Eine trestlose, uns würdige Lage. ? Die Doppelwährung befreit uns von meireren Aus­­landsdarlehen und ihren unangenehmen Bindungen. Sie tr­auct keine gefährliche Inflation, denn der Staat deckt mit seinem ganzen Vermögen seine Staats­­noten und die Deckung der Banknoten wird nicht berührt. Die größere Geldmenge­ und Flüssigkeit muß den Zinsfuß bedeutend und dauernd senken, wodurch auf einfache und natürliche Art der Wirtschaft fortwährend neue Antriebe gegeben und die Schulden leicht abgetra­­gen werden können. So bildet sich neues Kapital und die Kassen müssen ich auffüllen. All dieses brauchen wir so dringend. Das anfänglich zu erwartende Mißtrauen und die Zurückhaltung wird durch zweckmäßige Aufklärung und I­nn Lg Beim Puppenspiel Aus dem Französischen. Bon­n. Mannjoung „Grüß Dich, Marie Louise!* — „Ach, Du bist es Mariya?* 34 [ahb mich schon nag allen Seiten um. Was machst Du am Fenster? — „Ic langweile mich.“ — „Warum warst Du nicht in der Schule? Bit Du krank?“ — „D nein, Mama hat mich daheim behalten, damit ich die Türe ausmachte, sie hat sich diesen Morgen mit dem Dienstmädchen gestritten und die ist gleich fortgegangen, ohne auf die neue zu warten. — „Wie schade, daß Du nicht in der Schule wart. Weißt Du, Lucie Xohier ist auf den Tisch­ gestiegen und machte Grimafsen hinter dem Gesangsprofessor, aber der hat sich plößlich umgedreht und hat sie erwischt, na denke Dir nur! — Du kommt dann zu mir spielen?* — „Nein, heute abend nicht, ich kann nit! — „Nein?“ — „Nein, denn ich muß mei­ne schriftlichen Aufgaben machen.“ — „Du kannt sie morgen machen, es til ja Donnerstag.“ — „Und dann erwartet mich Renee mit ihrem Bruder im Park." — „Geh? ein andermal hin, heute komm zu mir!" — „Über Renee erwartet mich doch !" — „Also gut, geh’ mit ihr, wenn Du sie lieber hast als mich. Aber ich werde Dir keinen Gerstenzucker und keine Bonbons mehr geben und mit Dir nicht mehr in der Pause spielen. Ich werde mit Blanche gehen und ihr all meine Federn und Spielsachen geben. Aber Du kannst gehen! Na, wenn Du heute noch­­mals zu mir kämpft, wüßte ich schon, was ich Dir geben würde !“ — „Was?* — „Chokoladestangen und ich würde Dir das neue Aleid meiner Puppe zeigen, o sie hat einen Humpelroc, ja meine Liebe.* — „Und was werden wir spielen, wenn ich komme ?* — „Kochen, Kaufmann, was Du willst, o Du wirst schon seden, wie gut wir uns uns­terhalten werden ?“... „Mach’ keinen solchen Lärm, weil Mama schlafen gegangen ist — „Weshalb ichon, was is ihr?* — Nichts, sie ist mit einem Herrn!“ — „Wie komms dt, wer it der Herr?" — „Ich weiß nicht, ich sehe ihn, heute zu erstenmal, ich kann doch nicht alle Herren kennen, welche zu Mama kommen!“ — „Zu uns kommt nie­­mand, wenn Papa nit da ist.“ — „Mein Papa ist ja tot. Aber ich habe einen Großvater. Er hj alt, aber ich­ habe ihn sehr lieb, weil er mir immer Bonbons und Spielzeug bringt. Und dann habe ich auch einen Bors­mund, aber der ist jünger. Er hat ganz gelockte Haare und einen großen scharzen Schnurrbart. Er kommt alle Dienstage. Ich erkenne ihn Schon am Klingeln und ich laufe schnell, um die Türe aufzumachen, dann nimmt er mich in die Höhe und kükt mich. Auch führt er uns oft ins Theater oder Konzert. Und ich bin immer dabei. Mama zankt wohl ein wenig, denn sie behauptet, daß kleine Mädchen dort nicht hingehören, aber der Vormund behält doch recht. Mama sagt, er sei so nobel, daß man ihm schon nachgeben muß.“ — „Sit er­reicht — D ja, er hat immer viel Geld in feiner Brieffarbe. Wenn Mama Einkäufe macht, so bestellt sie die Leuge immer mit den Rechnungen auf Dienstag. Und der Vormund zahlt dann alles." — „Ich, ich habe nur einen Paten und der iif M Wachmann, ja meine Liebe. — „Sieh’ nur, Großpapa hat meiner Buppe das Kleid ausgesucht. Es­st schön, nicht wahr, es ist auch aus dem Louvre.“ — „Deine Buppe ist wirklich schön,­ wirst Du sie mir geben, wenn Du sie zerbricht?“ — „Sa, ich werde Dir sie geben. Schau, sie schließt die Augen beim Niederlegen. — „Sprit sie?" — „Nein, sie fickt nur Küffe und bes­iegt den Kopf beim Gehen, ob, sie ist sehr gescheit, nicht wahr, Christinchen? — „Heikt sie denn nicht Zucie?“ — „Ich sage Christinchen, das ist nobler! — „So wie Deine Mama heißt sie?“ — „Aber meine Mama heißt Arlette, Arlette von Saint Galmier." — „So, und Du heißt Martha Plumard? Warum hast Du nicht denfels den Namen?“ — „So weiß nit, als wir in la Chapelle wohnten, hieß Mama Augustine. „Als ich sie eines Tages darüber fragte, gab sie mir eine Ohrfeige.‘ — „Deine Mama schläft ja nicht, ich höre sie ja nebenan sprechen.“ — „Sie ist in ihrem Toilettenzimmer. Nicht wahr, meine Bonbons sind gut, die runden, die sind gefüllt, die s­chme=­cken so füg.* — „Du hast immer so viele gute Bonbons, und ich, die ich so gerne wandte, ich bekomme selten welche.“ — ., 84 habe sie ganz gerne, aber mir wird immer übel darauf. Mama bekommt immer so viel, daß sie gar nicht weiß, was sie damit machen soll, sie würde Kuchen vor­ziehen. Man bringt ihr auch Blumen. Und manchen Tag haben wir nicht genug W­asen dafür und unser Salon ist ganz voll davon.‘ — „Bei uns bringt der Papa einen Suc­lienffock oder der Cousin Julius ein Bukett Bellchen aus der Markthalle, das ist alles. Warum bringt man Deiner Mama so viel Blumen?" — , Das ist so Sitte in der großen Welt. Aber jet wollen wir Besuch machen spielen. 36 bin die Dame und Du bist der Herr, welcher mich besuc­hen kommt.“ „Und dann?" — , 34 werde mit meiner Puppe In einem Sessel figen; Du trittst ein, koffest mir die Sand und sagst: „Guten Tag, meine Schöne, wie geht es Ihnen heute?“ ,­­ „Halt Du gehört, Martha?“ — „Sa, Mama zankt sich wahrscheinlich mit dem Serrn!“ — „Warum denn “* — „Weil es manchmal so [hlechte Männer gibt, die kein Leid geben wollen.“ — , weg Dein Ohr ans Schlüssel­­­oh — nein, wie die si shimpfen !“ — „Ic darf nicht, Marie Zouise, weil Mama schnell herauskommen kann und uns überraschen könnte, was sollen wir dann mac­hen?" — „Gewiß baut er sie, sie schreit. Set hört man nichts mehr ... Du, jemand machst leise die Türe auf.“ — „Wahrscheinlich der Herr, welcher fortgeht. Ich werde nachsehen, aber wir müssen machen, als hätten wir nichts gehört. — Seht if Mama íchon allein, ich werde um die Erlaubnis bitten, Dir das Toilettenzimmer zeigen zu dürfen. Du wirst sehen wie hübschy es ist, wenn alle Richter brennen“... „Marie Louise, Marie Louise!* — „Was gibt es denn“? — „Mama schläft noch, ich habe sie gerufen und sie antwortet mir nit.“ — „Sie schläft*? „Nein, aber sie hat die Augen offen und sie sagt, ohne sich zu regen. Mama, Mama! Ich bitte Dich, lache nicht so. Sie rührt si nicht. 9, ich fürchte mich, Ich fürchte mir !" — „Ich auch, gehen wir fort. Auf was bist Du denn getreten, Martha? Deine Schuhe machen ja rote Flecken auf dem Teppich!* — „Wenn ich die Nachbarin rufe?... Ma­­dame Bernois, Madame Bernois! Kommen Sie schnell, Bee ein Herr hier, welcher der Mama wehe getan a

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