Die neue Zeitung, Juli-September 1932 (Jahrgang 3, nr. 253-331)

1932-07-01 / nr. 253

= der die Einladung zum Abschluß eines Wahlkartells mit uns ausgegangen war, war größtenteils aus persönlichen Gründen ihrer eigenen Mandatsbewerber, nicht bereit ges­­esen, uns die nötigen eindeutigen Sicherungen zu ge­ben, daß wir nicht Kandidationsposten, sondern parla­­mentarische Mandate erhalten. Es erfolgte daher in der Volksratsfigung vom 24. b. M. eine Erweiterung des am 21. d. M. gefabten Beschlusses, indem ausgesproc­hen wurde, daß im Falle ungenügender Sicherungen der uns mit Recht zustehenden parlamentarischen Mandate die Verhandlungen mit der nationalszaranistischen Partei ab­­gebrochen werden sollten und eine eigene deutsche Landes­­lite für die bevorstehenden Wahlen angestellt werden sollte. Obwohl sich der Volksrat der­­ auch hier­von dargelegten überaus ernsten Schwierigkeiten der eigenen deutschen Landestifte bewußt war, wurde Dieter Beschluß mit seiner ganzen Tragweite gefaßt, weil sich die einheitliche Auffassung durchdrang, daß auch ein rein fede­rn­des Wahlabkommen nur dann geschlossen werden dürfe, wenn es unsere berechtigten Forderungen nach Möglichkeit erfülle. Die erwähnten Schwierigkeiten der eigenen Landesliste gingen vornehmlich auf die Haltung der Übrigen deutschen Siedlungsgebiete zurück, die — wie auch aus den hier veröffentlichten Kundgebungen und Berichten über die Rage im Banat, in der Bukos­wina und in Bessarabien hervorging — entschlossen wa­­ren, ein Wahlkartell mit den Naz.-Satanisten abzuschlie­ßen, bezw. es unter der Voraussehung der Zustimmung der Übrigen Volksräte und der Deutschen Partei bereits getan hatten. Ohne die geschlossene Unterflüßung der üb­­rigen Siedlungsgebiete ist­ aber die Erreichung der vom Wahlgefäß geforderten Mindestzahl von 2 Prozent aller Wahlstimmen des Landes völlig ausgeschlossen. Umso­ mehr ist dieser, dem Bewußtsein unverlegter Würde und Selbstahlung entsprungene, enttragungsvolle Entschluß, der wohl die Zustimmung aller Volksgenossen finden wird, zu würdigen. Da bei den zweiten Verhandlungen unserer Vertreter in Klausenburg die nötigen Garantien, wie hier festgestellt werden kann, gegeben wurden, konnte das, den Weisungen des V­olksrates entsprechende und in Uebereinstimmung mit den Besschlüssen der übrigen Volksräte stehende Wahlübereinkommen abgeschlossen werden. Damit ist für die ganze deutsche V­olksgemeinschaft in Rumänien die einheitliche Wahlentscheidung gefallen, und es besteht, bei aller verschiedenartigen Färbung poli­­tier und sonstiger Anschauungen, unter den volksbe­­wußten Deutschen dieses Landes keine Meinungsver­­schiedenheit darüber, daß streigste Volksdisziplin und ge­schlossene Wahlgefolgschaft selbstverständliche Pflicht jedes Deutschen ist. »Politische Kurzpost Die ungarische Partei Die „Releti Visag“ vom 29. d. M. veröffentlicht den Wahlaufruf der ungarischen Partei, die mit einem liegen­­den Malzeichen in den Kampf geht. Wir verfolgen mit Interesse die Haltung unserer ungarischen Brüder und ob es ihnen gelingt, ihre Gesamtheit zu einheitlicher Haltung azusammenzuschweißen. An Zahl sind sie dreimal so stark wie wir Deutschen in Rumänien. Ein Gelingen der un: Die neue Zeitung Freitag, 1. Jult 1932, — Re, 253 garischen Pläne würde auf den deutschen Mut stärken, zu Vorbereitungen die es uns ermöglichen, in Zukunft auch mit eigenen deutschen Listen unter Glück zu versuchen. Die Audienz Gogas DOctavian Goga wurde Montag­nachmittag 4 Uhr vom Herrscher in einstündiger Audienz empfangen. Mach der Audienz erklärte Goga, daß in ihr nichts Ungewöhnlic­hes zu erbliden sei. Er habe seine Beschwerde führen wollen, sondern sich lediglich verpflichtet gefü­hlt, dem Herrscher seine Eindrücke von dem Wahlkampf mitzuteilen. Nationalzaranistische Kandidierungen in Temes-Torontal . In Temeswar hat die national-zaranisis­he Partei die endgültige Kandidierungslisie eingereicht. Spigenkandi­­dat ist Sever Bocu. Es folgt dann Dr. Frank Kräuter, Bidrighin, Leucuta, Dr. Emmerich Reitter, Cornel Razar, Branu, Dr. Jugo, Capaleanu und Goinit. Für den Se­nat Dr. Iancu, Prof. Heiniich, Prof. Sieff und Dr. Crasmarin. für den Genah­renfuß der Handelskammer der Bukarester Industrielle Mod­ernita. Die Sozialdemokraten für freie Wahlbeteiligung der Kommunisten Der Vollzugsausschuß der sozialdemokratischen Partei hat eine Entschließung angenommen, in der gegen die sich an den Wahlen zu beteiligen, Protest erhoben wird. Rückfälle in alte Zeiten Aus Irland wird von Religionsstreitigkeiten zwischen Katholischen und Protestanten berichtet. Was sich in Böhmen zwischen Deuts­chen und Tschechen begibt, hat sich dort, bei einer katholischen Prozession zugetragen. Von neun Eisenbahnzügen, die vom eucharistischen Kongreß in Dublin nach Belfort zurückkehrten, sind bloß zwei nicht angegriffen worden. Die andern wurden mit Steinen bombardiert und Revolverschüffen empfangen. Go­breitet sich der Kampf aller gegen alle immer mehr aus, dem wir hier aus einer verhältnismäßig noch ruhigen Lage Thaudernd zusehen. Tschechische Noheiten In der unter einem deutschen Bürgermeister stehenden deutschen Stadt Dur haben bei einem großen deutschen Zürnerfest sogenannte Goloh­rten einen feierlichen Umzug in robester Weise attackiert, wobei 24 Teilnehmer verwun­­det wurden, drei davon lebensgefährlich. Dabei wurden der Bü­rgermeister und der deutsche Abgeordnete nicht ver­ Thhont. Die tschechische Regierung schiebt die Angelegen­­heit auf die Kommunisten, da sie ihr so sehr peinlich it und das mit vollstem Recht. Amerifas Urteil über oanon Es ist nicht Schmeichelhaft für unseren alten, in Bar:­urteilen befangenen Erdteil, wenn Amerifa ihn nach dem Verhalten Frankreichs beurteilt, die Reparationsforderungen von vorneherein für verfehlt Berhinderung der Kommunisten. Die Union hält nämlich N­a Sie ihn kräftig mit ACREME . ab­ NIVEA­OL ein. Beide sprüh­en — als einzige Hautpflegemittel — das hautverwandte Euterit; sie sind deswegen gewissermaßen „naturgegeben“ und können nicht ersetzt werden, vor allem nicht Sie vermindern die Gefahr des schmerzhaften Sonnenbrandes und­­ geben Thass wurden bronzene Hauttönung. An hesigen Tagen wirkt Nivea-Creme angenehm kühlend, bei unfreundlicher Witterung hinge, die N­icht zu Erkältungen führen kann. Eins aber bitte beachten: Nie mit nassem Körpersonnenbaden­­en schützt Sie Nivea-Ol vor zu starker Abkühlung, Nivea-Creme: Lei 16.00 bis 72.00 ı Nivea-Ol: Lei 55.00 und 85.00 Beiersdorf & Co. S.A.R., Brasov, Strada Juliu Maniu 89 Das heißt, bevor Sie Ihren Körper den S fzer NEVE durch „Wundercremes". Italien, England und die Wiederkehr des Erfassers Immer wieder tauchen Gerüchte auf, daß Kaiser Wil­­helm nach Deutschland zurückehren und sich in Koburg niederlassen werde. Italien und England sind angeblich nicht dagegen. Das it wahrscheinlic. Beide Länder sind monarchistisch, der gewesene Herzog von Koburg, der Bru­­der der Königin Maria, ist als englischer Prinz aufge­­wachsen und sympathisiert mit der Hitlerbewegung. In Holland it man sicher die Ak­ivität Kaiser Wilhelms be­unruhigt, da er in seinen Telegrammen als Imperator ver­zeichnet, die er angeblich an militärische Organisatio­­nen in Deutschland versendet Beiden Teilen gedient In der Gtreitfrage zwischen der deutschen Reichsre­­gierung und den „Ländern“ hat Hindenburg in einer neuen Notverordnung entschieden, daß er die Aufhebung des Uniformverbotes aufrechterhält, die „Länder“ aber er­­mächtigt, um alle von Neuhestörungen selbständige Maß­­nahmen zu treffen. Das kann nur eine vorläufige Regelung sein, eine ganze Entscheidung ist es nicht. Wie haben icon wiederholt angedeutet, daß eine folge bloß in der allsei­­tigen Abschaffung privater und parteilicher Wehrorgani­­sationen bestehen konnte und in der absoluten Schlagkräf­­tigkeit der Polizei und­ Reichswehr, und hat daher ihrerseits an Deutschland auch keine solchen gestellt. Nach der Meinung Amerikas müssen alle Opfer bringen. Die­­ Reparationsfrage ist eine rein europäische Angelegenheit in die sich Amerika nicht einmischt. Wirtschaftsnotizen hatle eine Konferenz mit dem Banks Neuer Milliarden-Botschuß für den Staat. Der französische Finanzlacyverständige Auboin, der in Bukarest eingetroffen ist, Gouverneur Anghelesen und nachher mit Finanzminister Mironesch. Auboin ratifizierte die Verfügung der Nationalbank, durch die sie dem Staat einen Borfhuß von einer Mil­liarde Lei gewährte. Es ist jegt von­ einer neuen Millarde Borfhuß die Rede, der von der Investierungsanleihe der Eisenbahn, die noch nicht aufgebraucht wurde, gegeben werden sol. Auch diese Summe will die Regierung zur Bezahlung der Beamtengehälter und Pensionen verwen­­den. Außerdem versucht sie Sonde zu finden, die für Retonal- und Materialausgaben herangezogen werden­­­en. Die Rejchiga Werke erhalten 10 Millionen Lei. Das Finanzministerium hat die umgehende Ueberweisung von 10 Millionen Lei an die Gesellschaft NReshiga auf Staaten von Frid Bergenthal „Sie verlangen zu viel Herr Doktor“, meinte die junge Frau mit den hochmütig-kühlen Lügen. „Wovon ist denn die Rede, Stona?“ rief sofort Erna, die über alle Dinge sprach, von denen sie nichts verstand. „Arthur breitet wieder einmal seine Liebestheorie­­ aus", erwiderte Ernsft, dem jungen Arzt halb spörttisch, halb wohlwollend zulächelnd. „Ach, Herr Doktor, sie werden wirklich [den lang» weilig damit], sagte Erna und warf ihm einen mißbillig­­enden Blick zu. Arthur war kaum merklich errötef, Mundwinkel begann es zu zucken. “ „" weh, jebt kommVs", warnte Ernfft. „Bitte nur Reine Aufregung“, beschmichtigte S­ona. Aber ihre Mahnung kam zu spät. Arthur hat­e sich Erna zugewandt, sie einen Augenblick lang mit seiner „unausstehlichen Ueberlegenheit“ angeschaut und sagte nun: „Liebe Erna, vor allem habe ich ja das Wort nicht an Sie gerichtet. Daß Ihnen alles langweilig ist, was Sie aus Bequemlichkeit nicht begreifen wollen, weiß ich ja längst. Ich habe es aufgegeben Sie zu bekehren. Aber Sie, Frau Ilona, möchte ich gerne in dieser Frage, ein bisjeri wenigstens, zu mir herüberziehen, denn“ und seine Stimme wurde plößlich, weicher und Lelfer, „ich glaube, nein, ich weiß, daß si hinter der hochmütigen Maske Ihres Gesichtes etwas verbirgt, daß sehr zugunsten meiner Anschauungen spricht. Und nur, weil ich diese Ueberzeu­­gung habe, möchte ich Ihnen, falls­ sie es gestalten eine kurze Geschichte erzählen, an die ich sonst nicht einmal gern denke.“ „Uio schießen Sie fost, forderte ihn Ilona auf. „Lieber nicht... .*“, warnte Ernsst aufs neue, „Aber ja, so laffen Sie ihn doch.“ Arthur sehnte sich zurück und begann: „Ich hab’ einmal ein Mädel gekannt —* € „3a, was war das für ein M­ädel?* unterbrach ma. Arthur rungelte leid die Stirn: „Sie war Näherin —" „auch 1000 .. „3a, aber nun jagen Sie mir gefälligst, woher Sie die Courage zu diesem abfälligen Ach so­ nehmen? Was haben Sie vor Mädchen dieser Art voraus? Schönheit? Nein. Klugheit? Nein. Güte? Haba... Also nur das bißchen Kultur und Bildung. Und das — glauben Gie mir — lernen diese Mädchen bald.“ Alles Schwieg. Das war wieder einer seiner berühme­ten Stiche ins Welpennest. Er aber wandte sie wieder voll Iirona zu und begann nochmals: Also ich habe ein Mädel gekannt, gut, lieb und gescheit. Wir plauderten öfter mit ihr, mein Freund Karl Nöhler, den Sie ja auch gekannt haben, und ich. Es war wirklich ein reizendes Geschöpf. Karl beschultigte ich denn auch später k­in mehr mit ihr, und, wie das [chen geht ] sie wurde seine Ge­­liebte.* Arthur hob die Stimme, die ein leichtes Beben durchzitterte: „Ich verlange nicht zu viel, Frau Ilona, denn ich habe gesehen und beobachtet, wie eine Frau tt, die wahrhaft und aus tiefstem Herzen liebt. Ich habe öfters mit den beiden genachlmachlt, unten im Prater, oder in Pößleinsdorf oder sonst wo draußen, und jeder dieser Abende brachte mir Freude und Herzeleid genug. Freude war es, zu sehen, mit welch zarter, inniger, keus­cher Hingabe sie an ihm hing — und traurig war ich, weil ich ja Karl kannte und wußte, was dem armen Ding bevorstand. Er hat sich ja dann auch tatsächlich, als er genug von ihr hatte, nicht weiter um sie geküm­­mert, und in dieser Zeit habe ich meine erste, große Unterlassungssünde begangen. Immer hab’ ich mir vor­­genommen, sie aufzusuchen und ein bißl zu treffen — aber Sie willen ja, um so unangenehme Millionen drückt man sich mit laufend Ausreden herum. Bis ich dann eines Tages in der Zeitung die bekannte Notiz las: „Lebensmüde — aus der Donau gezogen — unglück­­liche gebe — usw. — Sehen Sie" — er schöpfte tief Atem, das Hervorholen­ dieser Erinnerung hatte ihn ficht­­ich erregt — „das war Liebe... . Auch nicht mit einer Seite hat sie Karl einen Vorwurf gemacht — sie hat gesehen, es ist zu Ende für sie und ist nach ihrem kurs­zen Glück fü­r ihren Weg gegangen. Eine Baufe der Befangenheit entstand. Endiich nahm Ilona das Wort und faute leise: „Sehen Sie, Doktor, Sie sprechen ja gegen sich selbst. Dorthin kommen die Frauen, die so tun, wie sie wünschen... . „der, liebe Frau Stone, mißversiehen sie mich doc nicht gerade in diesem heiklen Punkt. Ich will ja kein Mädchen zwingen, so zu sein, wie die arme Laura war. Wur bin ich eben der Ansicht, daß eine Frau, die einen Mann wirklich lieb hat, so fein muß, freiwillig, aus ihrem Innerflien Gefühl heraus, daß sie ihm, ohne viel zu fragen und zu denken, alles Glück geben muß, das sie zu­m Schenken hat. Das ist ja das jämmerlic Traurige, daß in unseren Streifen von „Liebe“ erst dann die Rede sein kann, wenn alle möglichen sozialen und kirchlichen Garantien geboten werden, Und übrigens — Raura hat auch besonders Unglück gehabt. Männer sind wie Karl, ich glaube sogar, die wentaffen. Tausend andere an seiner Stelle hätten sie später gehei­­ratet, und seien Sie sicher, es sind die besten Ehen, Die so entflehen. Wie dem aber auch fest — Laura hat in ihrem kurzen Leben ein intensiveres Glück kennen ges lernt, als die vorsichtigen, alle Chancen abwägenden Mädchen unserer Klafse in ihrem langen. Und ich denke, bei einem so erlesenen Stoffe, wie es das Glück ist, kommt es auch ein wenig auf Qualität an."­ ­ und um feine Zr 76 Nicht alle , Ye 29 Vt a

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