Die neue Zeitung, Juli-September 1933 (Jahrgang 4, nr. 555-633)

1933-07-01 / nr. 555

! b HR Nr, 555 mem = PER EPTR - |BIBLIOTECA,ASTRA | SIBIU há DIESETEIUSLLELEL TEEN ZEELEREIEN BE 53 ERLERNT RER Lt nn 20% Schriftleitung Bezugspreis für im­ Monat 58 Lei, mit Zustellung 65 Lei, Einzelnummer 3 Lei, Bezugspreis fürs Ausland 110 Lei monatlich. Poltihekkonti: Leipzig 8937, Wien 93133, Prag 79629, deripleißh­eilen und alle Anzeigenagenturen des In- und Auslandes, für anch Termine kann keine Verantwortung­­­bernommen werden, werden auf keinen Fall zurücgerehk­t. Unverlangte !Manuskripte Hermanniiast, Sonnabend, sen 1. Juli 1353 4. Jahrgang Zagebiert für die deufie Bevölkerung Romäniens Rermanniladi, Gen. Mosciugalle (Kleine Verwaltung : Sporergalle Dr. Erde) Dr. 4 / Fernspreer Dr. 7­13. Anzeigen übernehmen unsere­stimmte Plätze Bemerkungen VS zu den uns beherrschenden Tagesfragen Es sol hier versucht werden, einige Fragen, welche zum Teil weit über den Rahmen von Her­mannstadt h­inausgewachsen sind und ss zu Bolls­­fragen entwickelt haben, unparteiisch zu beleuchten. I. Der Hermannstädter Bürgerabend ! —1. Es gibt noch immer (trog Aufklärung) viele Bolksgenoffen, nicht nur außerhalb, sondern auch in Her­­mannstadt, welche nicht wissen, warum seinerzeit der Her­­mannstädter Bü­rgerabend gegrü­ndet werden mußte und welches seine Ziele sind. Und deshalb ist es notwendig, die geehrten Bolksgenossen einigermaßen aufzuklären. Der Hermannstädter Bürgerabend samt den Nachbar­­schaften wurde zu einer Zeit gegrü­ndet, wo es der über­­wiegend große Teil des Hermannstädter Bü­rgertums, Ge­werbetreibende, Reutleute usw. nicht weiter dulden konnte, von einem ganz kleinen Kreis von sogenannten „Intelek­­­uellen“, welchen das Gieb.-Deutsche Tageblatt restlos zur Beifigung stand, nach innen und nach außen geführt zu werden. Der Bü­rgerabend wurde von dem damaligen Herrn Direktor der Bezirkstrantentafja Karl Roth, welger mit einem organisatorischen Talent und guter Rednergabe begabt war, gegründet. Die Ziele des Hermannstädter Bü­rgerabends waren seit seiner Grü­ndung bis zum heutigen Tag immer viel unserem Bolfe in wirklich uneigenwügiger Weise zu dienen und es zu ermöglichen, daß jeder Bollsgenosse seine freie Meinung äußern und seine Anliegen an dieser Stelle vorbringen künne, und von welcher Stelle seine Interessen unentgeltl­ bhei den behördlichen Instanzen vertreten wer­­­­den sollten. Diese Aufgabe erachtet auch die jenige Leitung des Bürgerabends als eine ihrer wichtigsten. Bis vor ganz kurzer Zeit wurde jede Arbeit im Bürgerabend ehrenamt­­lich erleistet. Durch die Häufung der überaus vielen Arbeit in den legten Jahren hat sich der Bürgerabend, um allen Ansprüchen und Wünschen gerecht zu werden, bemüßigt gesehen, eine Kanzlei zu errichten und einen Anwalt, eine Kanzleikraft und eine Dienerin anzustellen. Bemerkt sei, daß alle diese drei erwähnten Angestellten zusammen we­niger an Gehalt bekommen, als ein einziger Angestellter einer anderen Organisation. — Die Leitung des Bürger­­abends als auch die der Nachbarschaften arbeitet auch heute unentgeltlich und ehrenamtlich. Es kann an mit Genugtuung festgestellt werden, daß diese Arbeit jederzeit und auch heute von allen völfischen Stellen (sogar von vermeintlichen Gegnern) anerkannt und gewürdigt wurde und wird. Und wenn dem Bürgerabend von verschiedenen Seiten vorgeworfen wird, er habe aus den Nachbarschaften, welche unparteiisch sein müßten, eine politische Partei ges­­agt, so muß dem Vorwurf entgegen gehalten werden, daß der Bü­rgerabend dazu gezwungen wurde. Denn solche Elemente, gegen welche die Nachbarschaften und der Bür­­gerabend seinerzeit gegründet wurden, hatten die Absicht, den Bürgerabend und die Nachbarschaften zu sprengen. Und was wäre die Folge davon gewesen ? Daß die Volks­­genossen (Kaufleute, Gewerbetreibende, Arbeiter usw.) wie­­der sich selbst überlassen worden wären, wie vor der Örfindung des Bürgerabends und der Nachbarschaften. Und das von einer Geste gerne gebrauchte Schlagwort der Ständevertretung verliert er den Bü­rgerabend und seine Mitglieder deshalb an Bedeutung, weil ja dort alle Stände vom Professoren, Advokaten, Kaufmann, Gewerbe­­treibenden bis zum Arbeiter in der Leitung der Organi­­sation selbst, als auch in den Körperschaften (außerhalb des Bü­rgerabends) Stadtrat, Ortsausschuß, Kreisausschuß, Presbyterium usw. vertreten sind. — Schreiber dieser geilen ist der Ansicht, daß, wenn die jenigen Nachbar« fchaften, in der Form, wie sie heute bestehen, duch den Machtspruch des Sachfentages oder durch andere Einwir­­kungen aufgelöst werden und an ihre Stelle die Hitterpar­­teilichen Nacharschaften treten sollten, die Stagbarschaften bei Zusammenfünften und völkischen Arbeiten doch nur aus den sekigen Mitgliedern in der Tat bestehen wü­rden! Es wü­rde fid­ immer nur um die Personen handeln, die auch jegt gerne fid) bei jeder Gelegenheit zur Berfü­gung stellen. Alle übrigen wurden nur auf dem Papier (wie zu der Zeit, wo der Bü­rgerabend seine Tore geöffnet hatte, damit es jedem Bollsgenossen möglich se, mitzuarbeiten) Fe­der Überparteilichen Nachbarlasten sein! Leider ist es so. Deshalb wäre gut zu überlegen ob es unserem Bolke nüßlich sein würde eine bewährte Einrichtung zerschlagen zu wollen, bevor wirklich etwas besseres an ihre Grelle gejeßt werden könnte. II. Die Sel­bithilfe: jekt A. S. D. R. genannt Diese gewiß aul egi völkische Organisation wurde seinerzeit von dem vielverdientem Herrn Fri Fabritius an aus Ähnlichen Bestrebungen wie der Bürgerabend gegründet. Wie erinnerlich hatte nur der Begründer der Selbstgilte das hohe Ziel gestockt alle unsere Volksges­tossen insbesondere aber die ärmere bedürftigere Klasse von den unerhört hohen Linien unserer Banken (die aufs gehört hab­en wirklich völkische Banken zu sein) zu bes­treien. Er wollte es jedem, auch dem Ärmsten Bolkecs neffen, möglich machen durch gegenseitige Hilfe fi ein Eigentum zu schaffen, sich einen Grund zu erwerben oder ein Haus zu bauen. Das hohe Reitmotiv dieser Organi­sation war: „Einer für alle und Alle für einen!" Diese gute Einrichtung fand in den weitesten Kreisen unserer Stadt, ja aug weit hinaus im­­ Siedlungsgebiet unseres Bolkes großen Anklang. Die Volkgenossen flidimten in großen Scharen in die Gelbfibhlife. &s Hst unstrellbar und es muß ehrlich zugegeben werden, daß die Gelbfibilfe ‚durch die Kraft der Gemeinschaft vielen Volksgenossen helfen konnte und geholfen hat. Aber dann kam auf der, durch die allgemeine Weltwirtschaftsärzte hervorgeru­­fen, der Aücichian... Es kamen nur sebve ı Vittglider in die Selbsthilfe und die bis dahin i­ erfolgten Auszahlungen­­ gerieten ins Glocken und die natürliche Folge war, daß auch hier eine gewisse Unzufriedenheit Pin griff. Troß dieser unangenehmen Erscheinung blieb das Vertrauen zu dieser Organisation und ihrem Führer (von einzelnen Fällen wo Unzufrieden­­heit wegen nicht Auszahlung der fälligen Beträge abge­­sehen) unerblättert. Denn die Selbsthilfe halle sich außer dem oben genannten Siel auch noch andere völkische Steie geffecht und sie in ihrem sogenannten Programm fi pünke Biblioteca Judeteana ASTRA AN NNN *P21947* Der Inder Bon Liegbet DIN „Sie mögen daran glauben oder nicht, meine Damen“, sagte der Inder, „die Handleselunft kommt aus Asien und s­­älter als das Christentum ; die Philosophen der Griechen haben sich schon mit ihr beschäftigt. Und obwohl schon im Jahre 315 die Kirche Edikte gegen ihre Ausübung erließ, und im fünfzehnten Jahrhundert die Chiromanten als Zauberer und Hegen verbrannt wurden, obwohl König Georg der Bierte sie mit Gefängnis und Branger bestrafte; die Wissenschaft hat sich bis heute erhalten. Für mich sind die Hände der Menschen alles. Ich sehe mir nur ihre Hände an und weiß, was ich wissen will. Es gibt natü­rlich auf uninteressante Hände, Hände, in denen nichts steht, die Hände einfacher Naturen, deren Weg geradlinig ist; aber es ist durchaus nicht gesagt, daß zum Beispiel eine glatte , mit wenig Linien ein glattes, ergebnisloses Beben verrat . . 7 In diesem Augenblic­k haute der Inder auf, sah eine junge Frau an der Tür stehen, brach­ ab und schwieg. Maud nahm am Teetisch, dem Inder gegenüiber, Plaß, und betrachtete unwillfürlich ihr Handinneres. „Tun sie mir nur den Gefallen, meine Damen“, wehrte der Inder, „und schauen sie nicht in ihre Hände. Ich halte hier feine Sprechstunde... .“ „Sie sprachen von Händen ohne viel Linien“, sagte Grau Maud. „Ich habe solche Hand. Und mein Leben gleicht meiner Hand. Adud ohne Chiromantie studiert zu haben, weiß ich das.“ Und sie hielt ihm lächelnd ihre zarte, glatte Hand ein, in der allerdings wenig Linien zu sehen waren. Der Inder ergriff die Hand, betrachtete ihre Innen­­fläche; sein blasses, gelblich getöntes Gesicht wurde ernst. Während die anderen lebhaft das eben angeregte Thema aufnahmen, sagte er halblaut: „Kommen Sie einen Augen­­loli in diese Syensternische !“ PR­reg stand auf und folgte dem langen Inder in die Irche. „Sie wechseln die Stadt — Sie ziehen um", sagte der Inder, „Da, meinem Manne­it aus einer Erbmasfe ein Haus in einem Landstädtchen angeboten worden.” Der Arzt hatte ihm, da er herzleidend war, Zündluft geraten. „Können Sie diesen Umzug nit noch ri­dgängig machen ?" fragte der Inder sehr eindringlich und ernst. Maud schaute ihn betroffen an. „Weshalb denn?” Der Inder zögerte. Dann sagte er ihr leise, indem er sich zu ihr herabneigte, ein paar Worte. Sie fuhr zusam­­men und richtete sich auf... und verließ augenblicklich die Nische. Beide fegten ich wieder an den Zeetisch , aber Maud blieb zerstreut und verließ die Gesellschaft bald. „Der Kontrakt ist fertig, das Haus ist getauft”, emp­­fing sie ihr Mann, als sie heimsam. Er schwärmte von der Schönheit der Umgebung des Städtchens , aber seine Frau hörte zerstreut zu, ohne die Speisen anzurichten, und sah in die eine, wie abwesend. Es lag ihr auf der Zunge, zu sprechen, aber sie wagte es nicht. 30 sollte doch sprechen, dachte sie. Aber ihre Mann hätte sie ausgeladgt — er konnte SR leiden. Und vielleicht hatte sich der Inder doc­­h geiret ? ! Am nächsten Morgen besichtigten sie ihr neues Haus. Der Notar, der im Nachbarhause wohnte, führte sie und zeigte ihnen den schönen Obstgarten, der voll herrlicher Blumen blühte, und sie unterzeichneten den Vertrag. Eine Woche später standen die Möbelwagen vor der Uhr. Maud war das Herz schwer, als die Möbel fortgetragen wurden, sie fragte die Freundin nach dem Inder. Aber der hatte London verlassen und war nach Paris gereist, ohne seine Adresse anzugeben. Ihr Mann ging sofort mit Eifer an seinen Garten, fragte die Bäume, schnitt feinen Rasen, pflanzte Blumen , und Maud freute sich an dem kleinen Haus, das hell, modern und sehr bequem eingerichtet war. Hier draußen war man umgeben von Gärten, Weiden und Wald. Das einzige, was störte, war die Dogge des Notars, die an der Kette lag und jeden V­orü­bergehenden mit einer fürchter­­lichen Stimme anbellte. Hardfort beklagte sich, aber der Notar behauptete, er brauche einen Wachhund Hier. Die Häuser lagen einsam am Walde; es war in einem der Häuser hier s schon einmal eingebrochen worden. Der Hund heulte sogar des Nachts. „Ich möchte das Tier umbringen“, äußerte Hardfort einmal am Gartenzaun. Die alte Wirtschafterin hörte es und sah böse herüber. Eines Tages wurde der Hund vergiftet im Garten aufgefunden. Er hatte ein Ltd Wurst getroffen, das mit Steyhnin bestrichen war. Der Notar war außer sich, aber Herr Hardfort triumphierte ; er äußerte diese Freude Überall: „Gott sei Dant, nun­ bellt der Grörenfried wenigstens nicht mehr.“ Am Sonntagabend, als der Notar nach London ge­fahren war und die Haushälterin in der Stadt weilte, wurde in die Billa des Notars eingebrochen. Die Diebe waren dur­ die Berandatliv ins Haus eingedrungen und hatten Teppiche, Bilder und Bilder mitgenommen. Ein dider Nebel umlagerte das Haus und in diesem Nebel waren die Täter spurlos verschwunden. Zwischen den beiden Mach­barn herrschte ein gespanntes Verhältnis. Der Notar wußte, daß Hardfort den Hund hagte und war fest davon über­­zeugt, daß der Tod des Hundes auf seine Rechnung kam. Und dieser Diebstahl stand sicher in einer Beziehung zu dem Hundetot. In der Stadt bildeten sich die sonderbarsten Geräte um das Ehepaar aus London. Maud war sehr unglädlich. Die unvorsichtigen Be­­merk­ungen ihres Mannes hatten einen Verdacht gesät, und diese Saat ging feßt auf. Der Dieb hatte den Hund bes­­eitigt, um ungestört sein Wert ausführen zu können. Woher konnten die fremden Diebe wissen, daß das Schloß der Beranda nit ganz in Ordnung und daß am Montag der Schlosser bestelt war? Und daß der Herr am Sonn­­tag in London war? Die Stadt zerbrach sich den Kopf um Dir brauchen Arbeit und Brot, Dir brauchen keine Herrschaft an Maul­­aut! 24947. / 7

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