Die neue Zeitung, Januar-März 1934 (Jahrgang 5, nr. 711-783)

1934-01-03 / nr. 711

F — . RE -— “ © x a jő ". .--i. z d­ei ” . -, A a - ".·.—.,.-.-:.« Pt 993 tem BIBLIOTECA „ASTRAR" | SsIBJUu 2” m 20% »H- e UE d Anzeigen übernehmen unsere Verb­­leibstellen und alle Anzeigenagenturen des In- und Auslandes, für bestimmte Plätze und Termine kann keine Verantwortung übernommen werden. Unverlangte Manuskripte werden auf keinen fall zurückgeschickt. Ausland 110 Sei monatlich. Ir. 7il Wien 93133, Prag 79629. Hermannstadt, Mittwoch den 3. Januar 1934 5. Jahrgang HL Ndtageblatt für die deutsche Bevölkerung Rumäniens Schriftleitung: Hermannstadt, Gen.‘ Mosciulgabie (Kleine Erde) Nr. 4 / Fernsprecher Nr. 7, Verwaltung : Sporergalle Dr. Bezugspreis für ein Monat 58 Lei, mit Auftellung 65 Lei, Einzelnummer 3 Lei, Bezugspreis fürs Postidjekkonti: Leipzig 8937, II. eifang­­ „Die Legende vom sinkenden Schiff“ Offenes Schreiben an die Schriftleitung des 9. B. und dessen Herausgeber, Herrn Fri Fabritius, Landesführer der NEDNA*). Am Schluß des 5. Sachsentages habe ich eine An­­sprache gehalten, in der ich unter Darstellung des hohen Ernstes unserer Lage zu entscheidender Tat aufforderte. Ich sprach hiebei davon, daß wir auf einem „led gewordenen Schiff“ fahren und da es in diesem Falt „das Erste, was geschehen muß“, sei, „den Schaden zu bessern". Die Be­rechtigung zu einem solchen Bergleich liegt in unserer wirtlich gen­age. Na­ den Erhebungen unseres Landes­­konsistoriums hatten im Jahre 1932 19 Gemeinden in 6 Kirchenbezirken um die Errichtung saatlicher Schulen an­­gesuhht, was den Willen zur Preisgabe ebensovieler evan­­gelisch-jächfischer Schulen bedeutet. Bis zum 10. September 1932 waren 1417 evangelisch-deutsche Kinder an unseren Boltscchulen nicht eingeschrieben ; an romanischer Grants­ Schulen waren, in 9 Kirchenbezirten 283 evangelisch-Jäh­­­se Kinder eingeschult, ganz uneingeschult waren zu diesem Zeitpunkt in 7 jächrlichen Kirchenbezirten 677 Schäiler von denen nachträglich nur 431 eingeschult wurden. Die­­ Gehaltsradstände an unsere Boltsschullehrer betragen zur­­zeit etwa 10 Millionen Leil Sit unser Boltsijiff also nicht etwa led geworden? Mach den uns vorliegenden Ausweisen gingen in den Jahren durchechnittlich 1800 abhfn­den RT gefährliches Lec in unserem Boltsschiff ?! Dazu kommt die sich, weithin auswirtende und noch immer zunehmende — Berengung unseres Lebensraumes, über die ich in jener Rede eine Reihe von Angaben machte. Angesichts dieser $age muß ic, denn doch die $rage fiellen, ob ij etwa nit befehligt war, von dem entgül­­ternden Ernst unserer Lage unter dem Bilde eines lecke gewordenen Schiffes, auf dem unser Bolk durch die Bos­gen des Schicjals zu fahren hat, zu sprechen 2. . 30 belle aber eg nit dabei bewenden lassen, un­­sere in der Tat gefahrdrohende Lage darzustellen, sondern battle auf sie nur hingewiesen, um den berufelen Berire­ a lässischen Volkes und durch sie allen­ Bolksge- 43 o die Augen dafür zu öffnen und sie zur entscheidenden Tat aufzurufen... Diese Sai kann meiner ginfigt und nur darin beflehn, daß wir in klarer Erkenntnis der Rage, in der wir­ uns befinden, in ver­tieftem Pflichtsgefühl und harter Einscloffenheit uns aufraffen, um dieses gelt zu fiopfen, das heißt: alles zu tun, was ndiig ist, weiteren Schaden zu verhüten und den fon vorhandenen wieder zu bessein. Ich kann nicht annehmen, daß eine Erneuerungsbewegung in unserem Volk, wenn sie nur bei Worten bleiben, sondern si an dem unerbitlichen Prüfstein der Wirk­­lichkeit und der aus ihre fließenden Anforderungen bewähren will, sich anders verhalten darf, als daß sie ihrerseits ebenso die Schäden zu erkennen trachtet, sie ebenso freimütig vor unserem Bolke aufweiste und dieses zur Erfüllung seiner Pflichten aufrufe. Ich mußte darum erwarten, daß in den Organen dieser Bewegung und durch alle ihre Führer diese Ber­­irebungen unterstüßt würden, zumal nach meiner Rede alle Teilnehmer am Sacsentag, die Mitglieder der NEDN mit eingeschlosfen, mneinem Aufruf an das Jähfte icie Boik geradezu Harmish zugeslimmt hab­en, wodurch diese Angelegenheit zu einer solchen des ganzen jährlichen Boikes wurde. Nun haben alle übrigen Blätter unseres Volkes sich bemüht, diesen Aufruf in die weitesten Areife des sächsi­­ichen Bolkes hinauszutragen und für die­­ Aufrüttelung unseres Bolkes zum entscheidenden Talbekenntnis beizutragen­. Im 9. 5. hingegen erschien in Folge 47/1933 vom 25. November 1. 3. ein Auffeß von „ru“ mit der Aufschrift „Die Regende vom sinkenden Schiff“, in dem er dem Berlafler gefiel, dieses Bild als eine „ausgefallene Re­gende, am­ locken Schiff , auf­ dem, angeblich unser Bolk in flürmisch bewegter See den Rünfligen Seilen ent­­gegen feglen zu bezeichnen, und jenen, , öie uns mit ihrm sinkenden oder ichen Schiff bange machen wollen“, zu raten: „Hört endlich auf mit den traurigen und repris­mierenden Karlandrarufen !" Können Ausführungen über die Rage, in der wir uns befinden, in solcher Weise abgetan werden? Sollte es falsádHich um uns so leben, daß wir uns scheuen müß­­ten die Wirklichkeit, wie sie ist, ungeschminkt darzustellen . Sollte es besser sein, an hochtönenden Worten sich zu berauschen und den Ernst der Lage nicht zu kennen oder zu verbergen? Ich glaube nigt, Mir sceint, dab wir noch Manns genug sind, um der Befahr ins Auge fer­ben zu können. 36 glaube sich daran, daß, wenn un­serem Boik schonungslos die Augen geöffnet werden, es dir zur Tat aufraffen kann und wird, Dafür habe ich übrigens aug­e Ho­nBerweile aus meiner eigenen Wirksamkeit im füglilden Volk, 36 habe in jenem Aufruf auf dem Sachsentag diesem meinem Stauben an die K­raft und das Pflichtbewußt­­sein des jähri­gen Volkes in sehr betonter Weile Aus­­druck gegeben und erklärt, daß Ich von dem Ernst un­serer Sage nur deshalb spreche, weil ich meinen Blau» An das deutsche Volk in Rumänien! Es ist nun auch der neunte Wahlgang, den unt­­er Bolt im neuen Staatsverband zu machen hatte, endgültig abgeschlossen. Es war ein neuerliches Bekennt­­nis der volksbedingten Treue zur deutschen Vollsorga­­nisation und zur Deutschen Partei und ein Beweis der unbedingten Pflichterfüllung der deutschen Gemein­­schaft gegenüber ! In meiner Eigenschaft als Borsigender der Dent­­ren in Rumänien fühle ich mich veranlaßt und ver­­pflichtet, im Namen der deutschen Nation Rumäniens allen Stämmen und Siedlungen unseres Volkes den tiefinnigsten Dant auszusprechen für die ei­n disziplinierte Haltung und Gefolgschaftstreue, die in allen Gauen des Landes der Deutschen Partei ge­­genüber befundet hatten. Gott der Almächtige führe und segne unser Bolt auch weiterhin und lasse Friede und Einigkeit unter uns walten fest und immerdar. Dr. Kaspar Muth Borsigender des Verbandes der Deutschen in Rumänien den an die Treue und Widerstandskraft des sächsichen Volkes nicht auf aliedem _hat der Anonymus kein Wort er­order­n,s als hälte es Äh nur um ein, Spezeler vom fink den Schiff“ ochandel he Men: u.» N Was sol demgegenüber die an ganz unan Stelle in Folge 50/1933 des 2. 8. vom 16. Dezember 1. 3. erfienene „Mitteilung“ der Schriftleitung des 9. B. in der „zur Verreibung von eventuellen Mißverständ­­nissen“ festgestellt wird, daß der Artikel „Die Regende vom finkesden Schiff" ich nicht auf meinen Aufrufrauf „hoben Kirchenmann“ dem Sachsentag bezogen habe, sondern „daß milden ein Bezirksdechant gemeint marás der auf einer Um­fang November stattgefundenen Bezik­lehrerversammlung die im Yufjak erwähnte Meuberung getan hat" Pl (Mit dieser „Weußerung“ ist wohl der Streit­­ der Matrosen auf diesem Schiff, von welchem Bezirksdechant gesprochen haben sol, A­ei mit wirklich die Beziehung zu meinen über das , lek gewordene Schiff“ aufgehoben, oder al nur das Seringife zu einer eindeutigen Alcnung . Haltung der vom 9. 9. vertretenen Areife gefliehen PT € s isl dog klar, daß, wenn jemand, der die Rede eines­ ES; Andern zittert und das von diesem gebrauchte Bild einem „jo gewordenen Siff“ cc . verwendet, Bi­s FW - 5 # dieser Sert­führungen um Diebe De 4) Die Veröffentlichung im 9. B. wurde mir am 20. und 21. ezember im Auftrage des Herrn Fri Fabritius zugesagt. Am 29. % Bender erhielt ich von Herrn 5 eine das Kanusfript mit der Bemerkung zurück, daß der Redaktionsausschuß des Volksrates die Angelegenheit dur die im 9. B. Folge 50/1933 erschienene Notiz „für erledigt betrachtet”. Kr Re B. Glondys Bu 9 Pr Fi - , _ ; a té « — 7 Die häkliche Kleine Banna Die Nähmaschine fand fl. Die Hände der Heinen Nübberin ruhten auf einem Brautkleid, während sie mit großen traurigen Augen in den Herbst schaute, der so 9, grau und frendlos war, wie ihr Beben. Hanna Bergemann war bäßlich, und weil die erbar­mungslose Jugend, die einen schlechten Charakter eher übersieht als ein häßliches 08 been, fis das fühlen ließ, war sie fil und scheu ge­worden. ‚Me. würde ein Brautkleid für sie bestimmt sein, denn sie war auch arm und wohnte im legten Häuschen. . . Dorfes. «. sp. "«Da legte ihre alte Mutter,die"fsr"­«Lidag Glsck ihres s­«1derbangte,eineseittung vor sie bin und mache sie auf eine Anzeige aufmerksam.­­Schwer-Kriegsinvalide, sympathisches Aeußere, in geordneten Verhält­­nissen, wünsch Briefwechsel mit jungem Mä­d­­chen zwecs Neigungs: Ehe. „Wer weiß, was er für ein Leiden hat", redete sie dem Mädel zu, „vieleicht hat er ein Bein weg, oder einen Um, da ist er sicher froh, wenn er eine Frau bekommt, die so gut und ordentlich iut wie du." Um der alten Frau die Hoffnung nicht zu verderben, behrieb Hanna an den Kriegsinvaliden, schilderte wahr­­heitsgeb­en ihre Verhältnisse und verschwieg nur das eine, daß sie häßlich sei. Das hatte ja noch Zeit, dachte sie traurig. A­n Draußen war es Mai geworden, und noch immer « .—. »Es­ k­­­am regelmäßig zweimal in der Woche Der Briefträger und brachte der Hanna Bergemann einen Brief. Im Dorf wußte man längst von der Korrespondenz, aber Näheres war von den beiden Frauen nicht herauszustiegen. Hanna sab eigentlich auch gar nit­ aus wie eine grädliche Braut. Ernst und in sich gelehrt nähte sie weiter fr­eie Leute, lebte noch zurückgezogener und­ empfand das rheiniliche Oli und die tiefinnerliche Freude, in die der Briefwechsel “ihr armes Dasein tauchte, eher als eine Last; denn der da schrieb, hielt sie für bAbse. Wunderbar entfaltete sich die Seele des Mädchens, wenn es im Schute der Nacht Schöne und kluge Gedanken dem fernen Freund schrieb. Es liebte diesen Hans. 3oachim Weithoff, der mehr den inneren Wert des Menschen zu frägen seien, weil er nie ein Bild von der fernen Freun­­din verlangte. Eigentlich merkwürdig, denn er hatte ihr sein Photo gefickt, eine Profilaufnehme, die einen schönen Männertopf von großer Intelligenz zeigte und die Hans was langsam erwachten Glauben an sich selbst täglich zusammenfallen ließ, bei dem Gedanken, daß dieser Mann sie zu sehen wünsche. Der gefürchtete Brief kam. Da zögerte sie das erste­ mal mit der Antwort, und doch fürchtete He sid vor der Zukunft. Anstatt eines weiteren Briefes traf eines Tages eine alte, vornehme Dame im Dorf ein. Sie trat­­durch die niedere Tür des Häuschens, und als sie den beiden er­­kaunten Frauen gegenüberstand, sagte sie: „Verzeihen Sie mein Eindringen, ich bin die Mutter des Sang-Joa­­chim Weihoff.“ — Tiefe Acte Überzog das­ Religt des Mädchens, und mit einem Gefühl von Schuld bemerkte es das telfe­­ Erschrinnen der Dame. fi­e . Doch Frau Westhoff kam sofort freundich uff­e 3 Hanna zu: „Das alle it Hanna Bergemann, SH eu mich, Sie kennen zu lernen. Ic bringe Grüße von mei« 7 nem Sohn,Und sei an n Ich Mauch der meine,das Sie zu ihm kommen. Er hätte Sie aber Sie wiffen — sein Leiden — — Hanna antwortete nicht gleich, sie war zu sehr bes fangen. Die Augen der Frau, die groß auf ihr Gesicht geril­t waren, peinigten sie maklos. Wie ohne Frau Welthoff die Anal des Mädchens, sagte sie gülig: „Sie haben wunderschöne Augen, Hanna!" Und das war keine Lüge. „Ich weiß, hab ich sehr hüblich Hin“, fall !roßig hervor. „Ihr Sohn it ein Schöngeist und­ fließ Hanna hält mich für [den. Wie oft habe ich aus seinen Briefen gelesen, daß er eine ganz falssche Vorstellung von mir hat. Em­parer Sie mir, bitte, diese­r Zusammenkunft, ich könnte die Enttätigung Ihres Sohnes Welthoff reife zurück, ohne nichts ertragen.“ Frau die Besuchszulage Sannas erhalten zu haben. Aber acht Tage später stand Hanna doch vor dem Haus ihres unbekannten Freundes. Seine Mutter hatte sie diesmal schriftlich gebeten, sofort zu kommen, weil ihr Sohn krank sei. Und die Hexe Sehn­­suht, wenn allens einmal die Stimme des geliebten Men­­­­schen zu hören, ehe fi die Pforte des Paradieses schloß, hatte das Mädchen zur­ Reife getrieben. Flebernd vor Anali und Erregung Hand es flaunenden Auges vor einer kleinen Rille, für die „geordnete Verhältnisse‘ ein mehr­­ als bescheidener Ausdruck war, ee gern selbst aufgehuppt, ==" 5 “ BE — a a 250% u Er LT a.

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