Die neue Zeitung, April-Juni 1934 (Jahrgang 5, nr. 784-852)

1934-04-01 / nr. 784

Nr. 784 Unterhaltungsbeilage des Tageblattes Die neue Zeitung Hermannstadt, Sonntag, den 1. April 1934 5. Jahrgang Feierabend I.mM.RI Rangsam drängt sich Die ewig gelöste Frage ins Leben vom Antichrist! Weiß denn niemand Warum der größte Menschenbruder Gestorben ist? Wilhelm v. Hannenheim Wer War’s? An einem trüben Trüblingsmorgen pußle der Bursche die Stiefel des Herrn Oberst; kein Vergnügen, wenn der zu Brei aufgelöste Märzenschnee in braunen Klumpen dranhängt. Da muß man sich die Arbeit schon ein wenig verfüßen, indem man mit der Södin cäkert und mit den Lieferanten, die durch das stets offene Hinterpfört­­chen hereinkommen, ein kleines Schwächchen mad. Aber nun klingelt’s an der vorderen Haustüre, dem Herrschaftseingang. Keine angenehme Unterbrechung ! „Wer mag denn nur den am frühen Morgen kommen?" denkt der Bursche unwillig, während er durch den Langen, dunkeln Corridor geht, der von der Ale zum Haus­­eingang führt. Ein elegantes Auto blält vor dem Hause; eine Dame f­ragt nach den Raffenhü­hner, die sie kaufen und gleich auf das Randgut mitnehmen möchte. „Raffenhühner“ stoltert der Bursche — „wir haben keine Hühner.“ Die Dame wirft einen prüfenden Blick auf die Haus­­nummer und sagt energisch: „Doc, bier tt es, fragen Sie nur Ihre Herrschaft ob die Minoreas no zu haben sind und zu welchem Preis.“ Wengfilih klopft der Bursche an die Schlafsfubentür und erhält auf seine [hüc­htern vorgebrachte Frage die Antwort: „Esel, du weißt body, daß wir keine Hühner zu verkaufen haben.“ „So geht’s immer­ denkt sich der arme „frägt man so fol man’s Maul halten, frägt man nicht, so fol man das Maul auftun.“ Das Auto fährt ab und nun wird der zweite Stie­­fel vorgenommen. Noch­­st er nicht blank, da klingelt es schon wieder. Der Stiefel fliegt in die Ecke und der Bursche geht brum­mend zur Haustür. Da sieht ein Altliches Fräulein und bittet zaghaft um Entschuldigung, daß sie so früh am Morgen flöre, aber es sei längst ihr Herzenswunsch gewesen ein paar echte Harzer Kanarienvögel zu haben und da sie hier billig abgegeben würden, so habe sie sich beeilt, daß ihr nur niemand zuvorkomme. Der Zurche weiß ja auch von Kanarienndgeln nichts ; aber da das arme Fräulein gar so kläglich bittet, doch die Dame zu sargen, so klopft er zitternd zum zweiten Male an die Schafflubentüre. Donnerd schreit der Herr Oberst: „Wir haben doch keine Bogelhandlung! Gie fell Harzer fi zum Seufel scheeren !" Diesen Nachfall verschweigt der Bursche zahm­ fühlend und sagt dem arg enttäuschten­ Stäulein nur das hier kein Roller billig zu haben wären. Raum kniet er vor dem Ofen um im Speisezimmer ein Feuerchen anzuzünden, so klingelt’s schon wieder an der Haustüre. Wütend und ein paar Flüche murmeld läuft er die Treppe hinab. Da fliehen zwei Schuljungen vor der Tür. „Bit Ihön, wir möchten so gerne das Aquarium mit den Goldfilhen haben, aber das wird zu teuer für uns sein. Aber der Laubirorch wird billiger sein. BV Ihön, was soll der Laubirosch kosten ?" Dieses Mal hält es der Bursche für überflüssig zuerst die Herrschaft zu fragen und gibt aus eigener Medtvol­­kommenheit die Antwort: „Schert Euch zum Teufel! Hier gibt’s keine Gold Ride und keinen Zauberosch. Ihr seid selber grüne Frö­­ide!“. Damit wirft er ihnen polternd die Tür vor der Nase zu, kann aber damit das Schiksal nit ab» _­wenden. Raum fiten Kerr und Frau Doberst, sowie die zu Besuch weilende 15jährige Nichte beim Kaffee, 10 Klin­­gell’s­ccon wieder. Unten frägt ein eleganter Here nach dem raffer einen deutschen Schäferhund. Diesen Herrn kann der Burfehe nicht so abfertigen wie die zwei Schiljungen. Da riskiert er doch lieber eine Anfrage beim Herrn Oberst. Vielleicht stimmt das mit dem Kunde; das ist [don wahrscheinlicher. „Hunde haben wir auch nicht zu verkaufen“ poltert der Herr Oberst. „Was ist denn heute nur los? Wer frägt denn nech dem Schäferhund ?" „Ein feiner Herr" antwortete der eingeshüchterte Bursche: „Ich konnte ihn nicht so foriicken; er sagte es stünde de die Anzeige in der Leitung, „Da wollen wir mal nachsehen“ meinte die Frau 2. und interesstert guckte auch die Nichte mit in das an­: „Al­lig! Da fleht es: Str. Bonltanka Nr. 69 we­gen Mbreife billig zu verkaufen: ein deutlicher Schäfer­­hund, reine Ratse, ein Stamm M­inorea- Hühner, 1 Paar echte Harzer Kanarienvögel, ein abgerichteter Papagei, eine Angorakape um. — Na, das kann wett werden, wenn man diese ganze Menagerie bei uns fuch." „Sage dem Herrn" entschied der Herr Oberst „es m­üste eine V­erwechslung der Lausnummer fein — vieles reiht foR’s 96 sein. Wer wohl dort wohnt? Wir haben absolut kein Better zu verkaufen.“ Er trank schleunigft seinen Kaffee und „Woheu, ich drücke mich aus Dieser verwunschenen Bude.“ Bei der Haustüre trat er einen armen Kriegsinvali­­den mit einem Keierkasten, der frug beflchrt nach dem Papakei; damit könne er vielleicht ein Beihäft machen. „Den armen Teufel kann ich do nit jo anfhnaus«­zen“ dachte der Herr Oberst und gab ihm 10 Lei zum rot für die Enttäuschung. Oben trat nun eine kleine Ruhepause ein. Die Dame des Hauses kleidete sich für einen Ausgang an und die Nichte beobachtete voll Interesse durch’s Fenster die Haustüre. „Tante Helene“ rief sie „da fährt ein feines Auto vor! Eine Dame steigt aus. Wer mag die fein? Ein Beizmantel, hut, eine Pracht!" Bald rauf diese ganze Bradi in den Salon und geht mit liebenswürdigem Lächeln auf die Hausfrau zu und fragt: „Si fie auch ganz schneeweiß? Und gar kan Av­at Bei mir sol sie es sichergut haben!" „Wer ein?" „Ach, sagte Ihnen der Wurfche nidjis? Ich komme we­der A­ngorakabe, sie ist doch nicht [don vere au „Wir haben weder Knaben, no Hunde oder Bögel zu verkaufen. Es muß ein Druckfehler in der Anzeige dry N erfragen Sie in der Redaktion die ripsige reije." Während die fetdenrascheínde, parfumierte Pracht hinausrauscht, drängt sich eine behäbige, einfache Frau herein: „Berzeihung, wenn Ich störe, aber sehen Sie I habe 6 Kinder, womit sollen die immer spielen? Da las ich von Ihrem kleinen Affen, der so pollierlich fein soll. Das würde allen meinen Kindern Spaß machen. Dann sind sie beschäftigt und ich habe die Hände frei zur Ar­beit, Denn wenn man alles allein machen muß — —" Das rauschte so wie ein Wasserfall ohne Pause. „Alle Heiligen“ dachte Tante Helene „die will zu ihren 6 Affen noch einen siebenten.* — Laut sagte sie ihr Sprüdlein bei: Ein Irrium, eine falssche Adresse eic. Als dieses Überstanden war, fiel Tante Selene er­­schöpft in den Lehnstuhl! „Niemand Unbekanntes mehr verlassen. Sagen Sie, ich sei verteilt, oder krank oder gestorben, nur nicht mehr mit d­em­ Tierliebhabern.“ „sa“, wagte der Bursche zu sagen, „und ich habe sie nit mal alle hereingelassen. Da waren J­ungen, die wollten den Raubfrosch haben und ein junges Mäd­­chen das zahme Reh." „Hören Sie auf! Ic gehe aus; Mariußa, kommst Du mit?" „Ach nein. 34 bleibe rebe hier; ich finde das genz amüsant.“ Da erschien Tante Tilly: „SK finder! ich bin von zu Hause geflüchtet. Dieses Geklingel felt dem frühen Mor­­gen! Warum seßen die Leute nicht die richtige Adresse in die Seltung. Was kamen da alles für Menscen Alle wollten sie von Serrjájak­en abgelegte Laden has­ben. Die eine das Ballkleid, die andere ein Straßen. Roslüm, eine gar einen Pelzmantel, dann Herren, Die brauchten Ueberzieher, Hosen, Wellen. !ir taten die Beute leid, wie sie alle so enttäuscht abziehen mußten.“ Da meldete der Bursche die Tante Adina. Die legte glei los: „Verrückte Beute gibt’s doch! Da kommt heute alle Welt und will durchaus Wöber von mir Raufen. E s ist ja wahr, ich will mich neu einrichten; aber das hat noch Seit. Wer sollte da wieder gek­au­ct haben? Die Leute waren kaum abzumelsen. Sch­ehlich gab ich einen Leiter an die Türe: „Alles bereits ver­kauft“ und ging fort." „@länzende Idee“ meinte Tante Tily „das hätten wir auch gleich machen sollen.“ „Das können wir ja nachholen." Als der Seiter­ an der Hauslüre prangte, brachte der Postbote 2 Depeschen — dringend — aus Pipefit hab DIR, beide den vielbegehrten Schäferhund bet­reffen An der Haustüre andauerndes wütendes Klingeln. Da Hand wieder der feine Herr und befahl in knappen Worten ihn zum Hören oder der Dame des Hauses zu führen. Der Bursche wollte fiol­ernd eine Ausrede war­ten — aber der kurze Befehl: „Stier meine Karte — sofort anmelden“ duldete keinen Wiederspruuch. „Ich komme wegen der Annonce“ begann er das Gespräch. Die Dame wollte es aber möglich, rasch ab­schneiden: „Die Hausnummer muß falsh ausgegeben sein. Ein Druckfehler 69 statt 96." „Durchaus sein Druckfehler, meine Gnädigste. Eine Y Sracsfrage in der Redaktion ergab, da tatsächlich Az. 69 aufgeschrieben war. Die Annonze stammt von hier. 39 lasse mir dergleichen nicht gefallen ; ich wurde ausgelacht , ob ich es denn nicht sofort gemacht hätte, daß hier ein Aprilscherz vorliegt? Ich bin vielbeschäftigter Beamter im Ministerium; ich habe meine Zeit dem Staate zu widmen und nicht wegen Ihren Aprilscherzen den Vormittag herum­­zulaufen. Ich werde unbedingt.­­“ „Aber mein Herr, so hören Gie doc; ı­n der Sache fern. Wir waren an den ganzen Morgen gestört. Soeben kamen sogar 2 Depesden mit Anfragen wegen dem Schäferhunde. Glauben Gie, es macht uns Bergnügen darüber auch noch Korrespondenz zu führen? Wir möchten selbst gerne wissen, wer sich diesen Scherz mit uns erlaubt hat. Hier, meinen Santen ist es ähnlich ergangen.” , Über warum ärgert Ihr euch eigentlich?’‘ frug Mariage, „Das war doch sehr lustig heute Morgen, sonst gibt’s hier nichts zum Lachen.“ „So? Bir hat es Spaß gemacht? Da kommt man ja auf einem merkwürdigen Gedanken! Mariuga. Du?? „Sicher, aber ganz sicher" meinte der fremde Herr „war das junge Fräulein die Urheberin; deshalb ver­teidigt sie den Aprilscherz.“ „Also ja doch“ maulte Mariuge: „Ihr versteht eben feinen Spaß. Meine Mama ist viel lustiger. Die gab mir das Geld dafü­r und hatte selbst ihre Freude daran.‘ „Drei Anzeigen in drei Zeitungen! Dafür gibt man den Kindern Geld!’ ereiferten si die Tanten, aber der Herr vom Ministerium meinte: „Wenn das hübische Fräulein mit den schwarzen Augen dahintersteht, dann wollen wir gerne mitlachen.“ „Wie gut," dachte Mariage, „daß die Herren vom Ministerium Jugend und Schönheit zu [hägen wen : . Illustriertes Konversationslexikon der romänischen Sprace von A. I. Candrea und G. Adamescu. Endlich wurde einem grossen Mangel der ro­­mänischen Literatur abgeholfen. Wir haben nun das Konversationslexikon, das alle fremdspra­­chigen ersetzt, das in keinem Hause eines Ge­­lehrten fehlen darf. Reich illustriert, mit Origi­­nal-Stichen aus der Sammlung der romanischen Akademie. Das Lexikon umfasst zwei Teile: Einen Teil für Sprachforschung, mit Informationen über die Rechtschreibung und einen geographi­­schen, geschichtlichen und biographischen Teil. Es hat den grossen Vorteil, dass es ganz ru­­mänisch ist, es ist unentbehrlich sowohl für die Minderheiten, als auch für die Rumänen. Es ist das kostbarste Geschenk, das ein ru­­mänischer Verlag seinem ganzen Volk gebracht hat. Preis 2000 Lei. Bukarest. Zahlungserleichterungen werden auch gewährt. Ir Cartea Româneascu a5 Oftern im christlichen Brienf Bon Brofessor Dr. Karl Roth Wer je die Osterzeit im Gebiete orientalischen Christen­­tums miterlebt hat, wird sich, wenn ihm nicht die öde Näc­ernheit unserer Gegenwart jede Fähigkeit, Höchstes nachzuempfinden, geraubt hat, ganz eigen ergriffen fühlen. Er fühlt, es umweht ihn noch ein Hau aus der Zeit dessen, dem offen und eher galten, und jeder Anfag zu irgendwelcher Kritik erstirbt. Wie der Orient die Wiege unserer großen, die Menscheit umfessenden Religionen ist, so steht, wie nirgends senft, der religiöse Gedanke Bier so sehr im Vordergrund, daß selbst politische Zwecke in reli­­ai­tem Kleide ihren Ausdruch fanden, und gerade das Offerfest wird als das einstige kirchliche Hauptfest besonders glanzvoll begangen. In der griechischen Welt ist der Sonntag „tis apotreo“ der legte Tag, an dem noch Zleischgenuß gestattet is. Mit ihm fegt die Fastenzeit ein, erst die „Hebdomas tis tyrophaga", die Woche des Käsegenusses, dann die „meghali nifia“, das große, vierzigtägige Fasten zur Er­­innerung an das vierzigtägige Fasten Jesu in der Wäe. Damit hat man sie vorbereitet für die „Große Woche“, die mit dem Palmsonntag beginnt. Die gottesdienstlichen Geiern gelten fet alle dem Wendenten des Herrn. Aus ihnen ragt der „Große Donnerstag“ mit seiner Fuß­­weihung hervor, die der Bischof an zwölf Brieflern vor­­nimmt, worauf er ihnen den Handfuß gibt. In Jerusa­­lem findet diese Zeremonie im Freien auf dem Bla vor dem Eingang zur Grabestirche fast. Als größter Trauer-

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