Die neue Zeitung, Oktober-Dezember 1936 (Jahrgang 7, nr. 1312-1331)

1936-10-04 / nr. 1312

Schriftleitung und Verwaltung: Sibiu-Rermannstadt, Postfach 55, Gen, Mosd­ugafie (Kleine Erde) Nr. 4. Lernsprecher Nr. 263. Bezugspreis Lei 40 °— für 3 Monate, Lei 1507— für ein Jahr, Ausland R. M. 5 °— jährlich. Alles Sranko. Einzelpreis für die jeden Sonntag erscheinende Ausgabe Lei 5— (R.M. —"12.) Unverlangte Manuskripte werden auf keinen fall zurückgeschickt. EEE Sonntag, den 4. Oktober 1936 Postichekkonti : Bukarest 62.139, Leipzig 8937, Wien 93133, Prag 79629, Budapest 13.620, Zürich V111.24.953, Warschau 190.412, Stockholm 74333, Zagreb 41635, Paris 190.045, "s Gravenhage 211.699. — Anzeigen übernehmen unsere Verschleißstellen und alle Anzeigenagenturen des In­­kann keine Verantwortung übernommen werden, und Auslandes. für bestimmte Plätze und Termine 7. Jahrgang. Br. 1312 Die Zukunft des Guldes Golderzeugung, Goldhortung haben eine Rekordhöhe erreicht. Die Jahresausbeute it von 1,7 Milliarde Mark im Jahre 1929 auf 2,65 Milliarden im Jahre 1935 gefliegen, also um mehr als die Hälfte. An der Spike steht die Südafrikanische Union mit mehr als einem Drittel, Aukland hat sich an die zweite Stelle geschoben und bestreitet fast ein Fünftel der Erzeugung, und dann folgen Kanada und die Vereinigten Staaten mit etwa je einem Sehntel. Der Goldbifiß der Erde it mit über 60 Milliarden Mark beute größer als jemals. Allerdings is auch die Verteilung des Schaches niemals so einseitig gewesen, zwei Drittel von ihm entfallen allein auf die Vereinigten Staaten, England und Frankreich. Die Nord­amerikanische Union verfügt davon über 26 Milliarden. Der Grund der außerordentlichen Produktionssteigerung it in erster inte auf den Preiszerfall in der Srtte zurückzuführen. Der Fall der Weltmarktpreise um fast zwei Drittel hat die Kaufkraft des Goldes entsprechend erhöht, seine Produktionskosten aber gesenkt und so den ’ Hu Bi Preissteigerungen lassen immer noch eine genügende Spanne, um die Erzeugung vorwärtszustreichen. Diesem niemals dagewesenen Goldreichtum, der immer noch erhöht wird, geht die Tattsache gegenüber, daß das Gold seine währungspolitische Machposition, die ich am einfachsten in der Formel Gold gleich Geld ausdrückt, verloren hat. Durch sie ist das Gold in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Weltkrieg der inter­­nationale Stabilisator der Währungen gewesen, und wie das Dil eine Maschine reibungslos laufen läßt, so war es das Mittel, das den Austausch­ der Waren und die internationale Arbeitsteilung förderte. Arteg und Arie haben die Vorauslegungen dieser Leistung zerstört. Aber während sie das Gold als verkehrserleichterndes Mittel ausschalteten und es von seiner Höhe herabzogen, haben sie gleichzeitig einen neuen Anstoß zur gesteigerten Gold­­erzeugung gegeben. Die Abwertungen, die infolge der krisenhaften Kreditschwierigkeiten in vielen Ländern vor­­genommen wurden bedeuteten für das Gold eine erneute Senkung seiner Produktionskosten, die noch über die Wirkung des bisherigen Preisrückgangs hinausgeht. So hat der Abgang von Gold geradezu den Werft des Metalls gesteigert, und nie vorher ist der Goldgewinnung ein größerer Impuls gegeben worden. Die Erzeuger des Goldes haben in der Vergangenheit zu oft erfahren, daß den Perioden des fieberhaften Quittiegs Seiten des Rücks­chlags folgten, in denen um die Konsolidierung des Erreichten hart gekämpft werden mußte. Einmal muß die Preisentwicklung wieder die Zinse erreichen, wo sie für Koften und Abfaß eines Teils der Golderzeugung kritisch wird, wenn dieser Prozeß ss auch noch hinziehen kann. Darum sind gerade unter den Goldpr­oduzenten die eifrigsten Fürsprecher einer allgemeinen Rückkehr zum Goldstandard zu finden, wobei allerdings eine erhebliche­­ Herablegung der Goldeinheit gefordert wird. Ihren kräftigsten Sukkurs aus­ ereffenten Akretien erhalten sie von denjenigen, die im Gold nach wie vor den besten und bei allen Fehlern nur zu erre­genden Stabilisator der internationalen Tauschvorgänge und Wertverhältnisse erblicken und die deshalb einer vernünftigern Berleilungs- und Hoilungspolitik den Weg weisen wollen. Diesen Gruppen gegenüber fischen die Gegner der Wiedererhebung des Goldes auf seinen währungspolitis­chen Thron. Sie behaupten, die Tatsache, daß das Gold seine­ Rolle als Zahlungsmittel wie als Wertmesser aus­­gespielt habe, sei nicht wieder aus der Welt zu schaffen Als Bürgschaft der Noteneinlösung wie als Regulator des Kreditvolumens sei es über­flüssig, und zum Ausgleich der internationalen Zahlungsbilanz sei es notwendig. Die Zus­kunft gehört der gesteuerten Papiervaluta, die im Groß­­handelsindex den Maßstab fabe, der eine internationale Angleichung ermögliche. Andre Gruppen wieder ruhen aus dem Zweifel, den sie gegenüber den ungewissen Möglichkeiten der Papier­­währungen bliegen einerseits, und aus den bittern Er­­fahrungen, die sie mit dem „starren“ Goldstandard von 1931 gemacht haben, anderseits nach einem Mittelweg, der das Gold so heranziehen soll, daß die Fehlermöglic­­keiten beider Systeme vermindert werden. Wenn heute in einer sogenannten Währungsentente zwischen Franken, Pfund und Dollar der Berund der Angleiche gemacht wird, um auf diesem Unterbau einmal wieder geordnete stabile Weltwährungen aufzurichten, so schwebt seinen Urs bebern — vorausgeseßt, daß dieser Versuch nicht wieder in den politischen und wirtschaftlichen Gärungen und Um­­wälzungen ein Ende findet — im allgemeinen eine solche Wiederverwendung des Goldes in einer noch zu findenden und zu erprobenden Form vor. vorläufig jedoch sind diese Möglichkeiten ungewiß. Zu­­nächst ist eher die Abkehr auch noch der legten Gold« währu' bereits dem Gulden vorausgegangen. Aus diesen Aus­­einandersegungen läßt sich daher nur als vorläufiges Er­­gebnis die Einsicht herausholen, dab eine Angleichung und­­ Stabilisierung der Währungen für die Erholungen und Wiedereinrichtungen einer vernünftigen Weltwirtschaft eine erste Notwendigkeit darstellt. Die währungspolitische Rolle des Goldes in der näheren Zukunft bleibt ungemei­­­n zu erwarten. Der Schweizer Franken II darin Aber wenn auch das Gold im Reich des Geldes nicht den alten Rang wieder erobern sollte, eine wichtige Stellung im menschlichen Leben und in der Wirtscaft wird es behalten. Dazu ist die „Boldmentalität” in Sahre lausenden zu tief eingewurzelt; der Hang nach dem gelben Metall, das künstlich bisher nicht erseßt werden konnte, nach seinem Glanz, seiner Schönheit, seiner vielseitigen Verwendbarkeit zu nüßlichen wie erfreulichen Dingen wird ihm einen hervorragenden Plan unter den Kostbarkeiten der Erde erhalten. 4 Run [f Burken, zur 10. Wiederkehr seines Todestages Das ideologische Denken sowohl wie das philosophische beginnen in den letten Jahren ganz neue Wege einzu­­schlagen. Läßt jenes mehr und mehr einen Urbergang von der Bewußtseins- zur Seinsideologie erkennen, so zeigt dieses die Tendenz, vor allem Bezug zu nehmen auf das persönliche Dasein des Menschen, seine Eigente­ichkeit und Wesenhaftigkeit, im Gegensaß zu dem­ früheren, das hiernach „Äußerl­i philologisch, innerlich rationalistisch“ war und dessen Wirklichkeit bestand in „einem reinen Bewußse­in, ohne Existenz (Zaspers). Neben dem sog. Realismus und andern geistigen Strömungen finden diese Beurteilung auch der Idealismus. Und doch will es uns nur müßig erscheinen, heute eines Mannes zu gedenken, der — gerade auch als Idealist — und verdient, der Vergeslenheit anheimzufallen, weil sein Kampf ebensosehr dem einteilig Überspannten Intellektualismus "wie dem die Selbständigkeit des Geist­slebens Überhaupt leugnenden Materialismus gilt und der insofern auch für die nähere Gegenwart seine Bedeutung hat — wir meinen Rudolf Eucken, dessen Todestag si am 16. v. M. zum zehnten Male geführt hat. Ursprünglich aus Aurich i. Ostfriesland stammend, führte Euckens Weg über Göttingen, wo er den ersten Teil seiner Studienzeit verbrachte, zunächst nach Berlin. Nach Beendigung seines Studiums sehen wir ihn erst hier, später in Susum und in Starkfurt im Schuldienst tätig. Von hier wurde er als 0. Professor für Philosophie und Pädagogik an die Universität zu Basel berufen. Zange war auch hier seines Bleibens nicht, denn nicht viel von Franz-Jasper Sülfebus später erfolgte bereits die Berufung nach Jena, und das rief in ihm den Wunsch hervor, selbst zu einer gesicherten Welle und Lebensanschauung durchzudringen. Zu dem Aufbau einer eignen Gedankenwelt wiesen ihm nun ins» besondere — das, hoffen wir, werden auch die folgenden kurzen Ausführungen deutlich werden lassen — neben Platon, Kant und Fichte den Weg. Eudken tt insofern ein Vertreter der neuern Lebens­­philosophie, als er den Dualismus von Körper und Geist zum Ausgangspunkt seines Denkens nimmt. Die Geschichte der Philosophie zeigt uns, wie diese beiden Seiten des mensc­­hen Qebengs einmal die natürlich sinnliche, daneben die Idealgeistige bei den verschiedene­n Denkern in einem permanenten Spannungsverhältnis stehen, das aber in­­sofern das Moment des Fruchtbaren vermissen läßt, als einmal diese, ein andermal jene zu betont in den Vordergrund gestellt ts. Der Naturalismus bzw. Mater­­ialismus einerseits und der Intellektualismus anderseits kennzeichnen diesen Vorgang. Beide befinden sich nach Eucken im Irrtum: „Der Naturalismus irrt darin, daß ihm das, was die Natur im Erkleiímerden des Geistes wird und leistet, als aus ihren eige­n Kräften hervorge­­bracht gilt und daß damit bloße Bedingungen des Geiffes für seine schaffenden Gründe ausgegeben werden, der In­­tellektualismus irrt darin, daß er den Geiffes- und Ge­dankengehalt gleichjeßt und die Denkoperationen nicht als die Form, sondern als den Kern der Wirklichkeit betrachten.“ Für Eucken besteht demgegenüber das Ziel in einem „konkreten Idealismus”, wie man seine Ans­chauung einmal bezeichnet hat. Das heißt, auf der einen Seite ist es erforderlich, daß der Geist in talsächl­icchem Beifihlelbittetn sich durch die Tat entfalte, aber er soll nicht wirken im luftleeren Raum, sondern bei völliger Ueberlegenheit über den Stoff, d. h. die Natur, diese doc geistig durchdringen, ihm wird nach einem Wort Fichtes „die Natur das Materiale zu unserer Pflicht“. Aus diesem Arbeiten und Schaffen erringt sie der Geist eine neue Seinswelt, die „Tatwelt“. In der Bewegung auf diese, dem rein Natürlichn Überlegene Ordnung hin befind­et sich das ganze All, und das hohe Ziel besteht in einem „universalen Personalwesen“. In dieser Seinssphäre herrscht nicht mehr wie in der Natur, der mechanische Swang, herrscht ein vernünftiger Sinn. Über der vielfache Wider­wand der Natur wird diesen Zustand zu voller Verwirklichung nicht kommen lassen. Trot aller Unsicherheit bleibt aber das geistige Leben aufrechterhalten, das erfährt seine Ber eründung in der­­ Anerkennung einer weltüberlegenen Macht. Mit dieser Anerkennung wird auch das volle Verständnis jener geistigen Macht erst völlig erreicht. Den Erfolg und die Wirkung, die diese, hier nur im Umriß wiedergegebenen Gedanken bald zu verzeichnen hab­en, verdanken sie zweifellos zum nicht geringen Teil der weithin herrischenden Leitstimmung: auf der einen Seite der Edelfe Materialismus in beiderlei Gestalt, auf der andern Seite hoffnungsloser Pessimismus, der aus dieser Lage keinen Ausweg mehr flieht. Gerade auf diese Menschen verfehlte die charaktervolle Auseinanderj­gung Euckens mit den seiner Ansicht nach verderblichen geistigen -

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