Die neue Zeitung, Januar-März 1937 (Jahrgang 8, nr. 1332-1346)

1937-01-03 / nr. 1332

zt e | fe . 7 + — . - 1 « XX » Br. 1332 Schriftzeitung und Verwaltung: Sibiu-Hiermannstadt, Postfach 55, Gen, Mosoiugaffe (Kleine Erde) Nr. 4. Lernsprecher Xtr. 263. fllkemJahyAusIondRM5——jähkltch Bezugspreis Lei 40’— für 3 Monate, Lei 150 °— Einzelpreis für die jeden Sonntag erscheinende Ausgabe Lei 5— (R.M. —"12.) Unverlangte Manuskripte werden auf keinen Fall zurückgercickt. Postschekkonti : Bukarest 62.139, Leipzig 8937, Wien 93133, Prag 79629, Budapest 13.620, Zürich V111.24.953, Warschau 190.412, Stockholm­ 74333, Zagreb 41635, Paris 190.045, ’s-Gravenhage 211.699. — Anzeigen übernehmen unsere Verschleißstellen und bei Anzeigenagenturen des In- und Auslandes, kann keine Verantwortung übernommen werden, für bestimmte Plätze und Termine | Alles Stanko, Sonnlag, den 3, Januar 1937 . 8. Jahrgang. INN u Bilvelteraberglaube Es ist doch etwas Eigenartiges um die Silvesternacht ! Seit Urzeiten [chen spinnt etwas Geheimnisvolles, Ueber- Runliges um diesen Zeitpunkt. So mächtig if dieser Glaube an die Wichtigkeit am Silvesterabend, daß sogar ganz überragende Hardentunde Männer sich ihm nicht ent­­ziehen können. Sıiedrich der Große 1759. Seit drei Jahren siedte man im Striege. Schlacht bei Rumersdorf war geschlagen. Und verloren! Seiedrich, der Frank is, hält seit Oktober Winterruhe, Hart und [wer sind die Unbilden der Witterung. Der König feiert den Silvesterabend mit einem Leinen Gefolge im Dorfquartier zu Bretschendorf in der Nähe von Freis­berg in Sachsen, Feier ? U nein! Dazu is er zu müde, dazu sind die Sorgen zu schwer. Woh­larg fu­­n die wenigen Getreuen um den König innen und flarren in die fladernden Lichter. Wie alt und an a, 13 a . rn 7 Piestente" To GTA A a seine Hand Immer wieder über die Armlehne, aber nur [hänbar er In Bohebett erbettet sein Hirn unablässig. Es echt fhlecht um Preußen. Kein Gl — kein Geld — woher Truppen nehmen ? Da Iniflert es Telfe in feinem Waffenrad, Ein schattenhaftes Lüceln Hum­pt Aber des großen Friedrichs Anilig. Richtig, der Brief vom Argens, der soviel Ermutigendes und Tıdfle Iicjes zu sagen weiß, der Gute. Nein, man wird nicht kapitulieren ! Noch sind wir nit so weit.­­ Und als hätte er es laut gesagt, spricht einer der Herren in­ die Stille hinein: „Nein Majetät, lomme was kommen mag, Ich habe trog dem die besten Hoffnungen für das­­ neue Jahr! Gewiß, nicht alle B Bataillone waren giüde Hb —­­Adelrichkvssfährilbudeszuigun:­Schmigensiet« Unbi­dkefofotteittutende disk-Stille und ludje ers Ichuckten undersinnend-lichter hineinfallendegssnngs -Worte wie tsnekuespiellugxlu,die,von Myd­thaad in die Lnkt geworfen,­luekuefette Ecke rollen und dort liegenblekbes,unsichtbak,dochunvergessen­,Nein,blitte, ichwolgen sie vvmkriegtl­nd von allem was damst zus fzsiymsukuhäugtl sente unversehens-Mir Vielleicht-«­­«-«und das kqmigst toulos von den Lippeux—Gewicht --Mvmqädem8at qu­iereu dadurch einsah-machen schstz meine Hoffnung und mein Zutrauen zu diesen uberiediigen Dingen ist nicht sehr groß, aber man muß ‚alles tun und nichts versäumen. Denn mein Glaube ist es: Unheil wird dadurch Hinaufbeschworen, das man in dieser geheimnisvollen Naht davon­­pricht.“ Schweigend flarren die Generale zu Boden. Sie atmen und fühlen das seltsame Geschebnis: ein Großer, Cin­ famer hat sie einen Blick in sein Snnerfies tun lassen. Henrik Shen Bei Henrik 3blen felert man GSilvefter nad) allen Regeln der Kunst . . . Run ja, wenn man artistischer Direktor des norweglichen Theaters in Christiania it und Henrik Hbfen heißt, dann kann man fig’s fon leiffen, das Gil­­vester feiern. Man it ausgelasfen und fröhlich, denn natür­­- U sind ein paar Leuten vom Bau dabei, und es gibt bey Sacsens und Scherzens sein Ende, Und mitten drin and Mittelpunk­­­­tt Hentils junge Frau, diese holde Gufanme Thoresen, die sich der junge Direktor erst vor Iurzem aus Bergen holte. Biblioteca Judeteana ASTRA Bon Loremarie Dombrowsti Liebevoll betrachtete sie der Gate, wie sie so lustig sein kann und doc die ganze Gesellschaft unmerklich im Zaum hält. „Sa, ja, Hentit, Du hast ein Bradtweib", schrecie in einer seiner Freunde auf, der seinem sinnenden Blic gefolgt it. — „So eine Frau wie meine Susanne, Die gibts nit so bald wieder“, nicht ihfen. Und als wäre plöglich ein Duell aufgesprungen, ergiefen sich nun die innigsten Geständnisse Aber des Dichters Sippen : ein hohes Lied auf sein Weib. „Erst nachdem: Ich geheiratet habe, bekam mein Zeben einen schwereren Inhalt“, fließt er und biict nachdentlich in sein noch immer volles Glas. Erfgittert und gerübri gt der Freund daeden. „Das mußt Du auffrei bin, Henrit“, sagte er, „Dieses wunder­bare Bekenntnis muß der Nachwelt erhalten bleiben, „Da­s nimm!” und er [ehlebt ihm seinen zierlichen Bleistift und ein Notizbuch hin. „Gleich schreib es nieder !“ Aber beinahe ängstlich wehrt 3bsen ab: „Nein, nein“, Aüftert er, „heute nicht ! Heut i­ Silvester! IH weiß, Du fiad Detht Jöderttő ad Tindif ix e gtadst kein Wort. 39 habe imm das unheim«­lte Gefühl, es könnte mir Unheil bringen und mir die Scaffenstraft­er das neue Jahr rauben.” Gerads und traut mit einem Zug sein Glas leer, als wollte er unlieb­­same Gedanken verscheudgen. Dtto von Bismarck FA Biomard lehnte sich tief in seinen Geisel zurfid, Nein, er fühlte sich Heute abend gar nicht wohl. Der bohrende Schmerz in der linken Schläfe wird nahezu un­­erträgli. Hoffentlich merken die andern nichts davon. Zwar seine Frau Johanna hat ion ein paarmal einen fragenden Blick hinber gesandt, aber sonst ahnen weder Hans von Bülow noch Ernst Scarla, der berühmte Männer Wagnerfänger, oder gar dessen Kollegin Etella Gerster etwas von der Unpäßlichkeit des Hausherrn. Man feiert wieder einmal stil und vertraut Silvester in Friedrichsruh, und gerade diesen Abend will Bismarc den Seinen nicht verderben. Eben hat Frau Etella den Flügel aufgeschlagen, und Searia präludiert bereits einige Wagnersche Motive, da hebt Fürst Bismarc die Hand und bittet: „Nein, keine Wagner musst heute — lieber etwas ganz Einfaches — vieleicht Bad: Bom Himmel do da komm ich her —" Und auf die fragenden Blide bin fühlte er sich doc bewogen, diesen Wunsch mit feinem FRopfschmerz zu begründen. „Da, das wollen wir glei haben”, meint Grau Etelta und neffelte aus ihrem rostbaren Täschchen eine Rillens dofe. „Hier bitte, nehmen Sie, Durchlaugt! Es hilft in wenigen Minuten. Ein Glas Wasser und zwei bis drei Pillen, dann if alles gut !" 2", dantie ge „ich will es gern probieren. — — "In zwei Gt­eh“. Fate er hinzu und Rede seine Uhr, die er foe­en gezogen hatte, wieder ein. „Sie­­ er werden sich wundern, warum ich so lange warten will, nein, warten muß ! Sehen Sie, es­st ein altvererbtes Geheimnis In unserer Familier: Wer am Silvesterabend in der Zeit von neun bis ein Uhr auch nur einen Tropfen Wasser trinkt, wird im neuen Jahr eine schwere Krankheit nicht wahr?” P; « ManIchwskguachettscherzen-schiefe seltsam-Mute« ! hinweghaus vonsslomabergreiftkn dle TatOfeiui, Rocke-und saß-machtemmn seltsamen Bleisebu­de,da­­er voriges Jahr an diesem Abend goßynd all dessen gute Vorbedettung er felsenfest glaubt, ar a­ll "Gitebridj if lüngf 098 einf­ ee Dia­­ "le geofier id). fegrethe zu beftehen haben, möchte ih­n wenn er sie besteht! Und das FR doc nicht so selbstfertig heraufbeschwören — Mi ," | Ei — 6: es Kin glürkfeliues Perjalr! Bon Bilhelm Shuffen „3 wänich Euch ein grädfeliges neues Jahr, Und dab hr lang lebet und gesund bleibet und in den Himmel fommet!" — Diesen Spruch mußte ich als Kind am Neujahrstage eigentlich furchtbar oft aufsagen. Ja, mit­unter war mir das hohe Neujahrsfet eben wegen der Häufigkeit dieses unerläßlichen Glühwunsches nahezu ein Dreuel. Jedesmal in der Neujahrsnac­ht erwachte ich an irgend­ etwas Ungewohntem, und dann vernahm ich in meinem Bett im erst­en Siedwert, wie drunten In unserer Dorf­­wirtsstube die ledigen Burschen fi lärmend unterhielten, wie dann auf einmal eine unaussprechliche Stile anbrach, dab man meinte, die ganze Welt halte den Atem an und warte auf ein unmittelbar bevorstehendes, unbeschreibliches Ereignis. Dann hörte ich unsere­rnarrende Grubenuhre [chlagen, hörte in die Kirengloden im nahen Mark­fleden froh- rodend in das beklemmende Schweigen hineinfluten, hörte ich die Dorfburschen einander den fon erwähnten Newjaheswunsch zurufen und die Gläser dazu Llirrem. Kurz darauf erhob ich eine gewaltige, hocherregende Schieberei draußen in unserem Hof und zwischenhinein der laute Ruf gegen die Nacharhäuser: „Ein gifdseliges neues Sabr. Und daß Ihr lang lebet und gesund bleibet und in den Himmel fommet !" Es dauerte immer eine gute Weile, bis das alles vorüber war und der Schlaf wieder zu seinem N Redt kam. Am Morgen aber stieg ich aus meiner Kammer wie in eine verwandelte Welt hinab. Schon auf der Treppe begegnete ich der gestrenget alten Magd, die sofort siehen blieb und meinen Sprung erwartete, der so selbstver ländlich erfolgte wie der Donner auf den Blig. „Ich wünsche Euch ein glückeliges neues Jahr“, sagte ich no etwas sehläfrig durch die Zähne hindurch, „Und “daß Ihe lang Iebet und gesund bleibet und in den Himmel fommet !" Sie pußte si die Nase an der Geöfrze und entgegnete anbächig und feierlich. , Dant Dir Gott. IH wänsch Dir auch soviel". Im Hausflur Atıß ich auf den Bater. — Ich w­afd Euch eln glü­ch ell geiusuessahru­ud doßJhk lausc­ebex sind gelund bleibet und in den simmel. kam­ um««edek holte ich laut und dentlich und zu einem ER: einzigen Atemzug. Ich war, obwohl ich den Gpruch mal von Herzen aufsagte, nun dennoch froh, daß ich den langen Sa glüdlich heraus hatte. „Dank Dir Gott. IH wänsd Die auch fon!es.“ 39 schlüpfte durch die KAüiche nu­r. Aber hier fand die Mutter am Herd und rührte mit einem hölzernen Löffel "A ME t­A zi « "3 5 Er Si g 3

Next