Die neue Zeitung, Juli-September 1937 (Jahrgang 8, nr. 1361-1373)

1937-07-04 / nr. 1361

Br. 1361 schriftleitung u.Venvolsung:Sibiu­siermannifodi,Poissodl55,Zik.Gen.lllotzoiu­l­leine «­Ekdell­.4.fernlpkecheka.263.Bezugspreis cei40'—fllksmonofe,cei150«­— für ein Jahr, Ausland Goldmark 5 °— jährlich. Alles Sranko. Einzelpreis für die jeden Sonntag erscheinende Ausgabe Lei 5— (R.M. — 20.) Unverlangte Manuskripte werden auf keinen fall zurückgeschickt. Postichekkonti : Bucuresti 62.139, Leipzig 8937, Wien 93133,Prag 79629, Budapest 13.620 Zürich V111.24.953, Warschau 190.412, Stockholm 74333, Zagreb 41635, Paris 190.045 's Gravenhage 211.699, Sofia 3103. — Anzeigen übernehmen unsere Verschleißstellen und alle Anzeigenagenturen des In- und Auslandes, für bestimmte Plätze und Termine kann keine Verantwortung übernommen werden. 8. Jahrgang Der fall des Warschalls Turhatschewski Nach der Ermordung Pauls I. war Napoleon von der alren Idee besessen, daß „nichts weniger fest ist als der ‚Kopf eines Zaren“ und daß der Herrscher aller Reußen fleis die Vollstrebung eines Todesurteils befürchten muß. Das Rußland von heute kennt keinen Zaren mehr. Aber froh der einschneidenden Veränderungen, die durch die Revolution verursacht wurden, geht das Riesenreich den ihm von der Geschichte vorgezeichneten Weg weiter, und die Schicksalseinheit des nachrevolutionären Regimes mit dem zaristischen Ausland hat sich schon mehr als einmal in krafter Weise erwiesen. Seit Jahren, besonders aber in der allerjüngsten Zeit, dreht sich das rufiiihe Schicksalsrad in einem vers­­chnefterten, atemraubenden, halsbrecherischem Tempo. Hat nicht Joseph de Maistre schon gesagt, hab die Entwicklung revolutionärer Bewegungen ganz bestimmten Gefegen unterworfen ist „Die Revolution führt die Menschen weit mehr, als sie von den Menschen geführt wird.“ Das Ausland von heute bietet dafür mannigfache Beispiele und billige Leben. — we­ele Mas nun die jüngsten Ereignisse von allen andern durch Stalin befohlenen Massenverurteilungen unterscheidet und was ihnen eine ganz besondere Bedeutung verschafft, in die Tatsache, dab zum ersten Mal hohe militärische Persönlichkeiten für die inneren Kämpfe des Regimes mit ihrem Leben bezahlt haben. Der Grundjah­r räume deinen Plab, damit ich mich selbst hinjegen kann“, scheint seinen­­­öhepunkt erreicht zu haben. Diesmal waren es die höchsten militärischen Persönlichkeiten, die ihren Pla abgeben mußten. Mit ihnen is die Rote von Serge Poliakoff Armee selbst getroffen worden. Der junge Marshall und die sieben Generäle, die sein trauriges Schicksal teilten, waren — auch in den Augen Stalins — die Elite der nationalen Verleidigung, das „Gehirn der Armee“. Diesen Titel hatte General Tichapochnikow, Generalstabs­­chef des Marschalls Woroschilow, einem Buch gegeben, das vor etwa zehn Jahren veröffentlicht wurde. Schon in diesem Werk waren die ersten Anzeichen des kommenden Wechsels auf innerpolitischem Gebiet der Sowjetunion und seines Einflusses auf die Rote Armee zu erkennen. Unter dem Druck welcher Unruhe, welcher Befürch­­tungen für seine absolute Herrschergewalt oder gar für seine Person und sein Leben hat Stalin sich selbst der widligsten Elemente des militärischen Oberkommandos und Tuchalichewskis beraubt ? Ein wesentlicher Beweis für den Wert Tucalichewskis besteht doc gerade darin, daß er troh seiner bürgerlichen Abstammung und seiner aristokratischen Manieren sich bei den Führern der „Arbeiter- und Bauernrepublik” durch­­­­hzulegen vermochte, eine glänzende Karriere zurü­ck und den Marschallstab diesen V­erdächtigungen erringen konnte, ging Schritt für Schritt unaufhaltsam vor sich, bis er im Jahre 1932 des „Tropkismus“ verdädtigt wurde, wurden auch die Sein Aufstieg Angehörigen seiner persönlichen Umgebung und die als seine Schüßlinge bekannten Offiziere der Armee betroffen. Nach dem militärischen Miterfolg, der ihn im Jahre 1920 vor den Toren Warschaus erreichte, in Tuhatichewski der große Mann geworfen. Denn war dieser Miberfolg nicht, wenigstens zum Teil, den damals Innerhalb des Sowjetregimes beruihenden Auffassungen zuzuschreiben ? In seinem Buch „Marih auf die Weichsel“ schildert Zugatichewski die einzelnen Operationen dieses Feldzuges, und aus der Antwort „Das Jahr 1920" seines älteren und größeren Gegners Pildrudsky enthüllt sich bereits je junge und starke Persönlichkeit des russischen Strategen dessen Laufbahn und Keben Stalin scht jäh ab« gebrochen hat. Was ist eigentlich passiert? Wird man es jemals erfahren ? Das Geheimnis um diese dunkle Affäre bleibt so undurchdringlic, daß die rufliche öffentliche Meinung nicht einmal weiß, an welchem Ort das Militärgericht gesagt hat, wenn Überhaupt ein richterliches Urteil gefällt­ wurde. Die Geständnisse? Man kennt sie nur aus dem Anklageakt. Es sind immer die gleichen weinerlichen und beschämenden Geständnisse, die der Staatsanwalt Stalins seinen Gegnern unterschiebt. Und ist es nicht so, daß das Sommerregime selbst bis auf die Knochen verfault sein muß, wenn alle Führer der Revolution, mit der einzigen zugunsten und zum Tode vere urteilt werden ? Oder handelt es sich nicht so sehr um das Regime als werden könnte? ruffichen Bonaparte pable Tuchalchewski wie angegosfen. Und er war es, der aus seiner Stelle verjagt, erledigt und mit der Blüte der Roten Armee in ein Massengrab geworfen wurde, ein Vot­um des Auslandes überführt die Person Stalins, der Die Rolle eines Tages selbst verjagt eines Massengrab ohne Kreuz und Grabstein. EEE e TUTTTTNEE Des Konsuls Tochter Don Walter Bersich Es war soweit gegangen, daß Konful Hollmann auf einer Gesellscchaft das Wort „Emporkömmiling” in Arthur M Witthöfts Gegenwart deutlich aussprach. Seine Freunde gaben ihm recht. Witthöft hatte ganz einfach auf die Geschäftsverbindung gepocht und nebenher erwähnt, er könne wohl zum Haus­­ball der Matthiessens in diesem Jahr als guter Freund mit einer Einladung rechnen. Nun, da hab­e man eben in den sauren Apfel gesbissen. Diese jungen Kaufleute, zu denen Witthöft gehörte, waren nach und nach mächt g­eworden. Man mußte mit ihnen rechnen. Leder glaubte, u­thöft müsse das Wort Hollmanns gehört, den Grund für den eiligen Fortgang des Konsuls gemerkt haben. Jedoch der junge Kaufmann war sehr geschtckk: er plau­­derte mit dem Bauunternehmer Torsten seelenruhig weiter. „Hier“ sagte er und klopfte sich auf die Brufttasche: „Torften, davon bürgt alles ab . . . vom Geld. Ich habe Geld, das willen Sie ja, und brauche keinem Papa da­­für zu danken, wie die meisten Sherls. Darauf bin ich Holz. Eigene Tüchtigkeit regiert. Auf ererbten Sicen fißen, kann jeder Sanswurst.“ „Sa, ja“, nickte Torsten, der auch einmal ein ganz hübisches Erbe empfangen hatte: „Sie mögen recht haben, M­ittpöff. Sie können natürlich stolz sein, heute auf dem exkluftiven Ball der Malthiefsens als einer der Sonoras ftoren zu fichen . . . wo ihr Vater doch nichts als 'ne Scifierkneipe in Slensburg halte !“ „Das will ich meinen!“ jagte Witthöft hinter dem zum Hausherrn hinüberdampfenden Torsten her. — Aber der Stich von der Schifferkneipe in Flensburg sah. Na, sie brauchten ihn ja. Darauf kam es schließlich an. Es sah fast aus, als wolle Matthiessen eine Rede vom Siegel lofien. Die Musik blies einen Tui, erhobene Gläser bildeten eine Seife um den Tisch. „Ziehe Freunde,. Ich gebe Ihnen die Berleburg meiner Tochter Inge mit Herrn Johannes Ardger bekannt.“ Inge Malthieffen! Für den heutigen Abend hatte er, Mitthöft, sich das entscheidende Werk aufgespart. Er wollte nach dem Abenteffen den Allen an einen Web­tisc ziehen und mit ihm darüber reden . . . Also verlorenes Spiel! Was follte er noch hier? Er drängte ss durch die Menge der Gaste und fuhr heim. Die Getreideh­andlung Micellen fallierte in d­en Moden, Wilthöft erwarb das alte Haus und bezog es. Möbel, Bilder, Diener... Alles blieb unverändert. Nur eins war anders geworden, die Wagenreihen fuhren nur mehr vor. Das eint strahlende Haus beherbergte einen Einsamen. Nach einem schweren Tag saß er am Fenster des Börsen­­cafes. Man rief ihn ans Telephon. Schmidl, der Prokurist, war am Apparat: „Haben Sie gehört, Herr Witthöft, Hollmann muß Konkurs anmelden.“ „Warum ist das wichtig ?“ fragte Witthöft ärgerlich. Schmidt isolierte ein wenig: „U, entschuldigen Sie, Herr Witthöft, ich dachte nur . . .* Mitthöft begegnete Überall dem gleichen Gerücht. Man munkelte sogar, eine geplante Verlobung mit dem Sohn Matthielsens sei im [elten Augenblick aufgegeben worden. Konsul Hollmann sah in seinem immer und flarrte In den Bark. Die Hände ineinandergekrampft, sann er so nach, ob es noch eine Möglichkeit gab, seine Firma zu reifen. Draußen klingelte es. Kathrin, die alte Wirtschafterin, meldete Herrn Witthöft. Der Korfus erhob sich . . . da stand der junge Kaufmann auch schon in der Tür. 47 a Morgen, Herr Witthöft, womit kann zu Ihnen ewen ?" M­iitgäft suchte nach Worten. Seine Hände umklammerten hinter dem Rücken den Hutrand: „Sa, Herr Konsul, dieses Mal wollte ich Ihnen dienen.“ Der alte Herr rehte ich und bot seinem Besucher mit einer Handbewegung einen Stuhl an : „Die erforderliche Summe zu verzinsen,­st unmöglich. Es käme nur eine Beweiligung mit vollem Risiko in Frage. Aber mein Teilhaber hat ins Leshaft nicht hereinzureden.“ „Das If unwihile.“ „Sie wollen sich plößlic opfern ?" „Nein, hielt, aber falls Sie sagen, falls Ihr Fräulein mn­a­­ss if, will ich Ihr ER werden. Der Konsul starrte wortlos in den Garten. Nach einer Wile erhob sich Witthöft, verbeugte und ging hinaus, da sich noch keine Antwort er­­Der Rand Seinen Hut konnte er nicht auffeßen. war von seinen harten Fingern zerquetscht. Im Hausflur wirbelte an Witthöft vorüber, fiel sein Hut eine junge Dame hätte ihn beinahe umgerannt. Hollmann, Ihre Tasche die Köpfe gegen. Dann fachte er sich ein Herz. Jedenfalls der beiden beim Bückin fast aneinderprallten, lachte sie herzhaft und [ef mit kurzen Sprüngen die Treppe hinauf. Vor seinen Füßen lag ihre Sandfarbe. Er rief halblaut: „Fräulein . ." und dann ging er ihr enn­­„Ich... ich wollte.’ „Was wollen Sie?" sagen‘, ftofferte er verlegen. a . So kam es, dab der gesprochen wurde, rihlig von %* Am nächsten Tag begegnete er ihr auf der Promenade. er Achiung", sagte Helga, „Vater hat mir alles er­­is­t, können, wenn a fi aber inzwisten hat er sich ohne Ihr mit seinen Gläubigern einigen können.“ . »Wikhlich alles?«fragte Willhöfl unsicher. .,Natürlich,und ich habe ja gesagt.Ich schätzeiorkel Dssenheit.«« «Aber Sie k önnen doch nicht gegen ihren Valek...« »Von­ Manns meiner Ansicht.Ekfast,Sieietender vornehmste Charakter der ganzen stadt.·· "3?F)«tigm"vn oft ee Era :­mA , Emporkömmling", durch seine grau sehr „vornehm“ wurde, und dab niemand die Nase rümpfte, Schwiegersohn halfe machen Sie zur Erde, gewählt Und , ja er immer und Sie sah ihn erstaunt an: „Ihrem Baler helfen... . „Wie denn ?" „Das kann... Ich Ihnen da nicht Konsul Hollmanns die Tochter Glücklicher Kälte des Konsuls He niemand .0.e

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