Die neue Zeitung, Oktober-Dezember 1937 (Jahrgang 8, nr. 1374-1386)

1937-10-03 / nr. 1374

schriftleitung u.0ekwaiung:Sibinssiekmanniiodf,Poiifach55,stk.Gen.MoZoiu(Kleine Ekcke)nk.4.feknlpkechek Nr.263.Bezugspkeiscei40'—fl­ksmonate,cei150'-­­fük ein Jahr,kiuslandSoldmokk5’—jährlich­.Allesfkonko. einzelpkeisiük die jedensonntag erscheinende Ausgabe Lei5·——(R.M.——­20.) Uns­ erlangte monuskkipie werden auk keinenfoll zurückgeschickt Poltlchekkonfi:Bucukesfi62.139,leipzi98937,Wien93138,Pkog79629,Budapest18.6W Zürich V111.24.953, Warschau 190.412, Stockholm 74333, Zagreb 41635, Paris 190.045 ’s-Gravenhage 211.699, Sofia 3103. — Anzeigen übernehmen unsere Verschleißstellen und alle Anzeigenagenturen des In- und Auslandes. Für bestimmte Plätze und Termine kann keine Verantwortung übernommen werden. Sibiu-Bermannsadt, Sonntag, den 3. Oktober 1937 zum 90. G­eburtstag Binnenburgs von Ministerialdirektor Dr. Heinrich DoeHle, Reichspräsidialkanzlei Berlin - Der 90. Geburtstag des unvergeßlichen Feldmarschalls am 2. Oktober lädt die ehrwürdige Erscheinung des vor­­nehmen alten H­rrn wieder lebendig vor unsere Augen freien.. Dir. hobe Geflal­, die ruhigen, gelaffenen Bewegungen, die ritterliche Höflichkeit, die väterliche Güte und der stets bereite Humor, mit dem er über kleine Unzulängligkeiten hinweggeben konnte, sie waren bei ihm nicht äußere Form, sondern ein treues Spiegelbild jeines prachtvollen Charakters. Das merkte bald ein jeder, der das Glück hatte, nur wenige Minuten mit ihm zusammen zu sein. Hindenburg war ein edler Sohn seiner ostpreußischen Heimat und seiner ostpreußischen Vorfahren, von denen manch einer schon als Ritter des D­utschen Ordens mit dem Schwert den Heimatboden verteidigt hatte. An dem alten, ihm als Reichspräsident wieder geschenkten Familiengut Neudek, wo er die schönsten Tage seiner Jugend verlebt hatte und wo er als 80 Jähriger nach bewegter Lebensfahrt endgültig die Anker fallen ließ, hing sein ganzes Herz. Gern zeigte er auf den Spagzier­­fabrik­en in der Pferdekutiche durch die heimatlichen Wälder seinen Gärten die Pläße und einzelnen Bäume, wo er als Zunge gespielt hatte. Dummod war Hachenburg auch sonst in alten Winkeln des deutschen Baterlandes wie selten einer zu Hause. Seine Soldatenlaufbahn hatte ihn in alle Teile des­­ Reiys geführt, die Manöver auch in ungezählte kleine Drte, und von den Quartieren, in denen er gelegen hatte, hat er kaum eines vergessen. Eine verhältnismäßig lange Sit seines Bebens hat Hindenburg in Berlin verbracht und in behaglichen Stunden holte er aus seinem flaunenswerten Gedächtnis gern frühere Erinnerungen hervor. Seine Kadetter - und die Leutnantszeit beim dritten Garderegiment zu Zub tauchten auf; als Hauptmann im Generalstab hatte er 1878 den Berliner Aonopreb erlebt und erzählte von den einzelnen Typen, von Old Beaconsfi­ld, der durch gelbe Wahen und andere Attribute damaliger Eleganz auffiel und ständig von einem Rudel hübsscher junger Altahers umgeben war, von dem alten Fürsten Gortshakoff, der mit Barliebe am Parterresenter der Aufsi­hen Botshaft sah und sich den Bummel Unter den Linden ansab, von Bismarck, von den Hofbällen und vom alten Menzel, der ihn gelegentlich „angegrobft“ hatte. Mit der größten Verehrung sprach er stets von Satter Wilhelm I. Es ist, als habe er sich dessen ruhige, schlichte, alles beherrschende Würde, die er auch in seinem Buch „Aus meinem Leben“ hervorhebt, selbstt zum CBorbild genommen. Hinderburg war in erster Linie Soldat und hatte hauptsächlich auf militärischem Gebet Gelegenheit, seine überragenden Fähigkeiten zu beweisen. Jeder Frontsoldat weiß, daß militärisches Wissen Stückwerk ist, solange es nicht im Kriege erprobt ist. Hindenburg hatte zwei Kriege, den zweiten als Batations- und Regimentsadjutant, mit­gemacht, als er 1873 für drei Jahre auf die Art­esakademie kam und später während acht Jahren, von 1885—1893, Major im Generalstab, Lehrer an der Artegsakademie und s­chließlich Abteilungschef im Kriegsministerium war. Ueberreiche Erfahrung n in Praxis und Theorie gaben ihm die festen Grundlagen seines Feldherritums und, neben seinem Charakter und seinem Gottvertrauen, die unerschütterliche Rube, die ihn aug in sechsrigsten Gefechtsmomenten, so bei Tannenberg und in der Winters­chlacht in Masuren, nie verließ. Dieselbe Unerschütterlichkeit bewies Hindenburg aber auch in politischen Dingen. Seine reiche Lebenserfahrung und die Kenntnis vom ständigen Wedel der Dinge halfen ihm hier dazu, das Vertrauen in die Zukunft seiner Nation in schwerster Stunde zu bewahren. Dunkel lag über Deutsshland, als Hindenburg geboren wurde; auch Preußen wurde damals von revolutionären Zuckungen erschüttert. Aber das Dreigeflirn Bismark-Moltke-Roon führte das DBalerland wieder zu neuer glänzender Höhe. In Paris erlebt der Leutnant 1871 die Kommune mit allen bolschewistischen Krankheitserscheinungen, Brand­­stiftungen, Plünderungen, Geiselmorden und anderen Gewalttaten, und doch kehrten auch in Frankreich, Gleich­­gewicht und Weltmachtstellung wieder. Und das sollte Deutshland mit seinen unerschöpflichen Fähigkeiten und kulturellen Werten und seiner Energie nicht gelingen ? Hindenburg vertraute nach dem deutschen Zusammenbruc selsenfest auf die Zukunft der Nation und auf den guten Kern des Deutschen Volkes. In seinem Buch schreibt er selbst: „Ich habe das Hidenringen meines Volkes gesehen und glaube nie und nimmermehr, daß es sein Todesringen gewesen ist“. In seiner wundervollen Toten­­­rede im Reichstag am 6. August 1934 nennt Adolf Hitler Hintenburg den symbolischen Ausdruck der unzerstörbaren, sich flelfs erneuernden Lebenskraft des Deutschen Volkes. Am 90. Geburtstag Hindenburgs erfüllt wohl unzählige Deutsche der Gedanke, mit welcher Freude und Genugtuung­­der verehrungswürdige Seldmarshall den Wiederaufstieg Deutschlands zur wehrhaften Großmacht ‚in den letten drei Jahren miterlebt haben würde. Den Beginn des Aufstiegs hat Hiadenburg noch gel­ben und selbst gefördert, indem er dem Nationalsozialismus den Weg fest machte. Die feste U­berzeugung, daß das heilige Erbe der großen Vergangenheit seines V Vaterlandes gerettet und von besten Händen anverk­auf sei, nahm er mit sich in die Gruft des Tannenberg- Denkmals. Moloh Film „Wenn ic die vielen jungen Zeuge beiderlei Geschlechts, die alle große Filmstars werden wollen, frage, warum sie keine Anstellung als Modezeichnerinnen oder Chemiker anfh­eben, dann begegne ich immer einem großen Aopfe fdülteln. Wenn ich dann um eine Beantwortung meiner Frage bikie, dann brechen sie meist in Gelächter aus und jagen triumphierend : „Aber das ist ja Blödsinn, ich kann weder zeichnen, no habe ich von der Chemie eine blasse Ahnung! Mein nachdrück­cher Hinweis, daß man auch als Filmschauspieler etwas gelernt haben muß, wird nur adhielzuhend hingenommen — und dann folgen phanta­­stische Erzählungen von diesem und jenem Star, der doch auch schlankweg aus einem bürgerlichen Beruf in die­­ große Filmkarriere hinübergewechselt hat. Sa, es ist manchmal gar nicht einfach, nein zu jagen. Die jungen Mädchen weinen, wenn man­ ihnen ganz zart nahelegt, daß sie doc erst einmal Unterricht nehmen sollten, und die jungen Männer drücken sich fumm davon. Man braucht nämlich kein Mathematiker zu sein, um sich aus­­zehren zu können, dab nach den Gesehen der Bahr' Scheinlickeit, heute ohne Studium im Film anzukommen, geradezu ausgeschlossen schein!. Es entspräche einem Glücks­­fall von der Art, daß jemand zweimal in seinem Leben in der gollerte das große Los gewänne. Und so kann man ruhig behaupten, es kommt nie vor!" Das sind die Aeußerungen eines bekannten deutlichen BEzmem, und sie umreißen eine unwiderlegliche Jade: Das Filmland ist kein Paradies Es kommt nie vor, sagt der deuliche Lachmann, aber was kommt denn nun vor? Der stellvertretende Leiter der Fadichaft Film der Reichsfilmkammer, Dr. 3. Sippler, hat unlängst eine Aufstellung über die wirtschaftliche Lage der Filmdarsteller veröffentlicht. In der Fadidaft Film sind rund 4000 Fade­darsteller zusammengeschlossen, von denen die Hälfte fast ohne jeden Verdienst bleibt. Don den Beschäftigten ver­­dienten im sebten Jahr: Der Ritt, der in dieser Life nicht aufgeführt ist, vers diente noch weniger. Das Publikum, das begeistert auf die Leinwand blickt und sich nur mit den ganz wenigen beschäftigt, die jahraus, jahrein große Gagen beziehen, ahnt von all dem nichts! Wer aber Gelegenheit hat, alle Programmhefte zu durchläutern, der wird erstaunt sein, wie rasch auch die roh vor wenigen Jahren berühmten Stars wieder vollständig verschwinden. Es gibt Haupt­rollen­träger, deren Namen von allen Plakatsäulen und aus allen illustrierten Seitungen sprechen, und die schon nach ihrer ersten Rolle wieder im Heer der Unbekannten unterlaufen. Im deutcchen Film werden jährlich etwa 50 Nachwuchsschauspieler herausgefü­lit. Sie sind in größeren und kleineren Rollen bescäftigt, aber wie viele davon bringen es überhaupt zu einem zweiten Engage­­ment? Die meisten werden niemals mehr beschftigt, und glüklich diejenigen, die vom Theater kamen und dorthin wieder zurückkehren können. Alle anderen aber wandern zur Masse der Enttäuschten ab, und wehe ihnen, wenn sie sich von der Filmillusion nit mehr frei machen können ! · Sonne-natürlich nicht bloh in Deutschland. Inallenfilm produzieren den Ländern Mymau das gleiche zu beobachten,ja,in Am­eiha Meg noch vioh viel schlimmen Der Film verbrauchtet ich ütletnd viele Menschen, er ist ein grausamer Moloch,und isllet hohl in seiner Natur, dab er alle jene vernichtet, die sich in Charakter und filifiher Kraft als zu s­chwach ermeiset. Von denen verschont er fast niemand, die Kleinen nicht, und die Großen nit­ Sragddien, die niemand kennt... Daneben aber fordert er auch seinen Tribut unter den Schuldlosen. In Neubabelsberg bei Berlin drehte man den Film „Der Kongreb tanzt.“ Ein junges, häubisches Ding, die kleine Lilly Schwarz hat die Tanzschule hinter ih, man prophezeit ihr eine große Karriere, die Ufa hat ihr einen schönen Ü­ertrag gegeben, und nri­­ft ihr erster Aufnahmetag da. In duftigen Tüll gekleidet, wartet sie auf das Stichwort. Im selben Augenblick explodiert die Kohle eines Scheinwerfers, und in weitem Bogen springt das glühende Sink auf ihre Schleppe. Im Nu fleht ihr ganzes Kleid in Flammen, die tanzenden Paare ergreift kopflose Verwirrung. Endlich springt man auf sie zu, aber es ist schon zu spät. Sterbend wird die kleine Billy ins Krankenhaus gebracht, am nächsten Tag gehen die Aufnahmen weiter, — der Kongreß tanzt! Tom Mir, der kühne Retter, den fünf Weltteile auf der Leinwand­­ bewundern, steigt in den Gaffel eines wilden Mustangs. Das wird eine Prachtaufnahme werden, bei, wie das wilde Pferd galoppiert! Und nun wirft es ihn auch in hohem Bogen ab. „Bravo Tom, da werden dem Publikum die Herzen klopfen!“ Aber was­st das? Der Schauspieler sieht nicht mehr auf. Man eilt hin und findet ihn vollkommen bewußtlos. Im Spital wird er sofort operiert, Knochenbrüche über Knochenbrüche. Das war vor drei Jahren. Heute humpelt ein Krüppel dur die Straßen von Hollywood,­­ der verarmte Tom Mir, der froh ist, wenn ihm die glücklicheren Kollegen einen Dollar in die Tale stecken. Im „Choral von Lauthen“ wurden mehrere Staliffen von der Filmarmee des Alten Fr­5 niedergerissen, in der neuen Tonfilmfassung des­­ Bompzst Films begraben die Trümmer der einstürzenden Stadt mehrere Menschen unter fi, beim französischen Film „L’Equipage“ fil­ßen zwei Flugzeuge zusammen, im "Quos vadis", Film wurde ein Darsteller von einem Löwen geidief. Es war nachher die wirkungsvollste Szene, und kein Zuschauer ahnte, daß sich hier grausamste Tatsache auftat. Der Todeskampf zwischen Neger und Raubtiier im Film „Afrika spricht" war echt, der Neger wurde tatsächlich aufgetrete­n. Der Expeditionsfilm „Trader Horn“ war einst die Sensation der ganzen Welt. Für zwei Jabre meilten die Filmleute im afrikanischen Dschungel, und die schöne Elenor Booth war der weibliche Star. Als der Film fertig war und die Broadway zur Premiere einlud, mußbte si Elenor entschuldigen lassen. Sie war krank geworden und ihr Arzt überwies sie sofort in eine eng« Itische Tropenklinik. Und dort welt sie heute noch: — hohläugig und abgezehrt bis auf die Anod­en, unheilbar an einer Tropenkrankheit leidend. — Dis zarte und > . 18 Sclmschauspieler über 100000 Reichsmark 1 5 - SR, 54 . 1 Sza 64 fi A005 62 8 ee 17 BÁSA 420 z no öz egi 500 ; u 5 ágnak Br. 1374 I nn nn N 8. Jahrgang

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