Die Woche, 1972. Januar-Juni (5. évfolyam, 211-236. szám)
1972-06-23 / 235. szám
Die Woche Nr. 235 / 23. Juni 1972 Vater der Weltraumfahrt Hermann Oberth und seine technisch-wissenschaftliche Pionierleistung (III) Kurz nach Abgabe des Manuskriptes für sein Buch „Wege zur Raumschiffahrt“ erreichte Hermann Oberth ein Brief aus Berlin. Er war vom Regisseur Fritz Lang unterzeichnet, der Oberth aufforderte, bei den Dreharbeiten für seinen utopischen Film „Frau im Mond“ als wissenschaftlicher Berater mitzuwirken. Oberth ahnte darin eine Chance und sagte zu. In den Werkstätten der Filmgesellschaft UFA begann er ö'ann tatsächlich auch eine „wirkliche“ Rakete zu bauen. Oberth arbeitete Tag und Nacht. Er wollte diese seltene Gelegenheit voll ausnützen. Schon nach den ersten Brennversuchen fand eine Explosion statt: Oberth wurde zu Boden geschleudert und erlitt einen Ohrschaden und einen Nervenschock. Doch er gab nicht auf. Die Explosion hatte seine Hypothese bestätigt: Auf einem engen Raum kann eine grosse Brennstoffmenge hinreichend schnell verbrennen. Das inspirierte ihn zur Entdeckung eines Phänomens, welches, er die „Selbstzerreissung flüssiger Treibstoffe“ nannte. 14 Tage später brannte seine „Spaltdüse“ und weitere sieben Tage später seine „Kegelö'üse“. Es war die erste Raketenmaschine mit flüssigem Treibstoff (Benzin und flüssige Luft). Damit war das Tor zur Raumfahrt aufgestossen. Bei diesen Versuchsarbeiten halfen Oberth auch einige Studenten der Technischen Hochschule, unter ihnen Wernher von Braun. Bald darauf kehrte Oberth nach Mediasch zurück, verbittert und enttäuscht. Er hatte nicht erwartet, dáss man ihn finanziell im Stich lassen würde. Dazu schreibt Dr. Otto Folberth, sein Mediascher Schulrektor, 1930 im „Klingsor“: „Oberth, den ich hoffnungslos nie gesehen habe, befand sich damals doch im /Zustand einer wachsenden Verbitterung ... Arm wie er vor anderthalb Jahren auszog, kehrte er zu uns zurück. Reicher geworden nur an Erfahrungen und Enttäuschungen.“ Und weiter schreibt Folberth: „Er weiss nun, seine Idee wird weitermarschieren, auch wenn er den kleinen Finger nicht mehr rührt. Er weiss, die widerlichen Hindernisse, die sich vorläufig noch ihrer Verwirklichung in den Weg stellen, sind ausschliesslich solcher Natur, dass sie ein günstiger Windstoss des Schicksals jeden Augenblick in sich zusammensinken lassen kann.“ Zu Hause angelangt, bringt Oberth seine neuen Erkenntnisse und Erfahrungen zu Papier. Die „Selbstzerreissung der brennenden Tröpfchen“, eine Entdeckung, durch welche die Entwicklung der modernen Flüssigkeitsrakete erst möglich gemacht wurde, meldete er beim rumänischen Patentamt an. In seiner Eingabe schlägt Hermann Oberth zwei industrielle Verwendungsmöglichkeiten vor. Die Erfindung wurde unter der Nummer 19 516 vom 6. März 1931 als rumänisches Patent brevetiert. Am Stephan- Ludwig-Roth- Gymnasium übernimmt Oberth die Leitung der Schulwerkstätten. Damit bezweckt er, seine handwerklichen Fertigkeiten zu vervollständigen und die Möglichkeit zu neuen Experimenten zu erhalten. Er unternimmt der Entwurf einer neuen Grossrakete. Es ist eine Alkohol- Sauerstoff-Rakete, 24 Meter hoch, die mit einer Nutzlast von eine Interkontinental-Rakete zu berechnen, die aber niemals gebaut wurde. Nach kaum zwei Jahren wurde er von Peenemünde verabschiedet. Nach Kriegsende hatten es Hermann Oberth und seine Familie nicht leióht. Von 1945 bis 1948 arbeitete er als Gärtner in Feucht neben Nürnberg. Durch die Vermittlung eines Freundes fand er dann eine Stelle in der Schweiz. 1949 nahm die Britische Astronautische Gesellschaft aus London tiermann Oberth als ihr Ehrenmitglied auf. Sie gab damit das Zeichen zu einer weltweiten Anerkennung und Ehrung, die dem Professor in den darauffolgenden Jahren zuteil wurde. Unter anderem wurde ihm 1961 die erste Juri-Gagarin-Medaille verliehen. 1950 ging Hermann Oberth nach Italien und 1953 kehrte er wieder nach Feucht zurück. Hier schrieb er sein Buch „Menschen im Weltraum“, das 1954 erschien und inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt worden ist. 1955 zog Hermann Oberth in die USA, wo er mit seinem Schüler Wernher von Braun zusammenarbeitete. Nach drei Jahren kehrte er wieder nach Feucht zurück und schrieb sein viertes wissenschaftliches Buch — „Das Mondauto“ —, das 1959 veröffentlicht wurde. 1961—1963 weilte Professor Oberth erneut in den USA. Seit 1965 lebt er im Ruhestand und verfolgt aus dem kleinen Städtchen Feucht, wo sein Wohnhaus steht, das grosse Geschehen in der Weltraumfahrt, der er sein Leben gewidmet hat. Von Hans BARTH 3,5 Tonnen eine Höhe von 1000 Kilometern erreichen sollte. Zudem unternimmt er zahlreiche Vortragsreisen durch alle grösseren Städte des In- und Auslands. In Mediasch selbst war der „Mond-Oberth“, über den zahlreiche Anekdoten und Witze zirkulierten, eine bekannte Persönlichkeit. Im Umgang mit den Kollegen und Menschen war er sehr korrekt, bescheiden und hilfsbereit. Obwohl er kein guter Pädagoge war, hatten ihn seine Schüler sehr gern und freuten sich jedesmal auf die Stunden mit ihrem bereits weltbekannten Professor. 1938 fährt Hermann Oberth nach Wien, wo er an der Technischen Hochschule eine Versuchsprofessur übernimmt. Es beginnt jene Lebensperiode, derentwegen in der Nachkriegszeit Treibstoff versuche, der Name Hermann Oberth vie-wobei es ihm gelingt, eine Wasserstoff-Sauerstoff- Mischung zu finden, die Ausströmungsgeschwinö'igkeiten von 3900—4000 Sekundenmeter ergibt, ein Ergebnis, welches weit über dem bislang Bekannten liegt. Als er darüber in einer Wiener Fachzeitschrift berichten will, wird er zum „Schwindler“ gestempelt. In diese Zeit fällt auch lerorts unliebsam klang. Dies, weil man in ihm einen der Hauptmitwirkenden am berüchtigten V-2-Projekt vermutete. Diese Annahme hat sich inzwischen als unrichtig erwiesen. Das gigantische Pionierwerk Hermann Oberths, seine Pläne und Erfindungen mögen zwar als Unterlagen gedient haben. Die Realisierung selbst aber erfolgte ohne ihn, ohne sein Wissen und entgegen seinen Vorstellungen. Als Oberth erfuhr, worum es ging, war bereits nichts mehr. zu ändern. Oberth wurde im Juli 1941 nach Peenemünde geholt. Hier stand das „Aggregat 4“ auf dem Prüfstand. Er erhielt einen rein formellen Auftrag und erst später gab man ihm Eine historische Aufnahme: Hermann Oberth (rechts) neben dem Modell seiner ersten Rakete Hermann Oberth im Alter von 75 Jahren Preisrätsel Waagerecht: 1. Krebstier; 6. Teig; 11. Ständer; 13. Schreibstube; 14. langer Spiess; 15. Nebenfluss des Arno; 17. Zeitalter; 18. Fluss in Peru; 19. männl. Vorname; 21. Wurfspiess; 22. Kurt Tauber; 23. röm. Hausgötter; 25. Natrium; 26. Blume; 27. arab.: Befehlshaber; 29. Mündungsarm des Rheins; 30. Brennstoff; 32. Halbinsel in der Bucht von Gdansk; 35.' Meerrettich; 38. Verhältniswort; 40. weibl. Fisch; 42. Flugzeugtyp; 43. selten; 45. Erwerbstätigkeit; 46. Nordwesteuropäer; 47. Einfall; 49. Rinne; 50. griech. Kriegsgott; 51. Los, Schicksal; 53. Titelgestalt bei Goethe; 55. Bimsstein; 56. Verwandte. Auflösung des Preisrätsels Nr. Waagerecht: 1. harmlos; 7. Ate; 10. Elisa; 11. Anhang; 14. Gas; 15. Stern; 16. L. H.; 18. Ente; 20. atü; 21. Ria; 22. le; 23. Totem; 25. Geer; 26. Bad; 27. Legende; 30. Allee; 32. Nase; 33. Retorte; 36. ree; 37. Eton; 38. Ulmen; 40. Ti; 42. Mur; 43. Beta; 44. Kern; 46. Ai; 47. Faden; 48. red; 49. Steuer; 51. Vroni; 53. Sem.; 54. Nirosta. Senkrecht: 1. Hegel; 2. Alane; 3. Rist; 4. Ms; 5. La; 6. Sattel; 7. Ähre; 8. Tann; 91. en; 12. Neumen; 13. Glied; 15. sat; 17. Harem; 19. Etalon; 21. Renee; 24. Oder; 25. Gesenk; 26. . . . Bator; 28. Gare; 29. Trema; 31. Etüde; 34. Etuis; Nr. 22 Senkrecht: 1. Ansicht; 2. Fisch; 3. japan. Reiswein; 4. franz.: Sommer; 5. Lithium; 6. Fluss in Italien; 7. Zitatensammlung; 8. schmale Brücke; 9. Narren; 10. Berg in der Türkei; 12. franz. Schriftsteller; 13. Zusammenstoss zweier Flächen; 16. Segelstange; 19. türk, rote Kopfbedeckung; 20. Fluss am Weissen Meer; 23. Kartenspiel; 24. Strom in Afrika; 26.. Hirschart; 28. nord. Meeresriesin; 31. streng; 33. Anerkennung; 34. Vertreter; 35. Lederpeitsche; 36. ungar. Meile; 37. Meeresrand; 39. Fusspunkt; 41. Kriegsgott; 42. Fluss in England; 44. Schah von Persien; 46. engl.: Eisen; 48. Fluss in Westdeutschland; 50. Behälter, Gefäss; 52. pers. Fürwort; 54. Georg Thiess. 20 35. Eltern; 39. Man; 40. Trent; 41. India; 43. Baum; 45. Eros; 47. Fee; 50. T. S.; 51. VR; 52. r. o. Harmlos... . . . war nicht nur das erste zu erratende Wort, harmlos, ohne schwierige Klippen, war das ganze Preisrätsel Nr. 20. Die Buchprämie gewann INGE MÜLLER aus Mediasch. $ 1966 gab Prof. Dr. Elie Corafoli, Präsident der Kommission für Astronautik der Rumänischen Akademie, auf dem Internationalen Kongress für Astronautik in Madrid eine sensationelle Entdeckung bekannt: Im Staatsarchiv in Sibiu war ein Manuskript gefunden worden, das die Entstehung der einfachen Mehrstufenrakete auf 1529 festlegte. Ihr Erfinder: Conrad Haas in Sibiu. Und in derselben Stadt erblickte 365 Jahre später der bedeutendste Erforscher der neuzeitlichen Rakete und der grösste Raumfahrt pionier, Hermann Oberth, das Licht der Welt. Unterhaltung / Serie ritzens Hobby war Kreuzworträtsel lösen. Fritz und ich waren Freunde und hatten manche Stunde an langweiligen, regnerischen Abenden mit gerunzelten Stirnen und zernagten Bleistiften über den schwarzweissen Karos gesessen, und über Knobeln und Raten sogar unsere Ehefrauen vergessen. Mich verbrauchte diese Art von Zeitvertreib nicht so sehr, Fritz hingegen war fanatisch, und ich muss zugeben, dass er mich weit übertraf. Es kam vor, dass ich anfing mich zu langweilen, ivenn noch irgendein unmögliches Synonym eines veralteten Ausdrucks oder ein weltfernes Wässerlein im wilden Westen mit vier Buchstaben fehlte, um das Werk ehrenvoll abzuschliessen, während Fritz gerade in solchen Fällen derart vom Ranne des Rätsels gefangen war, dass man neben ihm mit Kanonen hätte schiessen können, er hätte nichts gehört. Heute verkündete er mir, dass er eine Wette eingegangen sei. Einsatz: 10 Flaschen Champagner. Es handelte sich darum, ein äusserst schwieriges Schwarz: weissfeld in Rekordzeit auszufüllen. Ich sah es mir an. Es war ungewöhnlich gross, mindestens sechsmal grösser als die üblichen, dazu mit technischen Raffinessen gespickt. „Termin?“ „Vier Stunden.“ „Fritze“, sagte ich zweifelnd, „das schaffst du nicht.“ „In vier Stunden nicht, dafür aber in zweien“, antwortete er zuversichtlich, „komm um fünf Uhr bei mir vorbei.“ Er öffnete mir selbst. Strahlend und siegessicher. „Nun?“ fragte ich neugierig Wortlos reichte er mir das Blatt und sah mich erwartungsvoll an. Ich staunte nur. „Donnerwetter, Fritze“, sagte ich anerkennend, „das nenn’ ich prompte Arbeit, das ist genial. Ich ernenne dich hiermit zum ungekrönten König ...“ „Moment“, unterbrach er mich, „keine Übereilung. Noch fehlt mir ein Wort. Hier!“ Tatsächlich, unter 97 senkrecht hingen noch einsame, weisse Felder. „Tja, Fritze, mit einem fehlenden Wort ist ein Kreuzworträtsel aber noch nicht gelöst“, gab ich zu bedenken, doch er zog ein beleidigtes Gesicht. „Wenn ich beinahe dreihundert Wörter in zwei Stunden gefunden habe, dann .soll ich wegen diesem einen die Ruhe verlieren?“ Er rückte mir einen Sessel zurecht. „Was ist’s denn?“ interessierte ich mich. „Hm, allerdings nichts Alltägliches. Sogar etwas sehr Dummes.“ Ich suchte unter 97 senkrecht: kosmisches Jungtier ... Mit neun Buchstaben! Er streckte die Hand nach der Bücher Stellage aus. „Ich muss nur das Lexikon auf schlagen und hab’s.“ Phlegmatisch blätterte er darin herum. „Junge“, sagte er langsam, „hier steht nichts!" „Das dachte ich mir. Die kosmische Fauna musst du schon anderswo suchen.“ Es war fünf Uhr fünfzehn. Um sieben Uhr sollte sein Wettkumpan eintreffen. „Nun, dann gibt mir sicher dieser Zoologieband Aufschluss“, meinte er mit erzwungener Ruhe und Hess die Seiten rascheln. „Auch hier ist nichts zu finden.“ „Brehms Tierleben, Fritz?“ „Natürlich, Junge, das ist es!“ rief er froh und riss den Band vom Regal, blätterte nervös, doch nach zehn Minuten war sein Gesicht doppelt so lang. „Professor X unterrichtet Zoologie“, riet ich, „vielleicht kann er...“ Fritz sprang zum Telefonbuch, suchte, wählte eine Nummer, sprach erst bittend, dann eindringlich, flehend — umsonst. Es war viertel sieben. Cuvier, Lamarck, Linné wussten schon allerhand von vergleichender Anatomie und Artengliederung, doch gehörte bei ihnen der Kosmos nicht zur Natur. Egoistischer Geozentrismus. Auch' bei Darwin fanden ivir kein Wort von kosmischen Jungtieren. Die „Kosmologie“ flog auch in die Ecke und ihr folgten nach kurzer Zeit die „Grosse Enzyklopädie des Wissens“. Wir hielten atemlos inne. Noch zwanzig Minuten. Fritz sank erschöpft in den Sessel. Blass, und um fünf Jahre älter aussehend, starrte er mich mit wirren Blicken an. „Ich geb’s auf.“ Auch ich hing müde in den Armlehnen und zermarterte mir die graue Masse. Fünf vor sieben. Die Blicke folgten willenlos dem Minutenzeiger, welcher in seiner Ungebildetheit, nichts von Kreuzworträtseln wissend, unbarmherzig auf die Zwölf vorrückte. Beide wussten wir, dass sich Schlag sieben Uhr die Türe öffnen würde, ein triumphierendes Gesicht sich erst wohlerzogen nach unserem Befinden erkundigen würde, dann wie zufällig das verhängnisvolle Blatt in die Hand nehmend und zufrieden grinsend die leeren Felder. 97 senkrecht, überfliegen würde, dass Fritz tun würde, als ob das für seine Ehre nur ein Flohbiss sei, jawohl, alles würde mit viel Würde verlaufen. In genau drei Minuten. Jawohl. „Fritze“, flüsterte ich, „Fritzchen, entschuldige, aber ich hab’ den unbestimmten Eindruck, dass du diesmal ein riesengrosses Mondskalb warst.“ Er röchelte nur. „Jjaaa“, hörte ich seine hohle Stimme, die wie aus einer Gruft kgm, und sein Mund stand weit offen. „Monds ... kalb ... riee ... sen ... groo ... sses..., djaaa.“ Doch plötzlich wurde er kreidebleich. „Was hast du gesagt?“ brachte er mühsam hervor und erhob sich. „Fritzchen“, bat ich zitternd, „verzeih, wenn ich dich beleidigt hab; ich will...“ Doch er brüllte: „Menschenskind, verstehst du denn nicht? 97 senkrecht... das kosmische Jungtier... neun Buchstaben ... Mondskalb!“ Es schlug sieben, das grinsende Gesicht schob sich ins Zimmer, doch die Würde war ganz auf seiner Seite. Den Champagner haben wir natürlich gemeinsam getrunken. KURT BINDER Das Worf Seite 8