Die Woche, 1974. Juli-Dezember (7. évfolyam, 341-367. szám)

1974-07-05 / 341. szám

Die Woche Nr. 341 / 5. Juli 1974 Arbeitskräfte — woher? Mangel an Fachleuten in der Maschinenbauindustrie / Frauen in den Dienstleistungssektor / Kurzgespräch mit Dipl.-Ing. loan V a s i u, Direktor der Kreisdirektion für Arbeit und Sozialfürsorge Gleichlaufend mit der Entwicklung der Wirtschaftszweige erhöht sich auch der Bedarf an neuen Arbeitskräften. Wie wird diesem Erfordernis nachge­kommen? Die Gesamtanzahl der Angestellten im Kreis Sibiu wächst pro Jahr im Schnitt um 13 000 Personen. Zurzeit kann der natürliche Zuwachs der ar­beitsfähigen Bevölkerung der Städte die Hälfte des Bedarfs decken, der Rest kommt vom Lande. In unserem Kreis werden 79,2 Prozent aller verfügbaren Arbeitskräfte genutzt (86,3 Prozent bei Männern und 71,7 Prozent bei Frauen). Wir haben zu Beginn des Jahres 36 000 arbeitsfällige Einwohner im Kreis Sibiu gezählt, die nicht in den Arbeitspro­zess eingegliedert waren. Was wurde unternommen, um diese Arbeitskräfte der Produktion zuzufüh­­ren? Wir haben zusammen mit zahlrei­chen Betrieben eine Aktion gestartet! die Leute wurden beraten und in ein Tätigkeitsfeld eingewiesen. Im ersten Semester wurden 18 000 Arbeitskräfte (davon 7000 Frauen) den Betrieben des Kreises zugeteilt. Besonders erfolgreich wirkten wir in den Reihen der Schüler: 472 Jungen und 227 Mädchen wurden für die Dauer der Ferien den Wirtschaftseinheiten zuge­­teiit. Da es sich bei den noch freien Arbeitskräften hauptsächlich um Haus­frauen, Allgemeinschul- und Lyzealab­­solventen handelt, wurden alle Arbeits­plätze bestimmt, die sich für Frauen, Jugendliche und Invaliditätsrentner dritten Grades besonders eignen. Mög­lichkeiten zur Erweiterung der Heim­arbeit wurden dabei auch im Auge be­halten. Bisher konnten für die Heim­arbeit etwa 1000 Frauen angeworben werden. Gibt es viele Berufe, die sieb für Frauen nicht eignen? Nein, nur in der Schwerindustrie, der Metallurgie und in der Chemieindustrie gibt es einige Arbeitsplätze, die den Männern Vorbehalten sind. Die Eingliederung der Arbeitskräfte ist also nicht direkt vom Geschlecht bedingt? Nein, diese wird von der Entwicklung der Wirtschaftszweige beeinflusst. Und da wir in der Industrie die höchste Zu­wachsrate haben, werden die meisten Arbeitskräfte von der Industrie auf­genommen. Die Maschinenbauindustrie steht dabei an der Spitze, es folgt die Leichtindustrie und das Bauwesen. Die nichtindustriellcn Sektoren benö­tigen aber auch ständig neue Arbeits­kräfte ... Ja. Während die Anzahl der Lohn­empfänger in der Industrie wächst, steigt auch die Anzahl der im Bereich der Warenzirkulation, der Dienstleistun­gen, der Gesundheitsbetreuung, des Un­terrichts, der Kultur und der Kunst Beschäftigten. Die Berufe dieser Sekto­ren eignen sich auch für Frauen, des­halb werden hier auch vorwiegend Frauen angestellt, besonders auf dem Gebiet der Dienstleistungen. Manchmal suchen ausgebildete Dreher, Fräser und Schlosser bei uns um einen Kellnerpo­sten an — selbstverständlich wird sol­chen Ansuchen nicht stattgegeben. Eine Untersuchung in den Betrieben der Leichtindustrie und den Institutionen unseres Kreises ergab, dass hier viele Menschen tätig sind, die für Berufe ausgebildet wurden, die zum Maschi­nenbau gehören. Diese Fachkräfte müs­sen wir allmählich wieder dem Maschi­nenbau zuführen. (Die Fragen stellte Arnold SPECK) Wo blieb Ihre Fahrkarte? Reines Pflaster in Sibiu / Eine Untersuchung von Alfred HATZACK und Anita STOTZ Am 30. Juni ging der „Monat der Reinlichkeit“ zu Ende. Ohne aufzufal­len, hatte er begonnen und unbemerk­bar wurde er abgeschlossen. Hat sich in den 30 Tagen etwas am Stadtbild ver­ändert? Kaum. Das Pflaster ist nicht Sauber geworden und die Leute werfen wie eh und je Verpackungspapier und Fahrkarten nicht in die zahlreichen leuch­tend-rot gestrichenen Papierkörbe, son­dern auf die Gehsteige, auf die Fahr­bahnen der Stadt. Aus den Mülltonnen quillt der Abfall, über den Grünflächen tanzen in farbigem Reigen vom Winde getriebene Papierstückchen. Was ge­schieht nun, wenn der „Monat der Rein­lichkeit“ zu Ende ist? Wird es noch schlimmer? Vor fünf Jahren wurde der Beschluss nr. 5 des Munizipalvolksrates Sibiu über die Hygiene der Stadt der Öffentlich­keit bekanntgemacht. Die Vorschriften zielen auf eine gute Bewirtschaftung der Stadt, wobei für die Sauberkeit jeder zu sorgen hat und jeder mit verant­wortlich ist. Es sind auch Strafen vor­gesehen: mit 20 bis 200 Lei kann das Fallenlassen eines Papiers (z. B. eine Fahrkarte) belangt werden. In Sibiu werden täglich bis 140 000 Busfahrkarten verkauft. Davon gelangt nur ein geringer Teil in die Papierkör­be. Am Samstag (29. Juni), stiegen zwi­schen 10 und 11 Uhr 223 Fahrgäste bei der Bushaltestelle am Kleinen Ring aus. Nur 16 warfen ihre Fahrkarten in die dort aufgestellten Papierkörbe — es sind fünf an der Zahl. Wo blieben die an­dern 207 Fahrkarten? Ein geringer Teil bleibt in den Hand- und Hosentaschen sowie in anderen Täschchen der Fahr­gäste, bleibt hinter Ehering oder Uhr­band gesteckt, bis daheim generalsauber gemacht wird. Der grössere Teil landet auf dem Pflaster der Stadt. Und wie Hansel und Gretel den Weg im Wald bezeichnet haben, so ist der Weg über den Grossen Ring zur Haupstrasse der Stadt mit Fahrkarten markiert. Vom Kleinen Ring bis zum Anfang der Bäl­­cescu-Gasse stehen noch weitere vier Papierkörbe, doch die Busfahrkarten landen nicht in diesen, sondern sind fein säuberlich auf Gehsteig und Fahr­bahn verstreut. Bei der Bushaltestelle am Kleinen Ring startete der Munizipalvolksrat am Samstag und Montag eine „Sauberkcits­­kontrolie“. Der Rentner Ion Columbo­­vici, einer der vielen Bevollmächtigten des Volksrats, war beauftragt, „Schmutz­finke“ zu bestrafen. Unter den vielen ertappten Reinlichkeitssündern befan­den sich der Student Hie Ilian, die Hausfrau Ana Ungureanu, die Kinder­schwester Erika Krestel, zwei Angestellte bei „Independenţa“; Ion Mindreanu, Stahlgiesser, und Ion Popa, Elektriker, sowie Christa Binder, die in der Lokal-industrie tätig ist. Die Strafen lagen zwi­schen 30 und 50 Lei. Bas scheint viel zu sein für eine achtlos fortgeworfene Busfahrkarte. Betrachtet man aber mit kritischen Bücken die Reinlichkeit von Sibiu, dann findet man diese Strafsätze für angebracht. Aber: So wie „eine Schwalbe noch keinen Sommer macht“, so wird auch diese Aktion — wenn sie niclit fortge­setzt wird — kaum dem Pflaster von Si­biu zu Hochglanz verhelfen. Foto: Horst BUCHFELNER Tips für Postbeförderung 3. Postpakete Postpakete, Postsendungen mit Wertangaben, Wertpakete werden bei den Postämtern nur in ent­sprechender Verpackung angenom­men, damit der Inhalt beim Transport und bis zur Zustellung nicht leidet. Wertpakete im Wert über 3 000 Lei werden nur mit innerer Schutzhülle (Papier, Leinwand, Pappschachtel, je nach dem Inhalt) und widerstands­fähiger Aussenemballage übernom­men. Postpakete dürfen höchstens 12 Kilogramm schwer sein, bei unteil­baren Gegenständen werden 20 Ki­logramm zugelassen. Postpakete können an einen be­stimmten Empfänger, an zwei Emp­fänger mit den Angaben „oder“ (sau) und „an Familie“ abgesandt werden, z. B. „Martin Klein oder Kurt Sal­inen“; „Familie Johann Roth“. In sol­chen Fällen müssen beide Personen dieselbe Adresse haben; der zweiten Empfängerperson wird das Paket nur dann ausgefoigt, wenn der erst­genannte Empfänger nicht zu er­reichen ist. Postsendungen mit Wertangaben bis 500 Lei und Postpakete können in Abwesenheit des Empfängers je­dem anderen grossjährigen Familien­­mitgdied ausgehändigt werden, wenn derjenige, mit dem Empfänger zu­sammen wohnt. Bäumchen und Zierpflanzen kön­nen als Postpakete abgesandt wer­den, doch muss ein Herkunftsnach­weis beigelegt und dieser auf dem Versandbrief angegeben werden. Da­für ist eine Zuschlagstaxe von 0,10 Lei zu zahlen. Maria und das Lenkrad Die erste Taxischofförin von Sibiu Sie ist 28 Jahre alt und fährt seit dem 10. Juni 1974 das weinrote Taxi l-SB-6145. Maria Stoişor ist die erste Taxifahrerin von Sibiu. Endlich ist den Frauen auch bei uns der Vorstoss zum Berufsfahrer gelungen, jedenfalls um vie­le Jahre später als in anderen Städten. Maria hat drei Jahre lang als Friseu­rin gearbeitet, hat sich einen „Trabant“ angeschafft uncl diesen Wagen fünf Jah­re gefahren. Warum hat Maria zum Be­rufsfahrer umgesattelt? „Im Frisiersalon fühlte ich mich eingeengt. Ich wollte Bewegungsfreiheit haben", sagt Maria. Eines Tages hatte sie den Entschluss gefasst, die Schule für Berufsfahrer zu besuchen. Von den neun Mädchen, die hier die Kurse besuchten, haben nur vier die Prüfung bestanden, darunter auch Maria. Danach fuhr sie einen Lieferwa­gen des Transportunternehmens mit dem Sitz in Talmesch. So lernte sie die Stra­ssen des Landes kennen, war auf sich selbst angewiesen und musste auch al­leine mit den Pannen fertig werden. Seit vorigem Monat fährt Maria Stoişor ein Taxi durch Sibiu — pro Tag 200 bis 300 Ki­lometer. Über ihren Beruf sagt Maria: „Es ist ein Beruf wie jeder andere, auch für Frauen geeignet, ausserdem macht er mir viel Spass.“ Marias Fahrgäste sind immer wieder erstaunt, wenn sie eine Frau am Lenk­rad des Taxis antreffen, und ihre Kol­legen, die Taxifahrer von Sibiu, nennen das Mädchen „Unsere kleine Schwester“. Auch wir machen uns diese Benennung zueigen und wünschen unserer „kleinen Schwester“ viel Glück und Erfolg am Lenkrad. Alfred HATZACK Foto: Fred NUSS Gesellschaft Seite 4 Musikalitätlichkeiten Erfahren habe ich es am eigenen Leibe, aber formuliert hat’s schon vor gut 200 Jahren Johann Gottfried Seume: „Musik ist der Schlüssel zum weiblichen Herzen“. Nun hat besagter deutscher Schriftsteller nachweislich „ausgedehnte Reisen durch ganz Eu­ropa“ unternommen. Ich aber stelle die Hypothese auf, dass er dabei auch im „Römischen Kaiser“ eingekehrt sein muss, wo er den genannten Schlüssel zu der erwähnten Lokalität gefunden hat. wahrscheinlich wie auch ich auf der Orchesterbühne des Spei­sesaals, wo er allen bedürftigen Ehe­männern zur Verfügung steht. Hier die Gebrauchsanweisung: Wenn die Tür zu dem ach wie weiblichen Her­zen mit unwiderruflichem Schmetter­schlag ins Sicherheitsschloss gefallen ist, so nehme man — nein, keines­wegs ein Brecheisen, sondern die grollende Ehehälfte am Arm und füh­re sie am Abend in den ..Römischen Kaiser“. Alldorlen nötige man sie Platz zu nehmen, brülle dem Ober ei­ne Bestellung ins Ohr und erwarte die Wirkung des Hausfriedensschlüs­sels, der von der Orchesterbühne her­ab selbsttätig arbeitet. Haben Sie schon mal Ihrem Fern­sehapparat die Tonwiedergabe abge­würgt und das köstliche Gefühl der Überlegenheit genossen, gegenüber der rasenden Mimik eines Kommentators, der Ihnen mit aller Gewalt etwas klar machen will und es doch nicht kann? Er aber wird nach Ablauf der Sendezeit mit einem lustbetonten Lä­cheln für die Aufmerksamkeit dan­ken, genau wie meine Frau es tut: wenn wir nach zwei Stunden in die Lautlosigkeit des Stadtverkehrs hin­­auslrelen. Hinter uns aber tobt eine ausser Rand und Band geratene Band(e) und wenn nicht gerade in trauter Zweisamkeit der probate Schlüssel zum weiblichen Herzen ge­braucht wird, lächeln sich die Men­schen freundlichst zu. Denn welches andere Kommunikationsmittel bleibt ihnen übrig? „Wo die Sprache auf­hört, fängt die Musik an“, sagt Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, der be­stimmt nie im „Römischen“ gewesen ist, sonst hätte er gesagt „Wenn die Musik anfängt, hört die Sprache auf“. Du aber hast den Schlüssel zum weiblichen Herzen gefunden, denn was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss, und das notwendige „Du hast recht, Liebling“ wirst Du mühelos über die Lippen bringen. P.S. Zurzeit spielt die besagte Band in einem Waldwirtshaus im Schwarzmeerkurort Neptun. Wahr­scheinlich um dort die Wölfe von den hauseigenen Schafen — die es tatsächlich gibt — fernzuhalten. Ein solcher vor Wölfen, Baren und an­derem Diebszeug einbruchssicherer Schafspferch liesse sich mit geringen Kosten auf dem Unirii-Platz in Si­biu einrichten. Von dem Dachgarten des Gewerkschaftskullurhauses dröhnt es superphonisch herab, im Veneţia- Garten gleich gegenüber jault es zürn Steinerweichen, im Hotei „Bulevard“ halten die Gäste nolens volens Nacht­wache. Sogar der Schafhirte liesse sich einsparen. Könnte man die Ge­legenheit nicht nützen, vielleicht zwischengenossenschaftlich? Kriiik und Wirkung „Auf der Greweln-Wiese'' (Die Woche Nr. 331) Auf die Zuschrift unseres Korresponden­ten Peter Weber antwortet der Mediascher Munizipalvolksrat folgendes: „Die Freilicht­bühne auf der Greweln-Wiese wird an den gesetzlichen Feiertagen für die kulturellen Darbietungen verwendet. Es stimmt, dass sie manchmal von den Kindern als Spiel­platz verwendet wird. (Anm. d. Red.: Kein Wort darüber, weshalb . sie die restliche Zeit des Jahres genau wie die übrigen Steinfundamenle und Ziegelmauern mit darauf montierten Drahtgestellen den so be­liebten Aufenthaltsort der Mediascher ver­unstaltet.) Bei einer Kontrolle wurde die Wiese vor der Gaststätte sauber vorge­funden, Furchen von Autorädern waren nicht auszumachen. Der Gaststättenverant­wortliche wurde verpflichtet, die vom Holz­fleischbraten stammende Asche wegzuräu­men. Die Forststrasse, die zur Greweln- Wiese führt, wird zurzeit neu hergerichtet. Desgleichen sind Befestigungsarbeiten am Baehufer im Gange.“

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