Die Woche, 1975. Januar-Juni (8. évfolyam, 368-393. szám)

1975-01-03 / 368. szám

Die Woche Nr. 3C3 / 3. Januar 1975 Nicht nur die Industrie ist schuld Umweltsorgen in Mediasch / Wilde Buschlandrodung rächt sich / Selbstschutz ist die Lösung Unbedenklich haben die Mediaseher zu Anfang des Jahrhunderts, als die Erd­gasbohrungen fündig wurden und die Industrialisierung der Stadt einsetzte, einen Grossteil ihrer mittelalterlichen Baukulisse geschliffen, untätig haben sie jahrzehntelang zugesehen, wie die Kloaken der Stadt und der Industriebetriebe sich bald trübschwarz, bald in allen Regenbogenfarben schillernd in die Kokel ergossen _ nur die Gesichter der unentwegt hoffenden Angler wurden Jahr für Jahr düsterer —, unbedenklich haben die Mediascher die Steilhänge der „Burch“ von Busch und Gras gesäubert und Weingärten angepflanzt. Jetzt beneiden sie die Schässburger um ihre gemütvollen mittelalterlichen Winkel, runzeln sorgen­voll die Stirn bei den Zeitungsmeldungen über das grosse Fischsterben in den Flüssen Westeuropas und werden den Staub in den Kehlen trotz der eigenen Fechsung nicht mehr los. Mit sorgenvollem Stirnrunzeln und an­klagend auf das in der Nachbarschaft rauciiende Kleinkopisch weisendem Zei­gefinger ist jedoch nichts getan. Das weiss man beim Munizipalvolksrat nur zu gut, weshalb man sich auch auf des­sen letzter Tagung mit dem Problem des Umweltschutzes in und um Mediasch befasst hat. Juristisch liegt der Fall klar: Seit dem 26. Juni 1973 haben wir ein Umweltschutzgesetz (Gesetz Nr. 9), 1974 wurde durch das Dekret Nr. 80 der Landesrat für Umweltschutz ins Le­ben gerufen, den entsprechenden Kreis­rat gibt es auch, auf Munizipalebene wird eine kontrollierende und koordinierende Fachkommission ins Leben gerufen. Woran krankt die Mediascher Umwelt? Der allbekannte Sündenbock sind — weil an ihrer Rauchfahne über sieben Hattert hinweg zu erkennen — die Kleinkopi­­scher Chemiewerke. Seit die Russabtei­­lung im Schemmert aufgelassen worden ist, hat sich die Lage allerdings erheb­lich gebessert und auch der in den letz­ten Jahrzehnten sichtlich dahinsiechende Stempeln-Wald beginnt sich dementspre­chend zu erholen. Aber noch immer trägt der Wind SOj-Gase, Blei,- Zink- und Kadmiumpartikel bis hinauf nach Me­diasch, vor allem in das Vjertel auf der Krähenwiese. Wiederholt hat es hier: — wenn auch stark , verdünnte — schwefe­­lige Säure geregnet, leicht festzustellen an den rostbraunen Brandflecken auf empfindlichen Salatblättern und an den Atzspuren an Dachrinnen. Vom Dipl.­­Chemike^ Mircea Ciontescu durchgeführ­te Messungen ergaben, dass die höch­sten in Mediasch registrierten Werte zwar unter der in unserem Land gelten­den Gefahrengrenze (Und bedeutend un­ter dem entsprechenden internationalen Wert) liegen, doch dürfte eine allmäh­liche Verseuchung des Gebietes nicht ausgeschlossen sein. Aber auch die Mediascher Industriebe­triebe verschmutzen das eigene Nest. Un­zulässige Luftverschmutzung wird dem chemischen Forschungsinstitut, den Be­trieben „Vitrometan“, „Geamuri“ und dem Bauunternehmen angelastet. Die Ko­kel schluckt weiterhin Unmengen an chemisch und organisch verunreinigten Abwässern. Zwar besitzen alle Betriebe Kläranlagen, doch erfüllen sie ihren Zweck nur zum Teil. Das Textilwerk „Tirnava“ hat zwar 3 386 000 Lei in sei­ne Kläranlage investiert, doch hält sie die chemischen Waschmittel nicht zu­rück; „Emailul roşu” (950 000 Lei) speist täglich rund eine Tonne Email in die Kokel ein, das Schlachthaus etwa 100 Kilogramm Fette. Im allgemeinen gilt es, bei der Über­nahme solcher Anlagen strengere1 Mass­­stäbe anzulegen,, und die Umweltschutz­verantwortlichen in den Betrieben bes­ser auszubilden. Der Munizipalvolksrat hat die „Hauptsünder“ („Automecanica“, „Tirnava“, „Emailul roşu“, „8 Mai“, „Sal­­conserv“, „Vitrometan“) durch den Be­schluss Nr. 6/1974 angewiesen, ihre Ab­­wasserkläraniagen, Staubfilter und Lärmdämpfer schleunigst in Ordnung zu bringen: Innerhalb von zwei Jahren werden die interessierten Betriebe gemeinsam eine vorscliriftsmässige Ablage für den bei der Klärung der Industrieabwässer an­fallenden Schlamm bauen (Hauptverant­wortlicher — die Schuhfabrik „8 Mai“). Der Textilbetrieb „Tirnava“ wird seine neue Kläranlage im ersten Halbjahr 1975 fertigstellen und keine Abwässer mehr in die Kokel leiten. „Emailul ro­şu“ wird ebenfalls 1975 entsprechende Emailfilter bauen und den im Fritte­turm entstehenden Lärm eindämmen. „8 Mai“ wird im ersten Halbjahr 1975 die zweite Bauetappe an seiner Kläranlage abschliessen. „Salconserv“ wird die Fett­konzentration seiner Abwässer auf die zulässigen Werte herabsetzen. Die Hohl­glasfabrik „Vitrometan“ wird die Luft­verschmutzung durch Staub, vor allem durch den bleihaltigen Staub aus der Kristallabteilung, einschränken. „Auto­mecanica“ wird seine Filteranlage weiter ausbauen und sich um ihre Ergänzung mit einer biologischen Stufe bemühen. Auch an den Mediaschern selbst Und wenn alle diese Arbeiten durch­geführt sein werden, wird Mediasch noch immer eine staubige, verdreckte Stadt mit einer verwahrlosten Umge­bung — die mit zur Umwelt gehört — sein, wenn nicht der Volksrat. . . Ja, hängt es denn wirklich am Volksrat? Nicht vielmehr am (Mediascher) Volk? Denn wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. Die Mediascher Bürger haben zwar allen Aufrufen des Volksrates zu Grosseinsätzen im früh­­jährlichen Reinemachen mit lobenswer­ter Begeisterung entsprochen, aber noch immer werden die Ufer der Kokelzu­flüsse (Meschener, Greweln, Eibesdorfer Bach u. a.) bei Nacht und Nebel als Müllablagerungsstätte benutzt, noch im­mer liegen Papier und Unrat auf den Gassen, von den einen achtlos hinge­worfen, von den anderen (die vor ihrer Tür kehren sollten) achtlos liegengelas­sen. An den Steilhängen der „Burch“ wurde aus unüberlegter Gewinnsucht trotz Verbots das Buschland gerodet und Weingärten angelegt und nun „fliesst“ der Berg bei heftigen Regenfällen in die Stadt hinunter, verschlammt Grä­ben und Kanalisation und liefert für die trockenen Tage das Material für ei­ne permanent über der Stadt schweben­de Staubglocke. Der erwähnte Beschluss des Munizipal­volksrates sieht unter anderem eine in­tensivere erzieherische Tätigkeit in den Reihen der Kinder und Jugendlichen vor. Doch müsste sich jeder Erwachsene, auch wenn er erst vor kurzem zugezo­gen ist und sich noch eher als Mesche­ner, Hetzeldörfer, Almer usw. denn als Mediascher fühlt, zunächst selber am Ohr ziehen, bevor er mit seinen Kla­gen über die Umweltverschmutzung von Pontius zu Pilatus läuft. Rolf MAURER Erfahrungsstafette übernommen Die Stadt am Harbach und ihre Probleme Sooft in den letzten Jahren von Ag­­netheln berichtet wurde, schnitt dabei die Leitung des Stadtvolksrates gut ab. Das hat seinen guten Grund: Das Har­bachstädtchen hat sommers und winters gepflegte Gassen, neue Wohnblocks wer­den regelmässig vorfristig fertiggestellt und sobald es heisst, bei einer gemein­nützigen Arbeit anzupacken, brauchen die Bewohner bloss verständigt zu wer­den. Dies sind die Voraussetzungen bei denen in der Volksratstagung vom 8, Oktober Friedrich Wädt (381 zum Vize­bürgermeister der Stadt gewählt wurde. Und das vernf lichtet Vizebürgermeisler von Agnetheln, Fried­rich Wädt: „Unsere Losung — von Jahr zu Jahr besser“ Obwohl Friedrich Wädt in den Jahren 1957—1968 als VKJ- und Parteifunktio­när in Agnetheln tätig war — zwei Jah­re lang war er auch Sekretär des VKJ­­Stadtkomitees — sind die Probleme der Stadt, mit denen er sich nun konfron­tiert sieht, für ihn neu. Er verantwortet jetzt nicht mehr nur für den Produk­­tionsausstoss einer Schicht in der Schuh­fabrik, wo er die letzten Jahre als Mei­ster gearbeitet hat, sondern ist mitver­antwortlich für das Gedeihen einer ganzen, Stadt. Ihm unterstehen der Sek­tor Stadlbewirtschaftung und die In­­vestarbeiten, beides sehr umfassende Be­reiche. „Für mich wird es nicht leicht sein, den bisherigen guten Leistungen neue Erfolge hinzufügen zu helfen“, sagte er uns. Tm patriotischen Wettbewerb zur Verschönerung der Stadt haben die Ag­­nethler 1974 die bisher besten Ergebnisse verzeichnet. 17 Millionen Lei stehen auf dem Sparkonto — das sind 1450 Lei (!) je Einwohner — im Vergleich zu 6 Mil­lionen Lei, die eingeplant waren. Nicht nur bei der Beseitigung der Über­schwemmungsschäden im vergangenen Sommer waren „alle Mann an Bord“, auch beim Asphaltieren von rund 55 000 Quadratmetern Fahrdamm und Gehstei­gen in mehreren Gassen,_ bei der Pflege der Parks, Sport- und Spielplätze und des Strandbads hat jung und alt mit angepackt. Trotzdem hat die Stadt noch ihre Pro­bleme. In den letzten Jahren führte der Harbach wiederholt Hochwasser und richtete grosse Schäden an, das Trink­wasser ist knapp, die Stadt soll kanali­siert werden. In diesem Jahr soll mit den grossangelegten Regularisierungsar­beiten am Harbach begonnen werden. Den Grossteil der unqualifizierten Ar­beit, wie Bäume roden u. a., wird die Stadtbevölkerung in freiwilligem Ein­satz durchführen. Gassen asphaltieren, den Asphaltbelag der Hauptstrasse aus­bessern, Zierbäume und Blumen pflan­zen und unzählige andere Arbeiten, die aufgrund der Vorschläge der Bewohner in einem Aktionsplan zentralisiert wur­den, dürfen desgleichen nicht vernach­lässigt werden. Tagelang waren Fried­rich Wädt und Bürgermeister, Gheorghe Lenghen unterwegs, um an Ort und Stel­le festzuhalten, woran 1975 in jeder Gas­se gearbeitet werden soll. Dabei stellten sie fest, dass es praktisch keine Gasse gibt, in der nicht eine grössere Arbeit in Angriff genommen wurde oder wird. Vizebürgermeister Wädt ist der Ansicht, dass nur durch ein konsequentes Einhal­ten der festgelegten Termine das grosse Arbeitsvolumen bewältigt werden kann. Das setzt voraus, dass die Vorhaben rechtzeitig bekanntgegeben und mit neu­en Vorschlägen ergänzt werden, dass es mit der Organisation der einzelnen Ar­beitsstellen und mit der Materialversor­gung klappt. Vize Friedrich Wädt hat all das in seinem Terminkalender festgehal­ten. Im kommenden Planjahrfünft hat Agnetheln grosse Investvorhaben. Im neuen Wohnviertel beim Strandbad — ein Junggesellenheim ist bereits bewohnt — werden noch in diesem Monat zwei Blocks mit Eigenheimen in Angriff ge­nommen. Für das Superkaufhaus über dem Grödenbach liegt das Projekt be­reits auf; 1978 wird mit der Kanalisation der Stadt begonnen. Auch hier heisst es, überall auf Draht zu sein. Vize Fried­rich Wädt will es tun. Gerhild ANTON! Gesellschaft Seite 4 Bei uns gelesen „Grösster Lebensmit­­telladen der Stadt“ » (Die Woche Nr. 365) Warum werden die Blockbewohner im Viertel Hippodrom III stiefmütterlich behandelt? 1st im neu einzurichtenden Kaufhaus (952 Quadratmeter) kein Platz für eine Lebensmittelabteilung? Hippo­drom I und II sind besser dran: Es gibt den Handelskomplex in der Luptei-Gas­­se, und in der Kolarov-Gasse wird ein zweiter gebaut. Wir müssen unsere Ein­käufe in weitentfernten Läden besorgen. Ausserdem wäre es an der Zeit, eine Apotheke zu eröffnen. Und ein Postamt ist auch erwünscht. Else SCHNEIDER Anmerkung der Redaktion: In dem Be­richt auf Seite 2 unserer Ausgabe Nr. 365 war von Absichten der Handelsdirektion die Rede, die in allernächster Zeit (Anfang 1975) verwirklicht werden. Auf die Arbei­ten in den folgenden Monaten soll in einem Artikel eingegangen werden, den wir in einer unserer nächsten Ausgaben abdruk­­ken. Zunächst soviel: Im Viertel Hippo­drom III sollen in den nächsten Jahren noch mehrere Kaufläden, darunter drei Le­bensmittelläden, eingerichtet werden. Im Handelskomplex in der Kolarov-Gasse wird es — laut Projekt — auch eine Apotheke geben, die den Anforderungen aller Hip­podrom-Bewohner entsprechen soll. Zwölf Rettungswagen und 80 verschiedene Apparate (von einigen meh­rere Stück) hat die Gesundheitsdirklion für die Krankenhäuser und Ambulatorien des Kreises erhalten. Zu den Neuanschaffungen gehören drei Röntgenapparate, eine komplete Sterilisiereinrichtung im Wert von 71 000 Lei und vier Beatmungsgeräte. Letztere passen sich auto­matisch den jeweiligen Bedürfnissen des Patienten an und sind viel­seitig verwendbar. Unser Bild: Der Anästhesist Horst Haldenwang und Krankenschwester Dana Ursuly (im Kinderspital) bedienen ein Beat­mungsgerät Foto: Fred NUSS

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