Die Woche, 1985. Juli-Dezember (18. évfolyam, 916-941. szám)
1985-07-05 / 916. szám
Die Woche Nr. 916/5. Juli 1985 Bekenntnis zum Brauchtum — Bekenntnis zur Heimat Zur „Beruhigung“ dreiunddreissig Ts nze Das Kronenfest in Neudorf /Nach mehreren Jahren Volkstanzgruppe und Jugendchor wieder dabei Noch nie haben so viele Augenpaare zum Himmel gesehen als in der ver* gangenen Woche. Es waren flehende Blicke der Jugendlichen. Das Wetter machte ihnen zu schaffen. Mittwoch regnete es noch in Strömen, als aber am Donnerstag ein heiterer Himmel lachte, gab es kein Halten mehr. Die Burschen brachten Eichenlaub, die Mägde Blumen, und die Krone wurde gebunden. Sara Feek, eine erfahrene Frau, half dabei. Altmagd Johanna Roth, Jungaltmagd Grete Roth und Julius Roth waren für das Organisatorische zuständig. Samstag nachmittag wurde die Krone aufgestellt. Sonntag gegen 12 Uhr strebte jung und alt dem Tanzplatz zu. 33 Paare marschierten unter Musikklängen auf und stellten sich in zwei Reihen, die Mägde gegenüber den Burschen, auf. Rings um sie war das ganze Dorf versammelt. Mit dem Lied „Äf deser Ierd“ begann das Fest. Nach altem Brauch wurden zuerst drei Tänze getanzt, wobei die Mägde auffordern, zuerst die älteste Magd den jüngsten Burschen, dann umgekehrt und beim dritten Tanz den Visá-vis-Partner. Es folgte ein Höhepunkt des Festes: 17 Paare traten zusammen und führten zwei Volkstänze vor, die sie unter der Anleitung der Lehrkräfte Hildegard Mirea-Stein und Herta Kirr einstudiert hatten. Seit mehreren Jahren gab es das nicht mehr. Und es klappte, obwohl bei den kleinen Burschen die Stiefel zu schwer waren und bei anderen der Boden zu „holprig" war. Anhaltender Beifall belohnte die Tänzer. Johann Klusch dankte in seiner Ansprache vor allem der Jugend für ihre Mühe und Begeisterung Eine Überraschung war der Chor der Jugendlichen. Sie sangen das Siebenbürgen- Lied vierstimmig, die Wiederholung der letzten Strophe sangen alle Zuschauer mit. , Nachmittag um 15 Uhr ging das Fest weiter. Schon lange vorher hatten die •Musikanten der ortseigenen Royal- Band die Verstärkeranlage aufgestellt. Dann erschienen die Mägde in der weissen Tracht mit dem schwarzen Leibchen, bald fanden sich auch die Burschen ein, doch wenige in Tracht. Horst Jakobi — er war es auch im Vorjahr — steht unter der Krone. Voll Spannung folgen ihm aller Augen. Den 15 Meter hohen ’Mast erklettert er im Nu. Lauter Beifall erschallt. Von oben begrüsst er alle Anwesenden, die Kinder erhalten Puffreis und Süssigkeiten. Nun hängt sich Horst das Tüchlein mit dem „Beltschen“ und die Weinflasche um die Schultern und steigt herunter. Alle jubeln ihm zu. Als Belohnung erhält er einen Ehrentanz, zur „Beruhigung“ darf er dann mit jeder Magd tanzen. Die Spannung halte sich gelöst, die Höhepunkte waren überwunden. Die Unterhaltung bei flotter Musik ging weiter, zunächst unter freiem Himmel, dann im Kulturheim. Regine WAGNER Zehn Blumensträusse für die Mädchen In Arbegen stand die Krone mit dem Rad / Eine Fussverletzung und ihre Folgen / 26 Paare beim Aufmarsch Am Sonntag wurde auch in Arbegen das Kronenfest gefeiert. In aller Frühe hatten sich die Mädchen zusammengefunden, um die Krone aus Eichenlaub, Garten- und Feldblumen zu binden. Inzwischen stellten die Burschen den Kronenbaum mit dem Wagenrad, wie es hier üblich ist, unter der Brukenthal-Linde — sie wurde 1921 zum 200. Geburtstag des siebenbürgischen Gubernators gepflanzt — auf. Am Nachmittag marschierten 26 Paare und drei Mädchen, die ohne Partner gebliebep waren, auf. Nach dem Aufmarsch sangen die Mitwirkenden mehrere Lieder, während Peter-Paul Wagner versuchte, in die Krone zu klettern. Eine Fussverletzung, die er sich in den vorangegangenen Tagen zugezogen hatte, machte ihm zu schaffen und Hess ihn beim dritten Versuch aufgeben Wilhelm Dorr gelang es an seiner statt. Nach Ansprachen aus der Krone und unter der Krone und nach Abstieg des Burschen durften auch andere den Aufstieg wagen, um eines der zehn an dem Wagenrad befestigten Blumensträusschen herunterzuholen. Harald Schoger, Wilhelm Dörr (3), Franz Schneider, Gustav Ramser und Bruno Sitterli schafften es, bei den Kindern waren Mario Schoger, Uwe Stein und Christian Philip die „Sieger“. Zwischendurch spielten die Adjuvanten unter Andreas Fellmer zum Tanz auf, der bis in die späten Abendstunden fortdauerte. Text und Fotos: Helmut MENN1NG Mit viel Begeisterung und Eifer bei der Sache 183 Jugendliche und Kinder beim Kronenfest in Grossscheuern Drei anstrengende Tage für jung und alt Es regnete jeden Tag. So war es kein Wunder, dass sich die Jugendlichen nicht drängten, das Amt des Altknechts und der Altmagd zu übernehmen und somit verpflichtet zu werden, für ein gutes Gelingen des bevorstehenden Kronenfestes zu sorgen. Da war guter Rat teuer. Diesmal wurde niemand ernannt, keiner gewählt, és hiess einfach; Wer ein Herz für Sitte und Brauchtum hat, wer Mut hat. allen Widerwärtigkeiten zu trotzen, der trete freiwillig vor. Annemarie Binder, wegen ihrer aktiven Teilnahme bei jedem Auftreten der Tanzgruppe allen gut bekannt, meldete sich als erste und übernahm das Amt der Altmagd und der Vortänzerin. Heidemarie Drothler wurde Vortänzerin bei den Kindern, Raimar Späck, als bester Schüler der VII. Klasse, musste nach altem Brauch die Kinder unter der Krone anführen, indem er als zweiter Vortänzer mitmachte. Die Hauptverantwortung jedoch, nämlich Altknecht zu sein, wollte niemand übernehmen. Nach langem Hin und Her meldete sich einer der stattlichsten Burschen der Gemeinde: Erwin Droth- 1 er, Elektriker, ältester Sohn einer achtköpfigen Familie und jahrelang aktives Mitglied der Tanzgruppe. Zwei Wochen lang wurde unter der Leitung von Ingeborg Sofia Auner, Susi Thalmann und Luky Grau geprobt, es sollte ein gelungener Fcstaufmarsch werden. Trotz Regen marschierten die Mädchen (mit Regenmänteln und Schirmen) los, um von den etwa sechs bis sielten Kilometer entfernten Wiesen des „Wuasem“ die nur dort wachsenden „Kriunblämen“ zu sammeln. Sie kamen am späten Nachmittag singend und pudelnass mit sechs „Fealpesern“ voll der herrlichsten Kronblumen und Riesensträussen weisser Margaretenblumen zurück, in den Stiefeln gluckerte das Wasser. Die Burschen brachten einen Anhänger voll Eichenlaub. Währenddessen gingen die Kinder von Haus zu Haus imd sammelten Gartenblümen. Das war. Freitag. Am Samstag wurden etwa. 300 .Krapfen gebacken. Am Nachmittag kantén Mädchen, Frauen, Burschen und Kinder zusammen, um die Krone zu binden. Der Altknecht, seine drei Brüder, der Bruder der Altmagd, ebenso Meinhardt Gross, Gerry Stock und viele andere halfen mit. Susanne Gross, Anna Mai, Susanna Guist, Anna Drothler-Fuss und Maria Hermann banden die Krone mit Eichenlaub und Kronblumen, in den Kreuzverbindungen mit Königslilfen. Anna Drothler schmückte die Trachtenhüte der beiden Vortänzer mit Lebensbaum-Grün, Veilchen und Rosenknospen. Dann band sie den einzigen Kranz aus Johannisbeerblättern und den schönsten Gartenblumen. Die Arbeit war getan, das Fest gut vorbereitet. Am Sonntag, um sieben Uhr morgens fanden sich viele Jugendliche und Kinder ein, um die Krone auf den Tanzplatz zu begleiten. Um halb acht nahmen die Burschen den Kronenbaum auf die Schultern, voran der Altknecht, «He Altmagd folgte mit den Mädchen, und singend zog man los. Es bildete sich ein Spalier von erwartungsvollen Zuschauern bis zum Tanzplatz, wo die Krone aufgestellt wurde. Werner Hiesch erbot sich, die Kränze hochzuziehen, die Süssigkeiten, Seidentücher und Holzflaschen wurden in der Krone verstaut. Pünktlich um zwei Uhr waren alle Teilnehmer am Aufmarsch anwesend, eine halbe Stunde später spielte die Blaskapelle unter Hans-Paul Fuss sen. den flotten Marsch zum Einzug der Paare: 183 Jugendliche und Kinder, alle in der sächsischen Festtracht der Gemeinde, wobei 41 Paare der Jugend von der Altmagd und dem Altknecht angeführt wurden, die allein an diesem Tag die schwarze Festtracht tragen, während alle anderen Mädchen einen weissen Rock anhaben; den 51 Kinderpaaren gingen ihre Vortänzer voran, ebenso wie ihre grösseren Kollegen gekleidet. Die auf den Aufmarsch folgenden Tänze, wie „Siebenschritt“ u. a. fanden ihren Abschluss mit „Et wör entöl en recklich Med“. Anschliessend sang die Jugend Heimatlieder, während der Altknecht flott in die Krone kletterte. Nach der üblichen Festrede gab es Süssigkeiten für die Kinder. Nachher sangen die Kleinen unter der Anleitung von Lehrerin Hildegard Dahinten drei Lieder, während sich der zweite Vortänzer mühte, in die Krone zu gelangen. Die Kapelle spielte „Hoch soll’n sie leben“, dann folgte der Ehrentanz für die beiden Vortänzerpaare. Nach reichem Beifall aller Anwesenden begann die Tanzunterhaltung für Jugendliche und Kinder, wobei aber auch die vielen Gäste und Zuschauer auf ihre Kosten kamen. Abends wurde im Saal weiter gefeiert. Maria GXERLICH-GRAF Foto: Ewait ZWEIES BRAUCHTUMSPFLEGE Seite 4