Filológiai Közlöny – VL. évfolyam – 1999.

1–2. szám - Giedke Čepaitiene: Verwandtschaftstermini in den Litauischen Briefen vom Ende des XIX. Jahrhunderts und vom Anfang des XX.

Verwandtschaftstermini in den Litauischen Briefen vom Ende des XIX. Jahrhunderts und vom Anfang des XX. Giedke Cepaitiene Der epistolische Stil der litauischen Sprache begann sich deutlicher nur am Ende des 19. Jahrhunderts zu entwickeln. Diese ganz spate Entwicklung wurde durch die histo­rischen Lebensbedingungen der litauischen Nation bestimmt. Obwohl das GroBe Litau­ische Fiirstentum als ein Staat schon ab dem 13. Jahrhundert bekannt wurde, iibte die Staatlichkeit keinen gröBeren EinfluB auf die Entfaltung der mündlichen und schriftlichen litauischen Sprache aus. Wie in den meisten Staaten des Mittelalters wurden die Nationali­ty wie auch die Muttersprache nicht gewertet. Wie in einem Mehrvölkerstaat (ihm gehörte ein groBes Territórium von Slawen), gebrauchte man hier 3 Schriftsprachen: 1) slawische Kanzleisprache - fur die inneren Bedürfnisse des Staates - Statuten, Chroniken, Gerichtsakten u.a.; 2) lateinische Sprache - fiir den schriftlichen Verkehr mit Westeuropa und dem Papst in Rom; 3) die deutsche Sprache - fiir den schriftlichen Verkehr mit Kreuz- und Schwertrit­ter-orden und Hansastadten. Auf diese Weise unterschied sich Litauen nicht von den anderen Nachbarstaaten. Die Schriftstiicke auf Litauisch erschienen nach der Annahme des Christentums am Ende des 14. Jahrhunderts (Zinkevicius 1989 15). Als Grund dazu dienten die kirchlichen Kanons, wenn man bei deren Wiedergabe in die Muttersprache die Verdrehung vermied. Deshalb muBten sie aufgeschrieben sein. Das Christentum bedingte auch die Erarbeitung und Herausgabe der litauischen Bûcher (ab 1547). Obwohl der Kreis der Kulturtrager - sie verstàrkten das Interesse an der litauischen Sprache, beschiiftigten sich mit der Erarbeitung und Herausgabe von litau­ischen Btichern - stark zugenommen hatte, blieb die Gebrauchssphare der litauischen Sprache noch sehr eng. Der Weg zu dem öffentlichen Gesellschaftsleben blieb ver­schlossen. Das beweist auch die Tatsache, daB die ganze in dieser Zeit gebliebene Korre­spondenz ist nicht auf Litauisch, sondern auf Polnisch, Lateinisch, Deutsch geschrieben. Die bis heute erhalten gebliebenen litauischen Briefe weisen auf das 18. Jahrhundert hin. Diese Zeit bezeichnet man als litauische Entnationalisierungsperiode (Lebedys 1976 20-21; Zinkevicius 1990 13-21). In GroBlitauen verstarkte sich die Polinisierung: polni­sche Kultur und Sprache galten als Vorbild, das von der höfischen Etikette verlangt wurde. Die Privatkorrespondenz wird deshalb auch polnisch geschrieben, nur manchmal ge­braucht man ein litauisches Wort oder einen Ausdruck. Es ist nur ein Brief aus dem 18. Jahrhundert mit dem litauischen Einsatz bekannt. Der Autor dieses Briefes hat ihn pol­nisch angefangen, doch den Text der zweiten, neuen Seite schrieb er litauisch und setzte weiter wieder polnisch fort (Lebedys 1976 30-31). In Klein-Litauen fangt die Germanisierung an. Hier werden die Briefe deutsch ge­schrieben. Es ist nur ein litauischer Brief aus dieser Zeitperiode geblieben, der von

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