Hermannstädter Zeitung, 1968. január-június (1. évfolyam, 1-20. szám)

1968-02-25 / 1. szám

Hermannstädter Zeitung Nr. 1/23. Februar 1968 Pläne schmieden für Tourismus Wann die Sfrasse nach Salzburg? I Mediasch erhält Touristenhotel / Bessere Unterkunft in den Schutzhütten Kleinwagenbesitzer wissen ein Lied davon zu singen, und wie oft schon haben wir uns gefragt: wann endlich die Modernisierung der Strasse zur Hohen Rinne? Ja, böse Zungen behaupteten sogar, das Geld dafür sei den Weg zur Schulerau gegangen. Und weil von Strassen gesprochen wird: die Strasse nach Salzburg... Begonnen wurde das Asphaltband 1965, beendet wird es — wenn’s gut geht — zu Saisonende (!) 1968. Und es gibt noch eine Menge Dinge die den guten Ruf unserer Stadt (und Umgebung) als Touristenzentrum abschwächen. Dennoch war die Hermannstädter Bilanz des Vorjahres in punkto Tourismus sehr erfreulich: Allein ONT — um nur ein Beispiel zu nennen — konnte über 6 Millionen Lei Einnahmen buchen. Und Ilie Popa, Leiter der ONT-Agentur Hermanstadt, versichert, dass die Bilanz von 1968 noch besser sein würde. Das sei — so der Zweig­stellenleiter — nicht zuletzt dem Umstand zuzuschreiben, dass Hermann­stadt Kreisstadt wurde. Welche Perspektiven bieten sich Dazu Ilie Popa: „Zweifellos wird der also dem Tourismus in Hermann- Tourismus einen grossen Aufschwung Stadt selbst und im neuen Kreis? erfahren“. Und wir meinen dass dabei Wie steht es jedoch um Mediasch, das doch auch Touristenzentrum ist? So ist das: Die beiden Hotels — „Traube“ und „Transilvania“ — ge­nügen kaum den bescheidendsten Ansprüchen. Hotels II. und III. Klasse in einer Stadt wie Mediasch! nicht nur an den ausländischen Touris­ten gedacht wird, oder den Reisenden aus Bukarest oder Temesvarer etwa, sondern auch an den Hermannstädter, Die Lösung der am Wochenende mit dem Ruck­sack den Berg hinauf steigt. hat nun das Landesamt für Tou-Die Hermannstädter wollen also rismus gefunden. Nämlich: ONT hat bald eine schöne Strasse zur Hohen einen Flügel des noch im Rohbau Rinne haben und auch oben im stehenden Verwaltungsgebäude, an- Kurort könnte noch vieles getan gekauft — 5 Millionen Lei wurden werden. Man sollte dabei daran den- schon hinterlegt. Leider — zieht sich ken, dass Tourismus auch ein Wirt- die Abänderung des Projektes zu schaftszweig ist. Nun ja, man hat lange hinaus. Die ONT-General­­in diesem Winter einiges getan, direktion für Investitionen und das jedoch die Villen und Hütten auf Mediascher Bauunternehmen Nr. 1 der Hohen Rinne, bieten nicht alle müssten sich schneller an den runden das, was einem anspruchsvollen Tou- Tich setzen, damit Mediasch endlich risten geboten werden muss. Ganz zu seinem Touristenhotel kommt. Blick auf die Fogarascher Berge Foto: Joseph FISCHER Versuch einer Ortsmonographie Reussmarkt im Jahre '68/Daumendrehen gilt nicht Es ist schon interessant, im Archiv der Reussmarkter LPG zu blät­tern. „Unterfertigter Simon Theiss, wohnhaft in der Gemeinde Reuss­markt, Kreis Hermannstadt, ersuche um Aufnahme in die Kollektiv­wirtschaft ... Ich verpflichte mich ...“ Die Aufnahmegesuche sind vergilbt; das war 1950. Und der Anfang war gewiss schwer. Heute zählt die LPG Reussmarkt 381 Familien und war schon seit Jahren immer eine der Besten der gewesenen Region Hunedoara. Ingenieur Constantin Ropotă lächelt verschmitzt, denn er weiss: „Im neuen Kreis Hermannstadt werden wir gewiss nicht die Letzten sein“. Übri­gens verspricht sich der junge Ingenieur viel von der neuen Gebiets­einteilung: „Wissen Sie, es war doch zu kompliziert, um etwas zu erreichen, musste der Weg nach Mühlbach zum Rayon gegangen werden und oft weiter nach Deva, zur Region“. Ziffern von der Tafel Alle Leute in Reussmarkt sagen: „Ein tüchtiger Mann der Präses.“ Ein Gespräch mit ihm wäre gewiss interessant gewesen. Aber leider sitzt Simon Roth in einem Hermann­städter Sitzungssaal — der Kreis­verband der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften soll ge­gründet werden. Nun, trotz seiner Abwesenheit, erfahren wir, was zu wissen ist. Es häufen sich Mappen und Tabellen, Register und sogar eine schwarze Tafel stellt man vor uns hin. Ein regelrechtes Rund­tischgespräch wird das. Zuerst: Was haben die Ziffern auf der schwarzen Tafel zu bedeu­ten? 1968 — nicht schwer zu erra­ten — das laufende Jahr. 1684 — Nutzfläche in Hektar. Und dass wir es hier mit einer Millionen­wirtschaft zu tun haben, können wir auch von der Tafel ablesen: 3 525 829 Lei Grundfonds, auf 100 Hektar entfallen also 235 055 Lei. Nun, von der Reussmarkter LPG hat man schon gehört, wir wissen auch ohne die Erklärung des Ingenieurs, dass die grössten Ein­nahmen der Wirtschaft auf das Konto der Viehzucht gebucht wer­den können. „Im Vorjahr waren es nahezu 1,4 Millionen“, stellt Inge­nieur Ropotă fest. Geplant waren knapp über eine Million Lei. Und der Ackerbau? Unser Gesprächs­partner ist stolz: „Geplant waren 770 000 Lei, eingenommen wurden mehr als 1,2 Millionen“. Fleissige Leute, die Reussmarkter! Wir sehen uns genötigt, dem Agronomen zu erklären, wir seien doch keine Buchhaltungsrevisoren. „Wissen Sie, Reporter wollen sehen!“ „Also im Winter gibt’s nicht viel zu sehen“, meint Ingenieur Ropotă. Ja, ja, da liegt viel Schnee auf dem Acker, aber Daumen drehen werden die LPG-Mitglieder nicht! Buchhalter und Tischler Theiss „Acesta-i socotitorul!“ Man muss nun staunen, denn der Hilfsbuch­halter der Reussmarkter LPG be­­fleissigt sich eines Handwerks, das mit den symbolischen schwarzen Ärmelschonern und trockenen Re­gistern nichts gemeinsam hat. Glas schneidet Wilhelm Theiss. Die Ge­müsebaubrigade zimmert Frühbeet­kästen für den Gemüsegarten der LPG. „Ist man ein halbes Menschenalter Tischler gewesen, so lässt sich der Beruf nicht verleugnen!“ lacht Wil­helm Theiss. Übrigens soll der Buch­halter-Tischler die Feder ebenso gut zu führen wissen, wie den Hobel. Apropos, Gemüsebau. Was die Reussmarkter LPG absetzt, kann sich sehen lassen: Paprika, Zwiebel, Blau­früchte, Kraut, Möhren. Von 13 Hek­tar Gemüsegarten gab es im Vor­jahr 420 000 Lei, übrigens fast das Doppelte der Planziffer. Und Simon Dietrich, der Brigadier, meint: „Dieses Jahr bauen wir Gemüse auf 20 Hektar an, denn, wie Sie selbst feststellen können, lohnt es sich“. Würden die Reussmarkter noch Tabak anbauen — früher haben sie es mal getan — so würde man uns schönen gelben Tabak vorführen. Jedoch Tabak wächst auf dem Reuss­markter Hattert keiner mehr und so steigen wir in den Keller. Jawohl, in den Weinkeller. Riesling, Neu­burger, Mädchentraube, Gutedel, Chasselas Dóré — und aus den Trauben wurde guter Wein. Dass dem so ist, können wir mit gutem Gewissen behaupten . .. „Nur noch 600 Liter haben wir im Keller“, entschuldigt sich Kellermeister Georg Schenker. Schätzungsweise waren es noch 599, als wir die Treppen wie­der hinaufstiegen . . . Gartenbaubrigadier Simon Dietrich lässt es sich nicht nehmen, uns über den Dorfanger zur Reussmarkter Kirchenburg zu führen. Glauben Sie nicht, wir hätten die Absicht, geschichtliche Studien zu betreiben. Nein, die Speckkammern sollen wir besichtigen, das heisst also, den Speck begutachten. Schöner Speck! Handbreit und weich, weiss und — ein Aroma ... Die Schweine hier haben es in sich. Das besonders nachdem sie geschlachtet. Nachher wird etwas Jägerlatein betrieben, denn Simon Dietrich ist begeisterter Jäger; und — das ist nun kein Latein — er hat im De­zember den grossen Schuss getan: einen Keiler von 140 Kilogramm. Übrigens: Man könnte in Reuss­markt bald eine Jägerfiliale gründen; die Gemeinde zählt schon 22 Weid­männer. Ein Stück Monographie Also, nachdem wir Jagdgeschichten gehört haben, gehen wir zum Volks­rat. Sekretär Ion Oltean weiss so viel über Reussmarkt, dass man die ganze Ortsmonographie aufschreiben könnte. Die Gemeinde selbst — hat 2864 Einwohner, das dazugehörige Dorf Dobring 1291. Und was dann noch wichtig ist: ein grosses Kran­kenhaus — gross für eine Gemeinde —, ein Lyzeum mit 612 Schülern. Im Vorjahr hat man einen Selbst­bedienungsladen eingerichtet, der jedem Ortsfremden vorgeführt wird. Er ist sehenswert. Wieviele neue Häuser in Reuss­markt stehen? Auskunft gibt der Sekretär: 240. Freilich, der Begriff „neu“ ist relativ. In den letzten 20 Jahren wurden 240 Häuser ge­baut. Es gibt in Reussmarkt zwei regelrechte, wir dürfen sie schon so nennen, — „Neubauviertel“. In Klammer gesetzt: Was tut Martin Schenker mit den 10 000 Lei, die er gemeinsam mit seiner Frau als Prämie von der LPG erhielt? Übri­gens nicht als einziger; insgesamt wurden 350 000 Lei an die Mit­glieder ausgezahlt. Indiskret — wie wir nun mal sind — wollen wir partout wissen, was Martin Schen­ker mit dem Geld tut. Fernseh­gerät, Waschmaschine, Kühlschrank etwa? „Nein!“ Motorrad? Kopf­schütteln. Sparen Sie für einen Wa­gen? „Aber wo! Ich baue ein zwei­tes Haus — für meine Kinder“. Noch ein neues Haus in Reuss­markt. Wir haben nette Leute kennen­gelernt in Reussmarkt. Nette und tüchtige Leute. Den Simon Spiel­­haupter von der Feldbrigade, (ne­benbei bemerkt: die halbe Gemeinde heisst Spielhaupter), Ion Boabeş, den Vizepräses, der sehr geschätzt wird, den Melker Stefan May, Maria Bu­­nea. Und dann ist die Jugend von Reussmarkt da, die — so die Alten — sich zu unterhalten versteht. Wir lassen uns vom letzten Ball am Sonntag erzählen. Da soll es hoch hergegangen sein. Hora wurde ge­tanzt und Polka. Und die deutschen Jungen Hessen es sich nicht nehmen, im Horareigen mitzumachen; Polka können die rumänischen Jungen und Mädchen genau so tanzen wie die Deutschen. Viel gäbe es noch zu schreiben über Reussmarkt, über seine Men­schen. Man könnte beispielsweise über das Kulturheim sprechen, in dem immer etwas los ist, man könnte die Fernsehantennen in der Gemeinde zählen, man könnte mit Ion Tăuşan über die Geschichte der LPG sprechen und was sich seit dem 16. März 1950 — dieses Da­tum trägt sein Aufnahmegesuch — in Reussmarkt geändert hat. Über die Pläne der Reussmarkter könnte man sprechen, den Schul­jungen beim Fussballspiel Zusehen . .. Nun, wir waren nicht zum letzten Mal in Reussmarkt. Johann DENGEL Mädchen in sächsischer Volkstracht. Foto: Emund HÖFER. Wlrtschaft/Gesellschaft zu schweigen YOn Dienstleistungen, Gaststätten u.a.m. Also dringend in Angriff zu nehmen: die Hohe Rinne. Ein Motel im Jungen Wald ist schon lange fällig. Nächstes Jahr, 1969 also, soll es gebaut wer­den. Und das Camping wird um 150 Plätze, — insgesamt werden es dann 350 sein — erweitert. Und nun hoffen wir Hermannstädter dass die Pläne die man schon seit zwei Jahren hin und herwendet, Wirklich­keit werden: eine Gaststätte auf dem See, eine Touristenherberge über der jetzigen Garten-Terasse, eine gross­­zügige Wassersportanlage (Soll man es wagen an Wasserski zu denken?), die beiden Seen sollen vereinigt werden, der Zoo verlegt. Nun der neue Hermannstädter Mu­nizipalvolksrat wird sich die Chance bestimmt nicht entgehen lassen Her­mannstadt um einige Attraktionen zu bereichern. Gerne fahren wir nach Salzburg. Jedoch zugeben muss man es: das schöne, alte Salzburg macht einen etwas abgegriffenen Eindruck, der Kurort hält Kennerblicken nicht stand. Auch hier: man denke an die wirtschaftliche Seite des Tourismus! Leider beginnt das Übel schon bei der Strasse. Seit nahezu drei Jahren wird an dem Asphaltband gebaut, bei Saisonschluss 1968 soll die Strasse fertig sein. Ilie Popa meint, man solle doch dem Kreisvolksrat sugge­rieren, die Arbeiten noch vor Sai­sonbeginn abzuschliessen. „Die Zahl der Hotelbetten in Her­mannstadt dürfte genügen“, behaup­tet unser Gesprächspartner. Durch die Inbetriebnahme des neuen „Bu­­levard“-Flügels sind es eben 415 ge­worden, dazu kommen noch über 1000 Schlafstellen in Privatwohnun­gen. Steigt einer übers Wochenende auf den Berg — in’s Fogarascher oder Zibinsgebirge etwa — so will er in der Schutzhütte einen warmen Tee trinken, ein sauberes Nachtlager kriegen und auch sonst stellt er ei­nige Ansprüche an unsere Schutz­hütten. Zur Zeit besitzt der neue Kreis Hermannstadt 23 Hütten, die von IBC „Păltiniş“ verwaltet wer­den. Nun gibt sich dieses Unterneh­men redliche Mühe dem Wanderer Konfort zu bieten. Beispielsweise die Poiana-Neamţului Hütte: Elf elegante Schlafzimmer — sind sie besetzt, so ist die Hütte am Berg da —, ein ge­schmackvoll eingerichteter Speisesaal, eine moderne und — Hauptsache — gute Küche. Und dann die Kehrseite: Die Prejba-Hütte. Das Wochenend­ziel der Heltauer wird seit eh und je stiefmütterlich behandelt. Die Schutzhütte ist in einem Zustand, der IBC „Păltiniş“ nicht die beste Re­klame machen kann. Und auch sonst gibt es einiges an unseren Schutzhüt­ten zu tun. Nun vielleicht schaltet sich auch hier der neue Kreisvolks­rat ein! Was man sonst noch bei ONT erfahren kann: Mitte Juni werden 30 000 Exemplare des neuen Her­mannstadtführers — diesmal ge­heftet — auf liegen; ONT gibt ihn auch in diesem Jahr viersprachig heraus. Heuer noch wird mit dem Bau —Übergabe 1969 — einer ONT­­Garage begonnen, die sieben Busse fassen soll; zur Zeit besitzt die Her­mannstädter Agentur 4 Busse und einen LKW. Es wären das bloss einige Fragen, die der Tourismus im neuen Kreis Hermannstadt aufwirft, Fragen die gelöst werden müssen. Denn spitze Zungen sollen nicht mehr behaupten können, das Geld wandere in die Schulerau, nach Predeal... Jochen SPAAK Abfahrt Foto: ZIEGLER Wochenendausflüge und Einen Klausenburgbesuch, einen Ausflug in die Schulerau (anschlies­send Besuch der Törzburg) und eine Fahrt zur Peştera Muierii hat die Hermannstädter ONT-Zweigstelle für Sonntag dem 10. März ausge­schrieben. Für alle drei Ausflüge stellt die Agentur Autocars zur Ver­fügung. Für April (10.—14.) kann eine Reise nach Budapest gebucht werden zum Preise von 690 Lei. Nach Belgrad Auslandsreisen fährt ONT zwischen dem 11. und 14. April (Preis 640 Lei), nach Cer­năuţi zwischen dem 20. und 25. April zu dem Preis von 825 Lei. In die angeführten Preise ist auch das Wechselgeld eingerechnet. Ausserdem igibt die ONT-Zweig­stelle bekannt, dass für den Monat März Einschreibungen für Erholung und Behandlung in den Kurorten (zu ermässigten Preisen) entgegen­genommen werden. Seite 4

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