Hermannstädter Zeitung, 1971. július-október (4. évfolyam, 184-200. szám)

1971-07-02 / 184. szám

Hermannstädter Zeitung Nr. 184 / 2. Juli 1971 schreitung der Tagesnorm ver- lieh sein, die Ernte in einer wirt- Erntebeginn der gesamte Maschi­­dient hat, konnte er nicht sa- schaftlich vertretbaren Zeitspanne nenpark einsatzbereit sein. Wer kann das bezahlen? Mediasch schaltet auf Tourismus / Volksratstagung mit Schwierigkeiten konfrontiert Am 25. Juni trat der Me­diascher V olksrat zu einer erweiterten Tagung zusammen. Hinzugezogen wurden die Ver­treter der Front der Soziali­stischen Einheit, Leiter der lo­kalen Handelsorganisation und der verschiedenen Dienstlei­stungseinheiten. Als Gast war Ion Märgineanu, Direktor des Kreisamtes iür Tourismus, an­wesend. Eingangs legte Silviu Moscu, Sekretär des Munizi­palvolksrates, einen Bericht über die Erfüllung der Volks­ratsbeschlüsse Nr. 11, 12, 14, 15 vor. Die Kerntrage der Ta­gung lautete: Entwicklung der Stadt als Anziehungspunkt iür Touristen. Rele rent war Vize­bürgermeister Adolf Schlosser. Bei der sprunghaften indu­striellen Entwicklung Me­­diaschs während der letzten fünfzig Jahre — 1911 begann hier die Ausbeutung der Erd­gasvorkommen — ist die Pfle­ge der touristischen Sehens­würdigkeiten ins Hintertreffen geraten. Mittelalterliche Ar­chitektur wurde durch die in­dustrielle und städtebauliche Explosion hinweggeiegt, Neues kaum hinzugefügt, in den letz­ten Jahren setzten die Bemü­hungen der Stadtväter ein, die historischen Denkmäler zu re­novieren und auszuwerten. Der Steingässer und der Forkesch­gässer Turm wurden fachkundig renoviert, desgleichen das Franziskaner-Kloster, das nun dem Museum Unterkunft bie­tet. Das Stephan-Ludwig-Roth- Gedenkhaus verzeichnet einen wachsenden Besucherzustrom. Das neuerbaute Hotel „Cen­tral“ (250 Plätze, das sind ein Drittel der im ganzen Kreis bestehenden derartigen Unlet­­kunltsmöglichkeiten) soll die bisher eilig durchfahrenden Touristen zu längerem Ver­weilen bewegen. Aber der Tourist des zwanzigsten Jahr­hunderts ist von quecksilbri­ger Beweglichkeit, meint Di­rektor Ion Märgineanu. Die­sem Bedürfnis soll durch den Ausbau der Gaststätten „Zum Reh“ und jener am Fischteich entsprochen werden. Im „Gre­­weln“ sollen ein Tennisplatz, eine Kegelbahn und eine Reitbahn angelegt werden. Beim Fischteich wurde mit der Stauung des Wassers be­gonnen. Die Leitung des Gast­stättenwesens plant, den „See“ mit Kähnen auszustatten, ja, man sprach sogar von Wett­kämpfen. V izebürgermeister Schlosser bezweifelt allerdings, ob dies zweckdienlich ist. Die Wassereinspeisung ist küm­merlich und wenn man das bisschen Wasser noch mit kräftigem Ruderschlag um­rührt, so dürfte sich der Ver­gleich mit einem Entenpiuhl aufdtängen. Am 23. August dieses Jahres soll die Gast-Stätte eröffnet werden. So hofft man wenigstens. Woher nehmen und nicht... stehlen kann der Volksrat allerdings nicht, obwohl er das Geld dringend nötig hät­te. Das Schulier-Haus im Stadtzentrum ist dem Einsturz nahe, die Stadtmauer im Kin­derpark (Allee) wurde vom Zahn der Zeit und der Ge­dankenlosigkeit der Leute an der Basis bedenklich ange­nagt. In der Eisgasse verfal­len die Reste der Stadtmauer zusehends („Lieber ganz ein­­reissen, als so lassen“ meint Museumsdirktor Wilhelm Her­mann), der „Botanische Gar­ten“ auf der Stadtmauer blüht — Geld ist keines da. Das Kreiskomitee für Kultur und Kunst, die Kreisdirektion für Denkmalschutz hat auch kei­nes. „Wir müssen das Geld beschaffen“, sagte Bürgermei­ster Costicä Potime. Jeder verstrichene Tag verteuert die notwendigen Reparaturen. Und woher finanziert man die Er­weiterung der Parkplätze, die Einrichtung von Ausflugszie­len im „Weberin“, auf der „Gloria", am „Binder-Grund“? Harte Nüsse für den Volks­rat, die er bis Jahresende knacken will. Es wurde be­schlossen bis zum 31. Dezem­ber, die notwendigen Geldmit­tel aus dem Boden zu stamp­fen. Ob das gelingt, ist eine andere Frage. Lobenswert ist, dass man sich nicht hinter dem Geld­mangel verschanzt. Auch oh­ne Geld lässt sich vieles tun. Die lokale Handelsorganisa­tion verpflichtete sich, das Personal der Gaststätten (vor allem „Central" und „Trau­be“) in die Schule zu neh­men. Fremdsprachen, fachli­ches Können, Kenntnis der Sehenswürdigkeiten und was sonst noch zu einem gu­ten Service gehört, soll den Kellnern beigebracht werden. Die Begeisterung der Volks­ratsabgeordneten ist gross. Das Exekutivkomitee ist sich der Schwierigkeiten bewusst. Mit viel Energie lässt sich gewiss wenigstens ein T eil der Vorhaben verwirklichen. R. M. Kurz kommentiert Im Sinne des Aufrufs der Front der Sozialistischen Einheit 120 Millionen Lei über das Halbjahrsoli Industriebelegschaften erhöhen ihre Zusatzverpflichtungen Auch unter den Werktätigen unseres Kreises löste der Auiruf des Landesrates der Front der Sozialistischen Einheit zur Erfül­lung des Entwicklungsplans der Volkswirtschaft in der Zeitspan­ne 1971—1975 grossen Widerhall aus und führte dazu, dass die Belegschaften in der Zeit seit sei­ner Veröffentlichung neue Mög­lichkeiten suchten, um die Wirt­schaftstätigkeit zu verbessern und um hohe Zuwachsraten in der Pro­duktion zu sichern. Im Endergeb­nis konnten im Kreismassstab folgende Verpflichtungen über­nommen werden: Die Warenproduktion des Jah­res wird nicht nur mit 120, son­dern mit 180 Millionen Lei über­boten. Der Bevölkerung werden zusätzliche Waren im Wert von 31,9 Millionen Lei angeboten. Durch Herabsetzen des Kosten­preises werden die Arbeitskollek­tive zusätzlich 13 Millionen Lei erwirtschaften, der Reinertrag wird um 2,3 Millionen Lei erhöht und erreicht 33,4 Millionen Lei. An zusätzlichen Erzeugnissen werden unter anderem herge­stellt: 50 Tonnen Plaste, Möbel im Wert von 300 000 Lei, 65 000 Quadratmeter Gewebe, 10 000 Stück Trikotagen, Konfektionen im Wert von 2,55 Millionen Lei, Schuhe im Wert von 2,5 Millio­nen Lei. Ausserdem wird damit gerechnet, dass durch die vor­fristige Inbetriebnahme neuer Produktionseinheiten und die Verallgemeinerung der zweiten Schicht eine Zusatzproduktion von 22,1 Millionen Lei erstellt wird. Die Erfolge am Ende des er­sten Halbjahrs beweisen, mit welchem Ernst die Belegschaf­ten an die Erfüllung ihrer Auf­gaben herangingen, dass sie ihre ganze Schaffenskraft im Geiste des Aufrufs der Front der So­zialistischen Einheit einsetzten. Die für die Wirtschaft unseres Kreises für das erste Halbjahr festgesetzten Plansätze wurden bereits am 26. Juni erreicht. Bis Ende Juni wurde die geplante Industrieproduktion mit 120 Mil­lionen Lei überboten. Es wurden zusätzlich geliefert: 3 000 Kubik­meter Schnittholz, 10 000 Quadrat­meter Tafelglas, 200 000 Quadrat­meter Gewebe. Allein in den Ma­schinenbaubetrieben wurde durch die Einführung neuer Produk­tionsverfahren eine überplanliche Industrieproduktion von nahezu 15 Millionen Lei hergestellt. Besonders gute Leistungen er­zielten die Belegschaften des Buntmetallwerks in Kleinkopisch, des Gasrusswerks „Carbosin", der Hermannstädter „Libertatea", der Independenţa-Werke, der Glasfa­brik „Vitrometan" u. a. lm Textiiwerk denkt man an die Zukunft kunft mit einer allmählichen Um- Kurt DENGEL Stellung auf dies Material. Mediasch (HZ). — Das Media­scher Textilwerk „Tirnava" be­findet sich in voller Entwick­lung. Seit Jahresbeginn verfügt die Spinnerei über eine um ein Drittel gesteigerte Kapazität, und im zweiten Quartal wurde die Weberei um 244 Webstühle ver­­grössert, was bei voller Aus­lastung einem Zuwachs von über 6,6 Millionen Quadratmetern Textilien ermöglichen wird. Zur Zeit wird eine Studie über die Möglichkeit einer besseren Inte­grierung der einzelnen Abteilun-Hermannstadt (HZ). — Am ver- den, so wird das Planziel von gen. Denn wohl hat die Ernte g!n und die Beseitigung der Eng­­gangenen Samstag begann die 2200 Kilogramm doch überboten, begonnen die Tagesnormen aber ?aSSe m emlgen Zwischen- und T PO TT..-? — 1----_______1 ,-ii_1___.•!_ a ? u în Up,- Endnhase inisrrnarhpitet In Reussmarkt fielen die ersten Halme / Ernteerwartungen werden erfüllt in der Endphase ausgearbeitet. ................- „T. STCU OHUUT1 reuiu: tr; , ... ,, , .. J Versuche zur Herstellung von Proben ergaben, hatte die Gerste „Jetzt erweist es sich, dass es h, . , Mechamsierun9 der Geweben mit 67 Prozent Poly-LPG Reussmarkt als erste im Und zwar bedeutend. Diesbezüg Kreis die Getreideernte. Wie die lieh äusserte sich Simon Roth: wurden von der Leitung des Be-auf einem 33 Hektar grossen richtig war, die Traktoristen durch Landwirlschaft noch nicht fest- esterfäden sind erfolgreich ver­schlag Schnittreife erlangt. Si- das neue Entlohnungssystem an gelegt. Wann will man das tun? laufen. Man rechnet für die Zu­mon Roth, Vorsitzender der LPG der Produktion mitzuinteressie­meinte, es sei der früheste Ernte­beginn, soweit er sich erinnere: ren. Während des Anbaus und der Kulturenpflege leisteten sie „Sonst haben wir immer erst um erstklassige Arbeit. Das macht den 6. oder 7. Juli zu ernten be­gonnen." Am Sonntag fuhren dann alle Vorbereitungen bewiesen die Mediasch (HZ). — In Baassen einzubringen. Daher hat der BML vier Mähdrescher der SML auf Traktorfahrer, dass ihnen der Ar- waren am Wochenende — wie den Einsatz der ersten im Süden' dem Feldstück „Hinter den Gär- beitsverlauf nicht schnuppe sei. der Direktor der dortigen Sta- des Landes freiwerdenden Ernte­ten" den ersten Einsatz des Jah- Sie setzten alles daran, um die tion für die Mechanisierung der maschinen zugesichert. Die Win­­res und ernteten von 8 Hektar Reparaturen qualitätsmässig ent- Landwirtschaft, Ing. Peter Frank, tergerste lagert teilweise; um 24 000 Kilogramm Gerste. Das sprechend durchzuführen, damit erklärte — der grösste Teil der Verluste zu vermeiden,' hat entspricht einem Durchschnitt von die Ernte in kürzester Zeit und 32 Mähdrescher, neun Stroh- der Leiter der Station seinen 3000 Kilogramm. Der LPG-Vor- möglichst verlustlos eingebracht pressen und sechs Dreschmaschi- LPG-Partnern nahegelegt, die sitzende rechnet damit/ dass das werden kann. Am vergangenen nen einsatzbereit. Der Rest Lager mit der Sense au’szuräu­­auf diesem Schlag der durch- Sonntag erntete Ilie Săliştean könnte in zwei—drei Tagen re- men. Auch in der Schwestersta­­gängige Hektarertrag sein wird. 4000, Peter Veres 5000, Ion pariert werden, wenn die benő- tion in Grossprobstdorf ist es Die Ernteerwartungen werden er- Neamţu 6000 und Ion Lupean tigten und versprochenen Bestand- mit den Bestandteüen nicht ge­füllt. Das Getreide ist ausseror- 9000 Kilogramm Gerste. Ob Ion teile geliefert würden. Bei einer rade gut bestellt, doch wird — dentlich gut geraten, wenn auch Lupean sich mit seiner Leistung Fläche von neunzig Hektar pro so der Leiter der Reparaturwerk­­auf den übrigen vier Gersten- die 100-Lei-Prämie für die Über- Mähdrescher wird es kaum mög- Stätte, Augustin Lucaciu Schlägen der LPG die Durch- Schnittserträge tiefer liegen wer­ Getreideernte hat begonnen sich bei den Erträgen bemerk­bar!" Auch während der Ernte-Für den Schnitt bereit Es ist wieder Erntezeit Foto: Horst BUCHFELNER Wirtschaft Der Sache weiter nachgegangen Anderthalb Millionen Ziegel auf der Verladerampe „Record“ hat jetzt Versandsorgen Ende Mai untersuchten wir auf­grund eines Schreibens an die Redaktion in der Ziegelfabrik „Record" die Ursachen, der, wie im Brief behauptet wurde, äu­­sserst hohen Ausschussquote, und stellten fest, dass mit 7 Prozent in der Hermannstädter Ziegelei weniger Ausschuss als in den übrigen Ziegelfabriken des Lan­des verzeichnet wurde. (Alarm in der Ziegelfabrik „Record" HZ Nr. 179). Der neuen Betriebsleitung aber war das kein Trost und es wur­den Massnahmen getroffen, den Ausschuss noch mehr herabzu­setzen. Unter anderem wurden die Mannschaften an den Brenn­öfen für die Qualität der Ziegel mitverantwortlich gemacht, die Zwischenkontrolle bei allen Pro­duktionsphasen verschärft. Die Ergebnisse blieben nicht aus. Und weil das Rohmaterial aus dem die Ziegel hergestellt werden bester Qualität und der Ferti­gungsprozess modern ist, wurde „Record" vor kurzem vom Mini­sterium für Baustoffindustrie auf­gefordert, auch für den Export Ziegel zu liefern. Das ist gegenwärtig aber nicht möglich, denn in der Ziegelei gibt es beim Versand grosse Schwierigkeiten. Die Strasse ist noch immer nicht fertiggestellt und die Baugruppe für Industrie­bauten hat, statt wie geplant am 1. April erst am vergangenen Samstag die Eisenbahnlinie fer­tiggestellt. In der Zwischenzeit wurden auf der Verladerampe anderthalb Millionen Ziegel ge­stapelt. Wie uns Direktor Nico­­lae Forir mitteilte, hat der An­schluss an das Eisenbahnnetz die Versandschwierigkeiten nicht ver­mindert, denn noch werden keine Güterwagen bereitgestellt. Die Kronstädter Regionsdirektion der Eisenbahn hat das Funktions­reglement für das Fabriksgleis, obwohl es bereits Mitte Juni nach Kronstadt geschickt wurde, noch nicht bestätigt. Direktor Forir hat auch des­halb Sorgen, weil er für die Ran­­gierlok Lokführer und Helfer be­reitstellen muss: „Das müssen Fachleute sein, die bei der Ei­senbahn ausgebildet wurden. Die Eisenbahn hat aber keinen Über­schuss an Fachkräften, den sie anderen Betrieben bereitstellen könnte. Daraus ergibt sich ein circulus viciosus.“ Unter der neuen Betriebslei­tung gelang es der Belegschaft, das Plansoll für Mai um 8 Pro­zent zu überschreiten. Auch die Aufgaben für Juni wurden er­füllt. Die im Zusammenhang mit dem Werkgleis aufgetauchten Schwierigkeiten sind überbrück­­bar, wenn die Leitung der Zie­gelfabrik und die Leitung des Hermannstädter Eisenbahnbetriebs sich gemeinsam der Sache an­nehmen. Karl DROTLEFF Seite 3 90 Jahre Mediascher Lederindustrie Unter den Mediascher Industrie­betrieben ist die Leder- und Schuhfabrik „8 Mai" der älteste. Der 29. Juni 1881 gilt als ihr Gründungstag. Damals erwarb Samuel Karres, mit seiner Fa­milie per Eisenbahn und Wagen aus Schässburg zugereist, eine Gerberei, die er mit drei Ange­stellten betrieb. Einige Jahre später begann die Mechanisie­rung des Unternehmens, dessen Produktion — zunächst aus­schliesslich Sohle — langsam aber stetig anstieg: 1919 zählte es hundert Angestellte und ver­arbeitete fast 25 000 Häute. Ein Jahr später nahm man die Pro­duktion von Treibriemen auf, 1930 die von technischen Artikeln für die Textilindustrie und abermals zwei Jahre später begann man mit der Erzeugung von Oberle­der. 1941 kam eine Schuhabtei­lung hinzu. Bis zur Nationalisie­rung im Jahre 1948 wurde ihre Kapazität auf 1 000 Paar Schuhe pro Tag erweitert. Im selben Jahr zählte die Belegschaft 1 022 Personen. Seither hat sich ihre Zahl fast verdoppelt, die Produktion um ein Mehrfaches erhöht. Die Fa­brik gehört heute zu den bedeu­tenden Unternehmen ihrer Spar­te. Die Belegschaft ist bestrebt, dem Handel eine möglichst gro­sse Auswahl an neuen Model­len der unteren und mittleren Preislage zu bieten. Ein Teil der Produktion geht ins Ausland. Seit Jahren hat man feste Abnehmer für Schutzhandschuhe. Treibrie­men und Taschnereierzeugnisse gehen auf den Inlandmarkt. Die Gerberei bemüht sich, durch wei­tere Ledersorten die Vorausset­zung für die Erzeugung neuer Modelle zu ermöglichen. In der kürzlich errichteten Pilotstation wird die Technologie dafür aus­gearbeitet. Man sucht von in­und ausländischen Unternehmen zu lernen, denn der älteste Me­diascher Betrieb wird sich auch in Zukunft weiter entwickeln.

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