Hermannstädter Zeitung, 2000 (33. évfolyam, 1658-1708. szám)
2000-09-15 / 1694. szám
Der Tod eines G e werkschaf tsführers Eine Leibwächterfirma ist an dem Mord beteiligt Attentate auf Gewerkschaftsfunktionäre häufen sich Virgil Sähleanu, der Gewerkschaftsführer des Jassyer Großbetriebs Tepro, ist am 7. September morgens, beim Verlassen seines Wohnblocks, von zwei - wie sich später herausstellte - vorbestraften Männern aus Bârlad niedergestochen worden. Er verblutete kurz darauf im Krankenhaus. Die Täter und ihre Hintermänner wurden nach einem Großeinsatz von Polizei, Grenzschutz und Geheimdienst binnen weniger Tage gefaßt. Außer den vermutlichen Mördern befinden sich noch weitere fünf Personen in Untersuchungshaft, darunter der Tepro-Generaldirektor Victor Bălan, der Chef der Leibwächterfirma Protect aus Vaslui, Cătălin Ciubotaru, und einige Angestellte dieser Firma. Virgil Sähleanu, seit 1998 Gewerkschaftsführer bei Tepro, hat wiederholt auf Unregelmäßigkeiten im Verlauf der Privatisierung des Betriebs aufmerksam gemacht und auch versucht, den Verkauf der auf die Produktion von Rohren spezialisierten ehemaligen Uzina Metalurgică an die tschechische Firma Zelezarny Veseli (zu deutsch: „Die lustigen Schmiede") rückgängig zu machen. Die Betriebsbelegschaft streikt seit Monaten immer wieder gegen die Entlassungen und die angebliche Mißwirtschaft der Betriebsleitung. Zum Verhängnis wurde Sähleanu, wie die Polizei herausgefunden haben will, sein Widerstand gegen den Abschluß eines Vertrags zwischen Tepro und Protect, demzufolge die Wach- und Personenschutzfirma für 416 Millionen Lei monatlich den Jassyer Betrieb hätte bewachen sollen. Der Gewerkschaftsführer wollte die Wächterrolle kostensparend den zu entlassenden Arbeitern anvertrauen. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hat Tepro-Direktor Bălan zusammen mit dem Protect-Chef Ciubotaru das Verbrechen ausgeheckt. Absicht sei allerdings „bloß" gewesen, Sähleanu einen Denkzettel zu verpassen und ihn für einige Monate aus dem Verkehr zu ziehen. Die Anstiftung durch den tschechischen Aufsichtsratsvorsitzenden Zdenek Zemek, vor allem seine Mitwisserschaft, wird nicht ausgeschlossen. Es heißt, er habe Bălan und Ciubotaru zusammengebracht. Zwei Wochen vor diesem Anschlag sind zwei Funktionäre der Alfa-Gewerkschaft - die Filialleiter von Mehedinţi und Turnu Măgurele - krankenhausreif geprügelt worden. Am Mittwoch früh wurde in Temeswar die Gewerkschaftsführerin der Wollweberei ILSA beim Verlassen des Hauses niedergeschlagen. Wolfgang FUCHS Bayerische Geselligkeit bei Bier und Schmalzbrot. Das Tischtuch ist natürlich in Bayerns Landesfarben blauweiß gewürfelt. Das bayerische Festzelt auf dem Großen Ring in Hermannstadt übt nicht nur auf die Bayern (Bild) eine enorme Faszination aus, sondern auch auf die Hermannstädter. Foto: Fred NUSS Mit der Landesflagge und der blau-roten sächsischen Fahne voran, begann der Trachtenumzug beim zehnten Sachsentreffen, das am letzten Samstag in Birthälm abgehalten wurde. Lesen Sie dazu unseren Bericht auf Seite 5. Foto: Beatrice UNGAR BIBLIOTECA „ASTRA' L SIBIU Carl-Filtsch-Wettbewerb: Vor den Finanzen kommt die Musik (Seite 6) Hermannstädter Zeitung Wir sind immer für Sie da. Schreiben Sie uns oder rufen Sie an! cÄ, RO-2400, Str. Tipografilor 12 ®+Fax 069-21.34.22,43.77.65 E-Mail hz@logon.ro HZ online www.logon.ro/hz Nr. 1694 / 33. Jahrgang 15. September 2000 8 Seiten, Preis 2.000 Lei Deutsches Wochenblatt Erscheint jeden Freitag in Sibiu/Hermannstadt, Rumänien Ganz Hermannstadt an der Bier- und Weißwurst-Front Bayerische Kulturtage haben eingeschlagen, alle Veranstaltungen gut besucht Leberkäs, Schweinshaxe, Weißwurst, Brezeln, Bier. Wer neugierig auf bayerische Spezialitäten ist oder sie gerne mag, muß sich beeilen: Nur noch bis morgen abend ist das Bierzelt auf dem Großen Ring geöffnet, so lange noch, wie die Bayerischen Kulturtage in Hermannstadt dauern. Bayern und Bier, das paßt. Aber Bier und Kultur? Paßt auch. Und der das behauptete, muß es wissen: Erstens ist er Bayer, und zweitens ist er der Kulturminister aller Bayern: Hans Zehetmair. Er eröffnete die Bayerischen Kulturtage am vorigen Freitag dort, wo sich das gehört: im Brukenthalmuseum. Nach den obligaten Reden konnte in einem Teil der barocken Räumlichkeiten, die der Baron von Brukenthal für seine Bildersammlung reserviert hatte, eine Ausstellung zeitgenössischer bayerischer Kunst besichtigt werden. Klaus von Gaffron, der Vorsitzende der Sektion Bayern des Berufsverbands der bildenden Künstler, hatte acht Künstler ausgewählt, die ihre Arbeiten - unterschiedlichster Prägung: von der Zeichnung, Malerei und Fotografie über die Bildhauerei zur Rauminszenierung - in Hermannstadt zeigen durften (Bericht folgt). Im ersten Raum wurde man begrüßt von den vier Löwenköpfen der Quadriga des Siegestores in München, doch nicht von den bronzenen Originalen, sondern von ihrer Nachformung in dem vergänglichen Material Papier. Den Ewigkeitsanspruch der Vorlage führt die Zeitlichkeit der Kopie ad absurdum. Die in großer Zahl erschienenen Ausstellungsgäste tranken im Stehen noch einen weißen „Würzburger Stein" oder einen rumänischen Roten, ehe sie sich vor das Haus und auf den Großen Ring zur Eröffnung des dort aufgestellten original bayerischen Bierzelts begaben, wo Minister Zehetmair das erste Faß „ozapfte". Dort gab es original bayerische Schweinshaxe, original bayerischen Leberkäs, original bayerische Weißwurst mit original bayerischem Sauerkraut und original bayerischem Knödel - alles von rumänischen Fleischern geliefert oder aus rumänischen Zutaten in der Küche des Hotels „Continental" unter Aufsicht eines bayerischen Kochs hergestellt und landestypisch gewürzt. Dazu trank man original (Fortsetzung auf Seite 3) Chorkonzert in der Ferula Hermannstadt. - Ein Jugendchor aus Kronstadt unter der Leitung von Martha Lutsch wird am Sonntag, dem 17. September, 18 Uhr in der Ferula der evangelischen Stadtpfarrkirche konzertieren. Es werden außer Weisen von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach auch Bearbeitungen bekannter siebenbürgischer Volkslieder gesungen. Der Chor hatte im Juli mehrere Konzerte in Deutschland gegeben und dabei erfolgreich um Spenden für die Restaurierung der historischen Orgel in Streitfort geworben.