Hermannstädter Zeitung, 2003 (36. évfolyam, 1810-1858. szám)

2003-01-10 / 1810. szám

Die Erfindung des Kugelschreibers (Seite 6) Hermannstädter Zeitung Wir sind immer für Sie da. Schreiben Sie uns oder rufen Sie an! CÄ. RO-2400, Sir. Tipografilor 12 ■ff + Fax 069-21.34.22,43.77.65 E-Mail hzilogon.ro Online www.hermannstaedter.ro Nr. 1810 / 36. Jahrgang 10. Januar 2003 8 Seiten, Preis 5.000 Lei Deutsches Wochenblatt Erscheint jeden Freitag in Sibiu/Hermannstadt, Rumänien Die Bankräuber Wo man Geldinstitute ungestraft plündern kann Der Jahreswechsel war auch diesmal, wie alle Jahre, Grund zu optimistischem Vorausblick (für die Politiker) und kritischem Rückblick (für die „Wachhunde der Demokratie", die Journali­sten). Evenimentul zilei nahm das Datum zum Anlaß, um zu schil­dern, wie in den Nachwendejahren mehrere rumänische Banken geplündert wurden, ohne daß die Verantwortlichen dafür be­straft worden wären. Den „Finanzjonglerien" wären „juristische Zaubertricks" gefolgt; die Justiz habe sich als „Leichenwäscher" betätigt, und die Finanzhaie hätten im besten Fall ein paar Mo­nate in Untersuchungshaft gesessen - wenn überhaupt. Erstes Beispiel: die Klausen­burger Dacia Felix Bank (BDF). Ausgeplündert wurde sie von ihrem Mehrheitsaktionär Sever Mureşan, einem ehemaligen Tennisspieler, und ihrem 2. Prä­sidenten, Horia Hossu. Die bei­den hatten zwischen 1993 und 1995 160 Millionen Dollar aus der Bank abgepumpt. Sie wur­den 1997 festgenommen und nach wenigen Monaten wieder auf freien Fuß gesetzt. Das Ge­richtsverfahren begann in Klau­senburg, wurde nach Suceava verlegt und schleppt sich bis heute dahin, von juristischen Spitzfindigkeiten immer wieder behindert. Mureşan wurde et­wa zur gleichen Zeit wegen Fi­­nanzjonglerien, die im Zusam­menhang mit der BDF standen, von einem Genfer Gericht zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und von Interpol in Budapest verhaftet. Auf Antrag des Gerichtshofs von Suceava wurde er nach Rumänien über­stellt und hier umgehend wie­der auf freien Fuß gesetzt. Unnötig zu sagen, daß die Ver­luste der Dacia Felix Bank nie wieder eingebracht wurden. Zweites Beispiel: die Credit Bank. Sie wurde vom Bankprä­sidenten Marcel Ivan und sei­ner rechten Hand Steriu Popes­­cu bankrottiert. Die beiden hat­ten faule Kredite in einer Ge­samthöhe von 20 Millionen Dollar vergeben, unter anderem an nahe Freunde, wie Ilie Alex­andru, der im Bărăgan-Step­­penort Slobozia auf seinem An­wesen den Eiffelturm und die „Dallas"-Filmfans bestens be­kannte South Fork Ranch nach­gebaut hatte (Kredite von 1,2 Millionen Dollar, 2,1 Millionen DM und 28,8 Milliarden Lei), und Vasile Gheorghe, ein be­reits in Ceauşescu-Zeiten unter dem Spitznamen Gigi Kent be­kannt gewordener, gerissener Geschäftsmann (5,8 Millionen Dollar, 2 Millionen DM und 8,5 Milliarden Lei). Auch der be­reits genannte Sever Mureşan hatte sich bei der Credit Bank (mit beinahe 10 Millionen Dollar) bedient. Die Hauptver­dächtigen, Ivan und Popescu, wurden 1995 verhaftet und bald darauf wieder freigelassen. Ste­riu Popescu setzte sich in die USA ab, um drei Jahre später todkrank nach Rumänien zu­­ (Fortsetzung auf Seite 2) Blick vom Ratturm auf die evangelische Kirche und den Kleinen Ring in Hermannstadt. Foto: Fred NUSS Ion Iliescu und Adrian Nästase ziehen die Bilanz des Jahres 2002. Aus: „Plai cu hoi" Vom friedlichen Klang der Glocken Kunsthistorisch wertvolle Glocken auf Hermannstädter Kirchtürmen Vom Kirchturm der evangelischen Stadtpfarr­kirche in Hermannstadt erklangen in der Silve­sternacht eine Viertelstunde lang die drei insge­samt 7,6 Tonnen schweren Glocken. Zur glei­chen Zeit läuteten auch die Glocken der rö-misch-katholischen Stadtpfarrkirche und die der orthodoxen Kathedrale das neue Jahr ein. Der Klang der Glocken begleitet Lebensanfang und Lebensende, Feierstunden und Trauerstun­den, kündet die Stunde und warnt vor Gefahr. Vom Turm der evangelischen Stadtpfarrkirche ertönt seit über 500 Jahren die Nachtglocke. Sie ist die nördlichste der drei Glocken. Viele Jahrhunderte lang wurde sie abends um acht geläutet, um die Bürger zur Nachtruhe zu rufen, wie Johann Seivert in seiner 1791 veröffent­lichten chronologischen Tafel der Provinzial-Bürgermeister von Hermannstadt vermerkt. Sie trägt in Latein den Bibelspruch: „Ich bin das A und O, der An­fang und das Ende und der Ur­sprung. O König der Herrlich­keit, komme in Frieden." Als Gußdatum wird im Bestands­verzeichnis der evangelischen Kirche das Jahr 1411 genannt. Mit der Turmuhr verbunden durch einen Draht, der einen Hammer auf die Glocke schla­gen läßt, ist die größte Glocke, Stundenglocke genannt. Die Stundenglocke wurde um 1395 gegossen und 1891, nachdem sie ein Jahr davor gesprungen war, umgegossen. Die Johannisglocke, die süd­lichste Glocke auf dem evange­lischen Kirchturm, benannt nach Johannes dem Täufer, war die älteste datierte Glocke Sie­benbürgens. Gegossen wurde sie erstmals 1350 und danach zweimal - 1789 und 1874 - um­gegossen. Am 22. August 1916 wurde laut „Chronik der Stadt Hermannstadt" von Emil Sige­­rus die Johannisglocke zusam­men mit einer anderen Glocke der evangelischen Stadtpfarr­kirche und drei Glocken der rö­misch-katholischen Stadtpfarr­kirche für Kriegszwecke requi­riert. 1933 wurde anstelle der Johannisglocke eine neue Glocke gestiftet und im Turm aufgehängt. Sie trägt die deut­sche Inschrift: „Das Wort Gottes bleibet in Ewigkeit." Das Jahr 1931 ist vermerkt auf der mittleren und den beiden kleineren Glocken, die um eine (Fortsetzung auf Seite 3) Die Hermannstädter haben 93 Millionen Euro gespart Hermannstadt. - Die Natio­nalbank Rumäniens hat kürz­lich eine Übersicht über die pri­vaten Sparguthaben veröffent­licht. Derzufolge haben die Be­wohner des Kreises Hermann­stadt Ersparnisse im Wert von knapp 93 Millionen Euro auf der hohen Kante liegen. 63,4 Pro­zent davon sind in der Landes­währung, der Rest in Devisen. Die größten Sparer sind mit fast 22 Millionen Lei pro Kopf die Bukarester, es folgen die Einwohner der Kreise Jassy (11 Millionen Lei) und Klausen­burg (8 Millionen Lei). Die Her­mannstädter rangieren mit sie­ben Millionen Lei pro Person auf Platz sechs der Rangliste. Die Summen sehen imposant aus, sind es aber nicht: Sieben Millionen Lei entsprechen 200 Euro. Soviel hat der Durch­schnitts-Hermannstädter auf der Bank liegen! Insgesamt haben die Rumä­nen Bankguthaben in Höhe von umgerechnet 4,25 Milliarden Euro.

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