Hermannstädter Zeitung, 2013 (46. évfolyam, 2315-2363. szám)

2013-01-11 / 2315. szám

Hermannstädter Zeitung Nr. 2315/11. Januar 2013 GESELLSCHAFT 2013 ist das Jahr des Gottesdienstes Neujahrsempfang im evangelischen Bischofshaus in Hermannstadt Zum traditionellen Neujahrsempfang lud Bischof Reinhart Guib am 8. Januar 2013 ins Bischofshaus ein. Der Einladung folgten Vertreter der Kirchengemeinden, der Kirchenbezirke, verschiede­ner Einrichtungen sowie Freunde und Partner der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, nicht zuletzt die deutschsprachigen Medien. Bischof Guib sagte in seiner Begrüßung u. a. „Wir wollen ei­nander Gutes wünschen. Gottes Heil und Segen möge euch wie ein Schatz auf den Wegen des neuen Jahres begleiten." Mu­sikwart Kurt Philippi lud alle Anwesenden zum Singen eines Neujahrkanons ein und beglei­tete den Gesang souverän mit einer Schulglocke. Es folgten kurze Grußwor­te. Im Namen des leider aus gesundheitlichen Gründen ab­wesenden Landeskirchenkura­tors Friedrich Philippi sprach Hauptanwalt Friedrich Gu­­nesch und betonte im Hinblick auf die Jahreslosung: "Wir be­finden uns nicht in so großer Bedrängnis, sondern wir sind froh, dass es sich lohnt, in dieser Kirche zu arbeiten." Ebenfalls in Anlehnung an die Jahreslosung - „Wir haben hier keine bleiben­de Stadt, sondern die zukünfti­ge' suchen wir", Hebräer 13,14 - sagte der Schäßburger Stadt­pfarrer Hans Bruno Fröhlich, der den Bischofsvikar vertrat: "ln der Jahreslosung erfahren wir etwas, was eigentlich jeder weiß und doch nicht so wahrha­ben will. Die zukünftige Stadt ist gar nicht so weit entfernt und es liegt auch an uns selber, auf diese zukünftige Stadt hinzuar­beiten". Der Leiter des Departements für Protestantische Theologie der Lucian Blaga-Universität, Stefan Tobler, wünschte allen Anwesenden, sie mögen in diesem Jahr eine »ansteckende Fröhlichkeit« verbreiten. Als Arzt wünsche er allen Gesund­heit, sagte der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Paul Jür­gen Porr, als Vertreter des Fo­rums hoffe er auf „Einsicht und Zusammenhalt". Generalkon­sul Thomas Gerlach stellte fest: „Die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien hat eine Zukunft und in diesem Sinn werde ich mich auch äußern" und nicht zuletzt wünschte auch der Ho­norarkonsul der Republik Ös­terreich, Andreas Huber, allen alles Gute. Den „Wunschüberbringern" dankte zum Abschluß der Gastgeber, Bischof Reinhart Guib, und freute sich, dass diese „einen Schatz von guten Wünschen eröffnet" hätten. Er rief alle dazu ein, das alte Jahr in die Hände Gottes zu legen und versöhnt ins neue Jahr zu schreiten und Gott zu danken für die „Schatzkiste", in der sich menschliche Schätze befinden sowie solche zur Geschichte ge­hörende Schätze. Die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien habe das Jahr 2013 zum „Jahr des Gottes­dienstes” erklärt. Damit wolle man sich darauf besinnen, was „Mitte und Herz der Kirche ist" und versuchen, möglichst allen Mitgliedern der Kirche möglichst jeden Sonntag einen Gottesdienst anzubieten Auch gelte es, so Bischof Guib, „unse­re Kirchenburgen nicht als Last sondern als Schatz zu heben". In diesem Sinn durften alle Anwe­senden den Kalender 2013 mit „Schätzen unserer Kirche" als Geschenk entgegennehmen. Beatrice UNGAR Bischof Reinhart Guih (stehend) begrüßte die Anwesenden. Fotos: Fred NUSS Musikwart Kurt Philippi Reichhaltiges musikalisches Angebot Wieder zwei verschiedene Neujahrskonzerte im Thaliasaal Während das Orchester der Hermannstädter Staatsphilharmo­nie unter der Stabführung von Francois Robert Girolami auf Tour­nee durch Frankreich und Italien weilte, bot das Hermannstädter Jugendorchester (Sibiu Youth Orchestra) zum Jahreswechsel im Thaliasaal zwei Neujahrskonzerte. Beide waren ausverkauft. Unter der Stabführung von Gabriel Bebeşelea boten das Ju­gendorchester und seine Gäste zum vierten Mal in Folge ein ab­wechslungsreiches Programm, das zum Teil den beiden Jubi­­laren des Musikjahres 2013 ge­widmet war: Richard Wagner (130. Todestag am 13. Februar und 200. Geburtstag am 20. Mai d. J.) und Giuseppe Verdi (200. Geburtstag am 10. Oktober d. J.. Auf die Bühne traten außer dem Orchester die Sopranistin Dani­ela Vladescu, der Bass-Bariton Zoltán Nagy und Mitglieder des Hermannstädter Balletttheaters. Die berühmte Sopranistin sang zur Freude aller Musikliebha­ber u. a. die Arie „I could have danced all night" der Eliza aus dem Musical „My Fair Lady" (Musik: Frederick Loewe) und Marias Arie „I feel pretty" aus dem Musical „West Side Story" Musik: Leonard Bernstein). Be­geistern konnte auch der Klau­senburger Bass-Bariton Zoltán Nagy, (Jahrgang 1984) der zum ersten Mal dabei war, mit eini­gen Arien aus den Opern "Car­men" von Georges Bizet, "Fi­garos Hochzeit" von Wolfgang Amadeus Mozart oder "Faust" von Charles Gounod. Nicht zuletzt konnten die Zu­schauer an den beiden Abenden, auch Tänzerinnen vom Her­mannstädter Balletttheater auf der Bühne erleben. Veranstalter waren auch in diesem Jahr der Verband für In­­terpretatives Schaffen der Musi­ker aus Rumänien (Uniunea de Creaţie Interpretativa a Muzi­cienilor din Romania, UCIMR), der Elite Art Club Unesco und das städtische Kulturhaus. Rund 1.000 Zuschauer wurden insge­samt gezählt. Ebenso ausverkauft waren bzw. sind auch die beiden Neu­jahrskonzerte des Phiharmonie- Orchesters (Dirigent: Walter Gugerbauer, Solisten: Alexandra Tämiceru, Michael Vanca), die gestern und heute stattfanden bzw. stattfinden. Das ist ein Zei­chen dafür, dass die Hermann­städter diese musikalischen An­gebote gerne annehmen. Mit dem gestrigen Neu­jahrskonzert beginnt die dies­jährige Reihe der Donnerstag- Konzerte im Thaliasaal. Am 17. Januar dirigiert Theo Wolters das Orchester und die Pianistin Monica Florescu spielt Rach­­maninows Klavierkonzert Nr. 2 in c-Moll, am 24. Januar kon­zertieren die Hermannstädter Philharmoniker unter der Stab­führung von Altmeister Petre Sbarcea und die Pianistin Ilinca Dumitrescu spielt Beethovens 3. Klavierkonzert in c-Moll und am 31. Januar wird wieder ein­mal Francois Robert Girolami dirigieren und die Pianistin Ni­­coleta Meiţoiu spielt Mozarts 23. Klavierkonzert in A-Dur. B. U. Die Tänzerinnen des Hermannstädter Balletttheaters. Fotos: L. STRĂUŢ Daniela Vladescu Seite 4 Im Jahreslauf Noaj oorschnoocht, Goorsnoocht im Brauch und im Aberglauben Die Silvesternacht ist im Siebenbürgisch-Sächsischen zunächst als 'Neujahrsnacht' der deutschen Hochsprache entsprechend belegt, zum Bei­spiel „noajoorschnoocht" (Hermannstadt), „noaijoor­­schnuacht" (Bistritz). Dazu kommt auch die Wortform 'Jahrsnacht', zum Beispiel „goorsnoocht" (Hammers­dorf, südsiebenbürgisch), je­­orsnuacht" (Wallendorf, nord­­siebenbürgisch). Es ist die Nacht, vom 31. Dezember zum 1. Januar, in der man bei Essen, Trinken und Tanzen aufbleibt. Diese besondere Nacht ist mit Bräuchen und Aberglauben verbunden. So heißt es: „an der goorschnu­­echt am zpiälf schpruoind em fum dasch oawer fun der bongk ant noai goor" ('in der Neujahrsnacht springt man um zwölf Uhr von dem Tisch oder von der Bank ins neue Jahr'; Heldsdorf, im Burzen­land), ähnlich auch ohne wei­tere Angabe: „an der näöi­­giersnuecht schproand em ant näöi gier ('in der Neujahrs­nacht springt man in das neue Jahr'; Zeiden, im Burzenland); damit das neue Jahr gut be­ginnt und Glück bringt, darf man das Feuer nicht ausgehen lassen, dazu der Beleg: „mer hu em brauch doad em än der noajoorschnuecht det faier näd soal loassn uegoo" ('wir haben in unserem Brauch, dass man in der Neujahrs­nacht das Feuer nicht ausge­hen lassen soll'; Kreweld, nordsiebenbürgisch); auch Tiere sollen in der Neujahrs­nacht zu sprechen beginnen: darauf deutet das Beispiel „an der goorschtnuecht beriien sich de goater woa em se het gefitert" (etwa in dem Sinn: 'in der Neujahrsnacht be­spricht sich das Rindvieh, es teilt einander mit, wie es im Laufe des Jahres gefüttert wurde'; Schogen, nordsieben­bürgisch); um zu erfahren, wie die Ernte im kommenden Jahr aussehen könnte, wird Folgendes gemacht: „em schtächt än der jeorschtnuecht en meesser änt bruit" ('man sticht in der Jahrsnacht ein Messer ins Brot; am Morgen kann man an der Klinge se­hen, wie die Ernte aussehen wird'; Schaal; südsiebenbür­gisch); auch zum Schutz ge­gen die Hexen werden Maß­nahmen ergriffen, darauf deu­ten die Belege: „än der naaije­­orschnuaxt hun de oalt laait en loab änt faaier gedeu, de häkzn sin nät ku" (in der Neu­jahrsnacht haben die alten Leute einen alten Schuh ins Feuer getan, damit die Hexen nicht kommen'; Pintak, nord­siebenbürgisch); „än der noai­­joorschnuacht hu mer /die Stalltüren/ mit knooblach ge­­schmeart em de häkzn" ('in der Neujahrsnacht haben wir die Stalltüren mit Knoblauch eingeschmiert, als Abwehr­mittel gegen die Hexen'; Kleinbistritz, nordsiebenbür­gisch). Welcher Brauch und welcher Aberglaube heute noch weiter lebt, ist nicht ab­zusehen. Sigrid HALDENWANG

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