Karpathen-Post, 1915 (Jahrgang 36, nr. 1-51)

1915-01-07 / nr. 1

dies nach dem Balkankriege mit Hilfe der Deutschen re­­organisiert wurde, zählt anderthalb Millionen Soldaten, wovon für einen eventuellen europäischen Kampf 400.000 Mann in Betracht kommen. Kanonen besigt es 1200, Kriegsschiffe 83 mit ungefähr 700 Kanonen und 112 Tor­­pedolanzierern. Das große und reiche Gebiet, welches bisher fremde Staaten ausnüßten, ernährt die verhält­­nismäßig dünne Bevölkerung reichlich, mit andern Mit­­teln versehen wir und Deusschland die Türkei. Und nun zu unseren 7 Feinden. Rußland besißt ein Gebiet von 22.800.000 Quad­­ratkilometer mit einer Bevölkerung von 170 Millionen. Seine Kriegsstärke betrug 3.600.000 Mann, welche jedoch angeblich auf 10 und mehr Millionen gebracht werden kann. Es verfügte über 5830 Feldgeschüße, 396 Kriegs­­schiffe mit 2570 Kanonen und 541 Torpedolanzierern. In Bezug auf Verpflegung besißt es reiche eigene Quel­­len, für den Ersaß von Kanonen und Munition hat es nur eine einzige Fabrik, da der größte Teil seiner Be­­waffnung aus französischen Fabriken stammt. Die mili­­tärischen Sachverständigen halten es für unmöglich, daß die von den Franzosen und Engländern isolierten Russen die ständig verbrauchten und zu Grunde gerichteten Kriegs­­mittel, welche Japan auf großen Umwegen mit der sibi­­rischen Bahn teilweise zu liefern bemüht ist, auf die Dauer erfegt werden könnten. Rußland lieferte im ersten Ab­­schnitte des Krieges den Beweis von seiner großen Be­­reitschaft und erlangte mit seinen kolossalen Massen von Soldaten ein Übergewicht. Die riesigen Gebiete und die Verpflegung der Unmenge von Soldaten verlangt jedoch eine vorzügliche Organisation, welche bei der verschwen­­derischen und nicht kontrollierbaren Wirtschaft der Russen nicht vorhanden ist und so leicht zu einer Katastrophe führen kann. Der auf tönernen Füßen einherwankende Riese­­­ wie man Rußland zu nennen pflegt , kann die eine große Ordnung erfordernde Kriegsführung nicht lange aushalten und dürfte wahrscheinlich unter der eige­­nen Riesenlast zusammenbrechen. Die Verschwendung seines Menschenmaterials und seiner Munition, der Ver­­lust von mehr als 1000 Kanonen hat seine schädlichen Folgen bereits im Dezember fühlbar gemacht. (Fortsezung folgt.) Neujahrsrede des Grafen Khuen- Héderváry : Exzellenz, Herr Ministerpräsident! Sehr geehrter Freund! Wenn wir heute nach alter Gepflogenheit vor Dir erscheinen, um Dir und Deinen Ministerkollegen unsere Neujahrswünsche zu übermitteln, fühlen wir, daß der gegenwärtige Anlaß in doppelter Hinsicht sich von frü­­heren ähnlichen Gelegenheiten unterscheidet. Heute sind wir nicht bei Dir erschienen, um den Parteiführer zu begrüßen, denn dies würde der gegebenen Lage nicht entsprechen, sondern wir sind zum Ministerpräsidenten Ungarns gekommen, auf dessen­ Schultern in diesen e­ben schweren Zeiten, da Du die Interessen des Landes und der Nation schoßen mußt, eine ungeheure Verantwortung ruht. Aber mit Stolz blicken wir in dieser Deiner Eigen­­schaft auf Dich, der Du troß der zweifachen Inanspruch­­nahme Deiner glänzenden Fähigkeiten mit einer auf alles sich erstreckenden Sorgfalt bemüht bist, in der großen Politik Deiner Verantwortlichkeit Genüge zu leisten und im Interesse des Staates und jedes Bürgers alle schäd­­lichen Wirkungen des Krieges zu mildern — wobei Dich Deine Kollegen mit aufopfernder Arbeitsfreude und Fachkenntnis unterstoßen — und der Du im Interesse der Allgemeinheit . Dich auch die Mitwirkung jener zu versichern wußtest, die in unserem öffentlichen Leben an­­sonsten nicht einer Meinung mit Dir sind, deren Fähig­­keit und Arbeit die Nation aber in diesen schwierigen Zeiten nur schwer hätte entbehren können. Unser heutiges Erscheinen unterscheidet sich von den ähnlichen Anlässen auch dadurch, daß wir heute nicht zu feiern gekommen sind. Der Zeitenlauf ist nicht danach angetan. Wenn wir in der Frühe bei regnerischem Wetter oder bei Frost uns erheben, denken wir immer nur an unsere im Felde stehenden Soldaten. Wir denken nicht nur an diejenigen, die uns nahe stehen -- und wer hätte nicht liebe Verwandte im Kriege? --, sondern auch an jeden einzelnen unserer Soldaten, die für König und Vaterland und regen aussehen für uns alle heldenmütig sich dem Kugel­­und alle Entbehrungen des Krieges er­­tragen. Wir denken an die Verwundeten und Kranken, die heimkehren und in den Spitälern gepflegt werden. Und doch, wie viel Krüppel und­­ Bettler wird es troß sorgfältiger Pflege nach diesem Kriege geben! Wie viel Familien sind in Trauer gesezt worden! Wir denken aber auch an die Daheimgebliebenen, die ihres Ernäh­­rers beraubt, sich bekümmert die Frage vorlegen, ob ihre Lieben noch am Leben sind. Wie groß sind die wirtschaftlichen Schäden, die die Gesamtheit und der einzelne in diesem Kriege erleiden. Wie viel nüßliche und fruchtbare Arbeit mußte unters­prochen werden. Die in Friedenszeiten verklungenen Beschwerden und Klagen wurden durch noch größeres Elend gesteigert. Wenn man von all dieser Besorgnis über das eigene Los und über das seiner Mitmenschen erfüllt ist, mag es nicht wundernehmen, daß selbst die Verstreuung als verlegend erscheint, an eine Feier aber ist ganz und gar nicht zu denken. Aber wenn wir auch nicht feiern dürfen, bietet sich uns doch ein herzerhebender Anblick, wenn wir all jene Erscheinungen, die wir seit dem Kriegsausbruch erlebten, an uns vorüberziehen lassen. Bereits der erste Tag der Kriegserklärung grub sich wie ein nationaler Triumph in unsere Erinnerung ein, als wir sahen und daß alle Teile beider Staaten der Monarchie diese fühlten, . Kriegs­­erklärung als eine Befreiung von einem beschämenden Joch betrachten. Ungarns Volk verschmolz, wie immer in großen Zeiten, zu einer einzigen Einheit. Als unsere ins Feld ziehenden Soldaten, blumengeschmückt und sin­­gend von einem freudentrunkenen Publikum begleitet, an uns vorüberschritten, da war es die Überzeugung, daß sie für eine gerechte Sache ins Feld ziehen, die auf die Lippen der weinend Abschied nehmenden Mütter, Frauen und Mädchen ein stilles Lächeln zauberte. Überall herrschte die Überzeugung, daß die Ehre des Landes und des Königs und die Unabhängigkeit verteidigt werden müssen. Und als die zahllosen Militärzüge durch das Land brausten, da war jedermann mit Freude und Opferwil­­ligkeit bemüht, den strapazenreichen Weg der Eingerückten zu erleichtern. Niemand fragte, wessen Standes der an­­dere sei. Es waren herzerhebende Szenen, die niemand vergessen kann, der sie jemals mitangesehen. Unser aller Brust schwellt sich im Stolz, wenn wir von dem heldenmütigen Verhalten unserer Soldaten er­­fahren, das den Feind nicht nur in Schrecken verseßt, sondern auch gleichzeitig seine Bewunderung zu errin­­gen vermag. Und ist jene Fürsorge nicht ergreifend, die unsere Frauen und Töchter seit Monaten unermüdlich in der Pflege unserer Verwundeten an den Tag legen ? Muß es nicht jeden Patrioten mit Freude erfüllen, daß sich zum Erstaunen der ganzen Welt eine so ungeheuere ma­­terielle Opferbereitschaft der Nation offenbarte ? Können wir nicht stolz darauf sein, daß die große Kraftanstren­­gung der Daheimgeblibenen troß der Verminderung der Arbeitskräfte das Wirtschaftsleben der Nation in einem verhältnismäßig normalen Rahmen zu erhalten vermag? Wenn wir all das in Betracht­ ziehen und vor unser geistiges Auge zaubern, dann müssen wir sagen, daß diese Kraftentfaltungen danach angetan sind, daß wir unsere Besorgnis beiseite lassen, mit Beruhigung in die Zukunft blicken und mit unerschütterlichem Vertrauen auf den endgültigen Sieg warten. Wir wissen, daß der Weltkrieg nicht nur unsere gerechte Sache, sondern auch große historische Probleme zu erledigen berufen ist (Zu­­stimmung.) Aber auch diese Probleme berühren allernächsten. Das ist ein Kampf, der freien und uns am für ihre Unabhängigkeit besorgten Staaten und Nationen, die nicht dulden können und auch nicht dulden werden, daß die Hypertrophie zweier sogenannter Weltmächte zum Schaden aller übrigen zur Geltung komme. Deshalb fech­­ten die im Kampf stehenden Zentralmächte nicht nur für ihre eigene Sache, sondern auch für die Freiheit derjeni­­gen europäischen Staaten, die bisher nicht im Felde stehen. Das ist ein Grund mehr, um unserem endgültigen Sieg zu vertrauen. Denn diesen erheischt die Weltordnung und der Friede. Wir vertrauen auf ein günstiges Gestirn und auf eine gütige Vorsehung, die den Lebensabend unseres bis zur Schwärmerei geliebten und verehrten, greisen und gro­­ßen Königs dadurch vergolden wird, daß der dem Kriege folgende Frieden seinen Völkern das gedeihliche Fort­­kommen bringen wird, dem er jeden Augenblick seines Lebens geweiht hat. Wir vertrauen auf die Führer unseres braven Hee­­res und auf jeden einzelnen Soldaten, die so viel Beweise ihrer Todesverachtung und ihrer Heldenhaftigkeit gegeben haben. Wir vertrauen­ auf die Treue und gleichzeitig in den Waffen unseres Verbündeten, der deutschen Nation und ihres Kaisers, wir vertrauen auch in der Kraft jenes Staates, der unseren Feinden den Krieg erklärend, nun gleichfalls unser Verbündeter in diesem gigantischen Kam­­pfe geworden ist. Wir vertrauen in der materiellen Kraft unserer Nation, die den Weg finden wird, um unsere für die nationale Existenz kämpfenden Heere mit allem Notwen­­digen zu versehen. Wir vertrauen auf unsere Mädchen und Frauen, die wir in der Tätigkeit, die sie in ihrem Kreise entwic­­keln, als Heldinnen erkannt haben. Sie leisten, abwei­­chend von ihrer bisherigen Arbeit in der Familie und im Haushalt, den schwersten Samaritanerdienst, indem sie den im Kriege verwundeten und erkrankten Soldaten solgliche Pflege angedeihen lassen. Wir vertrauen in der schöpferischen Kraft der Nation, welche die unserer Volksmwirtschaft durch den Krieg ge­­schlagenen Wunden heilen wird. Wir fegen auch in die Kraft der Nation Vertrauen, welche über die stellenweise auftauchenden Kleinmütigen und Furchtsamen triumphiert. Der beste Beweis, daß die Nation siegen wird, weil sie siegen wiss. Wir vertrauen auf den Träger der ersten verant­­wortlichen Würde des Landes, auf den Grafen Stefan Tipa auch deshalb, weil wir wissen, daß er, wen einmal von der Feststellung der Friedensbedingungen die Rede sein wird, von dem ihm zustehenden Recht Gebrauch machend, an dem Zustandekommen eines solchen Friedens mitwirken wird, der eine geistige und materielle Stei­­gerung der Güter der im Kriege moralisch gestählten Nation sichern wird. Möge der Himmel Dir und Deinen Kollegen so viel Kraft, Gesundheit und Ausdauer geben, als Fähigkeit, Pflichtbemwußtsein und Eifer in Euch wohnt. Und dazu noch ein geruhsames, von Sorge und Kummer freies Familienleben. Gott erhalte Dich ! Als der Befehl zur erneuten Räumung der Sanlinie ausgegeben wurde, war ich von Przemysl nach Jaro­s­­lau unterwegs. Dort hatten die Russen bei der ersten Besezung schon ärger gewütet, hatten neben vielen andern auch die Wohnung des Bürgermeisters, dessen geraubten Pelzmantel sie für 50 Kronen feilboten, demoliert und dreißig Bü­­ger mit sich fortgeführt. Die rus­­sischen Geschoße bestrichen bereits Stadt und Straße wie­­­der; vor den menschenleeren und zersezten Häusern von Radymno zwangen ihre Granaten unsere Wagen zur Um­­kehr nach Przemysl, von wo ich mit einem der letten abgelassenen Bahnzüge Sanok erreichte. Bei Zaborz zweigte unser Zug von der durch Militärtransporte vor­­­­ . Wo die Russen in Angarn „braten, x M 11/49 14 stopften Linie Sanok--Neusandecz nach Süden ab, um bei Lupkow die ungarische Grenze zu überschreiten. Berge traten weit zurück, die Laborcza gab uns das Geleit bis Homonna, wo wir am Mittag des zweiten Tages Rast machten. Wir kamen aus Galizien, das vom Kriege ausgepreßt ist wie eine Zitrone, und waren nicht verwöhnt. Was gab es doch in dieser ersten unga­­rischen Stadt für herrliche und unserm Auge längst ent­­wöhnte Dinge! Schaufenster waren da, dann wieder unverhängte Läden, in denen man kaufen, Wirtshäuser, in denen man essen konnte. Läden mit Wurst und Schin­­ken und halbierten Schweinen ; Läden mit Brot, Käse, Aepfeln, Nüssen ; Läden mit Kleidern, Wäsche, Winter­­pelzen ; Trafiken mit Memphis (Zigaretten) und Tra­­bukos. Im Wirtshaus, das am Schloßplaß steht, trug uns die Wirtin auf, trugen uns die Töchter auf, trugen uns die Mägde auf, wir liefen selber zu dem mächtigen Steinherd der überwölbten, dunstgefüllten Küche, die mehr dem Laboratorium eines fanastischen Alchymisten*? glich — wir aßen, lachten, tranken ; Galiziens stinkige Kalkeier, trockenes? Brot, *schmieriges Geschirr, Galiziens zerstörte Dörfer und verstörte Armut, des Krieges Not und Größe fielen wie ein Ab­druck von uns ab. Draußen stand in der wohrnemen Abgeschlossenheit eines englischen Rasen­­parkes das Barockschloß des Grafen Alexander Andrássy, je ein Löwenpaar aus grünpatinierter Bronze auf den Mauerpfosten des kunstreich geschmiedeten Parktores und im Mitteldurchgang des Kastells. Es wurde gerade für das Armeekommando in ihm Quartier gemacht; Graf Andrá­ssy selber sollte in dem Meierhof daneben logieren, in dessen Hof zwei zahme Störche stolzierten. Es ist anders gekommen: die hier stehende Armee erhielt eine andere Verwendung, und über die Karpathenpässe drangen die ausgehungerten russischen Horden in das Land, darinen sie Milch und Honig, wittern mochten — und Tod und Gefangenschaft fanden. Madelunig, der mir auf der Weiterfahrt entgegenkam, hat an dieser Stelle davon erzählt. Am nächsten Morgen stoppte unser Zug in Nagy- Mihály, das zwanzig Kilometer südlich von Homonna liegt . Kriegszüge fahren nicht exrpreß. Wir frühstückten auf der Verpflegestation, die im Bahnhof eingerichtet ist , mit Schuppen voll Speck, Salami, Brot, Kesseln voll Tee, Zucker und Rum, frühstückten an saubergedeckten Bret­­tertischen­­ vor den Geleisen. Während der vorvergangenen Nacht waren in unserem Zug drei Schwerverletzte gestor­­ben, diesen Morgen zwei, die nun durch Sanitätssoldaten auswaggonirt wurden. Auf der­­ Bahnhofsrampe stand ein dralles Bauernmädchen. Das weiße Kopftuch knüpfte sich um ein volles, rundes, rotes­­ Gesicht; zwei starke, blonde Zöpfe mit rotem Zopfband fielen auf das ultra­­marinfarbene Umschlagtuch ; aus den Wellenkreisen der kurzen, dicken, braunbestrumpfte, steif abstehenden Faltenröcke stemmten sich in der Hand, und derbe­ Waden. Sie­ stand, die Peitsche sah in mitleidloser Neugier auf die nackten, gelben Leiber , das blühende Leben auf den fah­­len Tod.­­ Sátoralljia-Ujhely: noch­ einmal durften wir­ Ungarn kosten — in seinen Weinen kosten. Sonne, som­­merwarme Sonne lag noch auf allen Hängen, deren Rebenstöcke schon gelesen waren. Dem Bahnhof gegeniüs­­cher lehnt sich ein stattlicher, blißsauberer­­ Bau an einen Hügel, in dem 24 Gänge­­ eingegraben sind. In ihnen lagern 15.000 Hektoliter Faßwein und 200.000 Flaschen. Wir kosteten die Proben, die der Käfer, den­­ Finger auf dem röhrenförmigen Ausfluß des Glashebers, in die Kelche sprigte, und die im Schein der Kerzen golden funkelten, und begriffen die stürmische, nun wieder unge­­stillte Sehnsucht der Russen von Tokaj. Dann kamen wir nach­­­ diesem Rebengelände nordwärts nach Kaschau und von dort in unser Quartier zurück, das gleich da­­nach aufs ungarischen­ Boden verlegt wurde. Denn inzwi­­schen hatte sich in Galizien die Neuformierung der österreichisch-ungarischen Truppen vollzogen, und die Russen drängten nach. Sie beseßten die Petroleumgebiete, deren hochragende Bohrtürme aus der Ferne den Bismarck­­türmen der deutschen Heimat nicht unähnlich sehen, und suchten zum­­ zweitenmal alle die,kleinen jüdischen Städte heim, durch die ich seit vier Monaten, mit dem Kriegs­­pressequartier oder allein, beim Vormarsch oder Rückzug, so oft gekommen sein. Ausgeplünderte Ortschaften, zerstörte Herrensitze, gesprengte Brücken, verendete Pferde und viele, viele frische Gräber kennzeichnen die breite Straße, die der Krieg genommen­ hat. Flüchtlinge "aus jener Gegend, die unsere Quartierstadt passieren und­ mich wiederer­­kennen, erzählen mir mancherlei darüber. Ein Bauer aus einem Dorf bei Brzozow, der mit krankem Fuß über die Karpathen gehumpelt kam, berichtete mir : „Eine rus­­sische Reiterpatrouille plünderte unser Dorf und siebzehn Häuser nieder. Einer der Kosaken packte brannte meine Tochter an; als sie„sich„wehrte j Fund und ich“ihr zu Hilfe eilte, schoß er mich in den Fuß und warf das Mädchen in den Bach, der hinter unserm Hause fließt. Ein Pfarrer aus Krosno erzählte: „Der russische Kommandant ver­­langte, daß für ihn in denselben Räumen Quartier gemacht werde, in denen unsere Generalität gewohnt habe. Ferner verlangte­ er zehntausend Brüde ;fals nur siebentausend geliefert tribution werden konnten, erlegte er der Stadt einen Kon­­auf. Den Soldaten war das Plündern, den Einwohnern ‚die Abgabe von Alkohol an sie verboten. Aber obgleich einer del­ Russen wegen Raubes gehängt,kein anderer mit 25 Knutenhieben bestraft wurde, ließen sich die Tscherkessen — hochgewachsene Burschen in schmucken roten, weißen und hellgrauen Uni­­formen — auch hier die beliebte Frage nach der Zeit oder nach­ Wechselgeld nicht verdrießen. Sie zogen dabei den Leuten zuvorkommend Uhr und Portemonnaie aus der Tasche, plünderten die Uhrenhandlung radikal aus tranken in der Apotheke alles, was ihnen trinkbarzuschien, und bedrohten die Hausbewohner, die ihnen dem Befehl gemäß alkoholische Getränke verweigern wollten, mit Erstechen. Zu mir kamen zwei betrunkene K­osaken­­ und verlangten Schnaps. Ja gab ihnen ein Glas, sie woll­­ten mehr. „Als ich mich weigerte, zog der eine den Säbel, hieb nach mir und fiel dabei berauscht um. Da er bewußt: 2 Dis vaio ? - .

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