Kassa-Eperjesi Értesitő, 1862 (Jahrgang 24, nr. 1-101)

1862-01-01 / nr. 1

fähr gegen 4 Uhr Morgens entfernten sich die Räuber und nahmen zwei Leichen und Gegenstände, die sie raubten, mit sich. In dem zu­­zugelassenen Leichnam erfannte man den Schweinehirten des Ortes." * * Maros - Väsärhely , 23. Dezember. Unsere Stadt hat gestern ihr Weihnachtsangebindy erhalten. Die hiesige k. k. Bezirks= Finanzdirektion verfündete mittelst Maueranschlägen , daß die exeku­­tive Eintreibung suspendirt vom Neujahrstage Exekution vor Steuern dur­ Militärgewalt einstweilen ist. Es wird jedoch unter einem Jedermann eindringlich ermahnt, seinen Steuerzustand­ um so­­íliger einzuzahlen , als nach Militär­ im Versäumungsfalle noch in Anwendung kommen würde, strengere Das Leichenbegängniß des Prinzen Albert in London am 23. Dezember 1861. Heute wurden die sterblichen Ueberreste des Prinzen Albert in der Schloßkapelle von Windsor beigesetzt. Von früher Stunde an ließ die große Scloßglo>e in gemessenen Pausen ihren dumpfen Klageton erdröhnen und dazwischen klangen die Stimmen von St. Johns, Clever und anderen Nachbarfírdjen. Das feuchte schaufige Wetter und ver­bleifarbige Himmel erhöhten den düstern Eindruck, den die Ausgestorbenheit aller Straßen und die gespenterartig umher­­schleichenden Einwohner auf den Fremden hervorbrachten. Es hatten sich indes nur sehr wenig Fremde aus London eingefunden, da man wußte, daß auf den ausdrücklichen Wunsch des hohen Verstorbenen die Bestattungsfeierlichkeiten so einfach als möglich werden sollten. Um 11 Uhr wurden alle zur Schloßkapelle führenden Wege von einer starken Polizei - Abtheilung beseßt, welche nur die besonders eingeladenen Personen vorüberließ. Vor dem Haupteingange der Kapelle stand mit umflorten Fahnen eine imposante Abtheilung Gar­­den und im Schloßpark feuerte die berittene Artillerie in gemessenen Zwischenräumen Trauersalven ab. Bald nach 11 Uhr kamen die Minister, die Hofbeamten und andern Gäste angefahren. Die ersten darunter waren Lord Derby, der Erzbischof von Canterbury, Earl Russell und der Herzog von Buccleuch. Sie wurden an der Kapellen­­thür empfangen und nach ihren Sitzen auf dem Chor geführt. Kurz vor 12 Uhr fette sich der Leichenzug in Gang, doch konnte man außerhalb des Schlosses nichts davon sehen. Obgleich die Strebe, die er zurückzulegen hatte, sehr kurz war, langte die Bahre­body erst 20 Minuten nach 12 Uhr an der Kapellenthür an, wo ihr der Prinz von Wales an der Spite der königlichen Leidtragenden entgegentrat. Der Prinz von Wales nämlich und die andern Leid­­tragenden nahmen nicht am Zuge Theil, sondern hatten vorher in der Kapelle sich versammelt. Es waren darunter Prinz Arthur, Herzog Ernst von Sachsen-Koburg, der Kronprinz von Preußen, der Herzog von Brabant, der Graf von Flandern, der Herzog von Nemours, Prinz Ludwig von Hessen, Prinz Eduard von Sachsen-Weimar und der Maharajah Duhleep Singh. Da jeder der genannten Leidtra­­genden von seinem Gefolge umgeben war und außerdem fast alle Mitglieder der Regierung , eine große Anzahl Mitglieder des diplo­­matischen Korps und eine Menge Pairs, Bischöfe und Armee-Offi­­ziere sich eingefunden hatten, so kann man sich denken, daß das nicht übergeräumige Gotteshaus gedrängt voll war. Fast alles Tageslicht war durch die schwarzen Vorhänge ausgeschlossen und die Stilios, die in dem gruftartigen Naume herrschte und nur durch das Grabgeläute von außen unterbrochen wurde, hatte­­ etwas Peinli<es­. Der Zug bewegte sich wann langsam von der Kapellenthür aus nag der Gruft. In der Mitte ging der Prinz von Wales, zu seiner Rechten der kleine Prinz Arthur, zu seiner Linken der Herzog Ernst von Sachsen- Koburg. Der Prinz von Wales strengte sich nicht wenig an, um seinen S­merz zu bekämpfen. Der Herzog Ernst, der seinem ver­­ewigten Bruder auffallend ähnlich sieht, ließ seinen Thränen freien Lauf. Auch der Kronprinz von Preußen war tief ergriffen. Aber der fleine Prinz Arthur weinte, wie ein rechtes Kind, das er noch, ist, und vermochte sich kaum zu fassen.­­ Einmal wendete sich der­ Prinz von Wales zu ihm und flüsterte ihm einige offenbar beschwich­­tigende Worte zu. Ein paar Minuten lang war er auch ruhiger. Aber als die wid­erhallenden Orgelklänge durch das­­ Gebäude gingen, verließ vom kleinen Prinzen all' seine Standhaftigkeit und er mußte sein Gesicht ins Taschentu<ß hüllen. Unter den Choralen, die während­ der Feierlichkeit gesungen­ wurden , waren mehrere, die aus dem Deutschen übersetzt sind und für die der Verstorbene stets eine besondere Vorliebe gezeigt hatte. Einer derselben beginnt mit den Worten: „Ich werde nicht im Grab verbleiben". Der Dechant von Windsor, der ehrenwerthe und hoc­hwürdige Gerald Wellesley , der den Gottesdienst leitete, wurde stellenweise so übermannt, daß ihm die Stimme versagte und in" einzelnen Momenten gab die ganze Versammlung jeden Versuch auf, ihren Schmerz zum Schweigen zu bringen Nach dem lutherischen Hymnus: „Großer Gott, was seh' und hör? ich?" wurde das Grabtum vom Sarge genommen. Earl Spencer befestigte darauf die Krone eines Prinz-Gemals zu Häupten des Sargdegels, während Lord Lennox am anderen Ende dasselbe mit dem Feldmarschallstabe, Degen und Federhut b­at. Als dies geschehen war und der Sarg unter dem gedämpften Grabgeläute der großen Glocke und dem Feuern der Kanonen im Park langsam in die Gruft zu sinken begann, verhüllten die Prinzen ihr Gesicht und brachen in tiefes Schluchzen aus. Die tiefe Stille, die darauf eintrat, wurde von halb ersticten Seufzern unterbrocen und Mander dachte daran, wie Prinz Albert erst vor wenigen Monaten am Rande derselben Gruft gestanden und um die Herzogin von Kent geweint hatte. Der Gottesdienst wurde dann fortgesetzt bis zum Schlußgebet, worauf der Wappenkönig in die Gruft trat und die Titel des Ver­­storbenen ausrief. Die letzten Worte dieses Spruches, welche die Königin einschließen, lauten : „welcher Gott langes Leben, Gesundheit und Ehre schenken möge.“ Bisher waren die Worte gewöhnlich : „langes Leben, Gesundheit und Glück." Als die Leidtragenden noch einmal vortraten, um dem Sarge einen lezten BIT nachzusenden, spielte die Orgel den Todtenmarsch aus Saul. Zuerst trat der Prinz von Wales vor und sah mit gefalteten Händen hinab, aber nur einen kurzen Augenblic, da er sich nicht lang zu halten vermochte. Nachdem Alles vorüber war, stiegen die Hofdiener mit Fackeln in die Versenkung hinab, um Sarg und Bahre durch dem­ gemauerten Gruftgang bis an die Thüre des Grabgewölbes zu rollen. Hier bleibt der­ Sarg, einige­ Zeit stehen. Ehe man ihn in die Tiefe sinken ließ, wurde er mit einigen Ange­­venfen von Frau und Kindern geschmückt. Gestern nämlich kam in Windsor ein Bote der Königin aus Osborne mit drei kleinen Blumenkränzen und einem Blumenstrauß an. Die Kränze waren aus Wipps und Veilchen, von den drei älteren Prinzessinnen gefloch­­ten; den Strauß aus Beilchen, mit einer weißen Kamelie In der Mitte hatte die königliche Witwe gesandt.­­­­­­ Er schleppte den Zitternden mit sich, die Treppe hinab in den Feu­er, welchen er hinter ihm abschloß und den Schlüssel seiner Alice übergab , mit der Weisung, den Gefangenen morgen früh in Frei­­heit zu sehen.­­ Noch vor Tagesanbruch fand das junge Pärchen sich wieder zusammen ; Alice mit verweinten Augen — und auch die Augen des guten Jaques konnten's nicht läugnen: Thränen vergossen zu haben. — Leiden und Meiden thut immer weh! doppelt aber thut's einem so jungen Liebespärc­hen, in dessen Herzen das Feuer der ersten, reinsten Liebe brennt. Neue Thränen begleiteten die lezten Abschiedsworte ! — ein langer , heißer Kuß besiegelte den Schwur ewiger Liebe und Treue, „dann riß Jaques sich los, drängte sein Liebchen zurück und verließ das väterliche Haus, rasch davon rennend und nicht ein einziges Mal sich umbildend, bis er die Stadt hinter sich hatte, da sank er zu Boden, barg das glühende Gesicht im feuchten Grase und so luchzte laut. Alice hatte dem Steivenden nachgesehen, so lange die Morgen­­dämmerung und ihre verweinten Augen es gestatteten, dann kehrte sie still in ihr Kämmerchen zurüc und­­ entschlief sanft , denn das gute Kind hatte die ganze Nacht für ihren Jaques gearbeitet. Als sie wieder erwachte, war es schon dom am Tage , erschroen wate sie an ihren Gefangenen, und eilte hinab, ihn zu befreien. Blaß, zitternd, halb todt vor ausgestandener Angst, stieg Mon­­sieur Martin aus dem Keller und fragte, mit wehmüthiger Freund­­lichkeit , „wie sich denn der liebe Monsieur Jaques befänden ." Alice eilte, ohne ihm zu antworten, wieder auf ihr Stübchen , wo sie so lange blieb, bis Herrn Renés zornige Stimme sie herabci­irte. — Jaques hatte sich endlich so weit gefaßt, daß er seinen Weg fortfehen konnte, er erhob sich und schritt dem Walde zu. Am Eingang des Waldes traf er die schöne Zigeunerin, welche Kräuter zu suchen schien. „Ei, so on so früh? fleiner Schelm?" rief sie, ihn erbli>end, ihm entgegen. — „So früh schon kommst Du wieder zu uns ? was führt Dich her ?" „&ebe zu Euch! versezte der Schelm doppelsinnig — (das junge Weib bezog es einfach auf sich!­ „Io will mit Euch­­ wandern.“ „Du? =­ mit uns" fragte die Zigeunerin. Nicht anders, schöne Here! Id bin meinem Alten davon gelaufen." „Hoho! ein so wildes Früchtchen bist Du? — Das hätt' ich aus Deinen streuherzigen, reinen Augen nicht herausgelesen.“ „Sieh! eine Zigeunerin und versteht die Augensprache nicht. Doch­­ viellei<t reden meine Augen wahr und ich bin wirklich kein so wildes Früchtchen ! Wie nun, wenn meine reinste heiligste | Neigung von meinem Vater mißbilligt wurde ? =­ wie wenn er­­ verlangte : ich sollte den göttlichen Funken ertödten, der mir im Herzen glüht 2“ „Bursc­hen ! Du redest mir zu hoch." „Dann lügt Dein Auge!“ „Daha! woher weißt Du, was ein Weiberherz erfüllt 2“ „Darauf kann ich Dir nicht antworten — aber Du hast recht ! O, ich weiß, was Du meinst! eine Warnung solltes sein, daß Du mich nicht verstehen wolltest ; eine Warnungs Eurer wilden Horde mich nicht zu zeigen, wie ich wirklich bin. — Nun wohl es gilt! — führe mir zu Deinen Mann, daß er mich aufnimmt unter seine Bande — Ig will Euch Allen nichts sein, als der lustige Jaques.“

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