Kaschauer Zeitung, April-Juni 1873 (Jahrgang 35, nr. 27-52)

1873-06-11 / nr. 47

­­­ . hervortritt, so bewahren sie sich noch immer die Elemente der früheren hochfeinen Electoralwolle, um, wenn die Wolle wieder gesuchter und im Verhältnisse bezahlt werden wird, deren ausschließliche Production wieder aufnehmen zu können. An diese alten Firmen reihen sofort Ludwig Abtheilung So zahlreiche neue Erscheinungen, Sachsen-Coburg-Gotha v. Fejer in Tisza-Szajós, (Ausstellungs-Zeitung.) in der unga­­b­e für Ungarns reges Streben im Gebiete edlerer Schafzucht lautes Zeugniß geben, trat die Actien-Gesellschaft für land­­wirthschaftliche Unternehmung „Agricola“ in Kapuvar, Graf Geyza Brunswig in Ausstellern , Johann Mártonväsar, in Baloghvar und Fülek die königlich ungarische­­ Kronherrschaft Gödöllő, Baron Simon Sina, in Ercsi und Erd, Salomon Bisc­hitz in Pußta-Maisa, Kaspar Geist's Witwe in Csajo, Graf Wilhelm Palffy- Daun in Surany-Paty, Albert Mandl in Kotaj, Graf Johann Somogyi in Lovasz-Patona, Alexander und Paul Ritter v. Schöller in Leva, Gabriel Skublics in Zala-Szent-Mihály, Albert v. Wodianer in Gyoma und Baron Moriz v. Wodianer in Komjathi, von den Siebenbürger Paget in Gyeres, Ladislaus v. Tisza in M. N. CsSan, Baron Ludwig Jo­sika in Klausenburg, Josef v. Zeyk in Klausenburg, Graf Emerich Miko in Klausenburg, Baron Daniel Banffy in Klausenburg und zahlreiche andere Züchter mit unstreitig sehr beachtenswerthen Thieren auf, und diese Menge von edleren Zuchten in Ungarn gibt der hin und wieder laut gewordenen Meinung, daß künftig Ungarn, Ga­­lizien und Rußland berufen sind, den europäischen Woll­­markt mit der sehen, offenbar sehr feinsten Gattung dieses Productes zu ver­­viel Begründung. Professor Ladislaus v. Wagner, rissen zu ihrem Werthe besser sich aber 3 Herzog diesen Verlust, von welchem das Parlament wie die Nation betroffen ist. Zu der Kammer herrschte eine sehr bewegte Stimmung. 5 Neueste Nachrichten. Ungarn. Pest, 5. Juni. Sämmtliche Sectionen des Abgeordnetenhauses berieb­en und acceptirten heute­ Vormittags die Militärgrenz-Vorlagen sammt den von der Deák-Conferenz beschlossenen Zusätzen. Der Antrag Luksis' auf Erhöhung der­­ Diäten von 5 auf 10 fl. wurde blos von zwei Sectionen acceptirt. — Die heutige Plenarsitzung des ungarischen Juristen­­tages faßte über die vorliegenden Anträge der Sectionen fol­­gende Resolutionen: Preßvergehen sind nur nach den Bestim­­mungen des allgemeinen Strafrechts zu beurtheilen ; das eheliche Güterrecht ist im Sinne des streng gesonderten Ver­­mögens-Besitzes der Ehegatten festzustellen. Einer ansehnlichen durch Györi geistreich vertretenen Minorität gegenüber, ent­­scheidet sich die Majorität in der Frage der Ehescheidungs­­gründe für vollkommene Anheimstellung derselben an die Hin­­sicht des Richters; dieser soll auf Trennung der Ehe erkennen können, wenn er gleichviel aus welchen Gründen die Ansicht gewonnen hat, daß das Band der Ehe factisch unhaltbar geworden ist. — Die Berathungen des ungarischen Juristentages wurden heute Abends geschlossen. Der nächste (fünfte) Juristen­­tag findet zu Pfingsten 1874 in Pest statt. = 6. Juni. Das türkische General-Consulat verlaut­­bart, daß wegen der günstigen Nachrichten über die Abnahme der Cholera die Quarantaine-Dauer für die vom ungarischen Donau-Ufer anfangenden Schiffe auf fünf Tage herabgemin­­dert wurde. Schiffe, die einen von der Sanitäts-Commission delegirten Arzt an Bord haben, genießen freie Durchfahrt durch alle türkischen Donauhäfen. — Eine gestern unter Moriz abgehaltene Commission, Vorsitz des Honved-Obersten worin das Honved-Ministe­­rium und das Honved-Obercommanando vertreten waren, beschloß eine militärwissenschaftliche Monatsschrift durch die Ludoviceums-Honved-Akademie herausgeben zu lassen, die auf Hebung des militärischen Geistes in Ungarn zu wirken und ihren Leserkreis nicht nur in der Honved-Armee, sondern auch unter den ungarischen Offizieren der gemeinsamen Armee zu suchen habe.­­­ 7. Juni. Fürst Karl von Rumänien soll­­ demnächst, seiner Gemalin folgend, Rumänien auf Nimmerwiedersehen verlassen. Die „Reform“ behauptet, die Rumänen seien hier­­auf vorbereitet und würden, wenn eine Katastrophe einträte, in Bukarest Florescu und in der Moldau Laskar Catargiu mit der Führung der Geschäfte betrauen. — Der Kaiser ernannte den russischen Marschall, Grafen Berg, zum Inhaber eines österreichischen Regimentes. — 7. Juni. Die japanesische Gesandtschaft wurde in feierlicher Audienz vom Kaiser empfangen. Agram, 5. Juni. Heute wurde Advocat Stephan Vrabcevic mit 22 Stimmen von 25 Botanten zum Bürger­­meister von Agram gewählt. Oesterreich. Wien, 6. Juni. Heute fand ein glänzen­­des Militärdiner statt, zu welchem 150 Personen geladen waren ; es waren anwesend alle fremden Militärs, alle aktiven Generale und Oberste, Andrassy und Novikoff. Der Kaiser und die Erzherzöge trugen­­ die russische Uniform, der Czar und die Großfürsten die österreichische. Nach dem dritten Ganze brachte der Kaiser von Oesterreich folgenden Toast aus: Erlauben Ew. Majestät, daß ich in Meinem und im Namen Meiner Armee auf Ew. Majestät und die tapfere russische Armee ein Hoch ausbringe; die Anwesenden stimmten in die Hochrufe des Kaisers ein während die Kapelle russische Volkshymne spielte. Der russische Kaiser brachte die für dann folgenden Toast aus : Gestatten Ew. Majestät, daß ich ein Hoch ausbringe auf Ew. Majestät und Ihre brave und treue Armee, worauf die Kapelle den Radetzkymarsch spielte. Das Diener endete nach secs Uhr. — Lasser tritt nächsten Dienstag einen fast zweimonatlichen Urlaub an. — Prinz Adalbert von Preußen ist heute Früh in Karlsbad in seinem 62. Lebensjahre plötzlich gestorben. — Die Ankunft des deutschen Kaisers dürfte durch dessen Unwohlsein und den neuerlichen Todesfall in der Familie eine Verzögerung erleiden. — Nach siebenwöchentlichem Urlaub und nach Rückkehr im August erfolgt mittelst Patents die Auflösung des Reichs­­rathes und Ausschreibung der Wahlen für Oktober. — Heute fand die kirchliche Jahresfeier für die Rettung des russischen Kaisers beim Pariser Attentat statt ; der österreichische Kaiser und die kaiserlichen Prinzen erschienen bei der Feier. — Die französische Regierung hielt anfänglich eine offizielle Notifikation an die fremden Regierungen, die stattge­­habte Veränderung betreffend, nicht für nothwendig. Sie wurde jedoch von Berlin aus darauf aufmerksam gemacht, daß die Verträge mit Deutschland jene Nothwendigkeit darthun ; denn aus diesen Verträgen geht hervor, daß die deutsche Regierung stets mit „Herrn Thiers, Präsidenten der französischen Repu­­blik“, nicht aber mit der Regierung der französischen Republik verhandelt hat. Italien, Rom 5. Juni. Eine Depesche aus Frosinone meldet, daß Ratazzi heute um halb 10 Morgens dortselbst gestorben ist. Die Nachricht hat hier einen sehmerzlichen Ein­­drug hervorgebracht. — (Sigung der Deputirten-Kammer.) Der Präsident zeigt den Tod Ratazzi­ s an, welchen er als einen Fall der nationalen Trauer betrachtet; er beantragt, die Sitzung aufzuheben und die Parlamentsfahne durt 14 Tage in Trauer zu hüllen. Minister-Präsident Lanza und mehrere Deputirte aus den verschiedenen Fraktionen der Kammer beklagen lebhaft Lokal-Nachrichten. — Gemeinderathssitzung vom 27. und 28 Mai. a) Das Ersuchschreiben der Kaschauer Kön­­ung. Post­­direction um Ueberlassung des städtischen Grundes am Holz­­platze nächst der Eperieser Landstraße, oder einer am Heuplage anzuweisenden geeigneten Grundfläche zum Aufbaue eines neuen Post- und Telegrafen-Amts­gebäudes, und Bestimmung der diesfälligen Bedingnisse wurde dahin erledigt, daß die General­­versammlung keinen dieser Gründe bewilligen könne und zu­­gleich besclossen, an das k. ung. Handelsministerium zu bes richten und in dieser Repräsentation vorzüglich herauszuheben, daß die Regierung den Staat nur schädigen würde, wenn die­­selbe sich für schließen möchte, den Ankauf eines kostspieligen Baugrundes ent­­wo doc­h das h. Aerar über einen auf dem frequentensten Plage und im Mittelpunkte der Stadt gelegenen, 1040 Quadratklafter enthaltenden Grund verfügen kann, auf welchem das Post- und Telegrafenamt in dem durch den Herrn Finanzdirector dr. Kapeller und seine Aemter benügten vorderen Theile des Gebäudes, die Direction aber in der gegen die Treischhauergasse gelegenen rückwärtigen und zu diesem Zwecke auszubauenden Abtheilung untergebraut werden können. b) Die Beschwerde der hiesigen Handelskammer gegen die Regalienpachtgesellschaft wurde in Folge der diesbezüglich durc die Stadthauptmannsc­haft gepflogenen Untersuchung als unbegründet erklärt und mit dem Bemerken abgewiesen, daß die Entscheidung über allfällige Mißbräuche und Aussc­hrei­­tungen zum Wirkungskreise des Stadthauptmannamtes, als Behörde erster Instanz, zugehöre. c) Der Kostenüberschlag bezüglich der in Form6 abge­­brannten, nun neu zu erbauenden Wohnung des Wirthschafters wurde angenommen und der Magistrat mit der schleunigen Effecttirung des Baues betraut. d) Die Abdankung des städtischen Oberingenieurs Julius Mikes wurde zur Kenntniß genommen und die Besehung dieser Stelle im Concurswege angeordnet. Die diesfälligen Gesuche sind bis 30. Juni einzureichen, bis zu welchem Tage der Ober­­ingenieur im Dienste zu verbleiben verpflichtet sei. e) Das Abdankungsgesuch des Marktcommissärs Eduard Gerster wurde genehmigt und die Besetzung dieser Stelle, wie auch der des Rathhaus-Aufsehers im Concurs­wege angeord­­net, zur Einreichung der diesfälligen Gesuche aber der 30. Juni bestimmt. Bis dahin wurde auf die Marktcommissärsstelle Anton Plepovics, auf die Schaffer- und Hausinspektorsstelle Josef Reich, beide mit Beibehaltung ihrer gewärtigen Zah­­lung, substituirt, Eduard Gerster um eine Pension abweislich beschieden, jedoch mit seinem Ansuchen .) Schließlich wurde in Folge Ablebens des städtischen Thorschreibers Michel Konya, behufs Besetzung dieser Stelle ebenfalls mittelst Concurse8, der 30. Juni bestimmt, bis zu welchem Termine sich die Bewerber zu melden haben. Fronleichnamsfeier. Derselben werden um 8 Uhr früh wie alljährlich, die Soigen der Behörden, alle dienstfreien Herren Generäle, Stabs- und Oberoffiziere, die Geistlichkeit , die Lehrkörper und Studirenden bei­­wohnen, sowie 1 Bataillon unseres Hausregimentes mit der Militärmusik-Kapelle und 1 Compagnie zur Begleitung des Hochwürdigsten zu den Altären ausrücern und die üblichen Ehrensalven geben.­­­ Bischof Johann Perger spendete am 7. d. M. in Somos, am 8. in Eperies, am 9. in Siroka, am 10. in Szinnye die Firmung, und wird dieselbe heute in Jernye und morgen in Zeben, wo Se. Excellenz auch das Frohn«­leichnamsfest begehen wird, am 13. in Höthärs, am 14. in Palocsa, am 15. in Darócz, am 16. in Berzevicze, Senilleton. Am Sonntag Morgen ward vielfach darü­ber hin und „Ich glaube fest, daß eine bedeutende Person unter seiner Maske stet", bemerkte Miß Marianne. „Wie be­­zaubernd romantisch !" „Er spricht sehr laut und sehr artig", fiel Tom schüchtern ein, "allein ich verstehe eigentlich nicht, was er sagt". „Io lange fast an zu verzweifeln, daß Du jemals irgend etwas verstehen wirst, Tom”, sagte sein Vater, der natürlich durch Mr. Horatio Sparkins Unterhaltung sehr erleuchtet war. „Es ist ganz offenbar, Tom“, sagte Miß Teresa, „daß Du Dich heute Abend entsetzlich lächerlich gemacht hast“. Die ganze Familie bestätigte Teresa's Ausspruch, und der unglücliche Tom drückte sich möglichst tief in seine Wagene>e. Mr. und Mrs. Malderton besprachen noch lange ihrer Tochter Aussichten und die demnächst zu treffen­­den Einrichtungen. Miß Teresa begab sich zu Bett, er­­wägend, ob es sich, falls sie einen Titel erheiratete, für sie schien würde, die Besuche ihrer jegigen Freundinen anzu­­nehmen, und träumte die ganze Nacht von verkleideten Grafen, prachtvollen Roots, Straußfedern, Brautkränzen her gesprochen, auf welche Weise der sehnsüchtig erwartete Horatio muthmaßlich erscheinen würde. Hielt er ein Gig? — Sollte er vielleicht zu Pferde kommen ? — oder einem Stellwagen seine Gönnerschaft zuwenden ? Diese und andere Fragen von gleicher Wichtigkeit beschäftigten Mrs. Malder­­ton und ihre Tochter den ganzen Vormittag. „34 muß doch in der That sagen“, bemerkte Mr. Malderton gegen seine Gattin, „es ist höchst verdrießlich, daß Dein Bruder sich gerade heute bei uns zu Gast ge­­beten hat. Er hat gar zu ordinäre Manieren. I< habe, da Mr. Sparkins kommt, absichtlich Niemand außer Flam­­well eingeladen. Und nun Dein Bruder — ein Gewürz­­krämer — es ist unerträglich. J< würde lieber tausend Pfund verlieren, als ihn in Gegenwart unseres neuen Be­­kannten seines Ladens erwähnen hören. Es möchte darum sein, daß er hier ist, wenn er so gescheidt wäre, es nicht merken zu lassen, welche ein Schandfled­er für die Familie ist; aber er ist so verwünscht verliebt in sein sehauderhaftes Geschäft, daß er Jedermann offenbaren wird, wer und was er ist“, welchem Mr. Jakob Barton, der Bruder und Schwager, von Mr. Malderton sprach, war ein wohlhabender Geschützkrämer, und so gemein denkend, so ganz entblößt von seinem Gefühl, daß er nie und nirgend Bedenken trug, zu bekennen, daß er sich nicht „zu vornehm für sein Ge­­schäft“ hielt. „Ich mache mir mein Geld damit“, pflegte er zu sagen, „und meinetwegen mag's die ganze Welt wissen". „Ah, mein werthester Flamwell, wie geht's ?" rief Mr. Malderton einem eintretenden kleinen Manne mit grüner Brille entgegen. „Sie erhielten mein Billet ?" „Allerdings ; und stelle mich mit Ihrer Erlaubniß ein“. „Kennen Sie nicht den Mr. Sparkins wenigstens dem Namen nach ? Sie kennen ja alle Welt". „Ganz recht, eine römische Nase — das wollt ich eben sagen. Er ist ein feiner, junger Mann ?“ „Freilich“. „Hat äußerst einnehmende Manieren ?" „Ja freilich", sagte die ganze Familie wie aus einem "Munde „Sie kennen ihn unfehlbar“. „Ic­h dachte mir's wohl, daß Sie ihn kennen würden, wenn er ein irgend bedeutender junger Mann ist“, rief Mr. Malderton triumphirend aus. „Was meinen Sie, wer er ist?“ „Ihrer Scn­derung nach", sagte Flamwell sinnend, und ließ die Stimme fast zum Geflüster sinken, „hat er eine Mr. Flamwell gehörte zu den Leuten von unglaublich ausgebreiteter Bekanntschaft, die Jedermann zu kennen vor­­geben und natürlich Niemand kennen. In Malvertons Hause, wo mit begierigen Ohre Alles verschlungen wurde, was vornehme Personen betraf, war er ebenso beliebt, als geehrt, und da er sehr gut wußte, mit was er Leuten er es zu thun hatte, ließ bekannt sein zu wollen, er seiner Leidenschaft, mit Jedermann alle Ziegel schießen. Er hatte eine besondere Manier, seine größten Lügen beiläufig und mit der Miene der Selbstverläugnung einzuflechten oder hinzu­­werfen, als ob er fürchtete, für anmaßend gehalten zu werden. „Om, nein, ich kenne ihn unter dem Namen nicht", erwiederte er mit leiser Stimme und unermeßlich wichtiger Miene. „Indeß zweifle ich nicht im mindesten,­­daß ich ihn kenne. Ist er groß?“ „Von Mittelgröße", sagte Miß Teresa. „Er hat schwarzes Haar ?" fuhr Flamwell, eine dreiste Behauptung wagend, fort. „Za, ja“, erwiederte Teresa eifrig. „Ein wenig von einer Stumpfnase ?" ; „Nein, o nein“, sagte Teresa verblüfft; „er hat eine römische Nase“. Herr Horatio Sparkins. Novelle von B­o­m. (Freie Uebertragung aus dem Englischen.) und Horatio Sparkins. (Fortsetzung.) s

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