Kaschauer Zeitung, April-Juni 1874 (Jahrgang 36, nr. 26-51)

1874-06-10 / nr. 46

b N: 9­8.,6. Mitglied des Vereines kann jeder im Jn- oder Aus­­lande sich aufhaltende Staatsbürger von unbescholtenem Charakter sein, der Ch in Einzahlung einer im 8. 5 fest­­estellten Summe verpflichtet. Moralische Personen, wie z. B. Vereine und Gesell­­schaften, Anstalten oder Gemeinden u. s. w. können ebenfalls Mitglieder des Vereines sein“. Da die Beitragsleistungen so gering sind, so erwarten wir denn einen Massen-Beitritt. Sind nun fest allerdings die Zeiten schwer, so muß man eben in solchen vor so ge­­ringen Opfern wie die verlangten, um so weniger zurüc­­kchreien, als sie ja die Wiederkehr derart schlimmer Zu­­stände zu verhindern bestimmt und geeignet sind. Wir bemerken noch, daß zur Deckung der Gründungs­­kosten jeder einzelne Subscribent bei der Unterzeichnung ein für allemal fünfzig Kreuzer österr. Währung zu Handen des Subscribentensammlers erlegt. Die in Kaschau subscribirten Beträge wollen dem Präsidenten der Kaschauer Handels- und Gewerbekammer eingesendet werden. Kaschau, im Mai des Jahres 1874. Das Executiv-Comits des Vereines „zur Ver­breitung des gewerblichen und industriellen Unterrichtes in Oberungarn“. Albert v. Barczay, Obergespan des Abaujer Kom­itates als Präsident. Eugen Deil, Sekretär der Kaschauer Handels- und Gewerbe­­kammer als Schriftführer. 24 Stunden Lokal-Nac­hrichten. —­in Betreff des Pavillons auf der Széchenyiz Wiese hat die löbl. Stadtrepräsentanz, wie wir vernehmen, einen Beschluß gefaßt, angewiesen werden Eigenthümer Concession wornach der Herr Stadthauptmann binnen zu veranlassen. Wir halten diesen Beschluß für einen etwas übereilten und glauben, daß derselbe nicht aus­­geführt werden wird, da sich dem Vollzuge einige erhebliche Bedenken entgegenstellen dürften. Denn nicht nur, daß der desselben die einen von der Gewerbbehörde, gewissen Betrag für die d. h. hauptmannschaft innerhalb deren Machtsphäre­ von der Stadt­­erhalten und­­ Bewußung des Planes an die Stadtkassa bereits entrichtet hat, ihm also die Con­­cession zur Betreibung seines Geschäftes nicht entzogen wer­­den kann ; so finden wir die Entfernung des Pavillons auch aus zwei weiteren Gründen für unstatthaft : erstens, weil derselbe der einzige Ort ist, wo die auf der Széchenyiz Wiese Promenirenden eine Erfrischung erhalten können, und wir viele Personen fennen, die diese schöne Au einzig best­wegen besuchen, weil sie dort das ihrer Gesundheit zuträg­­liche Sodawasser im Freien trinken können ; und zweitens, weil der Pavillon auf einem Orte steht, wo er weder den Fußgängern, noch den Reitern und Wägen im Wege steht und selbst den lebhaftesten Verkehr nicht im geringsten stört, also auch der einzige Umstand entfällt, welcher die Entfer­­nung desselben rechtfertigen würde. — Die Kaschauer Bezirksarztsstelle ist in Erle­­digung gekommen und wird bei Gelegenheit der am 22. Juni abzuhaltenden Generalversammlung des Komitats im Wege der Wahl besetzt werden. Diejenigen, die diese Stelle, mit welcher ein Jahres­gehalt von 400 fl. ö. W. verbunden ist, zu erlangen wünschen, sind aufgefordert, ihre gehörig in­­struirten Gesuche, welchen auch das Doktordiplom beizu­­schließen ist, bis zum oberwähnten Termin bei Sr. Hoc: geboren Herrn Obergespan Albert v. Bárczay einreichen zu wollen. — Der Kafhaner Advokaten-Verein ladet die Mitglieder desselben zu der am 13. b. M. um 4­2 Uhr Nachmittags in der Vereins-Loyalität abzuhaltenden ordent­­lichen Versammlung höflichst ein. — Fund. Am 3. d. M. fand der Eigenthümer der in der Bräuhausgasse befindlichen Spezereimaarenhandlung, "Herr Steinmilch, Abends beim Sperren seines Geschäfts­­lokals ein etwas ‚verwahrlost c aussehendes kleines“ Packet auf der Pudel, welches er dieses Aussehens wegen auf die Erde warf um es am andern Morgen beim Ausfehren des Ge­wölbes wegschaffen zu lassen. Die Schwere, mit welcher es zu Boden fiel, machte ihn aber auf dasselbe aufmerksam, und wie groß war sein Erstaunen, als er das Päckchen öff­­nend, in demselben 10 Stüd k. k. Dukaten und 1 Kreuzer fand. Offenbar hat dies Geld irgend jemand in arger Zerstreuung in dem erwähnten Geschäftslokale liegen lassen. Das Papier, in welches die Goldstübe gewickelt waren, ist ein Stück des „Szabolcsmegyei és Hajdukerületi Köz­­löny" vom 28. Mai b. 3. Herr Steinmicch übergab den Fund natürlicherweise sofort der Behörde, und kann das Geld unter Beibringung näherer Daten und Nachweis des Eigenthumsrechtes in der II. Abtheilung der Stadthaupt­­mannschaft übernommen­ werden. — Unglücksfall. Sonntag am 7. b. gerieth der in der Moll's­en Dampfmühle beschäftigte Taglöhner Gott­­fried Zimmermann durch Unvorsichtigkeit in das Triebrad und erlitt in Folge dessen einen Arm- und Beinbruch. Seine Transferirung in das allgemeine Krankenhaus wurde sofort veranlaßt. — Eine Unsitte. Manche der auf der Szécenyi- Wiese sich dem Reitvergnügen hingebenden Herren haben die Unart, an die auf den Wegen Prov­enirenden, ohne Unterschied, ob Dame oder Herr heranzusprengen und die­­selben beinahe der Gefahr des Ueberrittenwerdens auszu­­fegen. Allerdings gibt es auf diesem unseren einzigen Orte, wo man eines längeren Aufenthaltes im Grünen ge­­nießen kann, auch Querwege, welche für Reiter unzugänglich sind; man kann jedoch nicht verlangen, daß sich sämmt­­lich­e Fußgänger bl­e 8­ten Alleen bewegen sollen, in diesen, ohnehin etwas beschränk­­was bei einer größeren Menge von Spaziergängern zudem unbequem und ungemüthlich wäre, — auch befinden sich ja die meisten Bänke gerade an den großen Kreiswegen — Alles Belege, daß die Be­­wußung der letzteren auch den Fußgängern gestattet sein muß. Diese dürfen daher mit Recht fordern, daß sie von den Reitern nicht belästigt werden. Ein einfaches Hinüber­­reiten auf die andere Seite des für beide Theile genügend breiten­ Weges wird eine solche Begegnung zu einer ebenso angenehmen und höflichen, wie ungefährlichen machen. Wir nehmen Anlaß zu diesen Bemerkungen, weil uns ein gebil­­deter junger Mann, der erst kürzlich aus­ Amerika gekommen war und fest auf einer Reise durch die Schweiz, Frankreich und England begriffen ist, in den Ausbrüchen tiefster­­ Ent­­rüstung einen ähnlichen Fall erzählte. Er sei mit einer jungen Dame,­­ einer Verwandten, auf der Szöcenyiwiese spazieren gewesen, da sei, erzählte er, ein Reiter bis an sie herangeritten, habe die Dame angestarrt und mit­­ dem Pferde beinahe angestreift. Er habe Anfangs geglaubt, der gedachte Reiter habe zufällig das Pferd nicht ganz in seiner Gewalt gehabt, bei einer zweiten Begegnung habe sich Alles wiederholt, so­ daß die Absichtlichkeit offenbar war. Nun ist ein solces Betragen einer Dame gegenüber nach ame­­rikanischen Begriffen nicht nur unziemlich, sondern geradezu eine Beleidigung. Der junge Mann ließ sich kaum beru­­higen, und konnte es nicht begreifen, wie es komme, daß wir, die wir amerikanische Eisenbahnen bauen, amerikanischen Schwindel treiben und verschiedene echt amerikanische Untu­­genden haben , die vielleicht einzige wirklich gute Sitte der Amerikaner nicht nachahmen, nämlich die große Achtung und Couctoisie, welche sie den Danten gegenüber an­­legen ? Etwas vor Kurzem ein Kind von einem wüthenden Hunde bissen worden haft werden können, daß aufgefordert, zur all­­der letzte Theil der Mittheilung unrichtig ist, da jener Hund über sofort von Seite des auf erstattete Anzeige verfolgt funden und vertilgt wurde. — Zur Saison, Endlich haben­ wir Sommer, und zwar einen ziemlich heißen. Wer immer nur wessen den körperlichen Gebrechen nöthigen, für die Behebung leere selben durchgreifende Hilfe zu suchen, verläßt jetzt die Stadt, und begibt sich in irgend einen unserer heilkräftig wirkenden in gesunder Cur- und Badeorte, daselbst, für die entschädigen,­­oder Beschwerden des langen Minder Glülichen, b. wöchentliche Entfernung von Familienkreise nicht oder derjenige, liegenden um durch einen längeren Aufenthalt Winters sich zu um seine Gesundheit wieder zu erlangen. h. jenen welchen finanzielle Umstände gebieten, einer solchen Erholung entsagen zu müssen, sowie jene, deren Beruf, Beschäftigung oder Erwerbszweig Glücklichen wird einzig nur durch Partien nächstliegenden Schweszerstädte boten. Diesen also wollen Ausflüge nehmsten im Falle wir mit gegenseitiger Gegenwärtigem einen Hinweis geben, und erlauben uns, namentlich größeren Gesellschaften, Vereinbarung, einige ange­­diesbezüglich auf eine Partie Ab 08 hin, welche an und für einer seltenen Flora und eines Augenweide bietet, die dem thätigen, umsichtigen und jovialen Stationschef daselbst, Herrn Arthur v. Bardocz,­­ ihren Ursprung, sowie und Retourkarten so manche dieser Bahnstation aus, bieten Curort andere mögliche Einrich­tungen dort ihre Entstehung verdanken. Die Bahnhof-Restau­­ration empfiehlt sich, wie wir mehrseitig hören, durch gute Küche und der Bahnhof-Saal eignet sich für Tanzkränzchen vortrefflich. Durch vorherige Bekanntgebung von der Ankunft größerer Gesellschaften würde in diesem Falle alles aufgeboten werden, um den lieben Gästen den Aufenthalt so angenehm als möglich zu gestalten ; mittels eines Gesuches Direktion wären, sich an die Bahn- und Tour­­ferner die herrlichsten Ausflüge nach den nächstliegenden Städten Eperies, Igl6 u.­­. w. wie auch den an Naturschönheiten­­ und Heilkraft so reichen der neu und mit allem Comfort boten würde, über den ersten Gesell­­schaft arrangirten Ausflug der in Anregung gebrachten Route berichten zu können. — Einen Friskr- und Rasir-Salon verbunden , hiernach sich von einer größerer mit einer Bade-Anstalt für Damen und Herren, nach amerikanischem System im Innern unserer Stadt zu errichten, beabsichtigt — wie wir vernehmen = siger Kapitalist, soll­ schneiden lassen, ein hie­­wiederholt bereist haben so wird uns erzählt, Tann sich ein Herr entweder figend oder liegend raschen, dann­ die Haare in die Bade-Cabine begeben, wo ihm beim Austritt aus derselben die Hühneraugen ope­­soll, die Entfernung desselben des Pavillons zur Erbauung­­ That siche davon anzunehmen, könnte und kurze Zeit nicht schaden. — Wüthender Hund. Vermögensverhältnisse Ein hiesiges Blatt brachte Szechenyi-Wiese jenen minder in die Sommers Bahn und von da in die sich, schon durch die Anlage die Nachricht, und frischen, oder durch Schmeds wie zu wir und daß auf Wir sind nun gestatten, — wir geme­inen Beruhigung zu erklären, in der Szechenyi-Wiese welcher Amerika Anregung zu In diesem Salon, anhoffen der uns sei, man jedoch des letzteren nicht herrlich-schöner Gebirgsgegend angereiht es der Stadt, in die sehr Ausflüge pr­ und ermäßigten Curorte sowie den Tag , in der angefallen und ge­­habe hab­­nahe Bahnstation postirren dürften, zulassen, bringen, Wachmannes aufge­­ein Ersatz ge­­darnach 16687" erhältlich, vom sagen welche Springbrunnens eingerichteten Kaltwasserheilanstalt Lucsivna. Es wäre sehr erfreulich, wenn uns kann, eine Hause mehr­­und den zu werden verdienen. Wir weisen Preise k Veranlassung eine­ liebe Bon­ze­­zum omni ava­n­ XU Senilleton. Die drei Nächte Sur Richard Cockerills. (Schuß.) Unter solchen Verhältnissen mußte ich zu dem zurück­­kehren, was mich in meinen ersten Schmerzen mindestens betäubt hatte, zu den Thorheiten und Aussc­hweifungen der Jugend. Da sagte ich mir denn: „Es gibt, wie man er­­zählt, weit von dieser bewundernswerthen Bucht von Neapel, in der ich eben angekommen bin, eine unermeßlich große Stadt, die in dem Rufe steht, alle Sünden zu beschwichti­­gen. Seit undenklichen Zeiten genießen Uebelthäter­ das Bür­­gerrecht in diesem Ameisenhaufen, wenn sie nur eine gefüllte Börse und keen Bli haben. Man sagt dort, und was nu< schlimmer ist, man beweist es auch, daß Gold Gott, Tugend, Vaterland, Ehre, Alles ist. Kommt denn also in diese gefällige Stadt!" Und so fuhr ich denn mit Courier­­pferden nach Paris. 2 Nach vierzehn Tagen bereits stürzte ich mich in den Strudel des Pariser Lebens. Ic miethete eines der größten Hotels der Faubourg St. Honors. Bald wußte man, daß die Säle des reichen Engländers in aller Gattung des Luxus glänzten. Mehr bedurfte es nicht, um ihnen die große Menge zuzuführen. Alle Jungen, alle Alten, alle Gelehrten, alle Weltmenschen, alle Künstler, kurz Alles strömte bei mir zu­­sammen. Eines Abend, zu Anfang des Monats Oktober saß ein weibliches Wesen mir zur Seite. Schon nahte die Stunde, wo die erschöpften Gäste fie nach und nach zu entfernen begannen, und dem Lärmen des Festes eine milde Stille folgte. . Die wenigen noch zurücgebliebenen Freunde hörten gähnend den Tönen einer hinreißenden Musik zu und spra­­chen schon vom Fortgehen. Der erste Hauch des Herbstes durchwehte die seidenen Vorhänge. Alles war der Liebe günstig. „Kommen Sie, Mathilde", rief ich aus, „seien­ Sie unser Mundschenk, füllen Sie noch einmal unsere Gläser, damit­ wir in dem Tranke der Champagne das süße Gift der Liebe schlürfen“. „Gift! Gift!" wiederholte das Echo zweimal. 34 konnte nicht fassen, woher es komme. Auch hörte ich es nur allein, denn die Freunde stießen an und das junge Mäd­­chen lächelte. Da aber mein Glas leer war, so griff Ma­­thilde darnach, um nen irren Bli, fuhr es zu füllen. Er schreit jedoch durch mei: sie zurück und frug: „Was ist Ihnen denn, James ?" Sturm Was mir war! Eine Erinnerung weckte den heftigsten in meiner Seele. Als ich an das Datum­­ dieses Tages dachte, besann ich mich, daß es der Todestag meines Bruders war. Zu gleicher Zeit sah ich Heinrichs Hand nach meinem Glase greifen, und es auf den Boden werfen,­ den ein Blutstrom überflutete . . . . Ja sank in Ohnmacht. Als ich wieder zu mir kam, sah­ ich meine Diener um mich, welche sich Worte zuflüsterten, die ich nicht­ verstand. Aller­­dings eifrig besorgte Diener, aber keine Freunde mehr, nicht mehr das schöne Mädchen! Man habe geglaubt, der Schlag habe mich in der Trunkenheit getroffen. Ja, ich“ war trun­­ken, aber trunken von vergifteten Gewissensbissen ! „Gehen Sie nicht aus dem Zimmer, Mylord“, jagte­ der Diener zu mir, der mich nie verließ. Aber ohne auf ihn eilte ich duch die Korridors, oder jemand Andern zu hören, suchte und rief nach Mathil­­den, die mich in einem solchen Augenblick zu verlassen vers­mochte. J< sprengte die Thür ihres Zimmers, ich stürzte mich in ihr Schlafgemach, und als ich die Vorhänge ihres Bettes zurückschlug, erblicke ich auf demselben — den Leich­­­­nam von Liverpool, meinen todten Bruder ! Daß ich nicht auf der Stelle vollkommen wahnsinnig ward, kann ich mir all mein armer Kopf­widerstand jetzt noch nicht erklären. Aber wie durch ein Wunder diesem harten Angriffe und am folgenden Tage, als das Mor­­­­genroth den Horizont erhellte, glaubte ich geträumt zu haben. Aber dieser furchtbare Traun stellte sich ‚meiner Ein­­bildungskraft bei jeder Gelegenheit dar: Wie Macbeth, glaubte ich stets diesen zweiten Bauquo“ mit mir reisen“ zu sehen, in meinem Wagen, auf der Croupe, meines ‚Pferdes. Beim Mahle feste sich das Gespenst mir ‚gegenüber und Nachts fragte es sein Haupt auf mein Kopfkissen. 12502700 Paris war mir verhaßt worden ; ich verließ es eiligst. So floh ich nach Deutschland. Als ich die­ tirolischen Alpen­­ berührte, blieb­ ich einige Zeit in der Gegend von Surenbady­ und wollte noch länger am Königssee verweilen. Es­­ war etwa Nachts. 10­­ Uhr, als ich im September zu dem Fährmann Hugo Kolman kam. „Sir John Pasmore erwartet nich im Jagdschlo­se. Für wie viel willst du mich dahin fahren?" . .. „Bei Tage, einen Gulden,“ zu Nacht: drei, Das Gift H­­ ‘Nein „Ich gebe dir zweimal so viel, wenn du mich in einer­ Stunde dahin bringst“. '» . ‘ 48 . JH stieg in das Boot und wir schifften recht anmuthig,­­ troß der Finsterniß, * . RR Eiche ] die­ Faxe”... „Topp KE 3 10. a­uf ; WERE

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