Kaschauer Zeitung, Juli-September 1874 (Jahrgang 36, nr. 52-78)

1874-07-01 / nr. 52

. XXXVI. Jahrgang 1874. Erscheint jeden Mittwoch und Samstag, fär Pränumeration Kaschau vierteljährig 1 fl. 25 fr., mit Postver­­sendung 1 fl. 50 kr. Pränumeration wird jeden Tag angenom­­men bei der Administration der ver­eh­rten a­uptgasse Nr. = Postanstalten 60, bei al u u. Buch­handlungen. Inserate, 5 kr. für eine fünfmal gespaltene Petit­­zeile. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Bei größeren Ankündigun­­gen und öfterer Einschaltung entsprechender Nachlaß. In Wien übernehmen Inserate für uns die Herz­­en A. Oppelik, Wollzeile Nr. 22, Hansgonstein , Vogler, Neuer­ Markt Nr. 11 und Rudolf Messe Annoncen - Expedition. Megjelen minden Szerdán és Szombaton. unfrankirte Briefe an die Redaktion werden nicht angenommen. Inserate übernimmt für uns die I­nter­­nationale Annoncen - Expedition von Lang , Schwarz Pest, Badgaffe und Wien, Wollzeile 6. — In Berlin S. Kornik. In Stuttgart E. Stöcke­hardt.“ In Paris Havas Laffitt- Bullier & Comp. Kaschauer Zeitun­g Lokalblatt für Volks-, Haus- und Landwirthschaft, Industrie und geselliges Leben. (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ.) nn mem ne Kunds­chaftsblatt für Karschau und Epezies. Anonyme Briefe werden nicht berü­d­­fitigt und Manuskripte nicht zurür­gegeben. Einladung zur Pränumeration. Mit dem heutigen Tage beginnt der II. Semester des XXXVI. Jahrgangs der „Kaschauer Zeitung“ , Kundschaftsblatt für Kaschau und Eperies, und erlauben wir uns die Freunde unseres Blattes zur recht­­zeitigen Pränumeration geziemend einzuladen. Pränumeration38-Bedingnisse. ee Aupair­eri “mit Postversend­­er — fr, ő. 23 Halbjährig „ „ 2fl.50kr,mit­­, " Bierteljährig at sza Ar IG SEEN HEN: HE a 50, a Die p. t. auswärtigen Pränumeranten werben erndt, bei Erneuerung der Pränumeration, der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen, sich gefälligst der Postanweisun­­gen zu bedienen. Die Administration. um Kascjau, Mitwoch 1. Juli. Kaschau, 30. Juni. Im ungarischen Abgeordnetenhaus erklärte der Präsident auf eine Anfrage Helly's, der Bericht des Ausschusses für die Ostbahnangelegenheit sei in Druck ge­­legt und werde demnächst vertheilt werden. Sodann ersuchte der Ministerpräsident das Haus, den Bericht über die Civilehe-Gesetzvorlage von der Tages­­ordnung abzusetzen, bemerkte jedoch ausdrückig, daß die Regierung durchaus nicht wünsche, die Frage fallen zu lassen. Ein hierauf bezüglicher Gesetzentwurf werde in der nächsten Session vorgelegt werden. Diese Erklärung rief eine längere Debatte hervor, in deren Verlauf die Regierung von mehreren Rednern der Linken heftig angegriffen wurde. Jianyi war über die Verschleppung entrüstet und erklärte : Minister, welche der öffentlichen Meinung­ zu tragen wagen, verdienen gestürzt zu werden. Zsedenyi will der Regierung Zeit lassen die Frage reiflich zu erwägen. Horn begnügt sich damit, wenn die Regierung die Vorlage für den ersten Mo­­nat der künftigen Session verspricht. Bitt6s erklärt hierauf sein früheres Versprechen dahin zu präcisiren, daß die Borz­lage rechtzeitig­­ eingebracht werden wird, um noch vom jeni­­gen Reichstage verhandelt zu werden. Unter fortwähren­­der Erregtheit der Linken spricht Tipa und bezeichnet das Vorgehen der Regierung als kleinliche Ausflucht, womit die Einführung der obligatorischen Civilehe umgangen werden soll. Csernatony glaubt, daß eine Krisis nahe sei, und wünscht Klarheit über die Intentionen des Kabinets, wel­­ches sich gern von gewissen auswärtigen Einflüssen bestim­­men lasse. Justizminister Pauler bewahrte sich gegen solche Insinuationen ; für die Regierung sei einzig das Landes­­interesse maßgebend ; dieses erheische vorsichtige Behandlung und keine Ueberstürzung. Hußar fragt, ob denn seit Sam­­stag, wo der Kultusminister sich mit der Verhandlung ein­­verstanden erklärte, neue Bedenken aufgetaucht seien ? Szon­­tagh beschuldigt die Regierung in den schärfsten­­ Ausdrücken ultramontaner Gesinnung. Balthasar Horváth weist unter lebhaftem Beifall diesen Vorwurf zurück. Die Abstellung von der Tagesordnung wird nach dreistündiger Debatte bei Namensaufruf mit 158 gegen 108 Stimmen angenommen. Wahrmann und Tarnóczy, sowie die Mittelpartei stimmen dagegen, die Sachsen dafür, zahlreiche Deputirte der Rechten sind abwesend. Zum Beschlußantrag über die Abschaffung der Gerichtsexekutoren sprachen die Antragsteller Horansky und Justizminister Pauler. Letzterer widerlegte in fulminan­­ter, von stürmischem Beifall begleiteter Rede die Vorredner, die für den Antrag eintraten, und wies auf Grund statisti­­scher Ausweise die Haltlosigkeit der Vorwürfe gegen die neue Gerichtsorganisation nach ; niemals sei die Anzahl der Restanzen geringer, die Erledigung rascher und gewissenhaf­­ter gewesen; keine andere europäische Justiz könne bei den Obergerichten eine gleiche verschwindende Restanzenzahl auf­­weisen. — In der folgenden Situng am 25. Juni wurde der 8. 1 der Incompatibilitätsvorlage erledigt ; hienach sind aus­­geschlossen : aktive Militärs, Pächter der Staatsfun­­dationsgüter und Gefälle, ausgenommen Jagdrechts­­pächter ; ferner Unternehmer, die mit der Regierung garischen Bodenfredit-Instituts­­ in gewinn- oder verlustbringenden Vertragsverhältnissen ste­­hen ; sodann die Präsidenten, Direktoren, Verwaltungsräthe und Beamten der mit der Regierung in Geschäftsverbindung stehenden Geldinstitute, ausgenommen die Direktion des Un­­wetter sämmtliche Funktio­­näre und Concessionäre der die Staatsgarantie beanspruchen­­den Eisenbahnen und Kanäle, ausgenommen die Concessio­­näre der bis vor Schaffung des Gesetzes concessionirten garantirten Bahnen und Kanäle, falls dieselben die Conces­­sion übertragen oder überhaupt hievon keinen Gebrauch ma­­chen. Die Feststellung der einzelnen Punkte gab zu lebhafter Debatte Anlaß. Somssich und Wahrmann wünschten die Be­­stimmungen betreffs­ der Pächter weggelassen, da in manchen Komitaten die gesammte Intelligenz, aus solchen bestehe. Bei dem Passus betreffs der Funktionäre der Eisenbahnen wurde die ursprünglich mildere Fassung, wonach nur Funktionäre der unausgebauten und im Verrechnungsverhältnisse stehen­­den Bahnen ausgeschlossen waren, verworfen und die stren­­gere Bestimmung nach Paczolay’s Antrag angenommen. — Die Konferenz der Denkpartei vom 26. Juni soll über die Vertagung­ oder die sofortige Vornahme des Wahlgesetes entscheiden. Zahlreiche Abgeordnete, vom Minister des In­­nern privatim befragt, erklären­ sich für die Vertagung, da die Gültigkeit des Incompatibilitätsgefüges für Kroatien an­­gezweifelt wird, und die kroatischen Abgeordneten curialiter gewählt werden sollen.. Nach der „Pester Correspondenz“ soll ein­ Paragraph hinzugefügt werden, wonach die Stellung des kroatischen Landtages zum ungarischen Reichstage­ nicht alterirt werde. Die kroatische Regierung soll, um die Schwie­­rigkeiten vollends zu beheben, die Einbringung einer gleich­­artigen Vorlage im kroatischen Landtage beabsichtigen. — Wie wir von verläßlicher Seite erfahren, beab­­sichtigt die Regierung, sofort nachdem das Abgeordnetenhaus die­ Wahlnovelle und die Eisenbahnvorlagen erledigt hat, die Session zu scließen. Im Oberhause würden der Gesetzentwurf über die Incompatibilität und die Wahlnovelle erst in der Herbstsession zur Verhandlung gelangen. — Der kommandirende General, FZM, Freiherr v. MaroitschitsH machte am 25. Juni mit den Generalen, Truppenkommandanten und Bureauchefs seine Aufwartung bei dem neuen Kriegsminister und hielt hierbei folgende Ansprüche : „Euer Excellenz! Ich habe die Ehre mit den Spitzen der Wiener Garnison die gehorsamste Aufwartung zu machen. Obwohl es uns Soldaten kaum gestattet ist, Meinungen über wichtigen Personenwechsel zum Ausdrucke zu bringen, so kann ich doch als alter Diener nicht unterlassen, auszusprechen, daß die plötzliche ungeahnte Aenderung in dem höchsten Militärkreise uns alle ungemein überraschte, ja fast staunen machte, kann aber zugleich beifügen, daß bei ihrer Ernennung zum Reichskriegsminister wieder­­ volle Beruhigung in alle­­ Gemüther eintrat und gute Hoffnung auflebte. Wir haben­­ die Ueberzeugung, daß Eure Excellenz, als in der Armee geboren, als Sohn eines ausgezeichneten Maria-Theresien-Ordens-Ritters und durch ihre eigenen großen Ver­­dienste um den Thron und Staat allbekannt, gewiß mit aller Hingebung die Armee nach jeder Richtung vertreten und mit Energie für ihr geistiges und materielles Wohl Sorge tragen werden, und Kraft Unserer­­seits aber mögen Eure Excellenz die Versicherung hinnehmen, daß wir, jeder in seiner Sphäre, in Pflicht und Treue für Kaiser und Reich wie immer arbeiten und wirken werden. Wir bitten Eure Excellenz um ihr Wohlwollen und anempfehlen speciell die Wiener Garnison und die hier versammelten Herren Generale, Herren Kommandanten und „Chefs. Freiherr v. Koller dankte, und bemerkte, daß es ihn freue, die Vertreter der­ Garnison Wien, welche unter der ausgezeichneten Leitung und Führung Generals Barba Maroitschitsch sich stets des Kommandirenden die besondere aller­­höchste Zufriedenheit und allgemeine Anerkennung zu erwer­­ben wußte, bei sich zu sehen und fortan in ihrer Mitte zu verbleiben.­­ — Wie wir soeben erfahren, ist die Besezung des Brünner Statthalterpostens schon erfolgt, indem Freiherr v. Possinger, derzeit Sektionschef im Aderbauministerium, früher auch Jahre, Statthalterei-Vicepräsident in Lemberg, zum Statthalter von Mähren ernannt wurde. Der neue Statthalter hat auf dem schwierigen Lemberger Posten. Br­o>­ben seiner Zuverlässigkeit und administrativen Tüchtigkeit gegeben. — Eine Bekanntmachung des Polizeipräsidiums in Berlin vom 25. Juni zeigt die durch Stadtgerichtsbeschluß vom 23. Juni verfügte vorläufige Schließung des allgemei­­nen deutschen Arbeitervereins an, und weist gleichzeitig auf die Strafbestimmungen hin, welche wegen Betheiligung an auch nur vorläufig­­ geschlossenen Vereinen durch das Geset angedroht sind. — Aus Madrid wird unterm 26. Juni berichtet: Zehntausend Carlisten unter Don Alfonso sind bei Cheloa von 5000 Republikanern geschlagen worden. Zwischen Concha und dem Carlistenchef Dorregarray ist ein Vertrag wegen Wiedereröffnung der nach Frankreich führenden Eisenbahn geschlossen. Ueber die Bedingungen zur Sicherung der­ Rentabilität der Eisenbahnen. (Schuß.) Daß ein unfähiger Leiter eines Bahnunternehmens nur Unheil­ stiften kann,­­dürfte­ Niemand­ bestreiten ; allein selbst ein fähiger muß sich um das Geschäft­ kümmern und nicht dasselbe einem Stellvertreter überlassen, Direktor selbst eigenen Geschäften nachgeht, während der Herr Subordination muß unter dem Beamtenstande wohl herrschen, doch dürfen die Untergebenen nicht zu bloßen Sklaven der Vorgesetzten herabsinken, denn dadurc würde jedes Correctiv für allfälligen Untersc­hleif benommen. Der Chef braucht sich bloß einen ganz ergebenen Diener zu at­­tachiren und arbeitet dann auf eigenes Conto. Und wenn man auch sagen muß „leider“, so gibt es Beispiele von Eisenbahndirektoren, welche die Grenzen zwischen dem Gesell­­schafts- und eigenen Vermögen nicht zu unterscheiden wissen oder nicht BH­en wollen. Ist es da zu verargen, wenn die Subalternen solche Beispiele nachahmen ? Böse Beispiele verderben bekanntlich gute Sitten. Abgesehen von allem Anderen, so­ weisen diese Erschei­­nungen s<on auf die Nothwendigkeit, einer­ Kontrolle, hin ; allein auch diese muß in einem andern Sinne und Ge­eiste aufgefaßt werden, als es fett geschieht, wo man Kontroll­­behörden schafft, die mehr kosten als das Exerkutivpersonale. Ferner darf die Kontrolle nicht bloß vom grünen Tische aus­­geübt werden, sondern Direktor und­ Oberbeamte müssen sich bemühen, persönlich den äußeren Dienst anzusehen, wobei sie nicht nur die einzelnen­­ Exekutivbeamten kennen lernen, sondern auch ihre Fähigkeiten zu­­ studiren vermögen. Von diesem Allen dispensirt man sich­ jezt, dafür hat man einen complicirten Apparat von Schreibereien geschaffen, so daß das Screibgeschäft zur Hauptsache wird und die auswärti­­gen Beamten die meiste Zeit beim Schreibtische zubringen, indem über jede Kleinigkeit Die Menge der Drucforten ein Bericht erstattet werden muß, ist darum eine horrende, und unter der Last der vielen Schreibereien beamten jede Lust zur denkenden Arbeit wird dem Exekutiv­­benommen. Hiezu gesellen sich auch noch die Bemängelungen der Kontroll­­organe, die eben ihre Nothwendigkeit dadurch beweisen wol­­len, daß sie recht viel bemängeln. Wir wissen von einer Bahn zu erzählen, die­­ ein Kontrollorgan mit einer Gehalt­­ungg von dem ders brauchten jährlichen Brennöl von 40 Ztrn. 3­38 fl. eine Ersparniß von 10 Ztrn. Brennöl zu erzielen. Nun ist aber auch diese Ersparniß eine fiktive gewesen, denn in dem Maße, als weniger Brennöl verabfolgt wurde, wurden die Licht­­stärken der einzelnen Flammen von den Exekutiv-Organen herabgesetzt, und es litt darunter nur der Zwei der Beleuch­­tung. Diese Ersparniß hätte aber auf ganz ohne Kontroll­­organ viel einfacher bewerkstelligt werden können, indem man nur zu dekretiren brauchte, jeder Bedienstete beleuchtet auf eigene Kosten die betreffenden Flammen, unter Androhung von Gehaltsabzug bei vorkommendem Mangel der Beleuch­­tung bestimmter Objekte. Dieses Mittel ist wohl etwas drakonisch, leistet aber in gewissen Fällen, wo es angewen­­det wird, ganz gute Dienste, und offenbar ließen sich so die ganzen Auslagen für eine Kontrolle ersparen. Schließlich wollen wir noch einige Punkte bemerken, bei denen sich auch einige Ersparungen durchführen lassen. In dieser Beziehung müssen wir vor Allem die Bahnerhal­­tung nennen. Soll diese jedoch mit den möglichst geringen Kosten vor sich gehen, so muß man den Exekutivorganen einen gewissen Grad von Selbstständigkeit gewähren, wer allein es ihnen ermöglicht, die Situation auszunüßen. Daß­­ auflage von 1100 Gulden aufstellte,

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