Kaschauer Zeitung, Juli-September 1876 (Jahrgang 38, nr. 76-114)

1876-07-01 / nr. 76

XXXVIIE Jahrgang 1876. (KASSA-KPERIESI ÉRTESITŐ), az u ukirte Briefe edaktion werden nicht angenommen. Unnonyme Briefe werden nicht berücksichtigt. Nr. 76. / Kalchauer Zeitung. Lokalblatt für Volks-, Haus- u. Bandwiethschaft, Industrie u. geselliges Leben. Sue Den jeden Dienstag, Donnerstag und 92 amstag. Zu Megjelen minden kedden, esőtörtökön és szom­­baton, ndschaftsbla für Kaschau und Eperies, Inseraten-Annahme in den Annoncen-Expeditionen von Haasenstein , Vogler in West und Wien; ferner bei A. Oppeliß, Hudolf Mole und Hebr. Korasek in Wien, sowie bei 9. L. Dause & Comp. in Frankfurt a. M. und deren Generalsagenturen, F - Pränumerations-Bedingnisse Redactions- und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Pränumeration, Inserate und Eim­schal­­Pränumerations-Bedingnisse auf die „Kaschauer Zeitung“ und das „,„JUustr. 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Unsere innere Politik ruht, und nur­ einige ungarische Ministerialbeamte bemühen sich, in den vorläufigen Verhand­­lungen mit den Delegirten des österreichischen Ministeriums die gemeinsame Basis zu finden für eine neue Bank und den neuen Zolltarif. Man hat sich darüber Täuschungen hin­­gegeben, daß diese Angelegenheiten so leicht aus dem principiellen in das actuelle Stadium zu überführen wären. Der neue Zolltarif, die neuen Verzehrungssteuern und die neue Bank werden einen solchen Aufwand legislatorischer Weisheit erfor­­dern, daß wir getrost behaupten können, der neue Ausgleich­­ werde vor Ende des nächsten Jahres gar nicht codificirt werden können, wird Der acute Character der Lage im Süden unserer Monarchie nunmehr auch an officiöser Stelle offen eingestanden. Die Tragweite der Bewegung ist zur Stunde no< nicht zu ermessen. Wenn es auch zweifellos ist, daß Serbien von keiner europäischen Macht irgend­welche Unterstüzung hoffen darf, sondern das Kriegsabenteuer auf eigene Gefahr zu bestehen im Begriff ist, Montenegro, so darf man doch nicht übersehen, daß Serbien an an der Insurrection, die ungebändigter denn dasteht, an dem Fanatismus der Massen in den Balkanländern, je an den zerrütteten Verhältnissen in der Türkei selbst Bundes­­genossen hefigt, deren Kraft im Zusammenhalt mit dem Opera­­tionsterrain selbst keineswegs zu unterschätzen ist. Kommt es zum Schlagen, dann kann man sicher sein, daß der erste Waffen­­erfolg Serbiens seine Wirkungen bis an die Küsten des Aegäi­­schen und des Schwarzen Meeres äußern wird, während anderer­­seits der Mißerfolg den Fanatismus der Massen nur noch anfeuern wird. Und glaubt man wirklich, daß dasselbe Europa, das heute den Losbruch des kleinen Serbiens nicht zu hindern im Stande ist, die Macht oder den Willen haben wird im Falle des Sieges der slavischen Stämme das Dogma von der Territorial-Integrität des osmanischen Reiches aufrecht zu halten, oder andererseits der Türkei zu gestatten mit jenen slavischen Staatsgebilden tabula rasa zu machen? Für den jenigen Moment mag es darum immerhin angehen von einer Localisirung auch dieses Kampfes zu sprechen, wo man schon seit Monaten von der Localisirung der Insurrection spricht, während sie nichtsdestoweniger immer weitere Kreise zieht. Allein , ganz anders müssen si­che Verhältnisse gestalten, wenn erst einmal der Ernstfall gegeben ist und die Interessen wie die Rivalitäten der europäischen Mächte in empfindlicher Weise ins Mitleid gezogen werden sollten. Die „Montags-Revue” appellirt für den Fall des Sieges Serbiens an das europäische Ver­tragsrecht — d. h. wohl an den 1856er Vertrag — und findet, daß dieses den „politischen Erfolgen“ Serbiens gemessene Schranken zu fegen wissen werde ; allein es wäre nicht das erstemal, daß man den Pariser Tractat­­ durchlöchert hätte. Wenn dies einer einfachen Note Rußlands gelang, sollte es den scharfen Schüssen Serbiens Stand halten können ? Wo jedoch für Gesammteuropa zunächst nur politische Machtinteressen in Frage kommen, stehen für Oesterreicherungarn gewichtige mate­­rielle Interessen auf dem Spiele. Bei dem voraussichtlich unvermeidlichen fi­nanziellen Zusammenbruch in Serbien ist unsere Monarchie in erster Linie ins Mitleid gezogen, die Sperrung unserer Grenzen wird unsere Militärlasten wesentlich steigern, und schon­ heute, wo erst die sich vorbereitenden Ereig­­nisse ihre Schatten auf den politiscen Horizont werfen, wird unser Geldmarkt vom Kriegsfieber empfindlich erschüttert, betr­theuern sich die Metalle und sinken die Wert­e der Papiere. Das ist eine doppelt unerqei>liche Situation vor dem Kriege , wie sie sich nach demselben gestalten würde, darüber heute schon Combinationen anstellen zu wollen, wäre jedenfalls ein müßiges Beginnen. Wenn es dann zu einem Congreß kommen sollte, dann kann man sicher sein auf seiner Tagesordnung nicht die serbische, sondern die große Orient-Frage zu finden. Serbien marschirt , darin liegt die Quintessenz der heutigen und der leittägigen Nachrichten. Wie wenig unsere diplomatischen Kreise von dieser Thatsache überrascht sein können, wird Zedermann einsehen, der sich daran erinnert, daß Graf Andrássy schon in seiner December-Note auf diese Eventualität ziemlich unverblümt hingewiesen hat. Es ist also begreiflich, daß man sich auch für den Eintritt derselben genügend vor­­bereitet hat. Was nun diese Vorbereitungen anbelangt, welche den Gedanken, wir könnten uns piöklich vor unerwartete Ereignisse gestellt sehen, vollkommen ausschließen, so bewegten sie sich nach zwei Richtungen, einerseits nämlich mit Bezug uf unsere inneren Verhältnisse und den reellen Schuß unserer Grenzen und andrerseits mit Bezug auf die Verhütung einer Verschiebung der allgemeinen Machtverhältnisse. Was den erst­­erwähnten Punkt anbelangt, so sind, wiewohl man begreiflicher­­weise über militärische Vorkehrungen keine Bulletins ausge­­geben, doch alle Anstalten getroffen worden, um zu verhüten, daß wir durch den Ausbruch des serbisch-türkischen Krieges etwa durch Grenzüberschreitungen von der einen oder der andern Seite in directe Mitleidenschaft gezogen werden, und daß nicht etwa die südslavischen Bäume in den Himmel wachsen. Es sind, wie wir hören, in Südungarn alle Anstalten getroffen, um, ohne auffällige außerordentliche Maßnahmen, die Aufrecht­­erhaltung der Ruhe verbürgen zu können, und man ist daher berechtigt alle in dieser Beziehung in den letzten Tagen laut gewordenen Besorgnisse als übertrieben zu bezeichnen. Der kaum noch abzuwendende allgemeine Kampf der crist­­lichen Bevölkerungen der Türkei gegen die „schändliche Asiaten- Race“ wird ein entsetzlicher werden. Eine Proclamation in­­sonderheit des bulgarischen Revolutionscomiti's entfesselt Geister, für die in unserem Erdtheil und in unserem Jahrhundert längst kein Raum mehr zu sein schien, sie athmet eine fast bestialische Wildheit. Die bulgarischen Bischöfe, Mönche und Priester, welche nicht mit in den heiligen Krieg ziehen — „sie mögen ausgeplündert, ihnen alles niedergebrannt, sie selbst geköpft und ersclagen werden“. Die Reichen welche ihre Beisteuer­ weigern — „sie mögen vertilgt werden wie eine unnütze Sache“. Die Gesunden und Kampffähigen, welche müßig bleiben — „sie mögen ausgerottet werden“. Alle Bulgaren die nicht selbst mitkämpfen oder Mittel zum Kampfe spenden = „nieder mit den Verruchten, zum Teufel ihr Geld und ihre Köpfe, sie sind als Verräther dem Gericht der Nation verfallen und möge sie die Erde verschlingen“. Und inzwischen, während Serbien sich anschi>t seinen Rubikon, die Drina, zu überschreiten und mit einer bisher nicht gekannten Naivetät seine Ordre ds bataille voraussendet, ist die Insurrection in Bosnien und in der Herzegovina in einer Skupschtina versammelt, die Schiffe hinter sich zu vers­brennen und mit Zerreißung der europäischen Verträge dort den Anschluß an Serbien, hier an Montenegro zu proclamiren. Ist die von allen Mächten garantirte Integrität der Türkei nur noch ein antiquirter Begriff, antiquirt in demselben Augen­­blick, wo diese Türkei zum erstenmal ernsthaft Miene macht ihren cristlichen Unterthanen Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, oder soll sie erst dann gerettet werden, wenn unter haarsträubenden Greueln Ströme Blutes geflossen sind? — Oesterreichischerseits sind die Vorbereitungen, um im geeigneten Moment die Grenze vollständig zu sichern, zu Ende geführt. Eine Betheiligung von Honosed-Truppen an diesen Maßregeln ist nicht beliebt worden, sie werden ausschließlich durch die Truppen des stehenden Heeres in Ausführung gebracht werden. Lebens . Rußland versuchte in Paris bei den Finanzmächten vers ein neues Ansehen zu entliven. Rußland Konstantinopel, 29. Juni, ist auf das Höchste gestiegen. Der russische Botschafter läßt seinen Palast scharf bewachen, auch sind zwei russische Kanonenboote in Bereitschaft­ bereits nach Rußland abgereist. Die Familie Ignatieff's ist Die Erbitterung gegen. Neueste Kriegsdepeschen. Belgrad, 29. Juni. Fürst Milan ist heute via Semendria zur Armee an die türkische Grenze abgereist. Gestern begab sich der große Generalstab eben dahin. Auch der Metro­­polit und die Bischöfe sind zur Einsegnung der Truppen ins Hauptquartier abgereist. Unmittelbar vor Eröffnung der Feind­­seligkeiten wird vom Hauptquartier aus ein fürstliches Manifest proclamirt werden. (Bei Philippi sehen wir uns wieder. D. Red.) — Fürst Milan ist heute nach Deligrad abgereist. Die Kriegs-Proclamation erfolgt erst heute Samstag, weil Freitag ein Unglückstag sei. (O serbische Intelligenz! Red.) — Die Delegirten der bosnischen Jusurgenten-Skupschtina sind im Hauptquartier angelangt, um Milan die Fürstenkrone von Bosnien anzubieten. (Die Nürnberger hängen keinen, ehe sie ihn haben. R­ed.) Semlin, 29. Juni. Gestern ist der Belagerungs­­zustand in Serbien proclamirt worden. Peterwardein, 29. Juni. Hieher gelangte Nach­­richten besagen, daß die serbischen Truppen an zwei Stellen von den Türken zurü­ckgedrängt wurden. Der Khedive stellt dem Sultan 80.000 Mann wohlgeschulter ägyptischer Truppen zur Verfügung. Berlin, 28. Juni. Die Türkei zeigte den Mächten an, daß sie auf jede Eventualität vorbereitet sei. Paris, 28. Juni. Zum Schutz Konstantinopels ist die furchtbare englische Flotte in Besikai-Bai bestimmt, die stündlich die Ordres zum Auslaufen erwartet. Ebenso sind die englischen Mittelmeerstationen armirt. Der brittische Löwe ist zum Sprunge bereit. Caveas Serbia. Kaschau, Samstag 1. Juli.­­­ ­­ ­ Ein wichtiger Schritt zu Gunsten des Kleingrundbesitzes. Das ungarische Ministerium hat am 17. b. M. die Angelegenheit des Ungarischen Volksbodencreditverbandes be­­rathen und in Anbetragt der zerrütteten Creditverhältnisse unserer Kleingrundbesitzer einen Beschluß gefaßt, womit dasselbe mit einigen nicht unbedeutenden Modificationen den Plan des Actionscomites angenommen hat. Die wichtigsten Punkte dieses Beschlusses sind folgende : 1. Die Regierung tritt mit der Summe von 500.000 fl. ö. V. in die Reihe der Gründungsmitglieder des Central­vereines ein; 2. sie gewährt alle jene Privilegien dem zu gründenden Creditorganismus, welche das ung. Bodencredit­­institut seit seinem Bestande genießt; 3. sie erbietet sich zur theilweisen Convertirung der öffentlichen Fundationalgelder in den Pfandbriefen des Centralvereins und wird dieselben den ee­lá behufs Plack­ung der öffentlichen Gelder anempfehlen . 4. ertheilt den Pfandbriefen das Depotitrecht, die Cautionsfähigkeit und die Couponsstempelfreiheit 2c. Indem wir in Kürze diesen hochwichtigen Beschluß hiemit mittheilen, sprechen wir unsere Freude darüber aus, daß die Regierung die ihr angerathenen Palliativmittel gegen den Wucher fallen ließ, um gegen dieses wirthschaftliche und sociale Uebel ein kräftiges und gewiß segensreiches Mittel einen ganzen Kreditorganismus zur Verwirklichung zu bringen. Es hängt nun von den begüterten Classen der Bevöl­­kerung ab, daß die zum Centralinstitut nöthigen Gründungs­­summen je eher zusammengeschaffen und die landwirthsc­haftlichen Vorschußvereine in je größerer Zahl ins Leben gerufen werden.­­ Der rumänische Zoll- und Handelsvertrag. Die Handels- und Gewerbekammer fü­r den Kaschauer District erließ folgendes Rundschreiben an alle Handel- und Gewerbtreibenden, Fabri­­kanten und landwirthscaftlichen Producenten (3. 441/1. 1876. ) des Kammerbezirkes. (Uebers.) Nachdem der zwischen der ungarisch - österreichischen Monarchie und Rumänien abgeschlossene Handelsvertrag von Seiten der beiden­ Contrahenten ratifieirt worden, tritt der­­selbe am 1. Juli 1. 3. in Kraft. Da es unsere Aufgabe ist, die mit Rumänien in Ge­­schäftsverbindung stehenden Firmen über die in Folge der Abschließung des neuen Handelsvertrages­­ in den Zoll und Handelsverhältnissen einge­tretenen Veränderungen zu informiren, machen wir den p. t. Handel- und Gewerbetreibenden unseres Bezirkes folgende Eröffnungen : Aus dem Inhalte des Vertrages geht hervor, daß Handel und Seilfahrt zwischen den Staats­­bürgern des österreichischen Kaiserstaates und den Ländern der Stephanskrone einerseits und denen des Fürstenthums Rumänien andrer­­seits vollkommen frei seien und die Bürger beider Staaten sich frei und ohne Hinderniß auf dem andern Staats­­territorium ansiedeln dürfen. Die Bürger beider Staaten werden, ob sie sich ständig in den Hafen plägen, Städten oder an einem beliebigen Orte des anderen Staatsgebietes ansiedeln oder nur provisorisch dort wohnen, im Betriebe von Handel und Gewerbe in keinem Falle andern oder größern, wie immer gearteten Gebühren, Steuern oder Taxen unterworfen sein, als die Angehörigen des anderen Staates. Die Privilegien, Gerechtsame, Befreiungen und wie immer gearteten. Begünstigungen (privilèges, exemptions, immunités et faveurs), welche die Angehörigen des einen Staates mit Rücksicht auf Handel und Gewerbe genießen, sind auch auf die Angehörigen des andern Staates anzuwenden. Eine Ausnahme hievon bilden nur für die öster­­reichisc-ungarische Monarchie die auf den Hau­­serhandel und das Apothekergewerbe bezüglichen Geseke und für

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