Kaschauer Zeitung, April-Juni 1880 (Jahrgang 42, nr. 38-75)

1880-04-01 / nr. 38

Me ; XCII. Jahrgang. 1880 + Pränumerations-Bedingnisse auf die „Kaschauer Zeitung“ allein (ohne Wochen-Beilage) : 5 fl. — tr. mit Postversendung 6 fl. 60 kr. 5. W. Ganzjährig für Kaschau: Halbjährig ,, eg 22.50 %. .. TZS Bei Inseraten wird die jed­emal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Anferatenstempel 30 kr. für jede Anzeige. ar " 1 fi. 25 tr. je % Nr. 33. Redackions- und «Zxpedifions-Bureau .. Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Pränumeration, Auferate und Einschal­­tungen im „Offenen Sprechsaal” werden­­ daselbst übernommen ; ferner nehmen auch alle Beftanstal­ten und Buchhandlungen Pränumeration an. — Yianuscripte werden in keinem Falle zurückgestellt. Preis einer einzelnen Nummer 6 kr. Inseraten-Annahme in den Annoncen-Expeditionen von Haasenstein & Bogler im Fest und Wien; ferner bei A. Rypelik, Rudolf Mosse Pränumerations3-Bedingnisse auf die „Kaschauer Zeitung“ und das „Zlufi­. 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Die zwischen Kaiser Wilhelm von Deutschland und dem Czar Alexander gewechselten Begrühwünschungs- und Danksagung - Telegramme tragen einen sehr cordialen Character und lassen auf eine unerschütterliche Freundschaft beider Herrscherfamilien schließen. Kaiser Alexander scheint die Contrasignatur des BegrüFwünschungstelegramms aus Anlaß des miß­­lungenen Attentates durch den Reichskanzler Fürsten Bismarc als sehr bedeutungsvoll angesehen zu haben, denn er sah sich hiedurch veranlaßt, auch an den Fürsten ein eigenes­­ Danke5-Telegramm abzusenden, und „Czar Alexander beabsichtigt Petersburg zu verlassen sich mit der ganzen kaiserlichen Familie nach Livadia zurückzuziehen. Seit Uebertragung der kaiserl. Prärogative an den Dictator Graf Loris Melikoff ist die Anwesenheit des Grafen in Petersburg nur ein Hinderniß bei der Durchführung der gegen den Nihilismus ergriffenen strengen Ausnahms­maßregeln. Graf Loris Melikoff hat das ver­­lotterte Ungethüm der russischen Bureaukratie beim Schopfe und mistet den Augiasstall des corrupten Beamtenthums gehörig aus. Auch der übermüthigen und bisher über­­mächtigen orthodoxen russischen Geistlichkeit wird hart an den Leib gerügt, und wurde bereits der Befehl erlassen, daß in allen Schulen des Petersburger Gouvernements die geistlichen Religionslehrer durch weltliche erseßt werden sollen. Ferner werden in die Executiv-Commission aus allen Provinzen Rußlands je zwei bäuerliche Vertreter einberufen. Seit der Abwesenheit des Fürsten Alexander von Bulgarien haben sich die Zustände in dem durch den Berliner Congreß geschaffenen Zwitter-Staate bedeutend verschlimmert. Die Strebungen der Nationalen gehen über die Sabungen des Congresse, welcher früher oder später werden muß, gegen nationalen­­ weit hinaus und nehmen den Friedensschluß von St. Stefano als Basis für ihre staatlichen Aspirationen. Ein Circular des bulgarischen Prinisters des Innern an die Gouverneure von Rustschuk, Varna und Tirnova, welches die Bekämpfung des Räuber­­unwesens anordnet, ist eigentlich nur gegen die musel­­männische Bevölkerung gerichtet, welche nur zur Notdwehr gegen die maßlosen Mißhandlungen der Bulgaren gezwungen ist, zu den Waffen zu greifen. Die Schöpfung eines der Pforte souveränen Fürsten­­thums, Bulgariens, mit der Nachbarschaft eines unquali­­fie­rbaren Staates wie Ost-Rumelien bildet den vom Congresse ungelösten gordischen Knoten, mit dem Schwerte durchhauen Fürst Alexander hat eine schwierige Stellung, sowohl vis-a-vis Rußlands, welches seinen Thron geschaffen, als auch vis-a-vis den kehren, sich auch den r­­ssischen Geinfluß im Lande beseitigt wissen wollen, unter Androhung seiner Abdication, stand es von Seite der Radicalen, unterstüßt könnte eine günstige Veränderung welches im Falle des Wider­­sein müßte, in den Regierungsver­­hältnissen des, für eine freiheitliche Constitution unreifen Landes hervorrufen. ist am öfterr.zung. Hofe plößlich eine „persona grata“ ge­­worden. Auch in Berlin begaß man den Allianz-Versucher mit diplomatischen Lavendlwasser. Nun kann der bekehrte Groß-Dacier in Ruhe seine Mamaliga verzehren und auf den Lorbeeren ausruhen, welche seine Stammgenossen bei Plevna sich eingesammelt. Fürst Danilo von Montenegro macht auf die türkischen Vorschläge fortwährend Gegenpropositionen, welche von der Pforte stets zurücgewiesen werden. So dauert das Schachpiel mit Grazie fort, ohne ein Resultat im Sinne des Berliner Vertrages erwarten zu lassen. Die Pforte ist ohnmächtig und spielt vielleicht auch ein falsches Spiel. Eines Berges ist aber gewiß, daß sowohl der Fürst der schwarzen als auch der türkische Oberbefehlshaber Respect vor der albanesischen Liga haben, welche immer mehr Streitkräfte bei Gusinje concentrirt. Berliner Vertrag Aspirationen, und welche energisches Auftreten des Fürsten. Der Frieder und Ruheliebende deutsche Kaiser hat an seinem 83. Geburtstag zu den glückwünschenden Generalen gesagt: „Er freue sich, erklären zu können, daß die Generale hoffentlich keinen Anlaß mehr haben werden ihre mili­­tärischen Kenntnisse practisc­h verwerthen zu können, da jede Kriegsbefürchtung gegenwärtig sein scheine“, wird der Präsident des ungarischen Abgeordnetenhauses Josef Szlávy das Reichs­­mehrerer von Sr. Majestät sanctionirter Gesetze halten. Der Kön­ ung. Honysd-Oberst und Sectionsleiter des Landesvert­eidigungs -Ministeriums Rudolf Benkö wurde für seine ersprießliche Dienstleistung durc­h Verleihung des eisernen Kronordens III. Classe ausgezeichnet. Der Österreichische Finanzminister veröffentlicht die Begehung von 20 Millionen Goldrente im Offertwege, die Offerte müssen bis Endlich sind die Verhandlungen über den Entwurf einer Militär-Strafproceß-Ordnung, welche sich seit Sicherem Vernehmen behufs nach finanz-Ministerium erst nach Beendigung der Budgetdebatte übernehmen. Beide Häuser werden nach den Osterfeiertagen eine Sipung b. 9. eingereicht werden und auf den ganzen Betrag lauten, zu einem Abschlusse gelangt, nachdem zwischen dem gemeinsamen Kriegs-Minister und dem ung. Justizministerium eine Vereinbarung getroffen wurde. Das ehemalige „enfant terrible" Oesterreich-Ungarn“, der großmachtsüchtige rumänische Ministerpräsident Bratianu , dem Jahre 1874 herumzogen, ausgeschlossen zu Promulgirung 6. April i­n Kaschau, Donnerstag 1. April. Ungarn als Sündenbad. Die giftigsten Pfeile des englischen Agitators Glad­­stone werden fest speciell gegen Ungarn abgeschossen. Ungarn wird in den gehäßigen Reden dieses wüthenden Parteiführers beschuldigt, seinen mächtigen Einfluß auf den König zu mißbrauchen und ihn zur Vernichtung der Freiheiten Staaten der Balcanhalbinsel anzueifern. in den cristlichen Wer den verzweiflungsvollen Widerstand kennt, welchen die ungarische Nation gegen die russenfreundlichen Aspirationen der vom Grafen Julius Andrássy be­­folgten orientalischen Politik, sowohl im Parlamente, als auch in der unabhängigen Presse führte, wer das Ber­dammungsurtheil kennt, welches alle wahren un­garischen Patrioten über die von der Regierung hartnäckig geleugnete und nur auf hinterlistigen Schleich­­wegen zu Stande gekommene Occupation Bosniens aus­­gesprochen, — den muß das absichtlich verlogene Auftreten Gladstone's mit Abscheu und Indignation erfüllen; umso­­mehr, als der einst geachtete englische Staatsmann diese unlauteren Mittel nur zu egoistischen Wahlzwecken bewüßt und zur Entflammung der Parteiwuth ausbeutet. Nachdem die Auflösung des englischen Parlamentes ein Dementi der Gladstom'schen Expectorationen im Hause der Gemeinen gegenwärtig nicht gestattet, so hat der Schar­­kanzler Sir Stratford Nothcote es unternommen, das an­geblich zwischen unserem Monarchen und dem englischen Botschafter Lord Elliot stattgefundene Gespräch zu des­­avouiren. 63 geschah dies in einer am 23. März im Bezirk Hakney abgehaltenen Wählerversammlung. Zur Verständniß der Wähler las Nothcote den Wählern eine Stelle aus der von Beaconsfield in Midlothian gehaltenen Rede vor, welche ungefähr so lautet: „Haben Sie gehört, daß der Kaiser von Oesterreich den britischen Botschafter Sir Henry Elliot zu sich kommen ließ und ihm sagte, daß eine pestilenzialische Persönlichkeit, ein gewisses In­­dividuum Namens Gladstone ein Mann sei, welcher die österreichisch-ungarische Politik nicht billige“ 2c. 2c. Ueber diese Mittheilung geriethen die regierungs­­freundlichen Wähler in eine solche Aufregung, daß Nothcote seine Erörterungen einstellen mußte, und nur das recht­­fertigende und berichtigende Telegramm Sir Henry Elliot's Otto, Wien vom 22. März zur Verlesung gelangte. Dasselbe lautet:­­E53 liegt Baron Haymerle sehr daran, daß im Parlamente oder in der Presse die Sprache demen­­tirt werde, welche dem Kaiser von Oesterreich durc Mr. Gladstone unterstochen wurde. In (Elliot) wünsche, meiner selbst wegen, daß dies geschehe. Als ich mit dem Kaiser über die incriminirte Rede Gladstone's sprach, bemerkte ich, daß dieselbe ihn höchlic­hst amüsirt habe. Denn er zeigte keine Spur von Berger. Io erklärte, daß ich die Sache nicht so ruhig aufnehmen werde, denn ich sehe mich durch die Bezichtigung gekränkt und comprom­­mittirt, — eine gelegentliche Aeußerung Sr. Majestät gegen mich nicht allein wiederholt, sondern vollständig ent­­stellt wiedergegeben zu haben. Er. Haymerle erklärte, daß, wenn auch der Kaiser die Angelegenheit seiner Be­­achtung nicht für werth halte, es ihm (Haymerle) obliege die Nothwendigkeit im Auge zu behalten, nicht zu er­lauben, daß diese Geschichte im Ööst.-ungar. Volke Glauben finde. (Es sei ihm hier (in Wien) nicht möglich, Beacon­­­field's Behauptungen in entsprechender Weise zu dementiren, und er drücke die Hoffnung aus, daß dieses Dementi von Seite der engl. Regierung erfolgen werde“. Mittlerweile lest Mr. Gladstone seine wählerischen Reden in den Wahlversammlungen unbeirrt fort. Ueber die Entrüstung der österreichischen Journale äußerte sie Glad­­stone folgendermaßen: „Wenn sie mir den Mund schließen wollen, so brauchen sie nur zu sagen: Oesterreich-Ungarn en Absichten, welche der Freiheit der Völker feind­­lich sind“. „Er hege gegen seine Nation eine Antipathie. Er wünsche, daß England mit allen Völkern in Freund­­schaft lebe, allein wenn Er schließe auch Oesterreich-Ungarn nicht aus, er eine Nation auf Plänen der Vergröße­­rung und Verschwörung gegen die Freiheit ertappe, verwandle er sich Oesterreich-Ungarn in den entschlossensten Gegner, habe zwar einige innere Re­­formen eingeführt, allein man dürfe nicht glauben, daß wenn ein Land eine constitutionelle Regierung einführt, es auch gleichzeitig seine auswärtige Politik ändere. Statt sich entrüstet zu zeigen, hätte Oesterreich- Ungarn erklären sollen, daß es keine Vergrößerungs­­pläne auf der Balcanhalbinsel im Schilde führe“. Auch die A­ußerungen des Marquis Hartington lassen ihn als einen gefährlichen Feind Oesterreich-Ungarns er­­feinen. Hartington ermuthigt zur Theilung der Türkei, doch dürften über den Löwenantheil an der Beute zwischen England und Rußland schwere Differenzen entstehen, da England unmöglich den Schlüssel zu den nach Indien und Persien führenden Vforten an Rußland ausliefern darf. 50 viel ist gewiß, daß wenn die Liberalen siegen, eine russisc­h-französisc-englisc­he Allianz zu Stande kommt. Aller Wahrssheinlichkeit nach wird aber Beaconsfield bringen, denn eine Majorität bei den Neuwahlen zu Stande er legt seine Hände auch nicht in den Schoß, sondern tritt in mehreren Wahlbezirken mit einem Pro­­gramm hervor, welches alle Patrioten und alle Gemäßigten in seinem Lager vereinen wird. Erringt Beaconsfield den Sieg, so ist ein Anschließen Englands an den mitteleuropäischen Bund mehr als wahr­­scheinlich.­­ Die Verlegenheit des jekigen Cabinets wird durch den unvermeidlichen Wiederausbruc des Krieges in Afghanistan erhöht, und bedarf es dort eines kräftigen Schlages um das Ansehen Englands in Asien herzustellen und zu er­­halten, und im Lande selbst den Ansturm der Liberalen gegen die auswärtige Politik Lord Beaconsfield’S siegreich zurückzuweisen. We­ nn Angelegenheit der Asphaltirung und Em­alisirung hatten wir schon in Nr. 32 dieses Blattes Gelegenheit zu bemerken, daß seitens unseres städt. Municipium. Diesbe­­züglich ernstlich Berathungen gepflogen werden. Wir entnehmen nun einem von Seite des städtischen Oberingenieurs an die entsendete Commission geleiteten Bericht folgende Details: Obzwar die Asphaltirung mit der Canalisirung in seinem strengen Zusammenhange steht und von leßterer unabhängig und ohne Hinderniß vollzogen werden kann, hält es unser städt. Oberingenieur dennoch als seine strengste Pflicht, diese wichtige Angelegenheit aufs Neue in An­­regung zu bringen und den Antrag zu stellen, daß die Canalisirung der Hauptgasse mit der A­nhaltirung gleichzeitig durc geführt werde In jenen Theilen der Hauptgasse, wo kein Canal vorhanden, wäre entlang des Trottoir ein Hauptcanal zu ziehen, ferner ist aus jedem Hause in diesen Hauptcanal ein Nebencanal zu leiten; schließlich aber sind zur Ablei­­tung des den Dachrinnen entströmenden Wassers Thon- Röhren in den Hauptcanal zu führen. Die Herstellungs-Kosten des Hauptcanales hätte die Stadt, die der Nebencanäle hingegen die betreffenden Hauseigenthümer zu tragen. Die Gesammtauslagen dieser Kanalisirung betragen 26.200 fl., wovon die Stadt 16.300 fl., die resp. Haus­­eigenthümer hingegen 9900 fl. zu zahlen hätten. Dem Berichte des Ingenieurs ist zugleich ein Aus­weis beigelegt, aus dem ersichtlich ist, daß die Kosten der Asphaltirung und Canalisirung aus den im städt. Budget jährlich zu bewerkstelligenden Ersparnissen zu de>en wären und die Inwohner unserer Stadt durch den Vollzug dieser­­ beiden hochwichtigen Arbeiten nicht im geringsten belastet würden. 63 ist zwar wahr, daß diejenigen Auslagen, die für die Verschönerung der Stadt jährlich wotirt, leider jedoch nie verbraucht werden, durch 6 Jahre in Anspruch genommen würden, die Stadt erhält jedoch ein die Hauptgasse ver­­schönerndes und auch in sanitärer Beziehung nicht zu uns­terfliäßendes Trottoir, dessen Herstellung unserer Stadt mit Sehnsucht herbeiwünscht. Jeder Eiwohner Fernerhin entnehmen wir dem Berichte jene Propo­­sition, im Sinne welcher die in Folge der As­phaltirung zu gewinnenden alten Pflastersteine zur Pflasterung der Saliter-Gasse vom Gerichtsgebäude bis zum isr. Bethaufe, des Glacis vom isr. Tempel bis zur Kronengasse, der Glo>engasse, der Adlergasse von der Mühlgasse angefangen bis zur Einmündung in die Glockengasse, der Canalgasse, der Rosengasse vom Beller'schen Hause angefangen, am Elisabethplaß vom Bielek's­en Hause bis zum Spitale . x 4 pt 5 Es Pr KEINE

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