Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1880 (Jahrgang 42, nr. 114-150)

1880-10-02 / nr. 114

Ru Su ® - Lokal-Nachrichten. — Zum Ramensfest Sr. Majestät des Königs wird am nächsten Montag, 4. October, in der Domkirche um 9 Uhr Früh eine feierliche Messe gelesen, welcher auch die SEI der Militär- und Civilbehörden anwohnen werden. — Personal-Nachrichten. Der neugewählte Cassier des Abaujvärer Comitats Nicolaus v. Dióssy hat seine Amts­­thätigkeit am 1. I. M. begonnen. Bei Gelegenheit der am 30. September I. 3. sort­­iehungsweise abgehaltenen Generalversammlung der Reprä­­sentanz des Abaujer Comitatsmunicipiums wurden vom Obergespan Emerich v. Darvas folgende Promotionen bewerkstelligt : Julius Géczy, Beisiker des Waisenstuhls, wurde zum Vicepräses desselben, Joseph Zabraczky, Waisen­­stuhl3-Notär zum Honorär-Beisiker, Emil Jónás zum Honorär- Notär des Waisenstuhls, Karl Nemes zum Honorär-Stuhl­­richter des Göerehüter­, und Géza Gregercsik, Cancellist des Gönczer Stuhlrichter - Bezirkes, zum Stuhlrichter­- Adjuncten desselben Bezirkes befördert. — Als neugewählten Präses­ des hiesigen Theater- Comité's begrüßen wir (nach): dem beklagenswerthen Rück­­„tritte des früheren Präses Herrn k. k. Kämmerer Nicolaus v. Ketzer) mit aufrichtiger Befriedigung und Freude in gleicher Ehrenstellung Herrn kön. Rath Franz v. Jakob­­falvay und sind im Voraus überzeugt, daß unter dessen Sohn unser Kunstinstitut einen eifrigen Förderer ge­­wonnen hat. — Aufnahme in die Reihe der Adeligen des Co­­mitats. Alexander Pelezer, Beamter der hiesigen Kön­ ung. Tabakfabrik, richtete an das Comitats-Municipium eine Eingabe um unter die Adeligen des Komitat aufgenommen zu werden. Da Gesuchsteller seinen Adel gehörig ausge­­wiesen hatte, wurde, auf Antrag des Comitat3-Anwalts beschlossen, die Bitte desselben zu gewähren. Somit wurde Alexander Pelezer (mit drei Söhnen) in die Reihe der Adeligen des Comitat3 als aufgenommen erklärt. — Municipal-Budget für das Comitat Abauj. Die Generalversammlung der Repräsentanz unseres Comi­­tate genehmigte bei der am 30. September abgehaltenen Generalversammlung das derselben vorgelegte Budget des nächsten Administrativ-Jahres 1881 ohne aller Modification. Dieses Präliminar wird demnach der hohen Regierung be­­hufs Annahme und Bestätigung unterbreitet. Bei selber Gelegenheit wurde unter andern auch­­ in Folge des Circularschreibens des Comitates Somogy­­­beschlossen , an die Legislative eine Petition in dem Sinne zu richten, daß Die Verlegung­ der National-Fahne Majestäts-Verbrechen gebrandmarkt und geahndet werde, als Ferner wurde eine principielle Frage dahin entschieden, daß wenn je einmal irgend jemand von der Comitate- Congregation für einen Posten gewählt worden sei, der­selbe dieses Postens blos auf Grund entweder einer Berz­wandtschaft oder Verschwägerung nicht enthoben und auf einen andern Posten disponirt werden könne. Den Anlaß zu dieser Entscheidung bot der Umstand, daß in einem Bezirke Verschwägerte als Stuhlrichter und Stuhlrichter 35­ Adjunct fungiren. In Folge einer hierauf bezüglichen Beschwerde wurde an die Congregation der Vorschlag gestellt Adjunct des Füzerer Stuhlrichter-Bezirkes, Stephan Karsa, an die Stelle des Kaschauer Stuhlrichter­-Adjuncten Ernst Bodnár, und diesen in den Füzerer Stuhlrichterbezirk zu versehen. Diese Proposition wurde von der Congregation fallen gelassen. — Concurs8-Ausschreibungen. Am 21. Octob. findet in der Gemeinde Ch­an­y die Wahl eines dortigen Kreis­­notars statt. Jahresgehalt 400 fl., Reisepauschale 100 fl. und Quartiergeld. Gesuche sind bis 20. d. beim Kaschauer Bezirks-Stuhlrichteramt in Miblöfa einzureichen; ferner ist die bereits au­sgeschriebene, aber wegen Mangel an Concurrenten nicht besezte Radvänger Kreisärztenstelle zu besezen. Die Wahl findet in der Gemeinde Pälhaza am 23. b. statt. Diesbezügliche Gesuche sind bis 19. d. an das Fützerer Bezirks-Stuhl­­richteramt einzureichen. — Die für die hiesige Garnison bestimmte II. Batterie - Division des X. k. Feld - Artillerie - Regiments Baron Bek Nr. 5, rückte unter Commando des Herrn Major Karl Nowotny, am 28. September hier ein. Dieselbe nahm, wie wir schon seinerzeit berichteten, als Corps-Artillerie an den galizischen Manövern Antheil und eile sich seit dem 6. September auf dem Marsche nach aschau. General-Major Prinz zu­­ Wind ist groß als Stellver­­treter des Stations-Commandanten, gefolgt von einer großen Zahl berittener Stabs- und Oberoffiziere, ritt der Division auf der Munsaczer Straße entgegen, woselbst schon die Musik des 5. Infanterie-Regiment 35 bei Winkler5 Restau­­ration­ aufgestellt war. Nach Entgegennahme der vorge­­schriebenen Meldung wurde der Marsch fortgesetzt, während welchem die Musik lustige Tonstücke executivte.­­ Das Aussehen der Mannschaft, sowie der Pferde ist, troß der großen Strapazen eines 22tägigen Marsches nach vorhergegangenen anstrengenden Manövern ein sehr gutes; besonders­ imposant war eine durchgehends mit Schimmeln bespannte Batterie. Batterie Nr.­4 ist­ am Die für die Station Szepft bestimmte 29. September dahin “abgegangen. — Protocoll8-Authentication. Zur Authenticirung des Protocoll3 bei der am 30. September I. 3. abgehal­­tenen Comitat3- Congregation, wurde der heutige Tag (2. I. Mt5.) anberaumt. — Export-Dampfmühle. Bei der am 30. Sept. abgehaltenen Licitation wurde dieses Concur35-Object von Herrn Emerich Haydn in Kaschau um 88.500 fl. erstanden. Wie verlautet, soll ein Consortium. fi dahin geeinigt haben, dieses Etablissement zu übernehmen und in Betrieb u­iehen.­­ Mittlerweile kommt ung die noch mit Vorbehalt mit­­getheilte Nachricht zu, daß der bei der Licitation verein­­barte Af­tkauf rückgängig gemacht worden wäre.­­ — Polizei-Bericht vom Monate September 1880. Vom Kaskauer Polizei- Amte wurden im­­ Laufe des Monates September 209 Individuen verhaftet, und zwar 133 männlichen, 72 weiblichen Geschlechts und 4 Kinder; hievon wurden übergeben: 1.) der kön. Staats­­anwaltschaft 20 Individuen 3; 2.) dem Bezirk­gerichte 33 In­­dividuen, und zwar­ wegen Verbrechen des Diebstahls 7, wegen Betrug 2, wegen Todtschlag 2, wegen Veruntreuung 1, wegen Kirchenraub 7, wegen Kindesmord 1, wegen Stra­­ßenraub 1, wegen Hehlerei 1, wegen Vergehen des Dieb­­stahls 21, wegen Mitschuld an Diebstahl 2, wegen Ver­­dacht des Diebstahls 1, wegen verdächtigen Ankauf 3, wegen Widerstand und Thätlichkeit gegenüber behördlicher Organe 2, wegen Wachebeleidigung 25 ferner wurden 3.) ins Spital­geschiet­t Individuen; 4.) der Militärbehörde über­­geben 53 5.) polizeilich abgestraft 5; 6.) mit Zwangspaß abgewiesen 22; 7.) nach Legitimirung entlassen 20; 8.) in Folge Requisition wurden verhaftet 11; 9.) abgeschoben 84 Individuen. Die Zahl der polizeilich eingezogenen Individuen in diesem Monate war um 69 weniger als im Monate August dieses Jahres. — Muttermord. Von einem schreilichen Verbrechen­­ wird und berichtet, das der Bahnwächter Alexander Top­­perzer (4. Wächterhaus auf der Strecke Kaschau­-S.-A.­­Ujhely der Nordostbahn) am 29. September verübte, indem er seine eigene 70-jährige Mutter, die zu ihm wegen Ab­­wicelung einer geringen Schuldforderung auf Besuch kam, in Folge eines hiedurch entstandenen heftigen Zankes, auf gräßliche Weise ermordete. Die kön­ ung. Staatsanwaltschaft hier, hat aber er­ folgte Anzeige an Ort und Stelle den Thatbestand selbst aufnehmen lassen. Der verabscheuungswürdige Muttermörder wurde nach Hinvernahme hierorts "eingebracht und dem fen. Gerichte zur Amtshandlung zugew­iesen. — Verlust-Anzeige, in Kaschau, ist Herrn Bartholomäus Beke, Notar in Ga­­radna, ein Schriftenpaket in Verlust gerathen, in welchem 15 Stü> Schuldscheine, ein amtlicher Brief mit 5­1 Wechsel auf 73 fl. lautend, ferner fl. beschwert und andere Scrif­­ten enthalten waren, in Verlust gerathen. Der redliche Finder wird ersucht, das vorbezeichnete Schriftenpaket im Stadthauptmannamte zu deponiren, wo Während seines Aufenthaltes ihm vom Verlustträger 15 fl. Finderlohn zugesichert sind und verabfolgt werden. — Gefunden wurde vorgestern Nachts durch den vor dem Grand Hotel Schalkhäz postirten Polizeiwachmann Nr. 30 eine silberne Tasenuhr, die vom rechtmäßigen Eigenthümer in der II. Abtheilung des Stadthauptmann­­amtes behoben werden kann. --- Limitations-Kundmachung. Wir lenken die Auf­­merksamkeit der Interessenten auf die im Inseratentheile der heutigen Nummer unseres Blattes enthaltene Kund­­machung (im Auszuge), laut welcher am 13. October bei dem k. f. Garnison5-Spitale Nr. 20 in Kaschau eine öffentl. Verhandlung wegen Sicherstellung des T­rai­­terie-Geschäftes und am 14. October eine öffentl. Verhandlung, mündlich oder schriftlich, wegen Lieferung der Todtensärge, der Geräthe aus Glas, Erde, Borsten, der ärztl. Bedürfnisse und Arznei-Materialien, dann bei Eises vorgenommen werden wird. — Vom Trottoir zu Ende der Fanlgasse bis zum israel. Tempel ist eine Strede neu gelegt worden und wäre hiedur< einem längst gefühlten Bedürfnisse abgeholfen, aus welcher Ursache die Fertigstellung des Trottoirx3 unterbrochen wurde, ist und derzeit noch unbekannt. Nun wäre es aber an der Zeit an die Herstellung eines Trottvira zu denken,­­ wodurch die Wege zum allgemeinen Krankenhaus wenigstens wandelbar hergestellt würden. CS ist gar nicht nöthig, weil allbekannt, die Misere zu schildern, welche der Fuß­­gänger bei eingetretenem Regenwetter auf dem Wege von der Stadt zum allg. Krankenhause zu überwinden hat. — Anton Varga’s Kunstgärtnerei und Hauptblumen=­handlung in Kaschau, Csermelygasse Nr. 2, empfiehlt sich im Inseratentheile der heutigen Nummer mit ihren reich­­haltigen Erzeugnissen, wornach­­ wir Veranlassung finden auch an dieser Stelle die Aufmerksamkeit des hoc­hgeehrten in auf den Inhalt der bezüglichen Geschäfts-Annonce zu lenken. Die 39. Nummer des „Illustrirten Unterhaltungsplatzes” liegt heute für die bezugsberechtigten Abonnenten bei.­­­­ : Tagesneuigkeiten. — Se. Majestät hat an den Erzherzog Josef, Ober-Commandanten der ungarischen Honved-Armee, fol­­gendes allerhöchste Handschreiben, gerichtet: Lieber Herr Vetter, Erzherzog Josef! E53 hat Mir zur Befriedigung gereicht, daß I< nach langer Unterbrechung wieder Gelegenheit fand, die zu den großen Manövern in Czegled und Fünffichen concentrirten Abtheilungen der ungarischen Honvedschaft zu besichtigen. Vor Allem muß ich Meine volle Zufriedenheit mit den bei Czegled concentrirt gewesenen Honved-Cavallerie- Regimentern ausdrücken, welche — in Anbetracht der für diese Waffengattung obwaltenden besonderen Schwierig­keiten — durch den Grad der Ausbildung der Mannschaft, den Zustand der Pferde, den starken Stand der ausge­­rückten Abtheilungen und auch ihre Ererzierfähigkeit über­haupt, im Vergleich zur Vergangenheit einen augenfälligen und sehr anerkennenswerthen Fortschritt bekundet haben. Dies ist in erster Reihe das Verdienst des erprobten und unermüdlichen Giferxs des Commandanten der verei­­nigten Cavallerie-Truppen-Division General Ritter v. Henne­­berg, sowie der einzelnen Divisions-Commandanten. Die Bataillone zu Fünfkirc­hen concentrirt gewesenen Infanterie­­des Stuhlweißenburger Districts, sowie des 8. Honved-Husaren-Regiments haben Mich durch die interne Dienste­-Manipulation und durch ihre Detail-Ausbildung der Mannschaft gleichfalls befriedigt, und so sehe, daß auf den Werth und die Wichtigkeit der Ausbildung im Infanterie-Dienste die erwünschte Sorgfalt verwendet wird­­und daß die daselbst mit dem Commando betrauten Or­gane mit Umsicht und Energie bemüht sind, einen continuir­­lischen Fortschritt zu erzielen. Io erwarte, daß die diesjährigen Manöver und das befriedigende Resultat derselben der ganzen ungarischen Honvedschaft als neuerlicher Ansporn dienen werden, und­ ­­­­ ­ Senilleton. Ein Lustspiel-Titel. Von Rudolf Müldener. (Fortlegung:) „So fuhr des Morgens früh aus ©... Mein Weg führte durch das Dorf R . . ., woselbst ich Geschäfte hatte und anhielt. I< stieg im einzigen Wirthshause des Dorfes ab. Während mein Kutscher die Pferde fütterte, begab ich mich zu dem Herrn, welchen ich sprechen mußte. Als ich an seine Wohnung kam, fand ich ihn nicht zu Hause; die Magd sagte mir aber, daß sie ihren Herrn des Nachmittags zurückerwarte. — Was war zu thun? Meine Angelegenheit mit dem betreffenden Herrn litt wenig Aufschub ; meine Reise nah­m... erforderte nicht die mindeste Eile; ich beschloß daher, bis zum Nachmittage im Dorfe zu verweilen. In dieser Absicht ging ich nach dem Wirthehause, bestellte daselbst das Mittagsessen, ließ mir eine Flasche Wein geben, zündete eine Pfeife an und fing an mit dem Wirthe zu reden. Er war ein unfreundlicher, roher Patron. Sein Bli> gefiel mir schon bei der ersten Begegnung nicht. Auch die Wirthin, seine Frau, hatte etwas Zurücstoßendes in ihrem Wesen. Beide machten, wenn sie die Augen auf­­cchlugen, einen widerlichen Gindrud und flößten mir einen unerklärlichen Abscheu ein. Da ich nichts fand, was mich beschäftigen konnte, so gerieth ich auf den Einfall, in der Zwischenzeit einen Brief zu schreiben. I< forderte Feder und Tinte, und ließ mir eine Stube zeigen, wo ich in der Stille schreiben könnte. „Man führte mir die Treppe hinauf nach einem Zimmer im oberen Stoke. Io fege mich an einem Tisch, der an einem Bette stand. Die Schreibgeräthschaften, welche man mir gab, waren armselig; die Federn sahen aus wie Scwefelhölzer ; ich konnte keinen Buchstaben damit zu Papier bringen. "Man hatte mir kein Federmesser gegeben, das meinige hatte ich nicht bei mir. Io hatte gesehen, daß die Wirthin das Screibzeug aus einem Scubkasten des Tisches nahm, an welchem ich saß. Um zu sehen, ob sich nicht auch ein Federmesser darin befinde, zog ich den Kasten auf, suchte darin umher, fand aber nicht, was ich suchte. Schon wollte ich den Kasten wieder hineinschieben, als mir ein Blatt Papier in die Augen fiel, welches unwillkürlich meine Aufmerksamkeit fesselte. I< nahm dasselbe in die Hand. &3 bestand aus einer Anzahl Blättern in Quart­­format. Io kannte die Schrift, die Hand; — das Buch sogar hatte ich schon gesehen. I< las... und — o Him­­mel! mir war aló sänke ich in einen Abgrund; das Papier entlang meiner Hand, es war — der Titel des Lustspiels des ermordeten Junkers! Seine eigene Handschrift — die nämliche, welche er uns den rechten Abend vor seiner Ab­­reise zeigte, die wir Beide damals in unseren Händen hatten, welche der unglückliche Junker bei seiner Abreise mit sich nahm“. „Du erinnerst Dich gewiß des Manuscriptes. — Denke Dir mein Entgeßen, als ich nun so ganz unerwartet dasselbe vor Augen hatte! Wie war das Manuscript, wo­­mit der Junker damals so vorsichtig umging, hierher ge­­kommen? in dieses Wirthshaus ? — in diesen Tischkasten ? — Not mehr: Du weißt, daß damals das erste Blatt des Manuscriptes nichts weiter enthielt, als drei oder vier Zeilen für den Titel. „Unter dem Titel des bekannten Manuscriptes stand Folgendes in lateinischer Sprache geschrieben: „Wird je „dieses Blatt gelesen und erkannt, so ist dieses ein Be­­­weis, daß ich, in dem Wirthshanse zu “ . . . übernachtend, „auf eine elende Weise ermordet worden bin. Man gehe mach der Universität zu “ . . ., daselbst kennt man den „Verfasser dieser Schrift; dort wird man auch sein Schic­­kal erfahren. “ Ach, meine Eltern! ach, meine Freunde! „Während ich dies schreibe, ist vielleicht meine lezte Stunde „gekommen. Man wird mich gewiß ermorden. Ach, ich bin „in ihrer Gewalt. Bittet für meine arme Seele. — „Gott möge ihr gnädig sein !“ „Tausenderlei Empfindungen bestürmten mich. I< konnte nicht geregelt denken. Das Blut strömte mir mit heftigem Andrange nach dem Kopfe. Alle meine Nerven liebten. Ich wurde bald heiß, bald kalt. Schnell wie der Blitz entstand in meiner Seele ein Gedanke, eine dunkle Ahnung sagte mir, daß ich das furchtbare Geheimniß en­­­det hatte!“ „Die Nachricht auf dem Titel in lateinischer Sprache bestärkte mich in meiner schreilichen Vermuthung. Freilich herrschte darin nicht viel Zusammenhang, indeß immer noch genug zur Entdecung eines möglichen Verbrechens. Hatte doch der Unglükliche — wie zu sehen war — in ängstlicher Verwirrung geschrieben, vielleicht in einem­ be­­klommenen Augenblicke, wo er den Tod vor Augen sah. Wie viel Ueberlegung zeigte sich dagegen von der anderen Seite darin, daß er gerade diesen Tischkasten gewählt hatte, um das Stück unter einem Haufen Papiere zu bere­gen, wo es der Aufmerksamkeit seiner Mörder entgehen und leicht von einem Dritten gefunden werden konnte. Wie viel Geistesgegenwart bewies nicht der Umstand, daß er die Nachricht von seinem vermuthlichen Schi>sale in lateinischer Sprache ausdrückte, ohne seines Namens zu erwähnen, so daß seine Mörder, selbst wenn sie das wich­­tige Papier in dieser Schublade fanden, nicht auf die Idee kommen konnten, daß diese Zeilen eine Andeutung ihres schreilichen Verbrechens enthielten. Anfangs konnte ich mich nicht wieder fassen ; ich war bis in mein Inner= íies erschüttert. Schrecen, Angst, Bestürzung, der Wunsch, den Mord meines Freundes zu rächen . . . kurz — es wüthete heftig in meiner Seele. Als ich ruhiger wurde, fühlte ich erst recht, in welchem Zustande ich mich befand. Noch zittere ich, wenn ic an die Gefahr denke, die mir drohte, hätte jemand aus dem Hause mich in dieser Be­­stürzung überrascht.­­ „Nach und nach faßte ich mich, so gut ich konnte, und nahm äußerlich eine ziemlich ruhige Haltung an. Meine Seele war jedoch ganz erfüllt von dem Gedanken an dieses schreiliche Begebniß, so daß ich darüber meine Reise und den Zwe meines Berweilens in R... vergaß. (Fortsetzung folgt.) - no.

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