Kaschauer Zeitung, April-Juni 1881 (Jahrgang 43, nr. 38-73)

1881-04-02 / nr. 38

07 Ley - Ein Wink an die Beamtenwelt. Eine vorherrschend sitzende Lebensweise ist meist der Grund von Leber- und Hämorrhoidal-Leiden, Blutanschoppungen u. 8.f., gegen welche Moll’s Seidlitzpulver mit sicherem Erfolge angewendet werden. Eine Schachtel 1 fl. In den Apotheken und Materialwaaren-Handlungen verlange man ausdrück­­lich M­oll’s Präparat. Herrn Franz Joh. Kwizda,k.k. Hoflieferant in Korneuburg. Ihr k. k. priv. Desinfectionspulver wurde elegentlich der im Monate Mai d. J. in der Weltaus- Hellunga-Rotunde abgehaltenen Pferde­ und gewerblichen Special-Ausstellung zur Desinficirung der zu Stal­­lungen adaptirten Yängen-Gallerien in Anwendung gebracht, und bewährte sich in der vorzüglichsten Weise, wo­­für Ihnen hiermit die besondere Anerkennung der VI. Section (für Pferdezucht) der Tf. f. Landwirth­­schafts-Gesellschaft in Wien ausgesprochen wird. Wien, den 24. Juni 1880. Der Section 5-Vorstand : Fürst Trauttmannsdorf. Behufs der Bezugsquellen verweisen wir auf die Annonce Veterinär-Präparate in heutiger Nummer. 164 ; te Aus Heimat und Fremde. traf. Dieselbe. ihon...an Ganges — Reise des Kronprinzen. In Folge des schnellen der 28. März 1881 „Miramar“ Abends in Jaffa ein, und wurde der Kronprinz daselbst von der auf dem Land angeplage har­­renden Menge enthusiastisch begrüßt und nach dem nahen Franciscanerkloster geleitet, wo er übernachtete. Am 29. zeitlich Morgens, trat er den Ritt nach Jerusalem an; es wurde nur in Ramlah und Kalunja gerastet. In leß­­terem Orte wurde der Kronprinz durch eine Deputation der hiesigen österreichischen Colonie begrüßt. Salutschüsse wurden vom Jaffathore nicht abgegeben, da der Kronprinz hier als Bilger einziehen wollte. Bei diesem Thore stieg der Kronprinz vom Pferde und begab sich zu Fuße nach der Heiligen­ „­Rir ihn Er und sein Gefolge stiegen nun und vergoß Thränen­ von den Pferden, entblößten ihre Häupter und zogen zur Heiligen-Grab-Kirche hin, um die ein Militär-Cordon ge­­zogen war. Auf einem Teppiche vor der Kirche stand der lateinische Patriarch in seinen Pontifical-Gewändern, der den Kronprinzen in französischer Sprache begrüßte und­­ ihm das Aspergium reichte. In der Kirche waren nur Katholiken anwesend. Von hier ging es dann durch die Via Doloris, wo die katholische Schuljugend stand, zum österr. Hospiz, Pilger harrten, vor dessen Eingang zahlreiche Priester und Tausendfache Hosiannas ertönten. Der Kronprinz bestieg sogleich die Terrasse, wo er dejeunirte. Gleich darauf erschienen der Gouverneur und der lateinische Patriarc und überbrachten ihm die telegraphischen Grüße des Sultans und des Papstes. Der Kronprinz hat die ihm vom Gouverneur angebotene Militärwache abgelehnt. Das Hospiz wird daher blos von den Österreichischen '­­ s Sir Consulat 35-Kawassen bewacht. — Duell Zichy-Kärolyi. Graf Kärolyi wurde laut modifizirtem Urtheil des Obersten Gerichtshofes statt zu 3 Monat Gefängniß zu 3 Wochen verurtheilt, die Secun­­Dyonis Päzmändy , bisheriges danten freigesprochen. — Parteiwechsel, Mitglied der gemäßigten Opposition, soll zur äußersten Linken übergegangen sein und die Abgeordneten Theodor Gombar, Paul Mandel, Valentin Halász und Stef. Domaleidy sich an die Unabhängigkeitspartei angeschlossen haben. — Asyl für Unverheiratete. Ein eigenthümliches Vermächtniß hat die Stadt Stettin erhalten. Eine alte, unverheiratet gestorbene Dame, Fräulein Schwenn, hat nämlich der Stadt 300.000 Mark unter der Bedingung hinterlassen, daß dafür ein Asyl begründet werde, in welchem zehn Jungesellen und vierzig unverheiratete Frauen­per­­sonen von mehr als fünfzig Jahren Obdach und Unterhalt finden sollen. 4 — Die Volks­zählung bei den Indianern. Inter­­essant dürfte es für viele Leser sein, zu erfahren, wie z. B. unter den Indianern in Nevada die Aufnahme des Census geschehen ist. Der dortige Obersuperator war der Häuptling Numana und seine Methode folgende: Alle seine Gehilfen waren Indianer und jeder derselben erhielt einen Bogen weißes Papier. Auf dieses Papier zeichnet der In­­dianer einen Kreis, welcher ein „Wickiup“ oder Lager vorstellt und in diesen Kreis zeichnet er die Figuren hi­­nein, welche die Zahl der zu jeder Familie gehörigen Per­­sonen repräsentirt. Die „Squaw3“ unterscheiden sich da­­dur­, daß die Linien lange Röcke darstellen, während zwei Striche unter dem kurzen „Wampun“ die „Bu>5“ kenn­­zeichnen. Kurze Striche lassen, je nach ihrer Länge, Zahl und Alter der Kinder erkennen. Aus diesen mit Hiero­­glyphen bede&ten Papieren stellte Numana seinen Bericht an das Censusbureau zusammen, indem er für einen männlichen Indianer ein M Weidenstöbchen, jede Figur zwei bis vier Zoll lang, nahm und diese mit ebenso vielen Ein­­schnitten versah, als der Indianer Squaws besaß. Die kurzen Stöcchen dienten zur Bezeichnung der Kinder. Die Weidenstüökchen wurden dann zusammengebunden Censusbureau übersendet. Auf diese Weise wurde und dem ein ganz genauer Census der Piute-Indianer hergestellt. — Reliquien - Schwindel. Papst Leo XIII. zur Kenntniß gelangt, daß unter Redung der Autorität des Cardinalvicars von Rom ein frevelhafter Handel mit fal­­schen Reliquien getrieben werde, hat in Folge dessen dem gedachten Prälaten aufgetragen, seine Aufmerksamkeit diesem Skandal zuzuwenden, die Sache genau untersuchen zu lassen und die schuldigen Geistlichen auf das Strengste zu liche Handel in Amerika betrieben worden, Katakomben ausgegraben worden sind und sie vor Be­­trügern warnt. In­sbesondere schwunghaft ist dieser schmäh­­wohin ganze Schiffsladungen mit falschen Märtyrer-Gebeinen verschi>t worden sind. — Unseren Denkmaltexen zu empfehlen. Die Stadt Chicago hat beschlossen, am zehnten Jahrestage des großen Brandes vom 8. October 1871 als Denkmal der Zer­­­­störung und Wiedergeburt Chicago’s eine große öffentliche Bibliothek mit dem Kostenaufwande von 500.000 Dollars zu gründen. Den Grundstoß dieser Bibliothek werden 7000 Bände bilden, welche die Stadt gleich nach dem Brande, der auch die frühere Bibliothek vernichtet hatte, von englischen Schriftstellern und Verlegern erhalten hatte.­­ Juden und Griechen im Conflict. In Alexandrien sind am 23. März d. I. ernste Reibungen zwischen den Griechen und Juden entstanden. Man erhob wieder einmal vor Ostern gegen die Juden die alberne Beschuldigung, daß sie einen Christenknaben für ihre religiösen Ceremonien getödtet hätten. Das Militär mußte requirirt werden und am Abend kamen weitere Truppen aus Kairo an. Viele Juden wurden verwundet. Des andern Tages hatte die Aufregung unter den Griechen und Juden sich gemäßigt. 63 hat eine Todtenschau über die Leiche des griechischen­ Knaben stattgefunden. Griechische und andere Aerzte er­­klärten einstimmig, daß der Tod durch Ertrinken erfolgt sei. Zeichen äußerer Gewaltthätigkeit waren nicht sichtbar. Truppen sind aus Kairo angekommen, aber die Ruhe in der Stadt ist nicht weiter gestört worden. — Rache mit Bitriol. Vor einigen Wochen erregte eine peinliche Szene, welche sich im französischen Theater zu Nizza abspielte, großes Aufsehen. Ein Fräulein Klotilde­­ Andral, Schauspielerin an einer größeren Pariser Bühne, hatte den Plan gefaßt, sich an ihrem früheren Geliebten, einem französischen Kürassier-Lieutenant, der, wie sie be­­hauptet, sie treulos verlassen habe, zu rächen. Sie lauerte deshalb demselben im Theater auf, und als der Offizier in Begleitung einer Dame in eine Loge trat, warf sie nach : | | . | = éj A 7 Heilihen-Grab-Ru­he, bon, deren Pforte“ihn ber 1­ treter des Gomdzer Comitats im Jahre 1848, 67 Jahre­­ alt,­­ am 28. März zu Tornallya ; — Witwe Franziska teinische Patriarch begrüßte. In der Stadt ist das Gerücht verbreitet, der Kron­­prinz werde schon am 1. April wieder abreisen, um am 15. April wieder in Wien einzutreffen. Der hiesige Gouverneur überreichte dem Kronprinzen eine Begrüßungs­- Depesche des Sultans. Vor dem Jaffathore harrte eine nach Tausende zäh­­lende Menge, darunter auch zahlreiche Türken und Griechen, die beim Anblice des Kronprinzen ein Inft erschütterndes . „In : De Iubelgeschrei ausfstieß. Dit Reben heil Dt erregt Depiny, große Wohlthäterin, 62 Jahre alt, F am 29. März zu Budapest ; Stefan Baron Földváry de Földvár, €. €. Oberstlieutenant im 15. Junft.-Reg., 70 Jahre alt, T am 28. März d. J. zu Pußta-Pethend ; — Bela Molnár, Mit­­arbeiter des „Borsod“, 47 Jahre alt, + am 27. März in Miszkolcz. — Zum Grafenmorde. Der Petersburger Polizei ist es bis fest gelungen, neben zahllosen Nieten bloß 5 Treffer im Erwissen von Verschwörern nihilistischer Fär­­bung zu machen. Nebst Russakoff, der die 2. Bombe ge­­worfen, sind Scheljakoff, ein Gehilfe Hartmann's und die Seele aller Complotte, dann eine gewisse Jessika Helfmann, ein gewisser Mihailoff und zuleit Sophia Perovska der Polizei in die Hände gefallen. Letztere soll die Tochter eines Gouverneurs und Verwandte hoher Herrschaften im Pallaste sein. Sie ist bezaubernd schön, gebildet und über­­­­spannt und nimmt mit Seljakoff alle Schuld auf sich und sind beide vollkommen geständig. Der Prozeß hat am 29. März begonnen und soll veröffentlicht werden. — Wie man Könige behandelt. Aus Accra an der Westküste von Afrika wird gemeldet : Da zwischen dem Kolonial-Gouverneur und dem eingeborenen König sich Zwistigkeiten ergaben, nahmen die Eingeborenen mit Ein­­schluß der Fautees den wenigen Europäern gegenüber eine feindliche Stellung ein. Zur Zeit, als die Sachlage sich zu einer sehr kritischen gestaltete, kamen die beiden eng z­u den Kanonenboote „Foam“ und „Dido“ in Sicht. Der König wurde dann in aller Ruhe verhaftet, an Bord eines der Schiffe gebracht und zu 16jähriger Zuchthausstrafe­­­­ verurtheilt. — Ein vergiftetes Geschenk für den König. Eine arme Ungpärer Witwe, Frau Klingär, die sich durch Aus­­hilfsarbeiten hier und dort ihren Lebensunterhalt erwirbt, beschloß — natürli­ch der Anhoffung auf eine gute Be­­lohnung — dem Könige ein Geschenk zu übersehiden. Da sie keinerlei Handarbeit versteht, ließ sie von einem Anderen aus künstlichen Blumen zwei Sträuße anfertigen und über­­sendete dieselben Sr. Majestät. Anstatt der erhofften Be­­lohnung kam indessen­­ die Sendung mit der Botschaft zurück, daß dieselbe nicht angenommen werde, da die Blumen vergiftet seien. Auf das hin erschra> die Klingär, und vielleicht nicht ohne Grund, derart, daß sie aus Ungvar verschwand und seit zwei Wochen Niemand weiß, wohin sie gerathen. — Fürst vor dem Scheintode. In Agram sollte am 27. März der k. f. Hauptmann Komadina beerdigt werden. Schon war der ganze Conduct im Begriffe, sich nach dem Friedhofe zu begeben, als Herr G.­M. Scotti erfuhr, daß die Witwe wegen in der Familie herrschender begründeter gurdt vor einem Steintode ebenfalls Ber­sorgniß hege, ihr Mann sei noch nicht todt und befahl, als Reg.-Arzt Dr. Heinz, obwohl den Tod constatirend, seine Einwendung gegen den Aufschub des Begräbnisses erhob, die Abbestellung des Leichenbegängnisses. — Seltsame Fügungen. Dieser Tage starben in 0-Szt.-Mikl63 ein sechzigjähriger Mann und eine ebenso alte Frau. Die Alten waren Zwillinge und starben in der­­selben Reihen- und Zeitfolge, in der sie geboren wurden, an ihrem sechzigsten Geburtstage. Der Tod der Zwillinge hat bei dem abergläubischen Volke Aufsehen erregt; am­ Leichenbegängnisse betheiligte sich eine große Volksmenge. — Todtenliste. Karl Weyprecht, f. f. Linienschiffs­­lieutenant, der berühmte Nordpolfahrer, 42 Jahre alt,­­ am 29. März in seinem Geburtsorte Michelstädt in Hessen Mitglied der dfterr.zung. Botschaft beim päpstlichen Stuhl, T 29. März in Rom; — Asmund Christoph­, k. k. Haupt­­mann im Inft.-Rgt. Nr. 23, 50 Jahre alt, T am 27. März im Garn.-Spital I. Wien; — Ferdinand Ragályi, Ver. ; ' . M M + b) H M = + an Brondial-Katarıh; — Commandeur Paromba-Caracciolo, | bestrafen: Die Sache, Hegt. jeht. der, Reliquien-Congregation vor und der Cardinalvicar hat ein Circular an alle Dioscesan-Bischöfe, apostolischen Vicare und Administratoren in der ganzen Welt gerichtet, worin er dieselben in Kennt­­niß fest, daß seit dreißig Jahren keine Körper aus den­­­­ * Semitleten. . Vor zehn Jahren. Vor 10­ Jahren war'5. der gemüthliche Pfarrer von R., den wohl Jeder kennt, der zur Antarnung eines theuren Naturwunders unser nahes Bad H. R. besuchend, als Mittelpunkt einer exquisiten heiteren Gesellschaft, ein gutmüthiges freundlickest und Seelengüte aus Menschen­­sprechen.­­ Damals konnte er das Bad noch nicht frequentiren, er wäre jedenfalls damals sehr einsam geblieben ; er saß dem­­nach schon zu Hause, hatte eben gut gespeist, wie diesen Akt nur eine Pfarrersköchin vorbereiten kann und schmauchte sein Pfeifchen, mit echtem, aus dem angrenzenden Sr. Comitate erhaltenen vaterländischen Tabak gefüllt; sie mußte heute absonderlich ander und gut gestopft sein, denn die Rauchwolken entqualmten dem Munde des würdigen Herrn in einer Dichtigkeit, als wenn es sich darum gehan­­delt hätte, ein veritables Rauchfaß nachzuahmen. Der schwarze Kaffee, den Erzsi bereitet, mundete ihm auch­­ sein Wunder, denn Erzi bereitete auf Meilen in der Runde den besten und kräftigsten Schwarzen, den je ein Gourmand nach abgethaner Mahlzeit zur Verdauungs­­beförderung hinter die Binde goß und so konnte sich der Herr Pfarrer mit doppelter Berechtigung den Betrach­­tungen über die Erfolge seiner lezten Sonntagspredigt hingeben. Das Resultat dieser standesgemäßen Speculation mochte wohl ein ganz zufriedenstellender gewesen sein, denn der Pfarrherr schwebte bald in jenem, nach einem ex­­quisiten Mittagstisch doppelt beseligenden Zustande, der zwischen Wachen und Schlafen die Mitte hält und wäre auch unbedingt eingeschlummert, wenn ihn nicht das böse Glöcken oder der Hausthüre, das eben erscholl, aus seinen Träumereien gerissen hätte. — Ein blondes, kaum den Kinderschuhen entwachsenes Mädchen, mit vielem Liebreiz ausgestattet, trat schüchtern ein und hinter dem­­selben ein Birsc­h­en von etwa 17 Jahren und im Voll­­die das männliche Geschlecht in­­­desige jener Blödigkeit,­­ den Bengeljahren carakterisirt. Der Pfarrer musterte die beiden Kinder, nahm so munzelnd eine Prise und nachdem die Ankömmlinge ihre Schüchternheit soweit bezwungen, daß sie mit ihrem Anliegen, der geistliche Herr möge sie möglichst schnell co­­puliren, herausgerückt waren, faltete er bedächtig die Hände über den Bauch und lud sie mit einem versehmigten Lächeln ein, sich's bequem zu machen und sich als seine Gäste zu betrachten. Das Brautpaar nahm seine Ein­­ladung mit sichtlichem Vergnügen an. Der Cassastand des Jünglings war bereits auf den Nullpunkt herabgeschmolzen, denn mit den 14 Gulden, die er bei seinem Abgange aus dem elterlichen Hause mitgenommen, konnten sie keine vielen und weiten Sprünge machen, und da sich Beide außerdem heimlich und ohne Vorwissen ihrer Eltern ent­­fernt hatten, so durften sie auch auf keinen weiteren Zu­­schuß rechnen. Emil, der junge Don Juan, Sohn eines Beamten der nahe gelegenen Stadt X., setzte mit seiner Clara eine Entführungscomddie in Scene, der er durch rasche eheliche Verbindung die Krone aufzuregen beabsich­­tigte, und calculirte, daß die Eltern nach geschehenem firchlichen Acte, wohl oder übel gute Miene zum bösen Spiel werden machen müssen. Am legten Kirc­htag nun, an welchem der ci devant Bräutigam mit seinen Eltern und nahen Gutsbesizern hier waren, habe er den jovialen „Pfarrer so ins Herz geschlossen, daß er ihn seines ganzen Vertrauens würdigte. Die jungen Gäste wurden an des Pfarrers wohlbesezer Tafel auf's Annehmbarste bewirthet und was der Gastgeber über die Beiden noch nicht ge­­wußt, das entsprudelte beim Glase Wein dem Liebespaare, das fest seine ganze Hoffnung auf den Pfarrer seßte. Die Hochzeit wurde auch richtig schon für den nächsten Tag bestimmt, die unvermeidlichen Kranzeljungfern wurden bestellt, in der Pfarrhofküche ging es mit dem Torten­­und Kuchenbaren heiß her, kurz Alles geschah, was die Herzen des jungen Paares mit Befriedigung erfüllen mußte und als nun der glückliche Morgen schon ange­­brochen war und sich Allez zum Aufbruch in die Kirche rüstete, da so wammen die Beiden in namenloser Seligkeit. Schnell lebte man sich noch zum Frühstü> nieder und b­at dem Tische alle Ehre an; das Brautpaar aß mit dem prächtigsten Appetit, und erst die drallen, rothwangigen­­ Bauernmädchen! wie sie so mit echt kranzeljungfräulichem­­ Appetite bei der Hochzeitstafel einhieben in die Berge von Kuchen und anderem Backwerk! (63 war ein schöner An­­bli, und wenn es überhaupt etwas Schöneres geben konnte, so war es die beseligte Braut, der verzühkte Bräu­­tigam, die sie Beide im Vorgeschmace ehelicher Freuden wohlgefällig am großen Sofa wiegten. Und inmitten dieser Tafelfreuden, denen der Herr Pfarrer mit fachmännischem Bewußtsein präsidirte, ertönte wieder das böse Glödlein oder der Hausthüre, und neue Gäste betraten das Pfarr­­haus. Das aber waren seineswegs willkommene Gäste für unser Brautpaar; es waren die Eltern der beiden Ausreißer, die der Pfarrer von dem Vorfalle avisirt hatte. Nachdem der erste Schied aus den Gliedern der Beiden­ gewichen und sich dieselben gar nicht widerspenstig gezeigt, hielt der Herr Pfarrer eine große Rede und das Ende derselben gipfelte in der Einladung , das Pärchen möge­­ nur über 10 Jahre wiederkommen, dann sei er mit Ver­­gnügen bereit, sie in allem Ernste zu trauen. Die Eltern aber packten jehr ihre Kinder fein säuberlich zusammen , und Gmil mußte wieder auf's Gymnasium und Clara in die Klosterschule. Nun sind die 10 Jahre vorüber, auf Tag und Stunde am 1. April d. J. Vormittags 11 Uhr. Die beiden leben­­ noch , aber der Pfarrer, um den sich die Vergeßlichen die­ ganze Zeit nicht gekümmert, (was ihn nicht wenig kränkte, da sie sogar heuter einen ganzen Tag „Draußen“ waren) dürfte vergebens auf ihr Erscheinen warten; beide sind schon verheirathet ohne seine Beihilfe. Freilich allen damaligen Vorsäßen entgegen, denn sie ist die vielbeneidete Frau eines Beamten, Er, Advocat und Beu­ger einer köstlichen Frau. Beide mögen sich wohl mit Vergnügen an ihre gemeinschaftliche Fahrt zur Hoch­­zeit anno 1871 erinnern. fröhliches Gesicht gesehen, dem den Augen Hi : : | se É => F-d Ri 5 ae Re PER MPL N u 3­7 * 8 EEE SZÁZ e EA ESNE SORBER 1 Pr & in

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