Kaschauer Zeitung, Januar-März 1887 (Jahrgang 49, nr. 1-38)

1887-01-01 / nr. 1

4 Nr. I. ınue2419% x2720425254% asc KAS v -/ Brämumerationspreis ohne „JUustr. Unterhaltungsblatt“ Für Kaschau : ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. ig Postversendung: ganzi. fl. 6.60, „ fl. 3.30 “UV. „ Bei Inseraten wird die sechsmal arme Bet­tzeile oder deren Raum mit 5 fl. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. . fl. 1.25 fl. 1.65 Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 69. 3 a Kaschan, Samstag, 1. Jänner. alung. SA­ EPERJESI ERTESITO. DEREN, Me Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 7.—, halbjähr. fl. 3.50, vierteljähr. fl. 1.75 Für Kaschau ; Mit Postversendung : ganzj. fl. 8.60, fl. 4.30 kt Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt, fl. 2.15 . " Feujahr. Unwiederbringlich verloren stürzten die Tage, Wochen­­ und Monate eines Jahres wieder in den Orkus der Vergan­­genheit ; neuen Tagen, Wochen, Monaten und Jahren eilen wir entgegen ! Und wieder wird uns die angenehme Pflicht, der Lesern, Gönnern Mitarbeitern und Correspondenten der „Kaschauer Zeitung“ aus tiefsten Herzensgrunde auch in die weiteste Ferne schallendes ; Zuzurufen. „Glüh> auf zum neuen Jahr!“ M­­ . Was uns das alte Jahr brachte, wissen wir, meist Feste, Jubiläen u. s. w., Erinnerungstage an, bessere Zeiten, jedoch keine Ereignisse, deren sich Bo­rgenwart oder Zukunft je zu treuen Anlaß hätten, wohl aber­ solche, deren Folgen wir noch zu fühlen und schwer zu tragen haben werden. 8. Wir stehen zwar auch heute, wie an jedem Neujehr Morgen, vor einem großen­ Räthsel und wir fragen uns , was wird. 23 bringen, das neue Jahr? Wie viele unserer Wiünsche werden erfüllt werden ? wie viele Täuschungen werden wir ‚erleben? Kein Echo gibt zwar Antwort, aber eine Beklem­­mung, die unsere Brust zusammenpreßt, eine Ahnung, düster und traurig, sagt es uns, daß wir einer unheilvollen Zeit entgenschreiten. Eine Welt in Waffen, nicht ein Land, welches vollstes Zutrauen nur zu ein­em seiner Nach­­barn hätten, jedes mit der Hand am Schwert und der Lunte am Zündloch der Karthaune, bereit, jede Stunde am Welt­­theater eine zerstörende Rolle zu spielen. Dies ist die Signatur der nächsten Zukunft, wenn nicht Die friedliebenden Völker a­lle sich verbinden und Jenen ent­­gegengetreten, die des Raubes oder der Rache willen sich auf ihren Nachbar stürzen wollen.­­ Leider finden wir unter den friedliebenden Völkern un­­serer Umgebung unsere Monarchie allein, die den Frieden um so nöthiger hätte und auch wünscht, als der Ritt, mit welchem die verschiedenen Nationalitäten beider Reichslande in den Rahmen derselben eingepaßt wurden, bei einer Stel­­lung nach Außen sehr gelodert und das ganze Gebilde hier Wie dort zu zerfallen drohen würde " Ju <Ht Allerseits sich geltend machende unbegrenzte Herrin­­brachte diese Zustände hervor, bei uns im Kleinen, Wie in der ganzen alten Welt und einem Theil der neuen auch im Großen Die Völker verstehen nicht, neben­einander ruhig zu leben und am kleinsten Flehen der Erde treiben sich die Men­­schen aus Nationalitätenhaß und Glaubenzeifer gegenseitig in Noth und Elend, statt „gemeinsam am gemeinschaftlichen Wohl­ergehen zu arbeiten, sich friedlich zu entwickeln und nach und nach zu verschmelzen zu einem glüclichen Volke, das keine Feinde, nur Freunde und Mitarbeiter an Aller Wohl kennt. Hoffen wir, daß statt dem­ gefürchteten Weltbrande oder nach ihm wenigstens solch idyllische Zeiten kommen werden, die kommen könnten, wären wir gegenseitig nicht intolerant ‚und ungerecht, hätten wir Achtung gegen Alle und Jeden, wenn sie nur in den Hauptfragen des Patriotismus mit uns einig sind und sich am Kampfplage gegen welch immer Feind an unsere Seite stellen wollen. Aufrichtige Brüderlichkeit und Einigkeit im Kleinen wie im Großen kann uns nur vor dem Verderben schoßen und uns eine glückliche Zukunft sichern. Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied. Das gilt vom Einzelnen, wie von ganzen Völkern und wenn wir den Wunsch, den wir Eingangs brachten, hier herzlichst wieder­­holen, so meinen wir hier wohl in erster Reihe unsere Leser speziell, in der weitesten Ausdehnung jedoch jeden Menschen, jeden Bürger, jedes Gemeinwesen unseres Landes und aller Welt, Alle, die friedliebenden Herzens sind und zur erwünsch­­ten Glückeligkeit auf Erden, das innige Zusammenleben aller ‚Nationen und Völker auch thatkräftig beitragen wollen ! Allen der innigste Gruß zum Neujahrsfeste ! Prosit ! ee iF: SP he 7 sú ' va FEN ARE WEN | Neueste Nachrichten. Oesterreich. Wien. Tipa und Szapáry befinden sich seit 28. Dezember hier, um den Ausgleich, die Konversion der Eisenbahn-Schuldtitel, den rumänischen Handelsvertrag und vielleicht auch einige Personalfragen, das ungarische Ka­­binet betreffend, zu besprechen. A­­­ágó Graf Taaffe soll regierungs­müde sein und zurückzutreten wünschen, in welcher derselbe für die Erlernung der deutschen Sprache eingetreten ist. (Die Führer der Jungczechen, die Brüder Gr­e­gr, sind geborene Deutsche !) Gegenüber dem terroristischen Auftreten Gregr’s gegen die Erlernung der deutschen Sprache konstatirt „Hla8 Naroda“, daß gerade aus dem radikalsten jungcezedi­­schen Bezirke Familien ihre Kinder in deutsche Mittelschulen nach Leitmerit schicken, fordert seine dortigen Freunde auf, diesbezügliche Daten ein­­zusenden gegen jene Personen, welche die jungczechischen Reso­­lutionen unterschrieben haben. Rußland. Petersburg. Die diesmalige Mili­­tärstellung wird in Folge höherer Weisungen vor dem üblichen März-Termine vorgenommen werden. Die Verwaltung der Weichselbahn wurde ange­­­wiesen, sich im Betriebsdienste nur Angestellter rus­­iicher Nationalität zu bedienen und alle polni­­schen und deutschen Elemente zu entlassen. Die Behörden von Petersburg und Kiew erhielten den strengen Auftrag, ausländischen Juden nicht zu „Hlas Naroda“ gestatten, sich, wenn auch nur vorübergehend, in den genann­­ten Städten aufzuhalten. Es verlautet, Tolstoi werde Gier 38 nach Neujahr erjegen und an seine Stelle der Panslave Sekretär Mo­­nasteri kommen. Deutschland. Berlin soll demnächst in der deutschen Armee Das Belocipede zu ständigem Gebrauch eingeführt werden, besonders zur Verwendung bei Festungen, der Vermittlung des Ordonnanz- und Depeschendienstes zwi­­schen einzelnen Forts. rifation ist soweit Die Repetitgewehr-F ab­­gediehen, daß die gesammte deutsche Linien-Infanterie auf voller Kriegsstärke mit neuen Gewehren versorgt ist.­­ Münden Man signalisirt von hier das bedrohliche Ueberwuchern der sozialistischen Agitation. Arbeiter-Exzesse sowie heimliche Vertheilung blutrünsti­­scher aufrührerischer Plakate und Flugschriften seien an der Tagesordnung. Hieraus läßt sich mit Sicherheit schließen, daß die Verhängung de­s Belagerungszulan­d­e­s in München an kompetenter Stelle gewünscht wird. Großbritannien. London. Marquis of Galisz­burn beabsichtigt, falls die Verhandlungen mit Lord H­a­r­­tington wegen dessen Eintrittes in das Kabinet s<­ei­­tern sollten, der­ Königin die Auflösung des Parlaments anzurathen Der Ministerrath beschloß, die Eröffnung der Parlaments-Session bis zum Feber zu verschieben.­­ Die bulgarische Deputation wurde am Prag Die Junge Rechen. sind erbost über eine Rede dieser ‚29. Dezember vom Minister des Reußern Grafen 3 dd­e­s­­leigh inoffiziell empfangen. Diese Woche herrschten in fast ganz England heftige Schnee­­sEE­­­stürme, welche in London große Verwüstungen anrichteten. Frankreich. Paris. Rochefort greift zum erstenmale Boulanger an. Er entfernte die Republika­­ner aus dem Kriegsministerium und seße berüchtigte m­o­ne­arc­histische Offiziere wieder ein. Auch sei das Lob der bonapartistischen Presse verdächtig. Die Regierung fautorisirte im Pariser Hippodrome das „Course Landaise“ benannte Stiergefecht für die Ueber­­schwemmten des Südens. Die Regierung ertheilte dem General-Kapitän sowie den anderen Militärkommandanten Catalani­n3 den Befehl, ihre Wachsamkeit mit Aussicht auf die b­onären Umtriebe zu verdoppeln. revo- Die Regierung ladet Juden zur Ein­­­­wanderung in Spanien ein und­ vers­­pricht ihnen sehr gute Aufnamme. he­s Spanien. Madrid Die Königin-Regentin besuchte am 28. v. M. die Kasernen und wurde überall lebhaft ak­­klamirt. ‚­­ ann = mann am ein ra A er nere m una = un u DE ; Bei verschlossenen Thüren. Aus dem Ungarischen der Fr. Beniczky-Bajza. (27. Fortsetzung.) : A In der nächsten Zeit gaben sie wieder eine Soiree, zu welcher die ganze gute Gesellschaft mit Ausnahme der Gräfin Sittova und­ ihrer Enkelin geladen wurde, und diese Zurück­­setung verlegte die alte, eitle und sich nach Unterhaltung seh­­nende Frau bis aufs Blut; sie beklagte sich darüber bei ihrem Schwager, dem Grafen Sittova, der in wahrhaft russi­­sche Wuth gerieth und der wegen der seinem Stamme ange­­thanen Schmach den älteren Baron Perbyl aufsuchte, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. „Meine Frau kann einladen, weu­tete dieser fühl. “ „Darin hast Du recht!“ sagte Sittova. „Aber man pflegt diejenigen Haben, und diese nicht zu beleidigen, welche nichts verbrochen Zurückezung ist ein Zeichen öffentlicher Verachtung."­­ „Aber es fragt sich, ob dies ohne Grund geschehen ist?" Sittova wurde blau vor Wuth. „Um Dir den Sinn meiner Worte zu erklären,“ fuhr "Perby", den die Wuth des Russen beunruhigte, rasch fort, „so muß ich Dir sagen, daß diese Nichteinladung nur an die Adresse Komtesse Aureliens und nicht an diejenige der Grä­­fin gerichtet war. Ueber ihre Enkelin sind so viele seltsame Gerüchte im Umlauf, daß ihr jede gute Gesellschaft verschlossen bleiben muß.“ „Das ist eine niederträchtige Verleumdung !“ „Ich habe sichere Beweise !“ „Unmöglich !“ .­­ „Erkundige Dich, wenn Du mir nicht glaubst , ein jeder wird Dir dasselbe sagen.“­­ „Warum thust Du's denn nicht, wenn Du so gut unterrichtet bist ?“ rief in herausforderndem Tone Graf Sittova.­­ „Wenn Du es unbedingt willst, dann sei es. Man erzählt sich, daß Aurclie des Nachts ihre Wohnung zu ver­­lassen pflege und sich in unwürdiger, ihr seineswegs angemes­­sener Gesellschaft amüsire und erst am frühen Morgen allein nach Hause komme.“ „Wer wagt das zu behaupten ?“ „Alle Welt! Wir haben es mindestens schon von zwan­­zig Menschen gehört, und jezz wirst Du wohl einsehen, daß sie in der Gesellschaft unmöglich geworden, Thekla wenigstens kann mit ihr nicht verfehren.“ Graf Sittova erhob sich. Ihn berührte innerlich diese Nachricht nicht; er wurde wegen des guten Leumunds des Mädchens nicht erregt , aber er wurde wüthend und wild wegen der dem Namen Sittova angethanen Schmach ; denn was Aurelie Mindszenty that, davon mußte auch Fanny Sittova, die Witwe seines verstorbenen Bruders, Kenntniß haben, die schon ohnehin einen schlechten Ruf hatte. „So habe Dich bis zum Schlusse angehört,“ sagte er mit kaltem Tone, während seine Augen funkelten, „und ich kann Dir in diesem Augenblicke nur sagen, daß, wenn diese Nachricht nicht wahr sein sollte und ich erfahre, von wem die Verleumdung ausgeht, ich beim lebendigen Gotte schwöre, daß dieser Mensch den Sonnenuntergang nicht erlebt, und daß Sergius Sittora noch nie geschworen, ohne sein Wort zu halten, das brauche ich weder Dir, noch einen anderen zu s­agen !“ Er stürzte aus dem Zimmer, und das Gesicht des Bar­ron Perleys wurde auch fahl. Er hielt den Russen zu allem fähig und begann einzusehen, daß er sich ihm gegenüber zu weit hinreißen ließ und­ mehr gesagt hatte, als klug war. Aus dem Palais Perbys stürzte Sergius Sittova zu­ seiner Schwägerin und erzählte ihr das Vorgefallene. Die Gräfin hörte ihn sprachlos an. „Das kann Aurelie uns nur allein sagen. Aber wird sie auch die Wahrheit bezeugen wollen? Bevor ich sie jedoch zur Verantwortung ziehe, will ich den Hausmeister und­­ Ba­­bette verhören. Ohne das Mitwissen der beiden konnte Aurelie das Haus nicht verlassen.“ „Hältst Du eine so unverschämte Anklage für möglich ?" rief Graf Sittova überrascht aus, und ein Zweifel bezüglich der Unschuld Aureliens bemächtigte sich seiner: "„Ich kenne meine Enkelin kaum. Sie hat eine männ­­liche Erziehung genossen und ist durch eine schwere, harte Schule gegangen, auch hat sie sich auf dem Lande meisten­­theils unter solchen Leuten bewegt, die im Range tief unter ihr standen.. Ihr Vater ist ein herzloser und roher Mensch, der seine Frau in den Tod trieb. Nach einer solchen Vergan­­genheit, Erfahrung und Gesellschaft können wir auf alles ge­­faßt sein ; ich habe noch furiosere Dinge erlebt, aber bei verschlossenen Thüren“ Graf Sittova sah mit Entgegen in das vor Zorn ges­töthete Gesicht seiner Schwägerin. In diesem Augenblide trat Franz Silas ins Zimmer. „Wovon ist die Rede ?“, fragte er überrascht, als er die große Erregung der Gräfin Fanny bemerkte. „Sie haben sich wohl gezankt ?“ fügte er lachend hinzu. Die Gräfin erzählte mit großem Wortschwall, was­­ vorgefallen. Graf Silas hätte darauf erwidern können, aber er b­at es nicht. Er war überzeugt, das Aurelie zur Rechenschaft ge­­zogen werden würde, und wollte nun wissen, was sie ant­­worten, womit sie sich rechtfertigen und mit welcher Geschich­­lichkeit sie alles leugnen werde. Schließlich wünschte er auch bezüglich ihres Charakters ins Reine zu kommen , denn jet hatte er hierzu ein doppeltes Interesse : er war in sie verliebt und fürchtete zugleich für seinen Sohn.­­ „Sagen Sie, Franz, ist es möglich ?" fragte die Gräfin. in Sittova. „Können Sie so etwas von Aurelie glauben ?" „Wir können eher nicht urtheilen, bevor wir die näheren­­­ Umstände nicht kennen !“ Die Gräfin klingelte und ließ Babette und den Haus­­meister rufen; aber troß aller Fragen, welche sie an beide richtete, wollten diese schlichten, guten Menschen, welche die Komtesse sehr liebten, nicht eingestehen, daß Aurelie zusammen mit Magdalena des Nachts aus des Morgens allein zurückgekehrt sei, dem Hause gegangen und „Jeßt bleibt uns nur noch Aurelie,“ sagte erregt Grä­­fin Sittova nach dem peinlichen Verhöre der alles leugnenden Dienerschaft. Sie erhob sich­ von ihrem Plage und ging in ein Neben­­zimmer, um Aurelie zu holen. Bald kehrte sie mit ihrer Enke­­lin zurück Das Mädchen war todtenbleich, aber so gefaßt, daß niemand von der Gesellschaft an ihrer Unschuld gezweifelt hätte. „Das schlechte Gewissen trägt den Kopf nicht so ho,“ dachte Graf Franz, sah sie mit gehässigem Blide forschend Gräfin Fanny an und sagte zu ihr. „Der ältere Baron Perbys hat heute Sergius eine­ merkwürdige Geschichte erzählt ; er hat von Dir etwas behaup­­tet, was Du allein widerlegen kannst. Antworte offen und ehrlich : Hast Du Dich während Deines Aufenthaltes in Wien je ohne mein Wissen des Abends aus dem Hause entfernt ?“ „Jawohl !“ sie will !“ antwor­­­­­­­­te et Die heutige Nummer umfaßt S Seiten. a 9 PT ús

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