Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1887 (Jahrgang 49, nr. 113-151)

1887-10-01 / nr. 113

Er ; Nr. 113. XLIX. Jahrgang 1887. aschauer - Hajdan, Sämstag 1. Oktober. eilu KASSA-EPERJESSERTESITO. Pränumerationspreis ohne „Sluftr. Unterhaltungsbl­att“ 2.50, vierteljähr. ür Kaschau : ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. it Postversendung: ganzj. fl. 6.60, n Al. 3.30, a Bei Inseraten "wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. =­ Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. fl. 1.25 ti. 1.65 Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau Kasshau, Hauptgasse Nr. 69. Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 7.—, halbjähr. £ 3.50, vierteljähr. fl. 1.75 . 4.30, fl. 2.15 „ Für Kaschan ; Mit Postversendung : ganzi. fl. 8.60, is Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt, is Am Westen Europas, wo die lezte Grenzaffaire Staub aufwirbelt, wird durch die deutscherseits bereitgehaltene „Genugthuung diesem Falle die Soige abgebrochen werden. . Reineste Nachrichten. Im Südosten, wo gleichfalls Zündstoff in der bul­­garischen Frage genug da ist, um eine „brennende“ Affaire daraus zu machen, läßt es die Ruhe und Vorsicht der maß­­gebenden Kreise nicht zu, daß die Lunte angelegt werde. In Mitteleuropa hat der deutsce Bun­desrath erneuerte scharfe Anordnungen auf Grund des Spezialistengefeges getroffen. Aus England kommen fortwährend Nachrichten über Gewaltt­ätigkeiten, welche zwischen irischen Pächtern und der Polizei verfallen. Italien rüstet sich zum Zuge nach Abyssinien, Rom speziell zum Jubiläum des Papstes. Ungarn. Budapest. Am 28. wurde die erste­­ Sit­zung des Reichstages vor der feierlichen Eröffnung gehalten.­­ Am selben Tage fand hier auch das Jubiläum des Nationaltheaters statt Am 29. v. M. Mittags war die feierliche Eröffnung des Parlamentes durch den König und Nachmittags 3 Uhr die Enthüllung des De át Denkmals. Die auf staatsrechtlicher Basis stehende Opposition hielt am 28. v. M. ihre konstituirende Versammlung ab. Zum­­ Präsidenten wurde Paul Királyi, zum Vizepräsidenten Ho­­ransky gewählt. Oesterreich. Wien. Gegen den Unterrichtsminister, welcher die Einschränkung der Mittelschu­­len prinzipiell sich zur Aufgabe gemacht hat, werden von czechischer und slowenischen Seite im Reichsrage Interpellatio­­nen vorbereitet. Aus dem Reichsrath. Am 28. September fand die erste Situng des Abge­­ordnetenhauses statt. Die Funktionen des Alters-Präsidenten Übernahm Anton Boer. Als jüngst Altersschriftführer fungirten Elemer Földvary, Graf Aladar -Szechenyi, Alexius Benedek, Graf Josef Teleky, Arpad Miko und Adam Hor­­vath, verlas Schriftführer Graf Szechenyi das Einberufungs-Re­­s­kript und das Zeremoniel für die Eröffnung des Reichstages. An leiteres knüpfte Daniel Ir­any­i namens der äußersten Linken gleich wie bei früheren Anlässen mehrere bemängelnde Bemerkungen. Er beanstandet insbesondere, daß bei der feierlichen Eröffnung des ungarischen Reichstages nicht ungarische Bannerträger, sondern k. Hofwürdenträger interveniren, das die Eröffnungsfeier in der Hofburg, statt im Gitungstale des Abgeordnetenhauses in Budapest stattfindet, und, daß in der­­ königlichen Hofburg aus diesem Anlasse an erster Stelle die schwarz-gelbe Fahne aufgehißt werde. Se. Majestät habe, anläßlich der jüngsten Rundreise an die einzelnen Huldigungs - Deputationen so­lcle patriotische Erklärungen gerichtet, welche mit Recht folgern lassen, daß Se. Majestät, wenn Allerhöchst derselbe von diesen Beschwerden unterrichtet würde, gerne bereit wäre, den bezüglichen Vorstellungen Allerhöchst seiner Räthe Gehör zu schenken. So lange in dieser Beziehung keine Abhilfe er­­folgt, werden er und seine Gesinnungsgenossen an der Eröff­­nungsfeier sich nicht betheiligen. Minister-Präsident Tipa verweist darauf, daß in Al­­lem der bisherige Vorgang beobachtet wurde. Die nächste Sikung wurde für den 29. v. M. 1 Uhr nach der feierlichen Eröffnung anberaumt. Am 29. v. M. Mittags fand die feierliche Eröffnung des Reichstages 1887—1892 mit dem üblichen Zeremoniel und unter außerordentlicher Betheiligung der Mitglieder der beiden Häuser des Reichstages statt. Auf den Giebeln der königlichen Hofburg, in welcher der feierliche­­ Akt vor sich ging, waren aus diesem Anlasse sowohl die Farben Ungarns und Kroatiens, wie auch die schwarz-gel­be Fahne aufgehißt. Ebenso prangten in Flaggen-Gala die Fahrzeuge am Quai, die Kettenbrücke und die öffentlichen Gebäude. Der König wohnte dem Yeni sancte in der Hofkapelle bei und eröffnete nachher, indem er die Thronrede verlesen, den Reichstag. Aus der Thronrede, welche die Hinweise auf weise Haus­­haltung und Regelung der Verwaltung und öffentlichen Ar­­beit zu enthält, entnehmen­ wir jenen- auf-Die-auswärtige-Lage bezüglichen Passus : „Mit sämmtlichen auswärtigen Mächten stehen Wir fortdauernd in freundschaftlichen­ und­ guten Beziehungen -und wenn auch die Weltlage nicht derart ist, daß es zulässig er­­schiene, die größtmögliche Vervollkommnung Unserer Wehr­­macht außer Acht zu lassen, hegen Wir doch die begründete Hoffnung, daß indem Unsere Regierung auch fernerhin eifrig zusammenwirkt mit jenen Faktoren, mit welchen vereint ihr die Erhaltung des Friedens bisher gelungen ist, dessen unge­­störte Aufrechthaltung auch weiterhin gesichert bleiben werde.“ Lokal-Nachrichten. — Rückehr von der Deák-Monuments- Enthüllungs - Feier. Unser geehrter Bürger­meister Theodor Münster, unter dessen Leitung die städtische Deputation der Deák- Mom­ments-Enthüllungs-Feierlichkeit in der Hauptstadt am 29. September anwohnte, ist am­ 30. Früh heimgekehrt. Er hatte Gelegenheit, auch den gewesenen Kaschauer Bischof, Se. Excellenz Dr. Konstantin S­ch­uster zu sprechen. Se. Excellenz­ äußerte sich in Gegen­­wart des neuen Bischofs, Seiner Hochwürden Sigismund Bubics, dahin, daß bei ihm die Stadt Kasc­hau in steter guter angenehmer Erinnerung fortlebt. — Michyael-Feier. Im großen Casino wurde der Michaelis - Tag, der Namenstag des Casinopräses Herrn Michael Iuhäuß mit einem freundschaftlichen Abendmahl gefeiert, an welchem 64 Verehrer des Gefeierten mit­ bestem Anime Theil nahmen. § — Graf Andreas Hadik-Barkoczy und Graf Alexander H­a­dik, sind am 29. b. Nachts hier angekommen. — Se. Erz. Der Commandiren de­ FML. von Branmülley kommt heute von der Juspizirungsreise zurück. ge — Herr Generalmajor Hertlein reiste am 29. zur Inspizirung nach Gyöngyös ab und kommt morgen zurück. — Todesfälle. Am 28. September verstarb zu Aljo- Mislye nach langem Leiden die hochgeehrte Frau Aloisa D­u­chef geborene Keller, Gemahlin des pensionirten k. u. Obereinnehmers Herrn Franz Dushhef und Mutter des Also-Mislyeer Pfarrers, Herrn Johann Dush­ek, im 76. Lebensjahre, dem 48. einer musterhaften und beispiellos glück­­lichen Ehe und findet die Beerdigung der entseelten Hülle der theuren Verblichenen morgen den 2. b. Nachmittags 4 Uhr am Also-Mis­lyeer röm. kath. Friedhöfe statt. Vor etlichen Tagen erst feierte die Familie den 43. Trauungstag der El­­tern in trautem Familienkreise im neuen Heim im Castello zu Mislye und wieder in einigen Tagen erwartete man den fernen Sohn zum Besuche­­,­ der nun früher zum Begräbniß kommen muß. Diese Todesnachricht erregte nicht nur größte Trauer in den Angehörigenkreisen, sondern in allen Schichten der hiesigen Gesellschaft, in welcher die liebenswürdige alte Frau immer ein Gegenstand der Hochachtung und Verehrung war. Am tiefsten wohl gebeugt steht der nun verlassene Gatte da, der seine innigst geliebte stete­ Gefährtin durch Freud und Leid des Lebens, an welcher er so sehr hing, hier zu Grabe senfen sieht ; möge ihm der Himmel Trost bringen ; möge er, dem nunmehr nur der eine Sohn zunächst steht, mit diesem vereint im geheiligten Andenken an die he­ißgeliebte Gattin und Mutter Ergebung in den Willen des Höchsten üben, ohne dessen Willen kein Sperling vom Dache fällt, — Gestern den 30. September Nachts 2 Uhr verstarb hier nach längerem Leiden der E. k. Hauptmann des 52. J.­­Rgts. Herr Leo Dluhoss3 im 37. Lebensjahre und findet dessen Beerdigung morgen Sonntag Nachmittag 3 Uhr vom Garnisonsspitale aus am Kalvarienberge statt. Der Verblichene, als liebenswürdiger und sehr beliebter, s. 3. Offizier des 85. Inst­­ Ruts, bestens bekannt, kam im August 0. 3. behufs Heilungsverstieg hier an, wo er im Hause seines Bruders, des k. u. Finanzsekretärs Herrn Karl Dluhossy, so frühzeitig den Tod fand, war Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten. . Hero und Leander. Novelke von „Cicada“. Fortsetzung. IV. Zu derselben Zeit als im Kastell Dherenal diese leiden­­schaftlichen Scenen sich abspielten, schritt ein junges Mädchen die gepflasterte Hauptstraße des Marktflekens C. entlang. — Ihre Kleidung und der unmittelbar ihr folgende Packträger, verrieb­en die Reisende, die wahrscheinlich mit dem reizten­­ Zug angekommen sein mochte. Um ihre rosigen Lippen spielte ein Lächeln. Sie blieb­ öfters stehen und musterte die netten Landhäuser und Villen. „Könnten Sie mir nicht sagen, wo die Familie des Obersten von Tarnau wohnt ?“ , trug sie plößlich ein vorbeieilendes Mädchen. „Dort das vierte Haus!“ antwortete die Gefragte, auf eine mit Parkanlagen umgebene größere Villa deutend. Die Reisende nickte dankend und ging auf dieselbe zu. — Eveline von Tarnau mit den blauen Schleifen ihres Gartenhutes­­ spielend, kam eben auf das Thor zu, als der Gast eintrat. „Lucile!“ „Eveline !“ riefen beide und die Freundinen lagen ein­­ander in den Armen. „Welch freudiges Wiedersehen !“ flüsterte Eveline. „sa welch freudiges Bruder ! — Mama! Lucile digem Erregen von Weitem. Wiedersehen !“ ist es von Dir, daß Du gekommen bist ! Ia erwartete Dich schon gestern Abend. — Doch komm ! komm geschwind. Das junge Mädchen wurde und reichte mit der bewußten Liebenswürdigkeit jenen Dame kleine Hand hin, wiederholte Lucile mit dem Pathos einer an Erfahrungen reichen Person. „Ich Luci, wie lieb Auf der Terasse sind meine Eltern, mein Robert vor, sie mit freu­­vom Obersten und seiner Frau aufs freundlichste empfangen. Eveline stellte der Freun­­din ihren Bruder Sie lächelte ihm reizend zu einer erwach­­die zu ihrem Entzücken der junge Mann an seine Lippen­­ führte.­­­ Nach jeitiger Begrüßung ruhte gegen­­das Auge des Obersten und seiner Frau mit Wohlgefallen auf der einnehmenden Gestalt des hübschen Gastes. Sie lächelten jezt über ihre Lebhaftigkeit und wechselten einige Bemerkungen. Sie kennen meine Leben.­ „Wir kennen ja unsere kleine Lucile sehr gut aus Evelinens Reden !“ mischte sich der Oberst in das Gespräch der jungen Leute. „Sie sind ja eine echte Heroin, eine Institutsheldin !“ „Wie Onkel Tarnau ? geschichte !“­­„O ja! die kennen wir!" lachte man einstimmig. „Ja ja!“ wedte Robert. „Wenn ich Fräulein Lucile ansehe, frage ich immer, wie kann­ ein so liebenswürdiges junges Mädchen ein so loser Schalk sein. — Nein! Ich glaube es nicht !“ „Yo ja, es ist wahr! rief Lucile stolz ; Spiebüchereien verstand ich aus dem F!“ Man brachte sehr Erfrischungen auf die Terasse. Lucile seßte sich zu Tisch und der junge Mann bemühte sich, dem reizenden Gast gegenüber, den zuvorkommenden Galant­hom zu spielen, was Lucilen sehr gefiel und schmeichelte, denn sie unterhielt sich heute zum erstenmale im Leben mit einem jungen Manne. „Wer hat Dich begleitet, Lucile ?" trug Frau von Tarnau im Laufe des Gespräches. „Mich ? Niemand !“ „Lucile Du bist allein gereist !" rief Eveline entseßt. „Nun ja! bin ich doch schon erwachsen !“ „Ma foi, Luci, Du bist verteufelt selbstständig.“ „sa, Gott sei Dant! Das bin ich. Was glaubst Du eigentlich, wer mich hätte begleiten sollen. Eine Gouvernante bekomme­ ich erst nach den Ferien ! Das Hausfräulein ist auf einer Wallfahrt begriffen und der Onkel, fügte sie „etwas erreichend hinzu, der Onkel ist kränklich und etwas schwer­­fällig ; er konnte mich nicht begleiten. Nach kurzem­­ Bedenken machte ich mich selbst auf die Reise und nun bin ich da! Ja richtig, Tante Tarnau“, rief Lucile plößlich wie durch einen Gedanken erleuchtet; sie hielt es für fc<iglich, der Dame des Hauses eine Phrase der Höflichkeit zu sagen: „Onkel Anselm läßt sich Dir unbekannter Weise­ empfehlen und die Hand fassen.“ Frau von Tarnau erwiderte mit­ freundlichen Worten den Bericht der kleinen Schwägerin. Ihre lebhafte, naive Art hatte bald die Sympathien der Anwesenden gewon­zen. „Ein kleiner Teufel in der That! Ein winziger, amü­­santer kleiner Teufel !" bemerkte der Oberst, als sich Lucile mit Eveline entfernt hatte. Die jungen Mädchen waren auf ihr Zimmer gegangen. — Sie machten sich mit geschäftiger Eile an das Auspacken des Koffers, um wichtige Berathungen über Theatertoiletten zu halten. „Siehe da, sprach Eveline erstaunt, Du hast sogar zwei Koffer mitgebracht.“ „Ach nein! nur der eine, der große ist der meinige der andere ist Rosinens Bagage.“ „Rosinens Bagage ? Wie so kommt das ?" — Das ist eine lange Geschichte Evi! “Erzähle doch !" „Ich muß vom Anfange beginnen. Höre also! Onkel Anselm weiß eigentlich nichts davon, daß ich da bin, ich bin entflohen.“ „Um Gottes Willen Lucile „“ „Wirst Du mich dafür hinausjagen ?" „Behüte Gott, theure Luci! nur — nur bin ig er­­schrofen über Deine That. Sprich weiter, warum bist Du entflohen.“ „Eveline, Du glückliches Kind !“ begann Lucile salbungs­­voll, „ich habe gräßliche Erfahrungen gemacht seit unserer Trennung. Ic sage Dir haarsträubende ! Denke Dir, ich war schon Braut !“ „Du­­ und wessen Braut ?" „Onkel Anselm's Braut.“ „Deines Vormundes ? !“ rief Evelina entreßt, „dieses Heinen d­en, glaßsköpfigen Ungeheuers, das ich im Institute sah ! Wie ist das möglich ?“ „Nicht wahr, das erscheint Dir ein Räthsel und dennoch ist es Thatsache ; ich war Braut!” bestätigte Lucile­ mit einem erleichtertem Seufzer. „Wie ich zur Brautschaft kann, das weiß ich nicht, genug ich­ war drei Tage mit Onkel Anselm verlobt. Kannst Dir also vorstellen meine Lage. In mit mei­­nem idealen Sinn, ich eine Poetin, die, Braut, dieses prosai­­schen Ebers.“ H 7 „Aber Luci, diesen Vergleich auf einen Onkel !“ „Bah, ich nehme meine Vergleiche immer aus der Zoologie.“ (Fortsezung folgt.) m i ihre. ist schon da!“ rief 4 a - N

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