Kaschauer Zeitung, Januar-März 1889 (Jahrgang 51, nr. 1-38)

1889-01-01 / nr. 1

8 - a N FN ENTER, PEREUIROR nice = 6, ő ét No 3 We Einundfünfzigster Ja­hrgang 1889. Kaschau, Dienstag 1. Januar. *2720425256x* Pränumerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt" ganzjährig fl. 5.—, Halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. Für Kaschau : Wit Postversendung 1 ganzi. fl. 6.60, „ | 3.30, " . 1.25 is Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 tr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für­ jede Anzeige. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag­­ und Samstag. . Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Mit dem „Zlufir. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 7.—, halbjähr. fl. 3.50, vierteljähr. A. 1.75 je fil. 4.30 fl. 2.15 Pp " Bei Inseraten, welche größeren Raum einneh­men und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. aschauer jute 24198 KASSA-EPERJESI ÉRTESÍTŐ. Ze 2" 1117 Für Kaschan : Mit Postversendung : ganzi.. fl. 8.60, „ Einladung zur Pränumeration auf die „Raschaner Zeitung“ S1. Jahrgang 13593. Mit 1. Jänner 1889 beginnt der 51. Jahrgang der Rasc­hauer Zeitung und ein neues Abonnement, 31 welchem unsere bisherigen treuen Pränumeranten, sowie alle Leser Unseres Blattes freundlichst eingeladen werden. Prämie 2 Diejenigen p. t. Pränumeranten, welche auf ein halbes­­ oder ganzes Jahr im Voraus pränumeriren, erhalten nach Wunst den „Zunftr. vaterländischen Hauskalender“, „Hazi Naptar" oder „Wandkalender“ in Farben­­brud pro 1889 sofort als Prämie gratis zugesendet. Doch ersuchen wir die p. t. auswärtigen Abonnenten bei Nebelsendung des Pränumerationsbetrages 5 kr. für die Francozusendung desselben beizuschließen. Pränurmerations-Preis: Mit „Zunftrirter wöchentlichen Beilage“ auf Das ganze Jahr um 2 fl. halbe Jahr um 1 fl. und Vier­­teljahr um 50 fl. mehr. Die p. t. auswärtigen Pränumeranten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration, der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung­­ zu bedienen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung” Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Viertel­. , x fl. 1.65 , 5 fl. 1.25 Ganzl. mit Postversend, fl. 6.60 für Kaschau fl. 5.— (CS) Te f. 3.30 , " 1.2.50 Heneite Nachrichten. Ungarn. Eine Bischofsconferenz in Gran wurde nicht gestattet ; der Papst soll deshalb zwei Erzbischöfe vom Kardinalpurpur ausschließen. Die Regierung befaßt sich gegenwärtig der „Pol. - Korr.“ zufolge mit folgenden Arbeiten : Endgültige Feststel­­lung der Flußregulirung, Arbeiter-Versicherung, definitive Durchführung der Verstaatlichung der Eisenbahnen. Außerdem wird der Detailplan der im kommenden Jahre am Eiser­­nen Thore in Angriff zu nehmenden Arbeiten fertiggestellt. Gegen die staatliche Vereicderung sind durchwegd die Herren im Handelsministerium, welche das in der Enguste betreffend die Unfallversicherung der Arbeiter gewonnene Material zu einem Gelegentwurfe ver­­arbeiten. Fast alle wollten der privaten Versicherung die weitgehendsten Begünstigungen zu Theil­e werden lassen. Auf diese Weise wird schon der erste Schritt des Staatssozia­­lismus in Ungarn denselben in eine Sadgasse führen. Irgend­eine Aktiengesellschaft wird sie von der Einführung des Ver­­sicherungs-Zwanges bereichern, den Arbeitern aber ist damit nicht geholfen. Oesterreich. Auf dem Parteitag der österr. Sozialdemokratie, welcher am 30. ds. M. in Hainfeld (Nieder-Oesterr.) stattfinden wird, soll fol­­gende Tagesordnung­sberathen werden: 1. Programm der Sozial-Demokratie ; 2. die politischen Rechte ; 3. Arbeiter­­schul-Geseßgebung und Sozialreform ; 4. die Presse; 5. Unterftügungswesen ; 6. die gewerkschaftliche Organisation ; 7. die Arbeiterkammern ; 8. die Volksschule. Deutschland. Am 27. v. M. fand der Austausch der V­er bin des deutsch-schweizerischen Zusatvertra­­gs statt Belgien. Die belgischen Bischöfe veröffentlichen einen Kollektiv-Hirtenbrief, worin sie zu eifrigen Agitationen für die Herstellung der weltlichen Herrschaft des Papstthums auffordern. Türkei.­­Am vorigen Samstag hat im Ministerium des Auswärtigen zu Constantinopel in formeller Weise die Ratifikation der Suezkanal-Konvention stattgefunden. Alle Repräsentanten der Signatarmächte waren bei diesem Akte anwesend. Frankreich. Der Senat hat den gesammten Staats­­voranschlag mit 214 gegen 16 Stimmen angenommen. Der „Tempo“ erklärt die Nachricht des „Kapitän Fra­­cassa“, daß der Bey von Tunis die italienischen Beamten ausweisen werde, wenn sie nicht die französische oder tune­­sische SEES, erwerben, für vollkommen falsch.­­Siehe b­is Italien. Nach Genehmigung des Staatsbudgets wurden die Gesezentwürfe in Betreff der außerordentlichen militärischen und maritimen Maßregeln, sowie wegen der strategischen Eisenbahnen ohne Debatte geneh­­migt. Der Aderbauminister Grimaldi wurde zum Finanz­­minister, Senator Perazzi, Mitarbeiter des ehemaligen Fi­­nanzministers Sella, zum Minister des Schazes­, und der Deputirte Micelli zum Aderbauminister ernannt. Aus dem Vatikan. Der Papst spendete 50.000 Francs für die Armen Roms, ebensoviel den italienischen Seminaren.­­­ Der Papst wird im nächsten Konsistorium insgesammt drei italienische Kardinäle ernennen. Der Papst richtete am 25. Dezember an sämmtliche Bischöfe eine Encyklika „exemnte jam anno." Serbien. Eine aus acht Serben bestehende Deputa­­tion ist zur Exkönigin Natalie nach Jalta abgereist, um ihr eine Adresse zu überreichen, welche angeblich Tausende Unter­­schriften haben soll. ő ;­­ Ungefähr sechs in die große Skupstina gewählte Ab­­eordnete wollten in der Scheidungs-Angelegenheit des Königs Ilan an die Regierung eine Interpellation richten. — Im 0.4 Lande herrscht überall Ruhe und Ordnung. Die Ka­hl­e­­nnahme des Verfassungsprojektes durch die Skupstina ist bereits gesichert. Die Gerüchte über angewendete Vorsichts­­maßregeln sind total erfunden und grundlos. Bulgarien. Die Sobranje wählte den Regierungs- Kandidaten Stojanow mit 165 Stimmen zu ihrem Präsidenten. Auf den Kandidaten der Opposition, den ge­­wesenen Minister Stoilow, entfielen 83 Stimmen. In der Sobranje nahm die Opposition die Ankündi­­digung der neuen Minister-Ernennungen mit Poltern und Lärmen auf. Das bulgarische Budget zeigt ein Defizit von 12 Millionen Francs.­­ Durch fürstlichen Ukas wird die Session der Sobranje bis zum 31. Jänner verlängert. Tunis. Die Agenzia Stefani“ bestättigt, daß die­ tunesische Regierung von de­n ausländi­­­sten Beamten der verschiedenen Zweige der öffentlichen Verwaltung verlangen werde, daß sie sich als Franzosen oder Tunesen naturalisiren, widrigenfalls­ sie verabschiedet würden. „Opinione“ befragt lebhaft, daß ein neuer Zwi­­schenfall solcher Natur die Bolemit und Differenzen wieder erwebken werde, die man zum mindesten für lange Zeit ein­­geschläfert hoffte. Wie das Blatt hinzufügt, hat die italienische Regierung sich­ bereits mit England in Verbindung gejegt und die Zentralmächte von dem Zwischenfall informirt. je 4 ís - 3 - General-Versammlung des Munizipalausschusses der kön. Freistadt Kasc­hau.­emi­a (Abgehalten am 27. v. M.) (Fortlegung und Schluß.) In den Verifikation 38-Ausschuß wurden wieder­­gewählt: Geza Benczur, zugleich Präses ; Edmund­ Eder, Ludwig Hegedüs und Karl Koränyi;z Emanuel Demeter, Alexander Novelly, Joseph Halmo8, Samuel Legänyi und Daniel M­­ol iz toriß. Die Kontroll- Kommission (számon kérő­­ szék) erhielt zu ihren Mitgliedern : Géza Benczur und Eugen Deil. " Gräfin Ruth. "Roman nach dem Ungarischen der Helene v. Beniczky-Bajza von Ludwig Wechsler. (Fortlegung) Es wurde Herbst, dann verfloß der Winter u. tobte sich mit wilden Grimme aus. Sechs Monate hindurch lag der Schnee unbeweglich und obschon Graf Bender und­ seine angenommene Tochter die halben Tage im Freien verbrachten, 40 hinderte sie die früh hereinbrechende Dämmerung dennoch­­ am Sagen und Umherschweifen und so waren sie denn auf die Langeweile des Zimmers angewiesen,­­ richtete Ruth war eine ausgezeichnete Jägerin. Der Graf unter­­sie in allen Gattungen der Waffenübungen und­ sie brachte es in sämmtlichen zur Meisterschaft. Die Felsenadler schoß sie mit sicherer Hand herab. Hirsche und Rehe waren blos sicher vor ihr, so lange sie sie nicht erblickt hatte, sie übertraf an Gewandtheit und Behendigkeit ihren Lehrer, der­­ fim an ihrer Wildheit und Gelehrigkeit ergößte. Später schaffte er Mault­iere an für sie, lehrte sie reiten und als sie es auch hierin zur Vollkommenheit brachte, gab er ihr edle Rosse, und troß des das Reiten nicht besonders begünstigenden Terrains ritten­ sie häufig mit­einander aus, wobei sie fünf bis sechs Stunden lang umherschweiften, am Abende fochten sie, da sie die langen Stunden der Dämmerung mit nichts Weiter verbringen konnten und das Mädchen wurde stark, ausfullos und entwielte si wunderbar. Ihre Brust, Schul­­tern und Hüften entwickelten sich prachtvoll, ihr Gang wurde sicher, das Haupt trug sie stolz, hoch erhoben, sie wuchs im schönsten Ebenmaß und sie verlor jenes Kindliche, was auf den Grafen vor einem Jahre so sonderbar gewirkt hatte, al­s er sie zum erstenmale erblichte. Sie war ein großes, völlig ausgebildete, starkes­ Mädchen geworden und eines Tages richtete der Graf ganz unwillkürlich die Frage an sie: „Wie alt bist „So Du Ruth ? wann wurdest Du geboren?“ , weiß es nicht“, antwortete sie achtelruchend. „Eines Tages kam ich aus einer Felsenhöhle hervor — und ich glaube, daß ich damals geboren wurde, denn damals sah ich das Sonnenlicht zum ersten Male." Der Graf lachte­­ des Mädchens Antworten, Einbil­­­dungskraft, Denkweise überraschten ihn und erschienen­ ihm wunderbar. Niemals hatte er noch so sprechen gehört, die ‚absonderlichen Worte des jungen Mädchens erschienen ihm in „einem eigenthümlichen Zauber. „Erinnerst Du Dich an gar nichts aus Deiner Ver­gangenheit ?" fragte er sie bei einer anderen Gelegenheit, „an nichts“, antwortete sie und schüttelte die schwarzen Loden ; „zuweilen fror ich, dann schien die Sonne wieder heiß­­ig hungerte und durchschweifte die Welt mit meiner Mutter, die meine Geburt verfluchte und mich prügelte, wenn ich zu essen verlangte. Und dann schwieg ich “ „Und weintest !“ „niemals! In meine Augen traten noch keine Thränen und wenn ich meine Mutter zuweilen nicht hätte weinen geseßen, wüßte ich gar nicht, was das ist !“ „Erfahre es auch niemals !“ verlegte der Graf rasch. „Ich werde dafür sorgen, daß die Bitterniß Dir erspart bleibe, denn die körperlichen Leiden verscwinden im Verhält­­niß zu den Leiden der Seele. — Erstere hat Du überstanden, mögen Lettere Dir stets fern bleiben.“ Ruth verstand ihn nicht. Ihr großes, leuchtendes Auge hing nachdenklich an dem Sprecher und wunderbar schön war es in seiner dunklen Farbe mit den langen Wimpern ; doch fehlte aus demselben das Verständniß, der seelische Ausdrug, die Intelligenz, was bloß das Lernen, die Bildung und das Wissen dem Auge zu verleihen vermag. Ihr Blik war der des neugeborenen Kindes, das ie re um sich blickt. Nach dem langen Winter wurde es Frühling. Der verwilderte Schloßhof gewann einen wohnlicheren Anstrich. Der Garten wurde einigermaßen in Ordnung gebracht. Die Ställe wurden in Stand geseßt, edle Rosse stampften in den­selben, in die Schloßräume wurden einige neue Möbelstücke geschafft, die sich gar sonderbar unter den übrigen gar seltsam geformten Antiquitäten ausnahmen. Die Zahl der Diener­­schaft vermehrte sich mit einer bejahrten Frauensperson, die für Ruth gebracht worden und die für das junge Mädchen nähte, wusch und sie auch ankleidete, die man allgemach Gräfin Ruth zu nennen begann und ließ. Man vergaß die ihr anfänglich die Beinamen zur Seite zuertheilten Bezeichnun­­gen, als da waren, die „schöne Ruth“, die „Hexe Ruth“ usw., da man sie ganz menschlich und natürlich fand, was aber nicht hinderte, daß man noch immer das Märchen von ihr kannte, wonach sie der „Herr“ in einem alten Schranke gefunden habe. Man glaubte es, sprach aber nicht weiter darüber. HER In den rauhen Karpathengegenden wird es schwerer,­­ langsamer Frühling, als sonstwo und es war bereits Ende April, als die warmen Sonnenstrahlen die legten Se­iRE­reste zum Schmelzen brachten und blauäugige, gelbblätterige Vergißmeinnicht zum Vorschein kamen ; duftige, lilafarbene Lilien, grüne Erdbeerblätter und der Lorbeer schmiegten sich bald an die ihrer winterlichen Schneeumhüllung entledigten Baumstämme. 2,4 In Ruth's natürlichem, sich zur Wildheit neigendem Wesen gab es eine einzige feinere,­­ poetischere Neigung : sie liebte die Natur. Gleich dem Hirten, der sein ganzes Leben im Grase, am Fuße der Bäume und Felsen verbringt, die Natur kennt und liebt, der jeden Stein, jeden Grashalm kennt, jede Wolke, jeden Stern zu unterscheiden vermag, so begleitete Ruth auf­­merksam die Veränderungen der Jahreszeiten, der Sonne und des Mondes. Sie träumte in dem geheimnißvollen Glanze des Mondes dahin, freute sich über das unter der Schnees­cheeke hervorrugende Vergißmeinnicht und begrüßte die heim­­kehrenden Schwalben . Wald und Wiese gehörten ihr in ganzer Größe, in voller Ausdehnung. Er wurde Frühling, blumendurchdufteter, warmer, sonnenglängender Frühling, mit seiner würzigen Luft, blühenden Bäumen und Sträuchern und feinen frischen grünen Farben. Eines Nachmittags verschwand Ruth aus dem Schlosse , ohne anzugeben, wohin sie gehe ; sie wollte allein sein, wollte die Bergfpigen erflettern, in die weite Welt bliden, von welcher sie keinen Begriff hatte und nach welcher sie sich auch nicht sehnte, deren Weite sie aber mit den Bliten ihres Adlerauges zuweilen zu durchmessen liebte. Eilend legte sie den geschlängelten Pfad zurüc, ihren Bli im Vorhinein zu der höchsten Spitze emporsendend und demselben elastischen Schrittes nacheilend. Plößlich blieb sie stehen und lauschte. Was war das ? Ein niemals noch vernommenes Instrument tönte an ihr Ohr, unbekannte Laute drangen durch die Luft, durch die tiefe Waldesstille und sie blickte zu dem sich über ihrem Kopfe dahinziehenden Wege empor, auf welchem ein Trompeter auf einem­­ Maulthiere reitend, dahintrabte, dem eine ganze Jagdgesellschaft auf kleinen Pferden mit rothem Geschirre und flatternden Bändern und Rosetten bei den Augen folgte. Auf s<neeweißem Sattel saß eine Dame in dunkelm Reitkleide, der einige plaudernde und lachende Herren folgten, die zu­­weilen stehenblieben, um die Gegend zu betrachten. Hinter einem Baumstamm verborgen, beobachtete Ruth die un­er­kannten, noch niemals erblicten Gestalten. r­ Die heutige Nummer umsasst 8 Lotto: 1380 4 Men = ; x 4 4. k

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