Kaschauer Zeitung, Januar-März 1893 (Jahrgang 55, nr. 1-37)

1893-01-03 / nr. 1

SONEN E SISTER A GEIST­ER i­m ! Rr. 1. „Kaschauer Zeitung" 3. Jan. 1893. ; 5 hofes zum Beretty6-Ujfaluer ; Bezirks­gerichts- Schließlich dankt noch der Frauen-Verein den Frauen Etelka Elischer und Fr. Kriegerbek für die den Armen und Waisen am Neujahrestage gespendeten Eßwaaren. Ernennungen. — tolár Dr. Daniel K i­­­8 des Debrecziner Gerichts­ , Berettyóry K­röge Biene, in Beßterczebánya Stefan Palikovits zum Großbittseer Be­­­zirksgericht zu Unterrichtern. — Bezirksgerichts­ Unterrichter in Gölniczbánya Niko­­laus Ch­ansäth wurde der Kaschauer königlichen Tafel zugetheilt. But, Todesfälle. — Am 1. b. verschied hier der Nestor des hiesigen Advocatenstandes, Hr. Jonathan zBr 6 ß im 70. Lebens- Jahre, den 39, einer musterhaften und glücklichen­­ Ehe mit Frau Cornelia geb. Bielek u. findet dessen Bestattung heute Nachmittags um 3 Uhr vom Trauerhause Nr. 49 der Hauptgasse am Zentralfriedhofe statt und besorgt die erste er u Leichenbestattungsanstalt (Maurerhof) den ondlutt. Mit dem Verstorbenen wird ein allgemein hoc­hgeach­­teter Mann von vielfachen Verdiensten zu Grabe getragen Entrissen den Armen seiner Familie, verlor diese den gelieb­­­­ten Gatten und Vater, der mit unermüdlichen Eifer für deren Wohl arbeitete. Als Advocat genoß er die größte Autorität und die seine Hilfe, seinen Rath in Anspruch nahmen, prie­­sen Alle seine Gerechtigkeitsliebe. In den leäten 10 Jahren nahm er an jeder namhafteren Bewegung in unserer Stadt theil, insbesondere aber leistete er z. 3. der hiesigen Spar­­falj­ in deren kritischen Tagen große Dienste, als er mit ihren Einfluß, seinem Ansehen und Vermögen dort mache ie Unvergängliche Verdienste jedoch sammelte er sich um die hier­ evangelische ung. deutsche Gemeinde A. C., deren Angelegenheiten er durch 26 Jahre Hindurch mit aufopfe­­­rungsvollem Eifer führte und auf das rügige Niveau brachte. Als die Gemeinde sein bioßfälliges 25jähriges Jubiläum fei­­ern wollte, wich er den Festlichkeiten aus, aber „er spendete 500 fl. zum Bau der neuen Schule und forderte die Gläu­­bigen der Gemeinde auf statt zu seinem Jubiläum, zum Schulbaufonde beizusteuern. Und diesem edlen Beispiele folgte auch die Gemeinde und sammelte 12.000 fl. zu diesem Zweck. Heute verkündet die neue Schule die ruhmeswerthen Verdienste seiner Begründer ! Außer obiger Stellung hatte Br­o­ß die Würde eines Inspektors des VI Freistädte-Seniorats und eines Präsiden­­ten des Hilfevereins des Theißer Distriktes inne. . Der Verstorbene nahm an allen Sigungen der Gee­meinde, des Seniorats, des Distrikts u. s. w., ja auch an den Versammlungen des Gustav Adolf-Vereins in Deutschland als Abgesandter der ungarischen ev. Kirche mit Eifer für die Sache der protestantischen Kirche und Schule regsten Antheil.­­ Vor zwei Jahren beschloß er seine öffentliche Thätig­­keit wegen Kränklichkeit und übergab auch seine Advokaturk­­­anzlei an seinen Sohn László. Seitdem verfielen seine gei­­stigen und körperlichen Kräfte zusehends und nun ruht der vordem so thätige Mann auf der Bahre, der noch so viel Gutes und Schönes zu schaffen und zu fördern gewollt hätte. Sein Andenken wird von Allen, die ihn kannten, für immer ein gesegnetes bleiben­­ . Der Dahingeschiedene erblichte im Jahre 1823 zu Felka das Licht der Welt, woselbst sein Vater Baumeister und ein geachteter Bürger war. Nach beendeten Elementarschulen besuchte er das Ke8marker Colle­­gium, woselbst er sich sehr bald durch seinen Fleiß und offenen Geist die Liebe seiner Lehrer erwarb . Nach Beendigung der Gymnasialklassen widmete er sich dem juris­tischen Fache, und wählte sich das Eperieser Collegium, welches zu der Zeit unter der Leitung der Professoren Czupka u. Rufe stand, und aus Nah‘ und Fern Hörer heranzog. Wandrak im besten . Von hier aus trat er als Patrorist und zugleich Hauslehrer bei der Familie Kubinyi in Liptau ein, und erwarb sich schon im Jahre 1847 das Advokaten-Diplom, seinen Wohnsig in Georgenberg nehmend.­­ In dem Freiheitskampfe nahm er als Adjutant an der Seite des Majors Koczogh Kommandant des Oberzipser National Gardisten Battail­­lons Theil, zog sich nach der verlorenen Schlacht bei Kaschau zurück,­­ trauriger Niederwerfung des Freiheitskampfes blieb auch über viele Verwendung hochgestellter Personen und erhaltener Audienz, und verehelichte sich bald darauf mit einer Tochter des sehr geachteten­­ Bielek­­a er als gewesener Adjutant von den Verfolgungen nicht verschont ; es wurde ihm die Ausübung der Advokatur entzogen, und er erhielt selbe mit der Versezung nach Beregpäß erst­ im Jahre 1855 wieder woselbst er duel Befall mit seinen Jugendfreunden Josef und Ferdi­­nand Köler, Vadislaus Nagy, Ernst Glöß, Johann Madaraß, Alexander Papp und noch Anderen zusammentraf, theils als Beamte der Bach'­­schen Regierung, theils als ausübende Advokaten, mit denen ihn das Schicsal später in Kaschau wieder vereinigte.­­ . Bei seiner Tüchtigkeit und offenen Charakter erwarb er sich bald einen Ruf in Beregpaß, sehnte sich jedoch nach größerem Wirkungskreis, es gelang ihm auch die er nach Kaschau im Jahre 1858, wo­­selbst er bald darauf zum Advokaten der Sparkasse gewählt wurde. Die Bürger der Stadt Kaschau kennen sein Wirken ; er nahm regen Antheil an den städtischen Angelegenheiten u.dem Bestande der Spar­­kassa, unter seinem Mitwirken kam die Kunstmühle zu Kaschau u. C33ny, die Gasbeleuchtung und viele andere Unternehmungen zu Stande, u. als Ad­­vokat erwarb er sich bald eine hervorragende Stelle. Als nach dem un­­glücklichen Thun'schen Patent der Distriktual-Inspektor Z3edenyi und Superintendent Mäday eingekerkert wurden, war er als ihr Vertheidi­­ger berufen, wodurch er sich noch einen größeren Ruf erworben, und­­ von den gräflichen Herrschaften Pechy und Zichy so­wie anderen größern Grundbesißern als Familien-Advokat ernannt worden ist, und diese Stellen bis kurz vor seinem Tode — unter Beihilfe seines Sohnes — bekleidete. Wenige der jüngeren Generation des Advokatenstandes gibt es, die nicht aus seiner Kanzlei ihre Zukunft begründet haben. Ai Ein treuer Anhänger der Deák-Partei, befaßte er sich wenig mit der Politik, um desto mehr mit den kirchlichen und Schulangelegenhei­­ten . 26 Jahre hindurch war er Vorstand der hiesigen ev. Kirchenge­­meinde und Inspector des­­ Freistädter Seniorats, und nahm regen Antheil an allen kirchlichen Bewegungen bei den Distrikt­ual- und Ge­­neral-Conventen, keine Kosten scheuend. Sein bleibendes Andenken verkündet der stilvolle Bau der evang. Schule, welche auf seine Anregung und Opferwilligkeit durch freiwillige milde Beiträge der Gemeinde zu Stande kam. Dies die kurze Lebensbeschreibung des Dahingeschiedenen, der als zarter Familienvater, als aufopfernder treuer Freund und eifriger Vorstand der ev. Gemeinde ein unsterbliches Andenken hinterläßt. Friede seiner Asche ! -- Die Einsegnung der irdischen Ueberreste des so früh verstorbenen Oberstuhlrichters des Gönczer Bezirkes, des Hll. Stefan von Comaäromi fand vorgetre­n unter großer Theilnahme aller Schichten der hiesigen Gesellschaft statt ; nach derselben t­öte sie der von der ersten oberung. Leichenbestat­­tungsanstalt (Maurerhof) höchst geschmackvoll zusammenge­­stellte Conduct-Fourgeon mit dem von Kränzen ganz bedeckten Sarge nach Hidas: Németi in Bewegung, wo­bei der Bestattung in der Familiengruft die ganze Gentry der Umgebung theil­­nahm. Allgemein ist das Beileid, das der schwergeprüften Fa­­milie von allen Seiten entgegengebracht wird ; möge dies den Eltern zum Troste gereichen, wenn der Gedanke an den Ver­­lust ihres ihnen so zeitlich entrissenen Sohnes ihr Herz be­­drängt. 5 Personalien. — Herr Honorarstuhlrichter Julius von Berzeviczy competirt auf die Stelle des ver­­storbenen Oberstuhlrichters des Gönczer Bezirks, welche er seit der schon langen Erkrankung desselben zur vollsten Zu­­friedenheit und unter Anerkennung seiner zweckmäßigen Wirksamkeit in verdienstvoller Weise versieht. Gewiß wird auch die Wahl für diesen Posten nur auf Herrn von Berzeviczy fallen. — Trauung. Heute findet im hiesigen isr. Cultus­­tempel die Trauung des Herrn Jakob Gl­ü > aus Rozgony mit Fräulein Ilona Weiß satt. — Hymen. In Eperjes fanden dieser Tage die Ver­­lobungen­­ des Fräuleins Margit Farkas Tochter des Sparkassendirektors Herrn Ludwig Farkas Dr. Stefan Magyar, Profeßor der Kecskemeter mit Herrn Nechts-­academie ; =­­des, Fräuleins Irene Di­val­d mit Herrn Bela Zsitkovsky, Photograf in Miskolcz — und des Fräuleins Hermine Holenia mit Herrn Imre Rötay von Budapest — fiait. — Ecie Spenden. Für die Stadtarmen spendete Herr Julius Sztadinka 3 fl., für die Suppenanstalt 2 fl., wofür dem Spender der beste Dank gesagt wird. — An Neujahrszbk­ösen spendeten Frau­en Herr Alois Kr­a­ft 2fl, Frl. Leopoldine G x­us­entfl. — Juristenball. Das Comité dieses den Reigen des Faschings am 7. eröffnender, glänzendsten der Ballfeste, hat für diesen Abend die ausgezeichnete und bestbekannte­­ungarische Nationalkapelle M­ac y­ax­y aus Debreczin en­­gagirt. Militärisches. S — Laut VB. Nr. 50 vom 30. Dez. 1892 wurden trandferirt: M.-Rechn.Offic. II. Cl. Peter Ketel von der Int. des 6. Corps zum 1. Corps ; Mil.-Verpfl.­­Offic. II Cl. Heliodor B­a­r vom M.-V.- Magazin Munkács nach Lemberg; — die M.-V.«Accessisten Wenzl Le­x­a von Miskolcz und Johann Ritter von Rattomwsty von Munkács gegenseitig ; die Entladung aus dem Heeresverbande­­bewilligt dem Lieutenant i. b. Res. Peter Lukács des J.­­Rgts. Nr. 5; in den Präsenzstand Heinrich Jäger des FR. Nr. 85. rückverseßt ;: Lieutenant: . Honos6d-Avan­cement. Zu der Reserve der k. ung. Honvedschaft wurden mit dem Range vom 1. Jänner zu Lieutenants ernannt: I. Bei der I­n­­fanterie die folgenden Honved-Unteroffiziere und Ein­jährig-Freiwilligen des 9. Infanterie-Regiments Josef Csele, Béla Juhäaß, Ludwig Wittich, Aladar Pukács, Karl Kurian, Arpad Witchen, Emil Schneider, Emerich Hirhager, Andor Schwarzer, Heinrich Blumenfeld, Julius Sztudinka, Arpad Heller, Ladislaus Szláby, Ignaz Neumann. II. Bei der Kavallerie die folgenden Einjährig-­­Freiwilligen des 5. Huß.-Reg. Desider Papp, Géza Paur, Stefan Rölay, Bela Krudy, Ernst Marko. Ferner wurden zu Kadet-Offiziere-Stellvertretern erb­ant : Isidor Fried, Miroslav Martyak. — Neu eingetretene Telefonabonnenten sind Nr. 66 Garnisons-Spital (katonai kórház), Nr. 67 Stärke­fabrik Ignaz Ungar u. Sohn (Ungar Ignácz és fia kemé­­nyitőgyára) und Nr. 68 Kaschauer Boltsbant (Kassai nép­­bank.) an . Der Syilivesterabend wurde hier an mehreren öffentlichen Orten, aber nirgends so massenhaft begangen, wie im Casino, wo sich an 300 Personen von Distinction einfanden und auch Herr Obergespan Sigismund von B 6 Hy nebst mehreren Honorationen die Gesellschaft mit ihrer Gegen-­­Mit Frits­e's Küche und Keller war alles zufrieden und dem nach dem Souper folgenden Tanze: huldigten ca 80 Paare bis früh Morgens. Die schöne Decoration des Saales stellte Herr Arvai aus Gefälligkeit bei. i ] 1 or + . wart beehrten. — Das Bäckerhandwerk, aber auch das Publi­­kum ist durch die Bestimmung des Bejehes über die Sonn­­tagsruhe sehr geschädigt, nach welcher bei diesem Gewerbe die Arbeit erst um 1 Uhr Montags Früh begonnen werden darf. Nachdem zur Knetung, Einsäuerung und zum Aufgehen des Teiges so viel Zeit nöthig ist, daß die Arbeit unbedingt am­ Sonntag Nachts 10 Uhr begonnen werden muß, soll das Publikum Montag Früh mit Gebäc bedient werden können, so ist eine Aenderung obiger Bestimmung in diesem Sinne nöthig und hat si au die hiesige Gewerbekorporation dießfalls an die hies. Handels- und Gewerbekammer gewendet, damit diese beim Ministerium zu diesem Zwecke bittlich werde . Warnung für Auswanderer. Die deutse Regierung erlaubte wegen der von Osten noch immer dro­henden Choleragefahr die Benußung des Hamburger Hafer für aus Oesterreich-Ungarn oder Rußland kommende Au­wanderer nicht und sind die Schiffs- und Verkehrs­-Unte­nehmungen dießfalls angewiesen worden, ihre Agenten in­­ nannten Ländern zu instruiren, daß sie keine Personen n Hamburg schicken.­­ — Srrffnung. Von gut unterrichteter Seite­n uns mitgetheilt, daß die in der Nummer 151 (vom 31.­zember 1892) unseres Blattes und anderen hiesigen B! Na an mer menten Mit dem Profit Neujahr! dampfenden Punschglase oder dem schäu­­menden Campagnerkelche in der Hand, wird meist der An­­tritt des newen Jahres gefeiert und das „Prosit Neujahr !“ als Glühwunsch gerufen, während draußen auf der Straße Spendenthüffe losgeb­allt werden, obwohl die Polizei es streng verboten hat. Und doch sollte nus der Hebertritt in einen neuen Zeitabschnitt eigentlich ernst stimmen und nun an die Lehre mahnen, die sich als Inschrift an manchen alten Uhren fin­­det : „So geht die Zeit zur Ewigkeit !“ In diesem Sinne bestimmte Moses die Neujahrsfeier als Bußfest zum Ge­­denktage der Vergangenheit. Wir lieben es jedoch einmal, den frohen Hoffnungen, die wir an den Beginn einer neuen Epoche knüpfen, durch Lust und Jubel Ausdruc zu verleihen, ohne daran zu denken, wie oft dieser t­örichte Optimismus­ton betro­­gen wurde !­­ Man wüns<t sich am Neujahrstage gegenseitig ein „Glückseliges neues Jahr !“, wie die Menschen das nun schon seit vielen Hunderten von Jahren zu thun gewohnt sind, halb mechanisch, ohne sich sonderlich dabei zu denken, gleichviel, ob die Gratulation mündlich oder auf schriftli­­chem Wege abgestattet wird. E53 dürfte nun wohl nicht ohne Interesse sein, ein­­mal etwas näher der Herkunft und Geschichte unserer Neu­­jahreskarten nachzuforschen, die gegenwärtig eine so große Rolle spielen und deren Herstellung zu einem ausgedehn­­ten Industriezweige geworden ist.­­ Geschriebene Neujahrskarten finden wir schon im al­­ten Rom, wo man statt der sonst üblichen Geschenke zu­­legt Distichen­­ versandte, die“auf Streifen Pergament oder kleine Täfelchen geschrieben und massenhaft bei den Bücer- und Skriptu­renhändlern zu kaufen waren. Selbst Martial, der geistvolle Epigrammendichter, verschähte es nicht, für­­ den Buchhändler Tryphon­folge Distiche zu schieden, bei dem man 124 Stück für vier Sesterze (etwa 70 Pfennig) kaufen konnte. Eigentlichen Neujahrskahrten in unserem Sinne aber, "je mit Glückwünschen in ernster oder launiger Form be­­"et waren, begegnete man schon vor Erfindung des ei­­n Endbruches, indem die alten Formschneider und 4 ihre Kunst auch zur Herstellung von solchen "Wohl der älteste," bis auf uns gelangte ge­­druckte Neujahrswunsch ist von dem unbekannten Meister E. S., dessen Blätter von allen Kupferstichkabinetten sehr hoch gesc­hält werden, für das Jahr 1466 in Kupfer ge­stochen worden. Nach Passavant erblicht man auf diesen Kupferstil das Christuskind über einer sehr reich gehalte­nen Blume von phantastischer Form; es hält ein Spruch­­band mit der Inschrift : „Ein gout selig jor." aber gerade das Christkind hier zum Vermittler eines solchen Neujahreswunsches gewählt wurde, leuchtet sofort ein, wenn wir bedenken, daß das neue Jahr vielfach mit dem­ 25. Dezember angefangen wurde, daß sie beispielsweise in Brandenburg und Schlesien dies Weihnachtsjahr bis in­s 16. Jahrhundert erhielt. Im 15. Jahrhundert wurde der Neujahrswunst fas auf den Wandkalendern angebracht ; ein solcher viel­­aus dem Jahre 1478 befindet sich im Museum in Nürnberg. Er ist mit Typen gedruckt, hat aber oben am Kopfe ei­nen Holzschnitt, der ein vom Christkinde und einer flie­­genden Taube gehaltenes Spruchband mit der Inschrift : „Ain gut fülig jar" zeigt. Religiöse Darstellungen blieben auch auf den gedruck­­ten Neujahrswünschen des folgenden Jahrhunderts vor­­herrschend, während im 17. Jahrhundert, als ein steifes, zeremonielles Wesen vorherrschend wurde, Allegorien zur­­ Umrahmung von möglicst schwülstigen Versen, die den Glühwunsc­h aussprachen, Mode wurden. Als nahmen auch die Visitenkarten im 18. Jahrhundert aufkamen, die Neujahrswünsche diese moderne Form an, in der wir sie kennen. Sie wurden anfangs in Kup­­ferstil hergestellt, erhaben gepreßt oder mit farbigem Atlas überzogen und zeigten namentlich während der Sen­­timentalitätsepoche blumenstreuende Genien oder­ den Altar der Freundsc­haft, unter dem rührende Verse standen, wie z. B. die folgenden, die sich auf einer solchen Karte aus dem Jahre 1794 finden : „Bruder den ich zärtlich liebe — Heil und Segen wünsch ich Dir! Keine Stunde sei Dir trübe! Und von allen Freuden hier, Müsse Dir nicht eine fehlen ; Was die Hoffnung Dir verspricht, Und was Deine Wünsche wählen, Folge Dir wie Sonnenlicht !" Herannaher der Jahreswende nicht nur in den Läden, Solche Karten wurden massenhaft fabrizirt und bei, sondern auch von besonderen Hä­ndlern feilgeboten. Ei­nadirung von Chodowie>i stellt eine alte Neujahrswunst­verkäuferin aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts , deren unter freiem Himmel err hteter Stand von zahl hen Liebhabern umlagert ist.­­ Auf dem großen Blake von Bukarest wird an je ersten Januar ein ganz eigenartiger Neujahrskarten­ abgehalten. Alle dienstbaren öster der Stadt finden daselbst mit Körben ein, die mit Karten angefüllt Jeder ruft nach der Reihe den Namen seiner Herrin aus, worauf alle diejenigen, deen Gebieter mit der u.­zeichneten Familie in Beziehungen stehen, an ihn heran­treten und ihm eine Karte i­ber Herrschaft überreiche, die dann in eine besondere Abheilung des Rhorbe3 geb­ wird. " Recht hübsch ist die Sitte der Postbeamten, mit­­ Kolegen in anderen Staaten, an Jahreswechsel sich gege seitg Wünsche zu übermitteln, die in der Weise ausget wir), daß am Neujahrstage die unter sich Kartenschlü haltenden Aemter Glühwunschkerten austauschen. Anfan waren das einfache Karten in der Sprache des betreff­­den Landes, neuerdings aber sind künstlerisch ausgefüh Karten beliebt geworden, welche theils neue, theils Motive aus dem Postleren, Protographien und Ansich­tc der absendenden Stadt und bevorragende Betriebbesut­zungen darstellen. Da andererseits das muffenhafte Versenden , Einlaufen von gedruckten Neujahrswünsten in den me­nigfachsten Gestalten schon vielfach als Belästigung em­pfunden wird, so hat sich in menchen Städten der Brav eingebürgert, daß man sich durch eine Gabe zu wohlthä­gen Zwecken von der Berpflichung zu Gratulationen ls kaufen kann. Natürlich drühen alle diejenigen, welche­­ daran betheiligen und deren Namen duch die Zeitung veröffentlicht werden, dadurch gleichzeitig den dringen­ Wunsch aus, auch ihrerseits von allen Glükwünschen 31 Jahreswechsel verschont zu bleiben. Soweit dies Glückwünschen zu etwas rein Konvc­tionellem geworden ist, wird man die Abneigung dagegen nicht unberechtigt finden nnen, das Laufen des Rechts zum Nichtgratuliren doch wohlthätige Gaben ist aber durchaus nichts Neues. (Fortsezunz folgt.) 1 Weßhalb­­­ar Ke N - -

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