Kaschauer Zeitung, April-Juni 1893 (Jahrgang 55, nr. 38-74)

1893-05-04 / nr. 51

b . ZUE MN RE EI is 4 A 4 EEE TEE SE ik SER et Fünfundfünfzigster Jahrgang 1893. r KasHau : Hei Inseraten ganzjährig fl. &.—. halbjähr. A. oder deren Raum mit 5 kr. Nr. 31. Kaschau, Donnerstag 4. Mai. Kaschauer Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. eis der „Balchauer Zeitung“ Bräm­meration dpr ass in Bettung in Postversendung: ganzj. fl. 6.60, 5 #. 3.30, = wird die sechsmal gespaltene Petitzeile berechnet. — J Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag. und Samstag. fl. 1.25 A. 1.65 Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. | er Für zus a can 4468 KAJZA eye NANE 8 war ZEILEN a räm­merationspreiß Ber Mit Boltsersendung : ganzj. A. 6.66 Bei Rufesaten, welche größeren Raum einne 611. ans „AR mem halbjä ve Tee aller NAIR WE: meer 3 m Zeitung“ 3.56, viertelj. „ 6 € 8.80, ch ganzjährig A. S.­=, 1.55 R. 1 und eingeschaltet werden wird ein entsprechender er je­­ 4 mal 3 Laufen Mehrheit ergeben. Neueste Nachrichten. Ungarn. 1 Die 1. Maifeier ist überall im Lande ruhig verlaufen ;­­ die Arbeiter feierten hie und da theilweise und nur an wer nigen Orten kam es zu kleinen Keilereien == unter sich. Oesterreich. | : Die 1. Maifeier verlief an den meisten Octen ruhig und wo sie es lauter sich äußerte, trug sie stark anti­­emitischen Charakter. ge Mühen ist eine neue czechische, die Reform-Partei im Entstehen begriffen. Deutschland. Der Kaiser trifft schon Heute in Berlin ein, nachdem er den Besuch in Karlsruhe abkürzte, damit er in der Re­sidenz sei, wenn die Militärvorlage zur Entscheidung kommt, um womöglich durch ein Campromiß die Reichstagsauflösung hintanzuhalten. Bulgarien. Die Wahlen für die große Sobranje sind ruhig ver­­regierungsfreundliche und haben eine überwiegende a . Aus dem Reichstage. Auf der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses stand am 2. d. die Spezialberathung des Geießentwurfes über die Bezüge der an konfessionellen und Gemeinde-Volkssäulen an­­gestellten Lehrer, thatsächlich aber war die Heutige Diskussion nur eine Fortsetung der am Samstag dem Namen nach ab­­geschlossenen Generaldebatte. Es wurde nämlich fast von allen Rednern im Allgemeinen über die mißliche materielle Lage Der Lehrer gesprochen und es unterschieden sich diese Aus­­führungen von den in der Generaldebatte gehaltenen Reden dadurch, daß sie mit Anträgen auf die Erhöhung des Gehalts­­minimums oder mit der Zustimmung zu derartigen Anträgen schlossen. Dabei wurde nicht einmal der erste, auf das Ge­­haltsminimum bezügliche Paragraph der Vorlage erledigt. zz 51 ee 8 1 ee HE TER 4 SE Tea LEIEHT EIR TENY REWE EROBERN NNZ ENT EEE VE 119 UE BL ARTEN 1 SEE VEGE a a a ee: Ä b ; | x a & 7 T § x SE Y Bun A x ß Lokal-Nachrichten. in der = Der Kreuzerfindungs-Ablaß wurde gestern Kalvarienbergkirche unter großer Betheiligung der äußerst zahlreichen andächtigen Wallfahrer abgehalten und celebrirte Hw. Domherr Stefan Le8ck 5 anstatt des un­ Päßlichen hw. Domprobsten Franz v. Sz­a­bad die hl. Messe. — Gratulations-Deputationen. Am Sigis­ M­undtage erschienen Deputationen aller hiesigen Behörden. *) Der Herr Oberlieutenant wurde allgemein als ein­er­ der besten Reiter überhaupt anerkannt und zeichnete sich au­ch bei der Steeple-Chase aus, wo er mit seinem prächtig­en Pferde Zebra mit Leichtigkeit den ersten Preis erhalten hät­te, wenn er dieses um einen Saß früher in den gestreuten Gal­­lopp einsprengen hätte lassen ; es war eine Freude, den schö­­nen Reiter auf dem durch keine sichtbaren Hilfen dahinflie­gen­den Rosse zu sehen ! | Anstalten, Vereine etc. beim Herrn Obergespan Sigismund von Ps­a­y, welcher auf die Gratulationen und Ansprachen der Führer sehr freundlich dankend antwortete. Todesfälle. — Am 1. b. verschied hier der pens. herrschaftliche Beamte Herr Stefan Lukácz im 49. L­ienzjahre, dem 23. einer glücklichen Ehe mit Frau Maria geborene v. Füzy und fand dessen Bestattung gestern unter großer Theilnahme am Zentralfriedhof statt. — Am 3. d. verschied hier der Elementarlehrer Herr Michael Vincze im 50. Lebensjahre und findet dessen Beerdigung morgen Nachmittag "1,4 Uhr von Trauerhause Nr. 12 Glodengasse am Centralfriedhof. statt. — Ecie Spende. Für die arme Kindern spendeten Fr. Wwe. Theodor Pauß Witwe mit fünf 2 fl, Herr Constantin Bauernebel senior, Herr Halyko jun. je 1fl., Frau Moriz Szoklaß 50 kr. — Die oberungarische Bauactien-Gesell­­schaft gibt dem p. t. Publikum bekannt, daß Master aus der neuerbauten Keramikfabrik bei der Firma Fleiiher - Schirger zur Ansicht ausgestellt sind und daß Auf­­träge, nachdem die Fabrik vom 1. Mai an ihre Thätigkeit schon begonnen hat, bei der genannten Firma angenommen werden. " , Kassai Dalker" hielt am 30. v. M. seine jährliche Generalversammlung ab. Nach Berlesung das Ber­iichtes über die Thätigkeit des Vereins um die Kassagebahrung im Jahre 1892 wurde zur Neuwahl der Funktionäre ge­­schritten und zw. wurden wiedergewählt zum Präses Josef 2068, Vicepräses Stefan Levay, in den Ausschuß : Josef Belius, Michael Berzäczy, Dr. Földy, Julius Hor­váth, Heinrich Wilm­otter, Besaßmit­­glieder ; Paul B­a­rth, Johann D­utko. Wegen Besezung der Chormeisterstelle wurde nichts beschlossen. Militärisches. — Se. Exc. FML. Johann Pokay macht seine Abschiedsbesuche u. wird Freitags Früh Kaschau verlassen. — Das Offiziers- und Gavaliers-Wettren­­nen fand am 2. d. unter großartiger Betheiligung des Publikums am Hlynik Theil nahmen an bei bestem Wetter statt, der ersten Nummer (Jagdritt) acht Reiter und erhielten Artillerie-Hauptmann , den 1. Preis, ein silbernes Zigarretenetui Heinrich Hordler (6jähriges Pferd Iemappes), den 2. (Feldflasche) Artillerie-Oberlieute­­nant Franz Andreas (Juwel, geritten von Lieutenant Straub), den dritten, Reitgerte, Honvsdhußaren-O­­er­­­lieutenant Eugen F­r­ater (Karpat). Beim Preisspringen bet­eiligten sich 12 Rei- Michael ter, von welchen Uhlanen-Oberlieutenant Paul Ro­bas fovßkfy den ersten Preis, goldene Uhr, erhielt,*) den zweiten Preis, silberne Tabatiere, erhielt Artillerie-Lieuten­ant Eugen Straub (Kacaffe), den dritten Preis, silbernes Zie­garretenetui Lieutenant Béla Li­pt­ay (Halle), den vierte­n, Reitpeitiche — Train-Lieutenant Domodran Kokotovi­cs (Fee). Letzterer ritt sehr schön, hielt aber vor dem 5. Hi­n­­dernisse sein Pferd wahrscheinlich nicht gesammelt, w­ lhh 8 do­rt dasselbe umging ; dafür übersprang er das Hinderniß sogle­ich zweimal von kürzester Distanz. In dieser Nummer hatte Honvsdhuß­-Döerlieutenant Va 28 das Malheur, daß sein Pferd bei viermaligen­ Umritt stete Herrliche Springe that, aber jedesmal beim 3. Hinder­­niß, dem Bretterzaun, ein wenig anschlug. — Leider wurde bei diesem Hinderniß der einzige Theilnehmer aus dem Zivile Graf Aladar Hardenberg, dessen Pferd um ein Brett zu niedrig sprang und stürz­te, zu Boden geworfen und an der Nase und Wange verwu­n­­det ; der Unfall dürfte aber keine weiteren Folgen haben, denn wir sahen den schmuden Reiter nach dem Rennen, dem er bis Schluß beiwohnte, in der Stadt spazieren. Bei der dritten Nummer Steeple­chase (Rennen mit Hindernissen auf 4000 Meter) bet­eiligten sich 5 Reiter , den ersten (Vereins)Preis, silb. Th2eservice, erhielt Hoar 68ds Oberlieutenant Alexander Bass (Madame Favart), den zweiten, einen silbernen von der Stadt Kaschau gespendeten Becher, der Uhlanen-Oberlieutenant und Personaladjutant des Corpskommandanten Paul Ro­dakows­zky (Zebra), den dritten, eine von der Stadt Kaschau gespendete Reitgerte m­it Silbergriff, der Artillerie-Lieutenant Stefan Lupkovics (Lanschüß).­­ Bei der vierten Nummer, Steeple­chase auf 3000 Meter (anderthalbmal die Peripherie) bet­eiligten sich 7 Rei­­ter ; den ersten Preis, ein Theeservice aus Silber (Gesc­h­­uk der Grafen Forgad u. Hardenberg), gewann der Art.-Oberlie­u­­tenant Baron Colbert. Zeh (Isis), den zweiten, silber­ne Tabatiere, Artillerie-Lieutenant Eugen Straub (Karaffe), den dritten, Reitgerte, der Honvedhußaren - Oberlieutena­nt. Josef Rozonyay (Lottl.) Senilleton. Dämon Liebe. Roman von Hermann Thom. (Bortjegung.) Sidonie hörte, wie sie den Schlüssel im Schloß herumdrehte. Eine bange Angst ergriff sie. In das Vorzimmer eilend, suchte sie das Mädchen auf, das ihr geöffnet hatte. Währenddem war Elsbeth bis zu ihrem Bette gewankt und janf in ihre Knie. „Zu viel,“ flüsterte sie, „er hat sie geliebt und diese — Liebe — mit seinem Leben bezahlt. Weh mir, o Gott, o Her!“ Aber das Gebet erstarb auf ihren Lippen. Sie brach „bewußtlos zusammen. Here von Medeas war höchst bestürzt, als ihn Frau von Brandenthal rufen ließ, um ihm das Vorgefallene mit­­zuheilen. „Sie schien ganz beruhigt und sprach selbst von dem­­ Tode ihres Bräutigams mit bewunderungswürdiger Fassung,“ sagte Sidonie, die sich möglichst vertheidigen wollte, die Ur­­heberin dieser plößlichen unerwarteten Krisis zu sein. Aber der bestürzte Vater hörte sie nicht mehr. Er stand vor der fest verschlossenen Thür seines Lieb­­l­ings und beschwor sie in den zärtlichsten Tönen, ihm zu öffnen. Kein Laut war vernehmbar. Eine tödlichhe Angst bemächtigte sich seiner und ohne sich lange zu besinnen, beschloß er, die Thür zu sprengen. Zum Blöd waren die Riegel nicht fest genug angezogen und es gelang ihm, ohne Hilfe zu öffnen. Elsbeth lag noch immer bewußtlos, von einer tiefen Ohnmacht umfangen, vor ihrem Bett. Der Hausarzt war schnell zur Hand. Als aber Elsbeth die Augen wieder öffnete, erkannte Arzt constatirte ein heftiges Fieber, fie Niemanden mehr. Der lange Tage der schwersten Sorge verlebte Herr von Medeas am Krantenbette seiner Tochter. Obwohl zwei barm­­herzige Schwestern die Pflege übernommen hatten, ließ sich's Frau von Brandenthal nicht nehmen, Tag und Nacht an Elsbeths Krankenlager zu waschen. Sie erntete hierfür den wärmsten Dank seitens des trostlosen Vaters, der mit Betrübniß ge­wahrte, daß seine Tochter, als sie zum Bewußtsein gelangte, sich sehr zurückal­­tend gegen Frau von Brandenthal benahm. Vollkommen im Unklaren über das, was im seiner Abwesenheit vorgefallen war, konnte er sich die so klar zu Tage tretende Aversion gegen die treue Pflegerin nicht erklären. Ahnte die Arme, daß die Freundin ihres Vaters nicht von ungefähr ihr den wahren Sachverhalt in seiner ganzen erschre>enden Wahrheit enthüllte ? Endlich, nach langem Kampf überwand die Jugend den Anprall an ihre Kraft. Sie erholte sich allmälig, es war aber nicht mehr die Elsbeth von früher, die der betrübte Vater an sein vervegtes Herz drückte. Sidonie war viel zu scharf leb­end, um nicht zu bemer­­ken, daß die Zeit gekommen war, um Abschied zu nehmen, und sie erklärte deshalb eines Morgens, nun, da sie nicht mehr nöthig sei, in ihr kleines Heim zurückzukehren, wo sie übrigens auch nicht lange zu­weilen gedenke. Herr von Medeas nahm die Nachricht mit Höflichem Bedauern entgegen. Offenbar waren für den Augenblic alle Liebeggedanten in den Hintergrund gedrängt. Am folgenden Tage verabschiedete sie sich in der That. Sie mochte zur Erkenntniß gekommen sein, daß zwischen ihr und Elsbeth eine jähe Schranke sich erhoben hatte. Der Gemüthszustand Elsbeths war ein sehr bedenkli­­cher, und als Herr von Medea3s sich mit dem Arzt beriet­, erklärte dieser unverhohlen, daß er das Schlimmste befürchte, wenn nicht ihre Gedanken in andere Bahnen gelenkt würden. Er rieth zu einer Reise nach dem Süden, wo die beiden Damen den Winter zubringen könnten. Merkwürdigerweise hatte sich auch die Tante unerwartet soweit erholt, daß sie imstande war, die Reise anzutreten. Auch zeigte Elsbeth Neigung dazu. „Liebster Papa,“ flüsterte sie, „ich könnte unter keiner Bedingung vorläufig nach Giroda zurück, die Erinnerung ist zu bitter." Ungern trennte fi Herr von Medeas8 von seiner Toch­­ter, aber er fühlte, daß der Arzt Recht habe. Er traf daher alle Vorbereitungen. Lisel und eine ältere Frauensperson sollten mitreisen. An einem schönen Wintertag nahm Elsabeth auf dem Perron des Südbahnhofes gemeinsam mit ihrer Tante Ab­schied von dem geliebten Vater, der versprach, sie von Zeit zu Zeit zu besuchen. Dessen ungeachtet füllten si seine Augen mit Thränen, als er den lezten Blick von dem bleichen Ge­­sicht seiner zu Tode getroffenen Elsbeth abwandte. Zweiter Band. Erstes Capitel. Vor einem kleinen Palais in den Champs-Klyséen zu Paris gehen zwei Männer auf und ab. In Beiden prägt sich der Typus des Abenteurers aus. Der Aeltere scheint bessere Tage gesehen zu haben. In dem Jüngeren erkennen wir Sylvio de Sanchy, den Reisemarschall der Baronin Plenk. E38 scheint ihm wohl gegangen zu sein. Das Zaghafte in seinem Auftreten, als wir ihn zulegt in Giroda sahen, ist durch eine markirte Sicherheit ersetzt. Er dreht seinen wohl­­gepflegten Schnurbart und blicht zu den erleuchteten Fenstern empor. „Roth­en Sie sich die Hausnummer”, sagte er zu sei­­nem Gefährten. „Es ist nur wegen der Correspondenz.“ „Und wann kann ich mich vorstellen ?“ sagte dieser. „Uebermorgen. Heute ist großes Diner und morgen. ist Jagd beim Vicomt de Nuelle.“ 99 glaube, Sie sagten, zwei Uhr sei die beste Stunde?“ Richtig“, erwiderte der Jüngere. Während sie miteinander sprachen, fuhr ein Wagen nach dem anderen vor und von der Straße konnte man in hell erleuchteten Zimmer bilden, wo livrirte Diener unter die der Leitung des maitre d' Hôtel die lezte Hand an die Tafel legten. Der Speisesaal ist nicht groß, aber er trägt das Ge­­­präge des Reichthums in herausfordernder Weise. Das Silber ist massiv, jedes Sti> der Einrichtung ist ein Kunstwerk, Bilder erster Meister zieren die Wände. Gedämpft dringen aus dem Salon die Gäste, die in eifrigem Gespräche verwidkelt sind. Stimmen der Die Küche liegt im Souterrain ; dort herrscht reges Leben, der Chef de cuisine blickt mit Wohlbehagen auf die Batterie von Entremets, die eben hinaufgetragen werden. Vor dem Küchenfenster lagert eine Gruppe der verschie­denartigsten Elemente, die mit neidischen, gierigen Biiken hin­­absehen und den würzigen Duft der eulinarischen Genüsse, die so verlodend aussehen, einsaugen. „Die großen Herren haben es gut,“ brummt Einer. „Wie viel arme Familien könnten von den Kosten dieses Mahles gesättigt werden.“ „Tölpel, der Ihr seid," wirft ein Dritter ein, muß nicht das Geld cursiren Wie könnten dann die Victualien­­händler existiren, wo möchten denn die Bauern ihre Producte anbringen, wenn es nicht Leute gäbe, die ihnen die gemäster­ten Boulards zahlen ?“ Einige lachten, Andere schalten. 8. f- -

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