Kaschauer Zeitung, Januar-März 1900 (Jahrgang 62, nr. 1-38)

1900-01-04 / nr. 1

[M Bit 5 v - ER HM . Zweiundsech: \ Tall. MME26207 KASS A-EP ‚.jährig fl. 5.—, halbjährig N 2.50, vierteljährig 0. 1.25 » ‚ährig fl, 6.60, halbjährig 0. 3,30, vierteljährig fl. 1.65 Pränumer. .. der „Kaschauer Zeitung“: Man pränumerirt am besten direkt und mittelst Postanweisung. ten sen sem -"» === ' Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Ex­ions-Bureau: Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. | | | | Für Kaschau Mit Postversendung ..­ ... ... Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. Inseratenstempel 30 kr. für jede Einschaltung. "Inserate werden in ungarischer u. in deutscher Sprache aufgenommen. ==40g7 PRT > MR 5 a „5­2­­­ 83 | | tj Im neuen Jahre, Beim Marksteine zweier Jahrhunderte stehend, begrüßen wir eine neue Zeit, von der wir das Glück erwarten und erhoffen, weil troß der Errungenschaften des verflossenen Jahrhunderts, das fl aro3, stark und klug, weich und mäch­­tig erwies, das vom Beginn an unsere Welt die Macht der Rücksichtslosigkeit fühlen ließ und in seinen Verlaufe viele Völker verbluten, Reiche zertreten sah , das sich die Ele­­mente dienstbar machte und Gold auf Gold auf einer Seite und Noth und Elend auf der andern häufte — weil troß der Bewunderung, die man von Thaten, Forschungen, Ent­­deckungen und Erfindungen, den himmelanstürmenden Ideen der Heroen des XIX. Jahrhunderts zollte, es der Menschheit doch jenes GlaF vorenthalten, nach dem es fiebt und dessen Spur uns Allen im wirren tollen Getrieb­ der Welt ver­­loren gegangen. Die neu angebrochene Zeit soll uns diese verlorene Glückesspur, die unter der Herrschaft des Materialismus zer­­trümmerten Ideale wieder finden, das Ertrauen an eine höhere, als die rohe Menschengewalt, wiedergewinnen lassen. Die Menschheit seaf­st nach Erlösung von einem Alp­­hrude, den das kalte Ich auf die Sele ausübt, die starre Negation alles Göttlichen, sie seufzt nach Erlösung aus dem trostlosen Elende — dem im Zeitalter der technischen Er­­oberungen den armen Mann der Fleiß seiner Hände nicht entreißen kann, dem Elende, das keine Verringerung, aber nur Erweiterung erfuhr durch die kluge, die Menschenkraft verlac­enden Erfindungen, deren Ausnegung nur der Ge­wissenlosigkeit frommt, die ehrliche Arveit entwerthet und ntweiht und Noth und Elend verbietet. Denn die Aus­­leihung zwischen Leistung und Lohn, zwischen Arbeit und Verdienst, zwischen Menschenrechten und Pflichten ist auch in diesem verflossenen Jahrhunderte Keinan geglückt. Mit bangen Gefühlen «haben wir die Schwelle der neuen Zeit überschritten, mit der Befürchtung, daß sich der Materialismus noch mehr auszubreiten und der Egoismus inmer mehr und mehr zu unterjochen trachten wird, aber ich mit der Hoffnung, daß dem ehrlichen Menschenstreben "­ auch einmal wieder ein ohne Gewaltanwendung Weg eröffnet werden wird, daß geschehe, nur auf Grund der „ah einmal sich bahnbrechenden Einsicht, daß auch für zu Theil der Menschheit gesorgt werden müsse, dessen So sucht unsere Regierung Handel und Wandel in unserem Lande mit radicalen Mitteln zu reformiren, wofür wir derselben unsere dankbare Anerkennung nicht versagen können , möge sie in ihrem Bestreben nicht durch umsturz­­freundliche Gewalten gehindert, vielmehr von allen Seiten bestens unterstüßt werden, damit es ihr gelinge, Einklang zwischen den Nationen, Eintracht zwischen den Parteien und die richtige Harmonie zwischen Arbeitgebern und Arbeitern, den Reichen und den Armen zu schaffen, zu welchem Werk auch der Himmel seinen Segen geben möge. Das größte Werk freilich wäre die Vereinigung der Menscheit zu diesem Zweckk, auf welche der Einzelne doch auch angewiesen zu sein scheint ; aber es herr­­schen Kräfte vor, denen eine solche Solidarität nicht in den Kram paßt und gegen diese wirksam vorzugehen, gegen die individualistische Auflösung zu steuern, die sehr überhand nahm, nach der Jeder sich unbekümmert um den Andern, auch auf Kosten desselben, ein besseres Los schaffe — dieß wäre eine Aufgabe, würdig eines großen Reformators, der die Verirrungen der egoistischen Schaffungslust zu corrigiren wüßte, ohne die werthvollen Errungenschaften der Civilisation zu verlieren, vielmehr der Allgemeinheit, jedem Einzelnen nuß­­bar zu machen Vergessen wir nie auf die Hauptaufgabe zivilisatorischer Bestrebungen, das richtige Verhältniß zwischen dem Kampf ums Dasein und der Auswügung der Mensc­henkräfte im Dienste des Egoismus herzustellen. Und da heißt es wohl, jenen Prinzipien mehr Geltung zu verschaffen, welche bei aller Achtung der Standesunterschiede das Wohl Aller im Schilde führen ; das kann aber keine Regierung, kein Mi­­nister, das muß die Gesellschaft aus auch Religion und Moral mithelfen, sich selbst thun, da muß ohne welche wir auch im neuen Jahrhundert nur noch weiter herab, aber nicht hinauf kommen werden. Diese Prinzipien haben leider so wenige Regierungen auf ihr Schild geschrieben ; fast überall wird von Mach­t­­entfaltung zur Erhaltung gesprochen ; nur zwei Staatsmänner haben der Mat sich in unserem Sinne, dem Wunsche unser Aller entsprechend ausgesprochen : unser Premier, der in seiner Neujahrsrede sich äußerte : „Ungarn starr, groß und reich zu machen und unga­­wns wir doch Alle wollen, das ist nur so zu er­­risch, reichen und kann nur durch eine Politik geschehen, welche und der Präsident Loubet der französi­­schen Republik, der aus gleichem Anlasse die golde­­nen Worte sprach, daß sich „von der Ausstellung im Jahre 1900 und der gran­­diosen Kundgebung der Entwicklung der Wissenschaften, Künste und der Industrie für Alle die eine Idee loslösen werde, daß in Hinkunft Größe und Macht sich vornehmlic­h durch den fried­­lichen Wettstreit der Arbeitenden er Leimen lasen werden: Solchen Männern gehört die Zukunft und wir begrüßen sie als die Boten des neuen Jahrhunderts ! Eljener !­aysen, wenn zufrieden, die Stüßen der ganzen Gesellschaft­­, wenn hungernd, der Ruit derselben sein können, alle Interessen und Angelegenheiten Oesterreich-Ungarn betreffend den Schuß der Urheberrechte Möge das neue Jahrhundert uns die große Erfindung jeder Schichte der Nation in gleicher­­ an Werken der Literatur, der Kunst und der Photographie, Arcanums für Vollbeglüdung bringen, für welche ih­n unserem Troste noch immer manche unserer Großen zu “essiren scheinen. | | | Weise am Herzen trägt und der harmo­­ |­nisc vereinenden Pflege, Sorgfalt und Entwicklung theilgnftig macht“ — | Marich unterzeichnet worden. Henefle Nachrichten. Ungarn. Unterrichtsminister Dr. Julius Wl­assics, dem die Austragung der Subventionirungsangelegenheit des Kron­­städter zum­ Gymnasiums und der Varga-Affaire gegen den Strich ging, demissionirte und wird der Premier während seiner derzeit. Anwesenheit in Wien darüber beii Oesterreich. Der Kaiser sanctionirte die Aufhebung des Zeitungs­­und Kalenderstempels.. Die Wr. Zeitung vom 1. b. publi­­zirte das von den Delegationen beschlossene gemeinsame Budgetprovisorium, das Zeitungsstempel-Geseß, zwei Gejege betreffend Gebühren-Nachlässe, ferner das kaiserliche Hand­­schreiben betreffend die Feststellung der Quote, (33*­, : 66**/,,) dann auf Grund des 8­14 das Weberweisungsgejes, das diesseitige Budgetprovisorium, das Uebereinkommen betreffend die sogenannten unmittelbaren Gebühren und Rechnungs­­abschlüsse. Deutschland. Der Kaiser hielt am Neujahrstage an die Truppen- Commandanten eine Ansprache, in der er betonte, er werde ebenso wie sein Großvater das deutsche Heer dem un­­­verständigen Widerstande zu Trope reorganisirte, auch die Marine in gleicher Weise stärken. Graf E­ul­en­­berg wurde zum Fürsten, Fürst Hagfeld, zum Herzog erhoben. Das Uebereinkommen des Deutschen Reiches­­ mit ist am 30. v. M. im Auswärtigen Amte vom Staatssecretär Grafen Bülow und­ dem k. u. k. Botschafter v. Szögyeny­­. Die heutige Nummer sarah Seiten.“ 3 5 In­ s . - - 3 x _ I RER 2 . 3 Bee . Freuilleton. Ad­a. Original-Roman von x * x „hre Tante ist eine alte, menschenfeindliche, verbissene von der will ich schon glauben, daß sie nicht einen e rührt, um einen Menschen vom Verderben zu retten. Sr. Magda — verzeihen Sie daß ich Sie immer , so nenne­n Sie sind jung, Sie haben noch keine den Erfahrungen gemacht, um so menschenfeindlich und w­ert aufzutreten. Sie dürfen noch gar nicht so gehäffig “sie Sie sich jetzt zeigen, das paßt schlecht zu Ihrem in Gesicht mit den findischen Zügen. Die Jugend soll n und vergessen , sparen Sie sich so häßliche Eigen­­s tu Haß und Bitterkeit für spätere Zeiten, bis die­­­ses Lebens, welche sie dann vielleicht durchgemacht, je Tante, Sie eher dazu berechtigt, obwohl ich solche e nicht kenne und auch nicht kennen zu lernen hoffe." ;: „Wie sollten Sie auch, Herr Klein ! Sie sind ja reich , gehören zu Feiner bevorzugten Menschenklasse, Ver­­jecung und Haß erzeugt wohl nur die Armuth und die “ichen gönnen uns wenigstens neidlos den Vorzug, Ders „fige Gefühle haben zu dürfen. O, ich wünsche ihnen, nur "was vier Wochen lang so arm zu sein, wie wir es sind ! *' Sie dann noch ebenso friedliche und versöhnliche Ansichten zeigen würden, wie eben fest? Wir müssen arbeiten von rü) bis spät, sonst haben wir nichts zu essen, und selbst­­­ noch reicht der Verdienst nur sehr kärglich zu, ganz­es ehen von den Demüthigungen, die eine solche Lage mit „Leingt. “, nur einmal in meinem Leben möchte ich 9) sein, wenn auch nur für einen Tag. Schon als Kind­ wehrte mich die Sehnsucht, nur ein einziges Mal die im­mer der Weichert'schen Wohnung betreten zu dürfen, nur einmal hätte ich so gekleidet gehen mögen wie Luise ! Jm tit Euch zu spielen, WOB wohl gestattet, meine 1 Stiefel konnten den San Fi Desen wenig tun. Aber in die ner fürstlich hauen. O Frit, wissen Sie, warum sich mitunter stundenlang in den Zweigen des Kastanienbaumes saß, der unter den Fenstern des Weichertschen Hauses steht Um hineinsehen zu können in die elegante Wohnung ihrer Verwandten und um mein Herz immer sehnsüchtiger klopfen zu fühlen, beseelt von dem einen Wunsche : ach, dürfte ich nur einmal hinein in die reizende Kinderstube, wo das kostbarste Spielzeug, die elegan­­testen Puppen achtlos am Boden lagen. O, wie beneidete ich Luise, wenn sie geputzt wie eine kleine Fee an der Hand der Gouvernante spazieren gehen durfte, während ich, mit einem Strichtrumpf in der Hand, froh sein mußte, wenn man mich in Eurem Garten sitzen ließ ! Auch Luise ist wie ihr alle, obwohl sie stets ein sanftes, gutes Kind war | Jeßt ist sie jedenfalls ebenso hochmüthig wie Sie ; zwar grüßt sie die Jugendgespielin immer noch mit einer gewissen gnädigen Herablassung, sie weiß jedenfalls nicht, wie sehr gerade diese eine Aermviere oft vielmehr verlegt als der offen gezeigte Hochmuth.“ i Magda holte tief Athem, diese Kindheitserinnerungen hatten ihr Herz bedroht, nun sie sich ausgesprochen, schien ihr leichter zu sein. „Sie nannten uns hochmüthig, Magda," sagte Friß in­­ mildem, fast belehrendem Tone, „Sie glauben auch, daß meine Cousine es ist , denno< wie irren Sie sich in uns beiden. Wir — Luise und ih­r haben nie geahnt, welch leidenschaftliche Seele in der kleinen Magda wohnt. Sie waren in unserer frühesten Kindheit uns eine liebe Spiel­­gefährtin, wir wußten nicht, daß Ihr Herz mit Gefühlen des Neides angefüllt war Wir können doc nichts dafür, Magda, daß das Schisal Ihnen eine von der unserigen verschiedene Lebensstellung anwies ! Luise hat jedenfalls keine Ahnung davon, daß Sie sich durch ihr Benehmen be­­leidigt fühlen. Meine Cousine ist ein so durchaus gutes Mädchen, das niemals jemanden wissentlich kränken und be­­leidigen würde. heitSerinnerungen Aber da Sie nun selbst einmal diese Kind-,­­ heraufbeschworen, lassen Sie uns dabei bleiben. Berbannen Sie einmal den häßlichen Neid Ihrem Herzen, gedenken Sie nur echt weiblich unserer jegen aus Jugend, der oft so lustig und ausgelassenen verlebten Kinder­­zeit. Wie oft hob ich mit meinen Armen die kleine Magda von einem Stoß Bretter herunter, wenn­­ sie hinaufgeklettert war und das Herabkommen ihr Schwierigkeiten machte. Tie! oft schaufelte ich sie in unserer Gartenschaukel, so b 4­ sie­­ nur immer in die Lüfte fliegen wollte, wie seine Geschichten, von Robinson erzählte ich ihr dann, wenn sie einmal auf Befehl der Tante den Strichstrumpf zur Hand nehmen mußte.“ „Und das alles hatten Sie vergessen !" rief Mada heftig, indem sie mit Thränen kämpfte, denn längst schon hatte es wehmüthig in ihrem Gesicht gezucht, als Friß die seligen Tage der Kindheit in ihre Erinnerung zurücrief.. Ja, ich wiederhole es, das hatten Sie allein gänzlich vergessen, nicht ich, die ich mich leider täglich daran erinnere. Und warum­ gedenken Sie plößli dieser Zeit Weil Sie mich brauchen ! Aus Egoismus! Sie wollen mein Herz zur­ Nachgiebigkeit stimmen, damit ich mich veranlaßt fühlen soll, aus Anhänglichkeit für den Jugendfreund, dessen Vater vor der drohenden Strafe zu retten". Magdas Gesicht glüht, sie hatte sich erhoben und ihr Paket wieder zur Hand ge­­nommen. „Aber Sie haben sich hierin doch verrechnet, Herr Klein , es wäre besser gewesen, Sie hätten mich nicht so sehr an einst Gewesenes erinnert. Rechnen Sie dazu den schimpf­­lichen Verdacht, den Ihr Vater auf uns geworfen, dann werden Sie es natürlich finden, wenn ich ein­ für allemal nichts mit Ihnen und den Jhrigen zu thun haben will.“ Sie wandte sich zum Gehen, aber Friß vertrat ihr den Weg, er stellte sich direkt vor die Treppe und wehrte ihr so das Fortgehen. : „Magda, wissen Sie, was Sie thun ? Sie können einen hochachtbaren Mann, der in Gefahr schwebt, wegen einer Handlung, die er nicht begangen, zu einer Gefängniß­­strafe, vielleicht zum Zuchthause verurtheilt zu werden, retten! Sie wollen aber seinen Finger rühren, um diesen Mann vor der Strafe, die ganze Familie vor der Schande zu bewahren! Sie schädigen dadurch uns nicht allein. Sie schaden auch Luise, die ihnen nichts gethan, sondern die als Kind stets freundlich und liebevoll zu ihnen war. Ehe ich zu ihnen herauskam, hörte ich die Neuigkeit, daß mein Retter Hugo Weichert sich mit der Baronesse von Wartenegg verlobt hat, ein Grund mehr, um uns zu veranlassen, in SEM Br­i­­ hee damit der Adel nicht zu stolz opf­erhebe­re für die allein untastbare halte. Magda, Mi geben Sie meinem armen Vater, welchem die Angst vor ke einer solchen Schande den ee al as raubt, seine Ruhe wieder, sagen Sie mir, ob Sie alles genau gesehen und für meinen Eater aussagen werden Pp" ut 2. Fottsehung folgt 2 ee | „ . „und seine Men EA df - nn - = Bi­x = WE 45 > * rt -- ur ie" ae: Se

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