Kaschauer Zeitung, Januar-März 1901 (Jahrgang 63, nr. 1-38)

1901-01-01 / nr. 1

- * . Ee? — " . $ kv. - REN. an GE ET TRITT, me En CAT SER er: a ER 3 2% ” 3 14 8 5 # » ké 3 RENTE + x SPEIS im A ; Dreiundsechzigster Jahrgang 1901. Kezi € Man pränumerirt am besten direkt und mittelst Postanweisung. . Erscheint jeden Dienstag, Donerstag und Samstag. ... Redaction ud Expeditions-Bureau : Kaschau, Ruptgasse Nr. 64. Pränumerationspreis der „Kaschauer Zeitung“: ganzjährig fl. 5.—, halbjährig N 2.56, vierteljährig fl. 1.25 Mit Postversendung ... ... ... ... ganzjährig fl. 6.60, halbjährig f. 3.30, vierteljährig fl. 1.656. Für Kaschau .. ... ... ... Kaschau, Dienstag 4. Jänner. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. R ||. Inserate werden in ungarischer u. in deutscher Sprache aufgenommen. Me, 24208 KASSA-EPERJESI ERTESITO. COC % * — Cinladug zur Pränumeration auf die „Kassauer Zeitung“ (KA3A-EPERJESI ERTESITÖ) fürjas I. Quartal 1901. Erscheint : Dustag, Donnerstag und Samstag. Bei Eintrit in den 63. Jahrgang unseres Blattes wird dasselbe wr schon jeder besonderen Empfehlung ent­­rathen können ; sei doch ein alter Hausfreund geworden, der sich in seinem Kreife bekannt und beliebt fühlt, der keine Versprechungen sein zukünftigen Verhaltens zu geben braucht,­­ da seine Berganggeit für ihn spricht. Und diese Vergan­­genheit garantirt m Lesepublikum auch für die kommenden Zeiten stets die bt treueste Berichterstattung, die unpartei­­­ische Besprechung der Fragen und die ungeschminkteste Vermittlung der Arbeit in allen Angelegenheiten. Der patriarchalische Cou­t mit unserem Publikum wird seine Störung erleiden ) immer mehr Festigung erfahren und wenn wir auch ni/ in der Sprache des Vaterlandes schrei­­­ben, so schreiben 1 body immer nur in seinem Interesse und vermitteln beinjern Lesern Liebe und Achtung für Ungarn, seine Regung und sein Bolt. Die praktise Eintheilung der „Raschauer Zeitung” genießt allgemeinedinslang und der Leser der Neuesten Nachrichten oder d­en Neuigkeiten findet darin ebenso sein Bedürfniß gestillt, e jener, der auf anderen Gebieten sich á jour erhalten will, endlich andh or mit romantischer Lektüre sich unterhalten : Geschäftsmann, dem zu seiner Orien­­tirung ebenfalls al Nöthige geboten wird. Auch glaube wir, unserem Inserentenkreis es nahe legen zu dürfen,­­ die „Kaschauer Zeitung“ jezt die ein­zige deuts<e­itung in Kaschau und weitester Um­­gebung ist, demna der Erfolg von sehr stempelfreien Ankündigungen im­ selben garantirt werden kann, weshalb wir nicht nur auf­ Fortsetung der bestehenden freund­­lichen Verbindung sondern auch auf Entirrung neuer zu rechnen berechtigt sein glauben, zu welchem wir auch hier ergebenst einzuladens gestatten. es . Präm­erations-Preis: "Ganzj. mit Post­. 13 Kr. 20 H. für Kaschau 10 Kr.— H Halbj. » » 6 „ 60 „ „ ” 5 „ " ee, Inserate in nugbringendste Verbreitung, da die Kaschauer Zeitz in Kaschau fast in jedem Hause und in ganz Oberrlm bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurc­h einen star Abonnentenpreis errungen hat ; die­selben haben desh­alb­ stets sicheren Erfolg. Probe-Nummern senden wir auf Verlangen g­r­a­­tis und franco ein.­­ 3 Die pt. auswärtigen Pränumeran­ten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung zu bedienen. Prämie: ge . Diejenigen p. t. Pränumeranten, welche auf ein halbes oder ganzes Jahr im Voraus pränumeriren, erhalten nach Wunsch den „illustr. Vaterländischen Hauskalender" oder als Prämie gratis zugesendet, wärtigen Abonnenten, bei aus­­Uebersendung des Pränume­­rations­betrages "Wau 20 Heller für die Francozusendung desselben beizuschließen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung“.­­ „Hazi Naptár" doch pro 1901 ersuchen wir sofort die FEE“ p. t. BP Neujahr. Wieder ein Jahr vergangen und wir beginnen heute ein neues, von dem Alles das Beste erwartet und dasselbe auch freudigst begrüßt, obwohl der denkende Mensch nach den vorhandenen Prämissen kein günstiges Resultat für die nächste Zukunft auszurechnen vermag. Wir haben im vers­gangenen Jahre Gelegenheit gehabt, den rapiden Niedergang des allgemeinen Volkswohles im Gefolge des „Fortschrittes“, der „Aufklärung“ zu beobachten und gelangen gleichfalls zu dem Schuße, das die Richtung, in welcher sich die Errun­­genschaften geltend machen, welche uns die neueste Zeit ge­­bracht, nicht die richtige sei und ein Fortschritt, der nicht A­lll­en zu Guten kommt und nur damals den Einen in die Höhe bringt, wenn der Andere zum Falle kommt, ein zwecverfehlter, ein schädlicher sei. Jedem drängt sich der Gedanke auf, warum denn, da doch Alles nach Vorwärts strebt, auch nicht Alles vorwärts zu kommen vermag. Da bekommt man zur Antwort, ja bei dem erweiterten Gesichts­­kreise, dem verfeinerten Geschmack und den erhöhten Anfor­­derungen kann sich freilich nicht Jeder hineinfinden und dies nur der Mächtige thun ; übrigens thäten die besser Situirten“ alles, um das Los der Geringeren zu erleichtern. Dies ist aber eben der rügenswerthe Umstand, das die Arbeitskräfte von den sie ausbeutenden Unternehmungen am Ende ihr eine Schmach für diejenigen, welche für die Regelung der Verhältnisse in allen Phasen zu sorgen haben. Diese haben freilich für Anderes zu sorgen und ob ihnen bei Versäumnis der gedachten Pflicht nicht auch ein­­mal die Fluth über den Häuptern­ zusammenschlägt, daran denken sie nicht. Wohl beginnt man jegr gewisse Institutio­­­­nen einzuführen, welche dem grassirenden Elende Einhalt­ zu­­ thun geeignet wären, wenn ihnen nicht schnellstens wieder andere Verfügungen am Fuße folgen würden, welche die Erfolge jener illusorisch machen; der Geist, der eben unsere, Institutionen auf allen Gebieten durchweht, ist eben nicht jener moralkräftigende, die Schwache. fwingende, Allen glei­­cerweise Segen bringende, wie er es nothwendiger sein sollte ; dabei tragen sie aber doch die Maske der Weise rein­­sten Rechtlichkeitsliebe. Aber noch immer beruht das Recht auf Gewalt, noch ist der Reiche stark und der Arme schwac . Sklaven gibt es zwar rechtlich nicht, aber Tausende und Abertausende, die für kargen Lohn den „Handel heben“, hel­­fen, ist wohl trauriger, als das Schi­al der Armen und Enterbten der römischen Welt. Barmherzigkeit wird wohl geprädigt, aber das „Recht“ kennt sie nicht, Kriege werden perhorreszirt, aber jeder waffenfähige Mensch wird abgerichtet um in Morden geübt zu sein, no< andern Menschen feindlich gegenüber, stehen sich Menschen die nie einander Böses zugefügt haben ; wir wollen von Blut nichts hören und fortwährend werden neue Kriegsmaschinen erfunden ,um je mehr unserer „Brüder“ aus diesem Jammerthale zu ent­­fernen; man predigt die Gleichheit aber der Reiche herrscht und der Arme wird unterdrückt ; wir sind duldsam und er­­lauben jedem zu glauben und zu denken, was ihm beliebt, dabei wird aber der Anders­gläubige zurücgefegt und­ der Andersdenkende verfolgt. Tagen Die Macht des Goldes zeigt sich uns in den jüngsten besonders, in ihrer ganzen entsetzlichen Größe und die Schäc­her und Zöllner sind die Herren der Welt. Sollen wir erst von den zerfleischenden Kämpfen sprechen, von Rassenhaß, Classenverachnung und Religionsunduldsamkeit ? Jeder Tag bringt ja neue Bluzeugen für die Entartung der Welt: die ermordeten gekrönten Häupter, die blutigen Kämpfe und Kriege der Völker, die Furcht des Reichen, der Fluch der Armen, die überfüllten Kerker, die dicht bejegten Irren­­häuser, die sich auflehnenden Zügellosigkeiten bei immer mehr sich schwächender Autorität, die engherzigen Goldkrösusse, die mit ihren Pfennigen erst hervorrufen, wenn die hungernde Menge sich angsterregend auf der Gasse zeigt, der­ arbeits­­scheue nach panem et eirceuses schreiende Mob, der zugrunde gegangene Bürgerstand und die Schaaren der in Lumpen gehüllten Bettler, die unglücklichen Ehen und die Verzweiflung der tausende von Selbstmördern. Alles--Alles mentirt eine Verkommenheit, eine Zerfahrenheit dieses doch­­der Gegen­­wart, die ihre Grundbasis in dem Schwinden jeder religiö­­sen,­­ moralischen und rechtlichen Gefühles hat, welches den Waisen den Oberen, wie den Unteren, wieder einzuflößen Noth thut ; da muß aber die Autorität sich durch gerechtes­­ Walten bewähren, die Wahrheit zu Ehren gelangen und die Leben durch Almosen aus dem durch ihren Schweiß zusam­­­­mengebrachten Vermögen erhalten sollen können. Es ist dies­e Verhältnisse untersucht, die Gründe der allgemeinen Noth unbefangen aufgehegt und die Nächstenliebe nicht nur gepre­­digt, sondern in die Praxis umgeseßt werden, die Gerechtig­­keit Allen — ohne Unterschied — zu Theil werden. Dann können die Gegner der Autorität, der Wahrheit und der Moral gebändigt werden, nicht mit dem Schwerte der Willkühr und Macht, mit den Waffen des Indifferentis­mus, sondern mit­­ der Festigkeit der auf Recht und Billigkeit fußenden Gewalt, Te .. Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten, _ 154)­ enillefon. Ada­­nal-Roman von x * x Und in dersten Morgendämmerung bestiegen die beiden Freunde es Droschke, um sich nach dem Orte zu begeben, wo über­ Leben zweier Menschen durch eine Kugel einigjied en­den sollte. In friedlich Stille lag der Wald; die Vögel waren erwacht und ihr fides Zwitschern und Singen bildete einen eigenthümlic Kontrast zu dem Ernst der Situation auf dem Duell pla Kaum war Schubert und sein Freund angelangt, als auch, Wartenegg­­en. Die Sekunen versuchten noch einen­­ voraussicht­­lich vergeblichen neverjud, der auch gänzlich ohne Er­­folg war.­­ Scubert hiden ersten Schuß und streifte den Baron leicht an der Ein Schulter. Da hob bi die Waffe, zielte — und in die Brust getroffen sank Sat in die Arme des hinzueilenden Arz­­­tes, der mit demon gekommen war. Der Arzt suchte die Wunde und sagte zu Schu­­berts Freund, der in sichtlicher Angst über den Gefalle­­nen beugte: „Er nur noch fünf Minuten zu leben.“ "Die Sekundn fragten den Baron, ob er Schubert - Nicht die Hand in und ihm ein versühnendes Wort for­­­gern wolle, wie sonft üblich sei.­­ „Nein 1" 1 es kurz und kalt von dessen Lippen anrüf. mL „Mutter l­­ uise !“ hauchte Schubert, dann erlosch der Glanz seines;es ! Das Leben eines braven, ehren­­haften Mannes r durch die Hand eines gewissenlosen Wüstlings, der“ eine traurige Heldenthat noch stolz war, ausgelösht wort I­­­­­dant des Barons in kühlem Tone zu diesem. „Bringen Sie sich in Sicherheit,“ sagte der Sekun­­­­i sein. „Ich fahre mit­ den anderen Herren zurück, welche die Leiche des Ge­­fallenen begleiten.“ Nach kaum zehn Minuten jagte das Fuhrwerk des Barons mit rasender Schnelligkeit die nach Berlin führende Chaussee entlang. Es war eine traurige Pflicht, welche nun dem Freunde Schuberts oblag ; es galt, nachdem die Leiche des Braven nach Berlin gebracht worden und die nöthigen Schritte bes­hufs Bestattung bei den Behörden erledigt waren, den leg­ten Gruß des Sohnes der Mutter zu überbringen, und, was das Schwerste war, der Braut persönlich das legte Liebes­­zeichen, die lezten Grüsse des Gefallenen zu überbringen. Marmorkalt erschienen Luisens Züge, als der Gerichts­­rath von Wallheim seine betrübende Mittheilung in scho­­nendster Weise gemacht hatte. „Arme, arme Mutter !” rief sie einmal über das andere. Luisens Schmerz über den Tod dieses edlen, braven Mannes, für den sie so warme Freundschaft, wenn auch nicht Liebe empfunden, wurde durch heftige Selbstvorwürfe erhöht. Sie klagte sich an, sie sei Schuld an seinem Tode; denn nur ihretwegen, das ahnte sie sofort, hatte jenes Duell stattge­­funden. Sie klagte sich an, daß sie die hingebende Liebe ihres Bräutigams stets durch kühle Reserve zurückgewiesen, sie kam sich kalt und herzlos vor. Und vor allen Dingen beunruhigte es ihr Gewissen, den Assessor von Schubert über­­haupt mit ihrem Geschir verknüpft zu haben. Wäre er ihr fern geblieben, mieden worden, so wäre das Renkontre mit Wartenegg wer­­er wäre no) am Leben und die Jugend­­freundin der Frau Weichert hätte nicht als trauernde Mutter den einzigen Sohne zu beweinen. Luise gab sich mit einer fast an Verzweiflung grenzenden Heftigkeit ihrem Schmerz. Sie sc­hien das Unerhörte , nicht fassen zu können, schien es nicht für möglich zu halten, daß ein so blühendes junges Leben wirkli auf so frevent­­liche Weise vernichtet worden sei Luise glaubte sich inmitten eines s<weren Traumes zu befinden, aus dem sie jeden Augenblic erwachen müsse. „Nein, nein, Herr von Wallheim !“ sagte Luise endlich in einem Tone, als hätte sie das Gräßliche immer noch nicht begriffen. „Nicht wahr, ich hörte fals< — Herr von Schu­­bert ist vielleicht schwer verwundet — er bedarf meiner Pflege, und Sie kommen, um mir das zu sagen ?“ „So schmerzlich es mir ist, gnädiges Fräulein, noch einmal bestätigen zu müssen, was ich schon gesagt“, die Stimme des jungen Mannes zitierte vor Bewegung, „ich muß es leider wiederholen — mein armer Freund Richard von Schubert ist tot!" En ER Da schlug Luise die Hände vor das Gesicht und durch ihr Schichzen, welches laut und heftig bis in das Neben­­zimmer drang, wurde Frau Sophie Weichert herbeigerufen. Auch sie verwahr­ nun mit starrem Entgegen die erschütternde Nachricht. Frau Weichert verlor ihre Fassung gänzlich, und händeringend ging sie im Zimmer auf und ab. : hin, und die Trostesworte, welche Frau Weichert ihr — obwohl selbst heftig bewegt­­- spendete, blieben ohne Erfolg. „Und ich, ich bin Schuld an seinem Tode ! Meinetwe­­gen fand das Duell statt! Für mich gab er sein junges Leben hin!“ rief Luise unter heißen Thränen. „Aber mein gnädiges Fräulein“, sagte Wallheim trö­­stend, „das Benehmen des Barons war herausfordernd, er war augenscheinlich angetrunken und provozierte meinen Freund. Er hätte denselben auf jeden Fall an diesem Tage­­ zu einem Duell gezwungen, auch ohne ihren Namen damit in irgendwelche Verbindung zu bringen !“ Luise schluchzte Heftig und nach einer Weile sagte sie wehmuthsvoll vor sich hin : „Armer Richard ! Meine Thrä­­nen erweden dich nicht mehr vom Tode! Aber du wirst sicher gerächt werden ! Was ich thun kann, um den Frevler dem Arme der Gerechtigkeit zu überliefern, soll­ geschehen.“ Und unter Thrä­en fragte sie den Freund des Verstorbenen : „Weite Strafe trifft den Baron von Wartenegg, wenn man­ seiner habhaft wird .“ „Vier bis fünf Jahre Festung, gnädiges Fräulein", antwortete Wallheim.­­ (Fortsetzung folgt.) . TEE : H A és" s sf ez „anf . 7

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