Kaschauer Zeitung, Juli-September 1902 (Jahrgang 64, nr. 75-112)

1902-07-01 / nr. 75

Nr. 75. „Kasc­hauer Zeitung“ 1. Juli 1902. Kirchliches, . 3 — Von den neugewählten Priestern wurden als Ka­­pläne eingetheilt : Bert. Janovich nad Barnó, Ludwig Kristof nad A.­Mislye, Ludw. Lacz36 nad­ Szepst, Joh. Mad är nach Zemplen-Väsárhely, Bela Petsár nad Mo­­nok, Georg Szikora nad Nyars-Ardó, Jos. Szuhy nad­ Bodoköväralja, Em. Varga nad 3bora. Militärisches.­seitig . Laut BBl Nr. 21 vom 27. v. M. wurden gegen­­transferist: die Majore Ladislaus Nagy des JR 85 und Johann Klamm des IR 60. In Ruhe­­stand verlegt: Oberl. Vinzenz Patzelt des JR 34 zu Localdiensten geeignet; der Austritt aus dem Heere bewil­­ligt: dem Lieutenant i. d. Res. Eugen Ebner des Huß.­­Rgts 14. Ernennungen. — Der Verwalter des Lipötvärer Zuchthauses Ludwig Bukovics zum Kontrolor in demselben Zuchthause; den Lipötvärer Kanzlisten Andreas Zsobrovsky zum­­ Ver­­walter des Lipótvarer Zuchthauses und den Filavaer Kanz­­listen Johann Adolf Kompolti zum Verwalter des So­­proner Zuchthauses. — Festdiner. Im Prämonstratenserhause fand am Sonntag anläßig der Anwesenheit des hochwürdigen Präla­­ten Dr. Melchior Takács bei der Jahresschlußfeier des Obergymnasiums ein Festdiner statt, zu welchem auch die Spißen des Militärs und Civiles, der Administration und des Unterrichts, sowie der Bürgerschaft geladen waren. — Die Fahne des hiesigen Feuerwehr- und Nettervereins wurde am 29. b. in der Prämonstratenser­­kirche durch den hochn Prälaten von Jäps, Herrn Dr. Melchior Takács, vorgenommen, nachdem weder der recon­­valeszente hochw. Bischof, noc der erkrankte Stadtpfarrer selbe vornehmen konnten.*) | In der Kirche, wo vor dem Altare die schöne Fahne auf einem Tische lag, waren im Sanctuarium Pläne für die Fahnenmutter Frau Gräfin Franz Bongracz und meh­­rere Fahnen-Comitedamen (Darvas, Megay, Brody, Mol­­nar u. A.) und die geladenen Gäste aus dem Civil und Militär Pläge reservirt. Unter denselben bemerkten wir die hohe Generalität, viele Stabs- und Oberoffiziere der Gar­­nison, den Präsident der E. Tafel, den Herrn Bürgermeister und die Vertreter aller hiesigen Anstalten, Institute und Vereine, von welche letzteren einige mit Fahnen ausgerückt waren. Der Feuerwehr- und Rettungs­verein kam, 98 Mann stark, unter Commando des Commandanten Herrn Bela Mi­halik, mit Trommelschlag und Trompetenschall stramm­t, militärisch anmarschirt und nahm in der Kirche Aufstellung Nach der von Sr. Hochwürden dem Herrn Prälaten cele­­brirten hl. Messe hielt derselbe eine schöne Ansprache und weihte die Fahne und das Fahnenband, welches die Fahnen­­mutter spendirte, ein, worauf die Vertreter der verschiedenen Branchen, Aemter und Vereine­­ aufgeb­en wurden, deren Jeder mit einem kurzem Motto einen Nagel in den Fahnen­­schaft einschlug. Nach­ Beendigung des Nageleinschlagens übergab der hw. Prälat die Fahne an die Fahnenmutter, diese gab sie dem Commandanten des Feuerwehr und Ret­­tervereins und dieser den Fahnenjunkern und unter Veraus­tragung derselben erfolgte der Auszug aus der Kirche und das Defilee vor der Fahnenmutter, vor welcher die Fahne zum ersten Salut gesenkt wurde. Mit Stolz wird nun jeden Angehörigen dieses Vereins der Besitz dieser Fahne erfüllen, für deren Zustandekommen die edlen Frauen Kaschaus sich vereinten, deren Pathin die hochgeborene edle Gräfin ist, deren Gemal wieder als Präses obigen Vereines sich für dessen Aufblühen und Achtung­­lange kein Beweis seiner Schuld sein. Es war ja gar nicht anders möglich, es mußte noch alles an's Licht kommen und Guttmann gerechtfertigt aus der Untersuchung hervorgehen So hoffte Marie und flehte Gott um Guttmann's Errettung an, aber es war doch eine schreiliche Zeit, die sie mit ihrer Mutter durchleben mußte. Während der­ Erbe von Löwenfelde längst in kühler Erde ruhte und Guttmann unter der Anklage des Mordes stand, grämte er Marie und deren Mutter halbtodt. Sie ließen sich völlig in ihrem Schmerz gehen, da Weltenegg mit seinem fünftigen Schwiegervater nach Ungarn gereist war und ihnen keine Verhaftungsmaßregeln vorschreiben konnte. Kalternborn hatte durchaus nichts von dieser Reise­ wissen wollen, aber Weltenegg verstand es bekanntlich, seinen Willen Kaltenborn gegenüber durch einen einzigen Blick durch­­zusetzen. Für die zurückleibenden Frauen war es eine große Erleichterung, daß sie ungestört ihrem Schmerze leben konnten, und ruhig besprechen durften, was ihnen wie ein Alp auf der Seele lag. Wie sehr ging ihnen Guttmanns trauriges Schicsal zu Herzen. Marie weinte viel und flehte Gott Tag und Nacht an, den schreilichen Verdacht von dem Gefangenen zu nehmen und ihn zu befreien. Das angesammelte Material der Verdachtsgründe hatte sich jedoch gegenüber Guttmann nur vermehrt Es sprac­h sich herum, daß man die Akten schon an die Staats­anwaltschaft gesandt hatte. Die Mordsache kam wahr­­scheinlich in der nächsten Schwurgerichtsperiode zur Ver­­handlung. * * * Justizrath Bewern war von seinem Besuch bei der Frau Rechnungsrath Rose zurückgekührt und traf seiner Verabredung gemäß auf der Rückreise zu kurzer Rast bei dem Amtsrichter Schwertlein in Braunberg ein. Er hatte sich noch nicht gefegt, als er hervorsprudelte : „Heute Hatte ich interessante Reisegesellschaft. Euer reichster­ Großgrund­­besiger Herr Kaltenborn kehrte heute mit seinem künftigen Schwiegersohne von einer Reise zurück. Als ich Herrn Kosz­mar von Weltenegg gegenüber saß, kehrten meine Blide immer wieder zu seinem Antlig zurüc, als müßte ich durch»­ans erforschen, wo ich ihn schon einmal im Leben begeg­­net sein könnte. Ich weiß es ganz genau, fremd ist gewinnung energisch einseßt zur Sicherheit und zum Wohle seiner Mitbürger. Eljenek! — Nachtrag. Das Fahnenband zur Fahne des Feuerwehr- und Rettervereins ist in den blausgelben Farben des gräflichen Hauses Pongrácz gehalten und hat die von der Firma Geiger ganz selbstständig ausgeführte Devise: Ne lankadj nehéz munkában! Graf Pongrácz Ferenczné. — Das Volksfest am Sonntag war nicht so schön besucht, wie man es gehofft hatte, denn es war ein zu schöner Tag, der zweite schöne Tag und der erste schöne Sonntag nach langer Regenzeit, den Alles außerhalb Kasc­haus zu verbringen trachtete. Die mit ihrer neuen Fahne das erstemal ausgerückte Feuerwehr- und Retter-Abtheilung begann ihre programmmäßigen Produktionen zur festgesetzten Zeit, zu welcher auch die Fahne in das Wachtzimmer der Feuerwehr- und Rettungsstation mit Ehrengeleite zurück­­gebracht wurde. Der Ertrag des Volksfestes dürfte demnach nicht gerade lukrativ ausgefallen sein, denn auch die Tom­­bola, welche sonst immer bei jedem Volksfeste ziemlich gut ausfällt, wurde wenig einbrechender Dunkelheit in Anspruch genommen und mußte bei schon mit dem Verkaufe der Lose zu halbem und Drittelpreise begonnen werden, um die zahl­­reich no< vorhandenen Gegenstände loszubekommen. Die Tombola trug blos 183 K 24 h ein. Sonst war die Unter­­haltung in der Szechenyiau recht animirt, was wohl am meisten der C8ärda zu gut gekommen sein dürfte. Todesfälle. — Am 27. v. M. verschied zu Karacs8onmezö die k. u. Honvedhauptmannswitwe Frau Alexander Bosits geb. Maria Semsey de Semse im 72 Lebensjahre. — Promotionen. Dr. Rudolf Mostovics und Advocaturscandidat Job Ungar wurden an der Universität in Kolozsvár zu Doctoren der Staatswissenschaft promovirt. — Der Kaschauer Männergesangsverein wird seine am 28. wegen Mangel an Theilnahme nicht abge­­haltene Generalversammlung am 6. Juli abhalten. — Kinderasyle. Wie wir erfahren, wird Mitte Juli im Ministerium des Innern eine Enquete­nisationsstatut der staatlichen Kinderasyle das Orga­­nn Ver­­handlung ziehen. Sobald dieses Statut festgestellt ist, wird mit dem Bau der Asyle begonnen werden, bezüglich welcher figy in den verschiedensten Städten des Landes die weitest­­gehende Opferwilligkeit kundgibt. An der Enquete werden auch mehrere Fachmänner aus der Provinz theilnehmen. — Dienstinstruktion. Der Aderbaumeister hat die Dienstinstruction für Wassermeister und Wassermeister-Eleven festgestellt. Wassermeister sind in der Kassaer königlich un­­garischen Wassermeistersc­hule ausgebildete untergeordnete tech­­nische Organe, bestimmt für den Wasserdienst des Staates, der Wassergesellscaften und Privater. Die Instruktion wurde in der jüngsten Nummer des Amtsblattes veröffentlicht. — Als neuer Telefonabonnent ist unter Nr. 238 »Bärkäny J­ es fia szeszszabadraktárse ein­­getreten. — Hymen. Der Eu. k. Oberlieutenant Nicolaus Mayer des 5 LFRgts hat sich mit Frl. Etelfa, Tochter unseres allgemein hochgeachteten Mitbürgers Herrn Ludw. Kemény sen. verlobt. — Der Aufbau mehrerer Werkstätten in Ver­­bindung mit der Befseiungsanstalt ist bewilligt und sind die Kosten desselben mit 80.000 K präliminirt. Es ist für unsere Baumeister und Professionisten Ge­­legenheit geboten, sich dieses Baues zu versichern. Bädernachrichten.­­ Die lesten uns zugenommenen Ruflisten weisen die folgenden Frequenzziffern auf: Abbazia 13.464, ALS ö- Tetrafüred 41, Aussee 1059, Baden 8332, Bad Nau­­heim 8419, Gleichenberg 1050, Gmunden 1882, Gräfenberg- Freiwaldau 641, Ischl 3407, Karlsbad 22.776, Krapina- Töplit 1023, Lipis 1356, Marienbad 7813, Mattoni- dieses Gesicht mit der eisernen Ruhe nicht, aber ich kann es nirgends unterbringen.” " „Du bist so viel gereist, Onkel," sagte Schwertlein, da kannst Du ja leicht Herrn von Welteneggs Bekanntschaft in irgend einem Badeorte gemacht haben.“ „Wo mögen die Lewenfelder früher gelebt haben?" trug der Justizrath. Herrschaften „Ich weiß nichts Näheres darüber“, entgegnete der Amtsrichter, „aber die Polizei wird's wissen, die muß doch Einblick in ihre Heimathspapiere „genommen haben. Das fümmert uns aber wohl bei der ganzen Sache wenig." — Indessen Hatte die Hausfrau den Frühstüdstisck her­­gerichtet und nöthigte die Herren sich an ihrer Seite nie­­derzulassen und mit ihr auf das Wohl des Gastes anzu­­stoßen. Der geheime Justizrath war heute ein merkwürdig schweigsamer Gesellschafter, sein lebhaftes Naturell ließ ihn vollständig im Stich, auch b­at er dem le­eren Frühstür der Hausfrau wenig Ehre an. Alle paar Minuten ließ er Messer und Gabel auf dem Teller unbewußt liegen und starrte vor sich hin, als grübelte er einem Räthsel nach, welches er sich vergebens zu lösen bemühte. „Ich muß dieses steinerne Gesicht mit den flammen­­den schwarzen Augen kennen, ich muß," sagte er plöglic und schlug sich auf das Knie. „Es ist entsezlich wenn man so gar kein Gedächtniß für Personen mehr hat und sie mit seinen Gedanken nicht nach Hause zu bringen weiß.“ Warte es body nur ab, Onkelchen, es wird Dir sc­hon einfallen, und vielleicht dann, wenn Du gerade am wenig­­sten daran denkst. Jeßt thue nur meinem Tisch etwas mehr Ehre an, iß und trink und sei frohen Muthes, und dann,“ fügte die Hausfrau mit feinem Lächeln hinzu, „gestatte ich Dir huldvollst, heute Deinen gewohnten Spaziergang bis zur Grenze auszudehnen, da ich das Mittagessen auf eine spätere Stunde angeordnet habe. Alles Dir zu Liebe Onkelchen !,, „Das Fleisch wird wohl hart sein,“ meinte der Justizrath scherzend und drohte der jungen Frau mit dem Finger, „die Winkelzüge kenne ich von Mutter her. Es ist etwas mit dem Braten nicht in Ordnung. O diese Frauen ! Sie wissen uns schön hinter das Licht zu führen.“ (Fortsetung folgt:) Salzbach 338, Rohitsch-Sauerbrunn 437, Szi­ács 191, Ro­znau (Mähren) 301, Tátrafüred 326, Teplig-Schönau 1452, Trencs8on-Teplit 1746, Uj-Tätrafüred 165, Röslau 1755, Warasdin-Teplit 696 Personen. — Oesterreichischer Touristenverein komm­t wieder in die Tátra. (dt­.) Es ist das dritte Jahr, daß dieser Verein unter Führung des liebenswürdigen Dr. von Wingard in die Tátra kommt. Im vorigen Jahre machte Prof. Petrik Vice-Präsident des M. T. E. die Honours, dem sich der B Vicepräsident der Section Tátra anschloß. Die österreichischen Touristen fühlten sich bei uns sehr wohl, ge­­meinschaftlich die Schönheiten genießend, verbrachten wir viele sehr angenehme Stunden. Dieses Jahr leitet wieder Herr Dr. Wingard den Ausflug in die Tatra­ und sind die Tage vom 30. August bis­ 5. September in Aussicht genom­­men. Wir werden die Herren herzlich willkommen heißen! — Gratiskurs für Stotterer und an Sprach­­fehlern Leidende. Herr Bela Eserneczky, städtischer Schullehrer, theilt uns­ mit, daß er im Monate Juli einen Lehrkurs eröffnet für folge an Sprachfehlern lei­­dende Personen, welche bisher weder Gelegenheit noch Art fanden, an einem solchen Curse theilzunehmen, um das richtige und gute Sprechen zu erlernen. Wer an diesem Kurse theilnehmen will, wolle sich bei genanntem Herrn Lehrer Kukuricza-utcza 2 melden. Schulgeld wird nicht gezahlt. — Wohlthätigkeit. 19 Saecula waren nothwendig, bis wieder ein Stür Erde und darauf paar Tausend Men­­schen von heißbrennender Lava verschüttet, von der Erdfläche verschwunden sind. Im ältesten Alterthum waren es die entheiligten Städte Sodoma und Gomora, in welchen Got­­tesfluch gehauft, die ungerechten Menschen auf's Schreclichste das Dasein einbüßen mußten. Im römischen Cäsaxthum er­­eilte auch kein besseres Los die Mikropoles Herculanum und Pompeji, obzwar sich deren Einwohner schon vielleicht besser aufführten, denn jene Sodoma's. Und siehe!­im neuesten Saeculum kam eine oceanische Insel nicht einmal mit dem bloßen Schrecen davon, denn 39.000 ebenbürtige Lebende hatten ihre Seele in ein paar Sekunden ausgehaucht Und da rühmen sich noch die Geologen und sonstige wissenshaft­­liche Herren damit, daß sie das Geschiß der ewigen Natur in ihren Händen leiten, daß­ sie überhaupt schon so und so gescheidt sind! =­ Und siehe! Der Berg Pelee hat ihre Kunst zu­nichte, ihre Diplome lächerlich gemacht. Und dabei ist von einer französischen Wissenschaft die Rede, von jenen Geologen, die ihre Naturwissenschaft mit dem größten Löffel geschöpft ! Wenigstens so behaupten sie, die armen Franzosen, die in letzterer Zeit soviel Schichjalsschläge zu erdulden hatten! Nach Panama kam Dreyfuß, nach Dreyfuß Humbert, nach Humbert Martinique !' Wir Ungarn haben also das vollste Recht, sie bedauern zu dürfen ! Unsere edle, ritterliche Natur einigt sich doch in so vielen Einzelheiten mit derjenigen der Franzosen. Wir haben mit ihnen immer sympathisirt ! Aber auch sie mit uns! Als im Jahre 1879 die kön. Freistadt Szegedin von den überschäumenden Wellen der vereinigten Flüsse „Theiß und Maros" überschüttet im eigenen Bette ertrunken, zu Grunde gerichtet wurde, war es die höfliche französische Nation, die mit ihren herzlichen Spenden das ungarische Elend in der alten Theißstadt zu mildern wußte ! Nun also! Jetzt ist an uns die Reihe, daß wir die Güte und Her­­zensgaben der Franzosen erwidern ! Vielleicht hätten wir es auch ohne jeden Aufruf gethan! Desto besser, wenn unser Dichterkönig, der ewig, jung und frisch denkende Jokai in wunderbaren Zeilen unsere edlen Herzen zum Altar der Wohlthätigkeit führt, und wir, wie es einem Ungarn geziemt, unsere Portefeuille­s auf das Sa­­mtriffen niederlegen! Der Eine mehr, der Andere weniger, aber ein Jeder Etwas! So weit wäre Alles in bester Ordnung! Nun heißt es aber : » Dimidium facti, qui bene coepit, habet !« Sobald wir es gut begonnen, sind wir auch schon auf der Mitte des Weges! Und wenn wir so, auf der halben Laufbahn stehend, uns nach einigen Richtungen umschauen, erbliden wir leider, daß nicht nur nach Westen, aber allen Weltrichtungen, jedoch innerhalb der Grenzen unseres Vaterlandes es viel zu schaffen gäbe, überhaupt was Wohlthätigkeit betrifft! Es­ ist jedenfalls sehr schön, wenn wir unseren Nachbarvölkern, von denen wir Kunst, Wissenschaft erlernt, zeigen, daß auch wir schon keine Kannibalen sind, daß uns die Prudenz edle Er gelehrt, daß wir edel und sinnreich denken, jedoch vernach­­lässigen wir nicht unseren eigenen Familien- und Nations­­herd, unsere Waisen und Witwen, unsere Mitbürger, deren­­ Jammern und Schluchzen empor zum Himmel steigt, unsere Mitbürger, deren Schwäche unter den horrenden Lasten des allgemeinen Wohles vollkommen­ zusammenbricht. Von den­­ Karpathen bis zur Adria hören wir nichts Anderes, als keu­­chende Menschen unter der Last der immensen Steuern zu­­­­sammenbrechen ! Warum entsagt uns der Staat seine Wohl­­thätigkeitsgefühle und nimmt den Schwachen die Bürde nicht ab? Nach allen Gegenden der Windrose hören und lesen wir nichts anderes, als daß man in diesem Komitate 900, im anderen 1000, im dritten 1200 u. s. w. Laufpäße nach Amerika, nach dem neuesten, modernsten, gelobten Lande , ausgetheilt hat. Warum versagen wir diesen jämmerlich d­reinschauen­­den Individuen unsere wohlthätigen Portefeuille­s ? Oder ist es genügend, den Schein zu wahren, nach außen gut und fromm sein, zu Hause aber mit zugeknöpften Reden herumgehen­ wollen, Meine Herren! Wenn wir wohlthätig genannt werden müssen wir in erster Reihe unsere eigenen Fa­­milienherde wohlthätiger behandeln ! Bis dat, qui cito dat! Geben wir also einem Jeden, der verlangt, aber vernachlässigen wir nicht unser eigenes: Vaterland | Szepes-Tepliczi. — Eine N Reisezeitung. Die Mannigfaltigkeit­ der­ Beitungsliteratur ist eine so große, daß man glauben sollte, daß es kaum mehr ein­zes­bedürfnis gebe, zu dessen Befrie­­digung nicht bereits ein literarisches Unternehmen­ in­s Leben­ gerufen worden ist. Und doe werden fortwährend neue Bedürfnisse wahrgenommen, die wieder zu neuen Editionen­ führen. So entstand vor Kurzem in Prag ein Organ für das gesammte Reisewesen, von welchem bereits­ die 3. Nummer vorliegt. Der Titel dieser illustrirten Mo­­natsschrift ist: „Durch die Welt“ und ist dieselbe, durch“ die k. u. k. Hofbuchhandlung Moriz Perles in Wien“ gegen eine Pränumerationsgebühr von K 2:50 jährlich zu beziehen. Die ersten 3 Nummern sind sehr ansprechend ausgestattet­ und enthalten ganz besonders für Vergnügungsreisende: viel des Interessanten und Wissenswerthen. Da mit dem Bezug­ mit dem­ *) Zum größten Bedauern des Arrangirungscomites konnten die Einladungen zur Fahnenweihe erst im legten Augenblik versendet werden, da durch die Erkrankung des Bischofs das Programm umgeändert werden mußte und hiezu nur 3 Tage zur Verfügung standen.

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