Kaschauer Zeitung, Juli-September 1903 (Jahrgang 65, nr. 74-112)

1903-08-15 / nr. 93

Fünfundsechzigster Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau : Kassa, Hauptgasse Nr. 64. | KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. Abonnementspreise des Blattes : für loco mit Zustellung in's Haus ganzjährig K 10.—, halbjährig K 5,--, vierteljährig K 2.50 für das Inland mit Postversendungen „ 13.90. 004 „ 6.60. Man pränumerirt am Besten direkt und mittelst Postanweisung. Den­­­amstag, 15. August 1903.­­ Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 10 h. berechnet Inserate werden in ungarischer u. in deutscher Sprache aufgenommen. » » 3.30 . Neueste Machrichten. Die Verhältnisse in der Türkei rechtfertigen die An­­nahme der Mächten, daß das Einvernehmen Oesterreichs- Ungarns und Rußland nicht stark genug sei, um diesen Zu­­ständen ein Ende zu machen, wozu dann das Einschreiten Anderer nöthig erscheinen dürfte. Ungarn. Ein Budapester Abendblatt weiß zu melden, daß der frühere Ministerpräsident Graf Jul. Szapáry in Is<l gewesen sei und dort vom Monarchen in längerer Audienz empfangen wurde, um einen Bericht über die Situation zu h­atten. In politischen Kreisen ist von dieser Audienz nichts nut. In liberalen Kreisen wird an die Möglichkeit einer Wiederberufung des Grafen Khuen zur Bil­­dung eines Cabinets geglaubt, body sollen dem­­mal selbstverständlich weitestgehende Concessionen zugettan­­werden. Graf Albin Cs8áky und Dr. Aurel Münnig wur­den zur Audienz nach Wien berufen. pflegen. Es werden Besprechungen unter den Abgeordneten ge­­welche gewisse leitende Grundlage der Majorität taafaen sollen, mit denen sich auch die mit der Cabinets­­ilbung zu betrauende Persönlichkeit vertraut machen soll und auf deren Basis die sämmtl. Elemente der Majorität wieder einig werden könnten. Die Opposition kann ohne Preisgebung ihrer Grund­­lüge in die Bildung eines dualitischen Cabinets nichts drein­­reden und ein ihr genehmes Cabinet würde die Krone nicht acceptiren. Das Statarium in den kroatischen Gemeinden Gjelekovac und Mali Borkovac wurde aufgehoben. Oesterreich. Herrenhauspräsident Fürst Windischgräßl äußerte sich, daß es bei den unhaltbaren Zuständen in Ungarn nicht Oesterreichs Pflicht sei darüber nachzudenken, ob man die Personalunions, auf die man in Ungarn lossteuert, nicht sofort herbeizuführen trachten solle und dadurch verhindern, daß im Laufe der Jahre durch die Verwirklichung dieses Gedankens die wirthsc­haftliche Stellung von Ungarn auf Kosten der diesseitigen Reichshälfte nur gefördert werde. Allgemein gilt hier die Parole: „Bei Conzessionen an Un­­garn kein Ausgleich !" Deutschland. Reichskanzler Graf Bülow, der wegen des Kron­­zuthes am 11. in Berlin eingetroffen ist, wird nur einige Tage in Berlin bleiben und dann den unterbrochenen Som­­merurlaub wieder aufnehmen. Es ergibt sich hieraus, daß von einer Ministerkrise in Preußen keine Rede sein kann. Großbritannien. Das Amtsblatt veröffentlicht die Aufhebung des Ber­iotes der Waffenausfuh­r nach China. Das Oberhaus nahm die Zuderfonventionsbill, die iriste Landbill, die Transvaalanleihebill die Automobilsbill und das Geset über die militärischen Maßnahmen an. Aus dem Vatican. Se. Heil. der Papst wurde am 11. nach der Messe etwas unwohl und wurden die Empfänge einen Tag aus­­gelegt. Am 12. spazierte der Papst in den vaticanischen Gärten und fühlte sich vollkommen wohl. Montenegro. Die Opposition gegen die Einführung des Tabak­­monopols und anderer Steuerlasten wird durc­h den Prinzen Mirko gutgeheißen, wodurch eine Mißstimmung zwischen dem Fürsten Nikolaus und seinem zweiten Sohne entstanden ist, welche sich darin auch äußert, daß der Fürst anläßlich seiner und des Erbprinzen Danilo zeitweilger Abwesenheit nicht den Prinzen Mirko, sondern den Vojvoden Bozidar Petrovics zum Regenten ernannte und diesen mit außerordentlichen Vollmachten versehen hat. Türkei. Durch Sprengung der größten Eisenbahnbrü>e bei Djeodjeli sind Truppentransporte nach Monastir und Sa­­lonichi verhindert worden. Gegen Meißeleien der türkischen Truppen bei Monastir wird aus revolutionären Kreisen pro­­testirt. Man kann sagen, daß der größte Theil der europäi­­schen Türkei im flammenden Aufruhr stehe. Der Sultan drückte sein Beileid über die Ermordung des russischen Con­­suls aus. Serbien. Zum Commandirenden der serbischen Armee ist Arsen Karageorgiewics, der Bruder des Königs, ausersehen, der zur Zeit russischer Oberst ist. In Folge Differenzen zwischen dem Kriegsminister und den übrigen Ministern demissionirte das ganze Cabinet. Avakumovics hat wieder das neue Cabinet zu bilden. Brasilien. Die Souveränität Brasiliens über den größeren Theil Acres wurde von Bolivia anerkannt, das seinerseits für seine Ausgaben zu militärischen Zwecken eine Entsc­hä­­digung erhält. Am Madeirafluß wird ein Hafen angelegt. Von Manara wird eine Eisenbahn nach dem Madeirafluß gebaut werden. Nordamerika. Nach Rücktritt des Chefs der Bundesarmee General Nelson Miles wird diese Stelle nicht mehr besetzt, sondern der jeweilige Präsident wird zugleich auch das wirkliche Haupt der Armee sein; dafür tritt der Generalstab in­s Leben, dessen Chef General Young ist. Das System, welches sehhr abgeschafft worden ist, war in Kraft, seitdem George Washington den Befehl über die amerikanische Revolutionsarmee im Jahre 1775 übernahm. M San. focal-Nachrichten. — Kapellenweihe. Heute Samstag Vormittag um 9 Uhr geht eine Prozession naß Banks, wo Se. Hodw. Probstdomherr Andreas Kozora die durch den hier. Bürger Mich. Kalher aus öffentl. Spenden erbaute Kapelle ein­­weihen wird. Die Festpredigt wird Hw. Caplan Josef Hambor halten. — Gottesdienst. Anläßlich des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs findet im Cultus-Tempel der israel. Muttergemeinde Dienstag am 18. d. 11 Uhr Wm. ein feier­­licher Gottesdienst statt. — Franz 60 Die Bere Reliquien - Ausstellung am 20. September geöffnet 1 Gen­darmerie, Polizisten, Feuerwehr, Bahn­­und Postbedienstete K, an und kann vom Publikum bis täglich von 9—12 Uhr Vm. und 2­6 Uhr Nm., an jeden Don­­nerstag für den übrigen Wochentagen für b, an Sonn- und Feietagen für 30 h besichtigt werden zahlen b. Soldaten des Mann­­in Uniform nur an Wochentagen 10 n. — Das Kassaer Museum ist vom 1. April bis 30. September täglich von 9—12 Uhr und 3—5 Uhr Nm. und vom 1. Oktober bis 31. März von 9-12 Uhr geöffnet, Unentgeltlich am Sonntag, Dienstag, Mittwoch, Samstag und an auf Donnerstag fallenden Feiertagen. Mit 40 h Eintritt per Person am Donnerstag. Geschlossen ist dasselbe Montag und Freitag, dann am­­ Neujahrstag, vom Charfreitag bis inklusive den 2-ten Tag nach Ostern, an den Pfingstfeiertagen, den beiden Weih­­nachtsfeiertagen und deren Vortagen. Regen- und Sonnenschirme, Stöde und Pakete sind in ar Garderobe zu hinterlegen und ist per Stüd 6 h zu zahlen. — Die Elisabeth-Statuen-Enthüllungs-Feier in Bärtfa wird morgen den 16. mit folgendem Programme abgehalten : 1. Bor der Feier. 1. Um 10 Uhr Festgottesdienste in der r.­k. Kirche zu Bärtfafüred. Die Herren nehmen im Schiffe, die Damen im Oratorium Plaz. durch 2. Um °/,11 Uhr Aufzug zum Monument. Plazirung die Arrangeure nach den farbigen Entreekarten. II. Die Feier. 1. Hymnus. 2. Eröffnungsrede des Obergespans Dr. Eugen von Bardossy als Denkmalcomite-Präses,. 3. Festrede, geh. von Se. Exz. Geheimrath Dr. Albert von Berzeviczy. 4. , Erzsébet királyné" Gedicht von Em. Farkas, decl. von Frl. Gaby v. Bornemißa. 9. Bekränzung der Statue nach der festgelegten Rei­­henfolge. Josefsplatz-Schulgebäude — Schüler in Gruppen sc­hafftstandes, ist vom 26. Juli z. tk EKET TAB AOL Can. EHR ee neu I ENDETEN 25 FEES IGBERLGEAEGEHBIUEN át 37 WE SCHE FRS mm mn em nn Luna - << un <<< u <li m <<] " 460.) Zieuillekon. Dunkle Sebenswege. Roman von E. Eiben. NachdruF verboten. 24. Die Untersuchung. Wir errinnern uns, daß Staatsanwalt Hofmann dem Polizeipräsidenten von Branden erklärte, er wolle vorläufig von einer Verhaftung der Gräfin Alma von Straden ab­­sehen, die Untersuchung wider sie aber ganz im Stillen führen. Er hielt Wort. Durch den Polizeispion, Baron von Wildenthal, den wir schon flüchtig kennen gelernt haben, wurde er über alle Vorgänge in dem Sträden auf das Genaueste unterrichtet. Hause Grafen von Der Baron stand mit John, dem Diener des Grafen, in Verbindung und erfuhr von ihm gegen klingende Beloh­­nung alles­­ Wissenswerthe. Ebenfalls wurde einer der gewandtesten Geheimpoli­­zisten, Mary, mit Namen, mit den Nachforschungen über den räthselhaften“ Giftmord, dem die erste Gemahlin des Grafen von Straden zum Opfer gefallen war, betraut. Troß aller­ee wurde aber kein thatsäch­­licher Beweis wider die Gräfin Alma gefunden, allein der Verdacht, daß sie die Mörderin sei, verstärkte sich immer mehr. Wider die Gräfin sprach vor Allem ihr eigenthüm­­licher Gemüthszustand. Es sc­hien eine Folge ihres ruhe­­losen Gewissens zu sein, daß sie immer und immer wieder den Geist der ermordeten Flora zu sehen wähnte — ja, nur mehr, sie glaubte zu hören, daß diese Spulgestalt sie der Treulosigkeit­ anklage und sie auffordere, den Grafen zu verlassen. Das Märchen von der Präsident­in der Abendgesellschaft bösen Fee, das der Polizei­­des Grafen von Straden erzählt hatte, erlangte eine ungeahnte Verbreitung. Es wurde in den höchsten Kreisen der Gesellschaft immer und immer wieder erzählt. Man zischelte einander in die Ohren, daß mit der bösen Fee Niemand anders als Gräfin Alma von Straden gemeint­ sei und gelobte sich, sie und ihren Gemahl künftig zu meiden. Ja, es gab Zungen, welche behaupteten, der Graf selbst stehe der Bergiftung seiner ersten Gemahlin wahr­­scheinlich nicht fern. Der Graf ahnte davon nichts. Nun seine geliebte Alma so krank war, ging er er nicht aus dem Hause. Die Neugier trieb wohl Bekannte zu ihm; er empfing aber nur einige wenige Personen, die­­ er für seine Freunde hielt ; sie hüteten sich jedoch, ihm auch nur ein Wort über das Gerücht zu sagen, duch am Hofe wurde das Märchen erzählt und so kam es denn zu den Ohren des Königs. Der König war ein strenger, gerechter Herr. Er beschied sofort den befragte ihn über das Märchen. Polizeipräsidenten zu sich und Der Polizeipräsident berichtete. Er verschwieg nichts und sprach seine persönliche Ueberzeugung von der Schuld der Gräfin­­ Alma von Sträden aus. Die Zornesadbern schwollen dem­ König auf der Stirn an — seine Augen birgten. „Warum hat man die Schuldige nicht sofort in Haft genommen, Präsident ?" „Bürden Eure Majestät mir dafür die Verantwor­­tung nicht auf,“ verjeßte der Polizeipräsident, indem er sich ehrfruchtsvoll verneigte. „Ich rieb­ dem ersten Staats­anwalt, Herrn Hoffman, zur Verhaftung der Gräfin — er wollte davon nichts wissen.“ „Seine Gründe ?* 5 „Der Herr Staatsanwalt meinte, eine Verhaftung rechtfertige sich nicht, weil es an thatsächlichen Beweisen für die Schuld der Gräfin fehle. Sodann erinnerte er sich, daß sie und ihr Gemahl bei Eurer Majestät in hoher Gunst stehen =" lod Der König unterbrach ihn mit einem bitteren Auf­­achen: „lo aus Rücksicht auf mich unterblieb die Verhaf­­tung?! — Das ist verdammenswerth ! — Ein Mensch, dem ich meine Huld geschenkt habe, verliert sie in dem Augenblicke, wo er ein Verbrechen begeht. Sagen Sie dem Staatsanwalt, es sei mein Wille, daß er dem Geseße ges­mäß ohne Rücksicht auf die Person handle!" Wieder verneigte sich der Präsident tief. „Zu Befehl, Majestät 1" „Ein Staatsanwalt, der so handelt wie Hofmann, untergräbt die Autorität des Gesetzes,“ " fuhr der König im strengen Tone fort. „Hofmann präge sich den Grund­­satz ein, daß in meinem Staate alle Unterthanen vor dem Gesetz gleich sind. Berlegt er no<mals diesen Grundtag, macht er sich unwürdig zur ferneren Bekleidung eines so verantwortungsvollen Amtes. Ist die Gräfin schuldig, wird über sie das Todesurtheil ausgesprochen, will ich es unterzeichnen, "um dem Volke zu zeigen, daß bei mir das Leben des Hochgeborenen nicht höher im Werthe steht, als das des Niedriggeborenen !" Er winkte entlassend mit der Hand. Der Präsident ging rü>wärts zur Thür, sich einmal über das andere verbeugend. Er war in einer nieder­­geschlagenen Stimmung. Der König hatte ihn ungnädig behandelt. mann. Der­­ Präsident eilte sofort zu dem Staatsanwalt Hof Voller Erregung theilte er ihm den Inhalt seiner Unterredung mit dem König mit und erledigte sich des allerhöchsten Auftrages. „Sie haben das Vertrauen des Königs verscherzt, Herr Staatsanwalt,“ schloß er. „Warum haben Sie auch meinen Rath nicht befolgt und die Gräfin nicht verhaftet ? — Das Gegentheil dessen, was Sie befürchteten, ist einges­troffen — der König zürnt Ihnen jegt!" Der Staatsanwalt war wie niedergeschmettert, | j

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